Dreist und lebensgefährlich / CFS-MCS

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Beitragvon Lucca » Mittwoch 10. September 2008, 20:58

Hat jemand die Kraft für uns hier im Forum zuzsammenzufassen in Deutsch?

Die Studie aus Australien ist der Hammer und wenn solche "Erkenntnisse" Fuss fassen, sind sie unter Umständen
lebensgefährlich für MCS und CFS Patienten. Man meint nämlich man solle den Leuten ruhig die gleichen Anästhesien geben wie allen anderen auch. MCS nennen sie übrigens "IEI - vormals MCS". Den Spruch kennen wir woher, stimmt's?!


Anaesthesia for patients with idiopathic environmental intolerance
and chronic fatigue syndrome

M. McD. Fisher* and M. Rose

Royal North Shore Hospital of Sydney, St Leonards, NSW 2065,
Australia

* Corresponding author. E-mail: mfisher@med.usyd.edu.au

Background: Idiopathic environmental intolerance syndrome (IEI),
formerly known as multiple chemical sensitivity syndrome (MCSS), and
chronic fatigue syndrome (CFS) are controversial diseases and there
is little information in the literature regarding the appropriate
conduct of anaesthesia in such patients.

Methods: We studied 27 patients referred to our anaesthetic allergy
clinic with IEI and CFS and performed literature and web searches on
anaesthesia in these disorders.

Results: The patients had a significant incidence of adverse events
related to anaesthesia which were not allergic in nature. The adverse
effects usually occurred postoperatively and were self limiting.
Patients with IEI and CFS are not at risk of anaphylaxis and there is
no scientific evidence that any drug or technique is excessively
hazardous. Neither our patients nor the review of the scientific
literature supported available web-based recommendations for the
anaesthetic management of patients with IEL and CFS.

Conclusions: We suggest that the anaesthetist may be best to use the
technique they would use if the patient did not have CFS or IEI but
avoid drugs to which there is a history of adverse response.
Anaesthesia is likely to be associated with adverse effects in these
patients but the effects are not likely to be severe. A series of
recommendations for the safe and harmonious conduct of anaesthesia in
patients with CFS and IEI are provided.

Keywords: allergy; anaesthesia, adverse effects; chronic fatigue
syndrome; idiopathic environmental intolerance; multiple chemical
sensitivities

http://bja.oxfordjournals.org/cgi/content/short/101/4/486
Lucca
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Beitragvon Annamaria » Mittwoch 10. September 2008, 23:23

Lieber Lucca,
danke für deine heutigen Texte.

Dass die Autoren keine Ahnung haben, sieht man ja schon daran, dass sie nicht einmal den Namen der Erkrankung wissen, über die sie schreiben. Und "MCSS " wäre es auch nicht gewesen! (Ist M. Rose vielleicht aus Deutschland?)

Was schreiben sie?
Bei Patienten mit MCS und CFS traten nach Operationen, die unter Betäubung durchgeführt worden waren, Probleme durch die Betäubung auf. (Ich weiß nicht, ob mit "Betäubung" örtliche Betäubung mit Spritzen oder Vollnarkose gemeint ist.)
Jedenfalls waren diese Probleme nicht-allergischer Art und auch kein Schockgeschehen. Die Probleme hielten sich in Grenzen und vergingen von selbst wieder. (Was für ein Trost.)
Die Autoren schlagen vor, dass bei MCS- und CFS-Patienten dieselbe Betäubungstechnik angewendet werden soll wie bei anderen Patienten auch. Was das Betäubungsmittel selbst betrifft, solle aber nichts verwendet werden, was solche Reaktionen auslöst.
In der ungekürzten Fassung sollen Empfehlungen für Betäubung bei CFS und MCS vorgelegt werden.

Ob man diesen Empfehlungen trauen dürfte, erscheint mir fraglich. So super-gut informiert erscheinen mir die Autoren nicht, und ihre Erkenntnisse beruhen zum Teil nur auf Literaturdurchsicht.)

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Beitragvon Annamaria » Donnerstag 11. September 2008, 01:16

Ach nein! Schaut mal an, was ich gerade gelesen habe, in der RKI-Studie:

Für die Zusammenstellung eines Fragebogens zur Erfassung psychosozialer Bereiche und
relevanter psychometrischer Aspekte wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, der folgende
Personen angehörten: ... Herr Dr. M. Rose (Berlin) ...

So boshaft können meine Vermutungen gar nicht sein, als dass sie nicht zuträfen!

Annamaria

Aus: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf
und dort S. 75 oben
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Beitragvon Clarissa » Donnerstag 11. September 2008, 06:54

Wie ich das gelesen habe ging sofort das rote Warnschild RKI Studie an, komisch man erkennt es schon innerhalb der ersten 2-3 Sätze! Deutschland schafft es, MCS wird abgeschafft!
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Beitragvon Frank-N-Furter » Donnerstag 11. September 2008, 10:28

Welch verschlungene Pfade die sich da unseren wachsamen Augen öffnen.
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Beitragvon Annamaria » Donnerstag 11. September 2008, 12:03

Liebe Clarissa,
Deutschland wird MCS nicht abschaffen können, so jedenfalls nicht!

Die Umweltambulanzen sorgen aber dafür, dass sie selbst in Zukunft wahrscheinlich verschwinden, so überflüssig wie sie im Grunde sind.

Und die deutschen "Forscher" und "Behandler" sind bislang sicher am Tod vieler Erkrankter Schuld, da sie den Erkrankten eine angemessene Therapie vorenthalten. Eine Sauerei!

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Beitragvon Pennylane » Donnerstag 11. September 2008, 13:29

Für diese Sauerei werden sie bezahlen.
Ich glaube an eine höhere Gerechtigkeit und ich gönn sie ihnen.

Das Sein oder Nichtsein von MCS können sie in der Tat auf diesem Niveau das sie vorgeben nicht entscheiden. Auch nicht durch ihre dünnen Publikationen zur Aufhetzung des Volkes gegen MCS in Zeitungen wie der Apothekenumschau. Dazu gehört mehr als "IEI vormals MCS" und die "Betroffenen gehört unser Mitgefühl für ihren hohen Leidensdruck".
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Beitragvon Juliane » Donnerstag 11. September 2008, 16:47

Zitat:


"Und die deutschen "Forscher" und "Behandler" sind bislang sicher am Tod vieler Erkrankter Schuld, da sie den Erkrankten eine angemessene Therapie vorenthalten".

Liebe Annamaria,

ich schätze, die deutschen Forscher und Behandler würden Dir Eis-kalt antworten,
dass es die uneinsichtigen Patienten sind, die sich nicht nach ihren Vorstellungen diagnostizieren und therapieren lassen wollen.

Das wäre auch ein Fall für Serena Fröhlich: Eine Untersuchung der Fragestellung, welche Umwelteinflüsse bei Menschen einen Mangel ein Empathie hervorrufen.

Warum es ausgerechnet in unserem Land zur Verleugnung einer Erkrankung kommt, die in keinen anderen Land der Welt auf derartige Mechanismen stößt, dazu fällt mir immer eine Argumentation von Oskar Negt und Alexander Kluge ein:

"Menschen in verschiedener sachlicher und emotionaler Geschwindigkeit hören einander nicht zu, auch wenn sie Worte wechseln (...) Wenn sie einander hören wollten , so müssen sie sämtlich bremsen oder beschleunigen, d.h. mit Kunstgriffen und aus natürlichem Vermögen eine Situation aufbauen. Ihre Vermögen dazu stammen wiederum aus früheren Wurzeln, je nachdem, wer ihnen als Kind zugehört hat, zu welchem Hinhören sie bei sich oder Anderen Vertrauen entwickelt haben. Man kann einen solchen Prozess der Zuwendung als Urzelle von Aufklärung begreifen."(Geschichte und Eigensinn, S.999f)

Wenn wir Forschungsberichte, Studien, Aufsätze, Interviews der mit MCS befassten universitären deutschen Mediziner lesen, stoßen wir immer auf dieselben Schlüsselwörter, immer auf dieselben Floskeln. Keine differenzierte Argumentation nur Floskeln. Vielerorts hört es sich schon gebetsmühlenhaft an, was man liest.

Natürlich kann man sagen, die Mediziner stehen in Lohn und Brot bei Arbeitgebern, die das so wollen. Das wäre die objektive Seite dieses Verhaltens.

Die subjektive Seite allerdings zeigt ein mangelndes Vermögen zum Hinzuhören mithin ein Mangel an Empathie. Ein Mangel am Gefühl für das Leiden Anderer. Ein Mangel, der schlussendlich Aufklärung verhindert.
Sereana Fröhlich ist eine einfallsreiche Forscherin. Was ihr wohl zu den Auffälligkeiten deutscher universitärer Umweltmediziner einfallen würde?
Liebe Grüße Juliane
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Beitragvon Lucca » Donnerstag 11. September 2008, 20:55

Ein ziemlicher Hammer den Du herausgefunden hast Annamaria.
Interessant wie man versucht die "Message" über den Globus zu streuen.

Danke, dass Du übersetzt hast für uns.
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Beitragvon Annamaria » Donnerstag 11. September 2008, 22:05

Liebe Juliane,

was Serena einfallen würde zu den Auffälligkeiten deutscher universitärer Umweltmediziner, kann ich jetzt leider nicht sagen.
Darum bleibe ich bei dem, was mir zu deinem Beitrag einfällt.

Dein Zitat zur "Ursachenforschung bei den deutschen Forschern" von Oskar Negt und Alexander Kluge ist sehr interessant und gut.
Und du selbst sagst: "Ich schätze, die deutschen Forscher und Behandler würden Dir Eis-kalt antworten, dass es die uneinsichtigen Patienten sind, die sich nicht nach ihren Vorstellungen diagnostizieren und therapieren lassen wollen."

Ja, das sagen die deutschen Forscher und Behandler wohl tatsächlich. Allerdings auch dann, wenn sich die Patienten nach ihren Vorstellungen diagnostizieren und therapieren lassen!

Man müsste diesen deutschen universitären Umweltmedizinern mal auf die Finger klopfen!
Sie haben in ihrer Position als Ärzte und mit dem Auftrag zu Forschung und Lehre nicht nur moralisch, sondern auch juristisch gewisse Verpflichtungen:
erstens: Sich über den anerkannten Wissenschaftsstand in ihrem Berufssektor zu informieren, ihn zu akzeptieren und zu befolgen.
zweitens: Die Therapie, die sie einschlagen, dahin gehend zu betrachten, ob sie wirksam ist.

Was tun sie aber?
Sie ignorieren Anerkanntes und schlagen abwegige Therapien ein, die völlig wirkungslos sind.

Wenn sie "andere Diagnosen" hervorkramen, etwa MCS-Erkrankte mit MCS-bedingten Verdauungsstörungen diagnostizieren als Fälle für Gastroenterologen: Konnte MCS-Erkrankten mit MCS-bedingten Verdauungsstörungen jemals dauerhaft wirkungsvoll von den Gastroenterologen geholfen werden? Nein.

Wurde MCS-Erkrankten, die in die Psycho-Richtung diagnostiziert und behandelt wurden, dadurch jemals ursächlich geholfen? Nein.

Und all das wissen diese Forscher auch, oder müssten es wissen!

Für das momentane Verhalten dieser "Experten" gibt es einen Namen: Quacksalberei.

Liebe Grüße
Annamaria
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Beitragvon Lucca » Freitag 19. September 2008, 09:08

Korrekt Annamaria,
psychische Diagnose, Psychopharmakabehandlung, ins Abseitsstellen hat nicht geholfen.
Nachweislich nicht geholfen, denn keiner hat einen Fall darstellen können, wo diese
Maßnahmen dazu geführt hätte, dass sich die MCS in Luft aufgelöst hat.
Diese aggressive, menschenverachtende Methode hat ausschließlich zusätzliches Leid und hohe Kosten verursacht.

Chemikaliensensible denen schnell genug und angemessen geholfen wird, können weiter in der
Gesellschaft leben und arbeiten. Also wo hängts?
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Beitragvon Mia » Freitag 19. September 2008, 21:30

Schon lange träume ich davon, einen Sponsor zu finden, der eine "Goldene Zitrone"
für uns entwirft und herstellt. Dann könnten wir all den Personen, die verhindern, MCS als Erkrankung publik werden zu lassen und eine entsprechende medizinische Versorgung zu realisieren, mit Information der Medien diese "Auszeichnung" überreichen. Sicher gelingt es uns, dafür Menschen zu finden, die, stellvertretend für uns ( da wegen MCS wir wahrscheinlich nicht immer vor Ort sein können) die "Goldene Zitrone" überreichen. Läßt sich dieser Traum realisieren?
Wie denkt Ihr darüber?
Mia
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