von Anne » Sonntag 11. September 2005, 16:38
Hallo PPirx,
habe gerade noch mal in den Link reingeschaut, da kann es einem ja regelrecht übel werden. Das ist freilich Hetze gegen MCS-, CFS- und Fybromyalgiekranke auf's "Feinste". Mir scheint das Ganze sehr von der chemischen Industrie geleitet und von willigen Ärzten ausgeführt.
Zugegeben, "Genozid" hört sich hart und vielleicht sogar für manchen übertrieben an. Aber man muss auch mal überlegen, wieviel Menschen jährlich weltweit an den Folgen der chemischen Umweltvergiftung sterben. Da sind die Baumwollarbeiter, die in jeder Saison mit Gift die Felder besprühen müssen, wobei sie selbst, falls sie es überleben, oft unheilbar krank werden. Dann sind die vielen anderen Menschen, die auch berufsbedingt unaufgeklärt mit Giften hantieren müssen und in der Folge an Tumoren durch Zellentartung nach Gifteinwirkung sterben müssen. Dann sind die vielen Giftcocktails in Möbeln, Teppichen, Autoabgasen, krebserregende Feinstäube durch Müllverbrennungsanlagen, Gift in allen Nahrungsmitteln (egal ob Obst, Joghurt, Wurst oder Gemüse) und Gift in vielen Kosmetika- und Reinigungsprodukten oder giftige Zahnmaterialien. Die Giftpalette ist mittlerweile schon unendlich groß und jeder Realschüler weiß, dass Gifte auch untereinander zusätzlich giftige Verbindungen eingehen, die ebenfalls stark schädigende Wirkungen haben können.
Kein Arzt ist so dumm, dass er nicht weiß, was eine schleichende Vergiftung für Auswirkungen haben kann, die in Form von unzähligen kleineren Mengen Giften täglich auf den Menschen einwirkt. Da können nur die gesundheitlich Stärksten überleben bzw. die Leute, die genügend Geld haben und nicht auf die giftbelasteten Billigwaren angewiesen sind, sondern sich die teueren, aber oft qualitativ besseren ungiftigen Produkte leisten können.
Als besonders hinterhältig finde ich diese Vorgehensweise, weil kaum ein Mensch nachweisen kann, wie seine Erkrankung entstanden ist, es steht ja an einer Erkrankung nie dran, woher sie kommt. Oder konnte schon jemals ein Krebspatient nachweisen, welches von den vielen Giften es war, welches hat seine Zellen entarten lassen? In seltenen Fällen mal höchstens ein berufsbedingt Erkrankter, aber selbst da ist es oft schwierig und es wird oft vertuscht.
Wenn die Krankheit da ist, freuen sich aber die Pharmakonzerne, damit sie wieder neue Absatzmöglichkeiten haben. Die Konzerne treiben ein böses Spiel mit den Menschen, die oft unwissenderweise zu "Versuchskaninchen" gemacht wurden. Es geschieht alles heimlich, man hat keine Chance sich zu wehren, weil man ja nicht mal weiß, welche Gifte man mit einem Apfel zu sich nimmt.
Wieviele Millionen Menschen sind es, die für einen möglichst hohen Profit der Konzerne und damit Machtbesitz sowie Karrieredenken von Ärzten schon ihr Leben lassen mussten?
Ich sehe da bei weitem nicht nur die MCS-Patienten als Betroffene an. Nebst der in den letzten Jahren drastisch gestiegenen Zahl von Krebspatienten gibt es noch viele andere Erkrankungen, die auf Gifteinwirkung zurückzuführen sind. Sie alle werden im Stich gelassen, damit einige wenige sich viel Geld und Macht aneignen können.
Erich Schöndorf schrieb ein Buch "Von Menschen und Ratten" über die von der Industrie Vergifteten, von der Justiz und vom Staat Alleingelasseneneinen, mit einem bemerkenswerten Vorwort von Günter Wallraff, die eine traurige Wahrheit offenbart.
Hier ein Ausschnitt:
Erich Schöndorf
"Von Menschen und Ratten"
Über das Scheitern der Justiz im
Holzschutzmittel-Skandal
Mit einem Vorwort von Günter Wallraff
und einem Kommentar von Hans See
Die Risiken des technischen Fortschritts waren lange tabu. Die Inszenierung der Habenseite - z.B. Automobile, Wegwerf-Geschirr, Kunstdünger, Insektenspray - verstellte den Blick aufs Soll: kranke Menschen und zerstörte Natur.
Doch der Staat bleibt untätig. Und auch die Justiz, für viele ein zentraler Hoffnungsträger, verweigert sich, läßt Betroffene im Stich, während Konzerne ungehindert Profite machen.
Wie das im Detail aussieht und warum das so ist, erzählt Erich Schöndorf, Professor für Umweltrecht, exemplarisch am Holzschutzmittel-Fall, den er als Staatsanwalt mehr als zehn Jahre lang bearbeitet hat. In einer fesselnden Geschichte erfährt der Leser, wie es gelungen ist, die Schädlichkeit der Stoffe nachzuweisen, gekaufte Gutachter zu überführen, manipulierte Grenzwerte zu entlarven und die verantwortlichen Firmenbosse als skrupellose Kriminelle auszuweisen, die von den Zusammenhängen wußten.
Daß es letztlich dennoch nicht gelungen ist, die Täter zu bestrafen und die Opfer zu rehabilitieren, hat nicht allein mit der perfekt organisierten Macht der Konzerne zu tun. Auch und vor allem die Justiz steckt tief im Sumpf von Verantwortlichkeit und Schuld.
Doch nicht nur die Schäden nehmen zu, auch die Bereitschaft der Betroffenen, sich zu wehren, wächst. Erich Schöndorfs Buch ist ein Plädoyer für eine veränderte Justiz, eine dritte Staatsgewalt, die Werte wie Leben, Gesundheit und saubere Umwelt endlich wieder dort einstuft, wo sie hingehören: oberhalb von Wirtschaftsinteressen.