Umwelterkrankungen:
Unbekannte Ursache, böse Wirkung
Wer häufig unter Kopfschmerzen leidet oder sich ständig müde fühlt, obwohl er genug schläft, macht sich Gedanken über die Ursachen. Könnte das Holzregal, das im Baumarkt so billig verkauft wurde, Giftstoffe ausdünsten? Sind die Abgase, die von der Hauptverkehrsstrasse in die Wohnung ziehen, schuld? Über Umwelterkrankungen wird viel geredet, doch wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse gibt es kaum. Den Betroffenen hilft das wenig: Ihre Lebensqualität ist durch Krankheiten wie dem Chronischen Müdigkeitssyndrom CFS, der Sick-Building- oder Gebäudekrankheit sowie der Multiplen Chemikalien-Sensibilität stark eingeschränkt. Sie leiden unter Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Hals-, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und unerklärlicher Müdigkeit. Die DAK warnt jedoch davor, sofort eine Umweltkrankheit zu vermuten, wenn diese Befindlichkeitsstörungen ab und zu auftauchen. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder ein größeres Schlafbedürfnis können unzählige andere Ursachen haben.
Erst, wer länger als ein halbes Jahr durch die genannten Gesundheitsstörungen mindestens die Hälfte seiner geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit einbüßt, ohne dass andere körperliche oder psychische Ursachen vorliegen, könne eine Umweltkrankheit vermuten. So definiert Professor Reinhard Plassmann, Experte für Umwelterkrankungen an der Burgklinik Stadtlengsfeld das Krankheitsbild. Das trifft nach Angaben der DAK aber nur auf ungefähr einen von zehntausend Menschen zu.
Vage bleibt die Diagnose "Umweltkrankheit" allemal, denn die Ursachen sind völlig unklar. Mediziner vermuten, dass Umweltgifte einschließlich Quecksilber, aber auch Viruserkrankungen, Störungen des Immunsystems oder des Hormonhaushaltes eine Rolle spielen. Darum ist es auch schwierig, Umweltkrankheiten zu behandeln: Die Probleme lassen sich nicht an der Wurzel packen, weil die Wurzel im Verborgenen bleibt. So fühlen sich Patienten selten besser, nachdem sie ihre Amalgamplomben gegen kostspielige Goldfüllungen haben austauschen lassen. Auch aufwendige Wohnungsrenovierungen, bei denen beispielsweise formaldehydhaltige Möbel entfernt werden, wirken sich selten direkt auf die Gesundheitsstörungen aus. Andererseits führen Umwelterkrankungen unbehandelt häufig in dauerhafte Arbeitsunfähigkeit. Das hat für die Betroffenen nicht nur finanzielle, sondern oft auch soziale Folgen.
Die DAK hebt die psychologische Betreuung der Patienten als besonders wichtig hervor: Durch sie sollen die Betroffenen lernen, mit ihrer chronischen Krankheit umzugehen, um nicht in die totale Isolation zu geraten.
Mehr Informationen zu diesem Thema enthält die aktuelle Ausgabe des DAK-Magazins "Praxis+Recht". Es ist in jeder DAK-Geschäftsstelle kostenlos erhältlich.
Erscheinungsdatum:
13.01.2000
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