Psychosomatische Beschwerden mit Umweltbezug

Psychosomatische Beschwerden mit Umweltbezug

Beitragvon Gatano » Montag 26. Oktober 2009, 20:15

In Arztpraxen, Kliniken und Gesundheitsämtern kommen zunehmend Patienten, die über verschiedenartige, unspezifische Beschwerden klagen, als deren Auslöser sie eine Vielzahl chemisch uneinheitlicher Stoffe vermuten. Dabei ist bemerkenswert, dass die verdächtigten Umweltfaktoren von der Allgemeinbevölkerung toleriert werden. Deshalb wurden bundesweit zwei Multizenterstudien durchgeführt, die nähere Einblicke in dieses Beschwerdebild liefern sollten. Das Ergebnis fasst ein Aufsatz in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) dahingehend zusammen, dass es sich bei den "Umweltpatienten" um psychisch besonders empfindliche Patienten handelt, dass sich aber eine Exposition als ursächlicher Faktor für eine umweltbedingte Störung bei den wenigsten Patienten bestätigen ließ. Vielmehr konnte bei den meisten Patienten eine psychische Störung nachgewiesen werden, vorwiegend aus dem Kreis somatoformer Störungen, die meist schon lange vor den umweltbezogenen Beschwerden begonnen haben. Die Patienten, die ihre gesundheitlichen Beschwerden den verschiedensten Umweltfaktoren zuschrieben, wiesen im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich häufiger psychische Störungen auf. Neben den somatoformen Symptomen fanden sich depressive Episoden und Angst- und Zwangsstörungen, oft in Kombination miteinander. Bei dieser Einschätzung gab es zwischen den verschiedenen, an der Studie teilnehmenden Zentren kaum Unterschiede. Der schwer zu führende Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Exposition und Beschwerden sollte jedoch einer adäquaten Behandlung von gesicherten psychischen Störungen nicht im Wege stehen.

Psychische Störungen bei Umweltambulanzpatienten.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 3/4;
S. 162-171.

Dr. med. Anne Dietel, Business Solutions Medicine Online GmbH, Berlin.



http://dr-mueck.de/Wissenschaftsinfos/Umwelterkrankungen-Psychosomatik.htm
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Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 27. Oktober 2009, 02:22

Ein Teufelsbraten diese Mücke.
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Beitragvon Phönix » Sonntag 1. November 2009, 18:31

Ist doch gut möglich das die voran gegangenen Angst- und Zwangstörungen auch schon durch Chemikalien verursacht wurden. MCS kommt oft schleichend und ändert die Gehirnchemie. Das darf nicht vergessen werden.

Interessieren würde mich ob es plausible Ursachen für die entwickelten Angst- und Zwangstörungen gibt - außer denen einer langjährigen chemischen Exposition in Verbindung entsprechender Gendefekte oder HWS Traumata, die die Bluthirnschranke beeinflussen.
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Psychosomatische Beschwerden mit Umweltbezug

Beitragvon Maria Magdalena » Sonntag 1. November 2009, 22:18

Mit Angst- und Zwangsstörung meint dieses Insekt Angst vor Chemikalien und den inneren Zwang, sie weitgehend zu meiden. Das ist psychosomatisch, z. B. wenn jemand ein Buch über die Schädlichkeit von Chemikalien gelesen hat, das bei ihm übertriebene Angst davor entstehen lässt und er sich infolge dessen krankhaft einbildet, er muss jetzt Chemikalien aus dem Weg gehen, weil sie gefährlich sind.

Dieser Vermeidungszwang kommt von innen, obwohl derjenige keine Beschwerden durch Chemikalien hat, also es liegt keine körperliche Ursache vor, sondern eine psychische. Im Laufe der Zeit kann er sogar bestimmte Symptome entwickeln, die allerdings ganz anders sind als die MCS-Symptome. Auch eine Laboruntersuchung würde keine auffälligen Entzündungsparameter bzw. Vitalstoffmängel ergeben. Die gleiche psychische Störung hätte man auch bei Angst vor harmlosen Gegenständen jeglicher Art, vor unbekannten harmlosen Personen u. v. m.

Bei MCS liegt keine Angst, sondern eine echte entzündliche Reaktion des Nerven- und Immunsystems auf Schadstoffe vor, die man sogar messen kann, sowie bestimmte Mängel und Entgleisungen des Stoffwechsels und Störungen des Hormonsystems, die niemals psychisch verursacht werden können, sondern die Folge chemischer Schäden sind, also nichts Psychosomatisches. Auch psychische Auffälligkeiten bei MCS gestalten sich ganz anders und weisen ein bestimmtes pathologisches Muster der entsprechenden Laborwerte auf.

Auch wissen die meisten MCS-Patienten oft viele Jahre lang nicht, voher ihre Symptome kommen, und benutzen gerne viele Chemikalien, ohne zu ahnen, dass sie damit ihre MCS verschlimmern, sind sogar zum Teil wahre Chemiefanatiker und -Liebhaber, was ihnen zum Verhängnis wird. Also fehlt hier die psychosomatische Pathogenese völlig.

Man muss die Begriffe klären, sonst gibt es Missverständnisse. Die blöde Mücke meint, dass wir Angst hätten, und damit liegt dieser Schädling völlig falsch. ;-)

Wir haben keine Angst vor Schädlingen, sondern wir hüten uns nur vor ihnen, was genau richtig ist. :-)
- Editiert von Maria Magdalena am 01.11.2009, 21:26 -
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Beitragvon Maria Magdalena » Sonntag 1. November 2009, 22:38

Eine weitere plausible Ursache für Angst- und Zwangsstörungen ist eine Quecksilbervergiftung, ohne Vorliegen einer MCS. Auch kleine Mengen reichen aus bei entsprechender Disposition, denn Quecksilber ist ein Nanogift.

Blei ist auch bekannt für seine schädigende Wirkung auf die Psyche. Außerdem soll Blei die Giftigkeit von Quecksilber um das 1000fache steigern.
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Beitragvon Phönix » Sonntag 1. November 2009, 22:54

Eben drum @Maria Magdalena

Angst- und Zwangsstörungen können durchaus vorhanden sein.
Nur müssten die Neurologen auch heraus finden wollen woher diese Störungen wirklich kommen.

Ich hoffe sehr das die altertümliche Psychologie, die grösstenteils auf Grund von Thesen beruht, und für Erkrankungen eingesetzt wurde, für die man keine Ursache erkennen oder finden konnte, bald ein Ende hat.
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