Bezeichnung IEI statt MCS ein Flop

Bezeichnung IEI statt MCS ein Flop

Beitragvon Melville » Mittwoch 17. März 2010, 22:24

Fachlexikon Arbeitsmedizin


Multiple Chemical Sensitivity Syndrome (MCS)

In den letzten 20 Jahren werden zunehmend Patienten mit multiplen unspezifischen Beschwerden registriert, als deren Auslöser die Betroffenen eine Vielzahl chemisch uneinheitlicher Stoffe und Verbindungen vermuten. Das als Multiple Chemical Sensitivity Syndrome (MCS – in Deutsch: Multiple Chemikalien-Sensitivität) bezeichnete Phänomen wird üblicherweise durch die folgenden Fallkriterien nach Cullen (1987; 1994) charakterisiert:


•Die Störung ist erworben, meist im Zusammenhang mit einer belegbaren bzw. nachvollziehbaren Fremdstoffexposition (einschleichender Beginn aber nicht ausgeschlossen).
•Die Patienten berichten über eine multiple (mehrere Organsysteme betreffende) Symptomatik.
•Die Symptome treten besonders in Verbindung mit niedrigen und chemisch verschiedenartigen Fremdstoffexpositionen auf, die in der Bevölkerung üblicherweise toleriert werden und deutlich unter den toxikologischen Schwellenwerten liegen.
•Die Symptome sind nicht durch bekannte organische Erkrankungen oder bekannte Funktionsstörungen bedingt (Ausschlussdiagnostik).

Wegen der im Wesentlichen ungeklärten Ätiopathogenese des MCS-Phänomens ist die Bezeichnung „Multiple Chemical Sensitivity“ in sich missverständlich. Diese Problematik veranlasste eine internationale Arbeitsgruppe bereits 1996 zu der Empfehlung, den Begriff „MCS“ aufzugeben und stattdessen die neutralere Bezeichnung „Idiopathic Environmental Intolerances“ (IEI) zu verwenden. Für IEI wurde die folgende Arbeitsdefinition vorgeschlagen: Es handelt sich um eine erworbene Störung mit multiplen, rekurrierenden Symptomen, die mit diversen Umweltfaktoren, die von der Mehrzahl der Menschen toleriert werden, assoziiert sind, wobei sich die Symptome nicht durch eine bekannte somatische oder psychische Störung erklären lassen (IPCS 1996). Während nach der auf Cullen zurückgehenden Fallcharakterisierung lediglich organische Erkrankungen und Funktionsstörungen bei der Ausschlussdiagnose zu berücksichtigen sind, fordert das IEI-Konzept auch die differenzialdiagnostische Berücksichtigung psychischer Störungen (Dietel et al. 2006). Trotz dieser umfassenderen Definition hat sich die Bezeichnung IEI bis heute nicht durchsetzen können, so dass weiterhin MCS als Terminus Verwendung findet.

Dieser Eintrag ist ein Auszug aus dem Medizinischen Lexikon der beruflichen Belastungen und Gefährdungen, K. Landau - G. Pressel (Hrsg.), 2., vollständig neubearbeitete Auflage 2009.


http://www.asu-arbeitsmedizin.com/Fachlexikon-Arbeitsmedizin/Multiple-Chemical-Sensitivity-Syndrome-MCS,QUlEPTI0MTM0NSZNSUQ9MTA2MTk4.html
Melville
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