Wie immer: "Psychosoziale Aspekte wichtiger als die physikalischen oder chemischen"
"Für die Presse fasste der Organisator Prof. Mühlendahl zusammen: "Unsere oft egoistische, verbraucherorientierte Produktions- und Konsummentalität ist nicht enkeltauglich. Verbrauch der endlichen fossilen Energieträger, Klimaerwärmung und Verschwinden des stratosphärischen Ozons, die ungelöste Frage der atomaren Endlagerung, Abholzung der tropischen und nördlichen Wälder sowie Verlust der Artenvielfalt - das sind die in der Zukunft wahrhaft bedrohenden Umweltfaktoren."
Es sei deutlich geworden, betonte von Mühlendahl, dass die aufgezählten psychosozialen Aspekte der Umwelt für die aktuelle Gesundheit unserer Kinder weit wichtiger seien als die physikalischen oder chemischen. Was ganz und gar nicht heiße, dass diese Faktoren zu vernachlässigen seien. Bedenklich sei etwa, dass in den vergangenen Jahrzehnten kaum oder nur langsam abbaubare Substanzen wie Duftstoffe, Weichmacher und etwa für atmungsaktive Jacken, schmutzabweisendes Papier oder Feuerschutzmittel verwendete perfluorierte Tenside (PFT) - das sind industriell hergestellte organische Verbindungen, die sich im Körper des Menschen ablagern und nur langsam abgebaut werden, - in zum Teil Hundertausenden von Tonnen in die Umwelt freigesetzt worden seien. Sie seien teilweise bereits in großer Ferne - etwa in der Arktis -nachweisbar. Über ihre Giftigkeit sei wenig bekannt. Gerade das Zusammenwirken solcher Stoffe mit unbekanntem Toxizitätspotenzial mahne zur Vorsicht im Umgang mit Produktion, Anwendung und Freisetzung von neuen Chemikalien und mit alten, noch nicht ausreichend geprüften Verbindungen.
Auch auf physikalisch-chemische Einflussfaktoren bei der Belastungen von Kindern ging von Mühlendahl ein. So habe der Kongress die Feinstaubbelastung in der Innenraumluft, in der sich Kinder weit über 80 Prozent des Tages aufhielten, als einen der wichtigen Faktoren identifiziert, die zur Entwicklung von Erkrankungen beitragen. Obwohl die Feinstaubbelastungen in der Außenluft, teilweise verkehrsbedingt, in den Innenstädten unbestritten und erheblich krank machten, liege in der Innenraumluft in Schulen oder zu Hause etwa durch Tabakrauch oft eine "wesentlich höhere Konzentration" vor. Neu in den Blickpunkt gerückt sei neben den Feinstäuben die Schimmelpilzbelastung, und zwar nicht nur hinsichtlich der möglichen Auslösung von Allergien und Asthma, sondern auch durch die schädliche Wirkung von Schimmelpilzgiften."
The Future of Children's Environment in the First World. Social, Physical and Chemical Threats
Zukünftige Kinderumwelt. Soziale, physikalische und chemische Bedrohung (21.-24.11.2006, Osnabrück)
Erik Petersen
Erik Petersen
Red. umwelt-medizin-gesellschaft
Frielinger Str. 31
28215 Bremen
http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/107_t_os.html