Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Widerstand » Freitag 22. Juli 2005, 15:24

ÖGD-Fortbildung 2005
Direktlink: http://www.bfr.bund.de/cm/235/fortbildungsveranstaltung_oegd_2005_abstracts.pdf

Fortbildung für den öffentlichen Gesundheitsdienst 2005
Berlin, 16.-18.März 2005

Eine gemeinsame Veranstaltung von:
Robert Koch Institut
Umweltbundesamt
Bundesinstitut für Risikobewertung

unter Beteiligung von:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Paul Ehrlich Institut
Universität Düsseldorf


3.12 Umweltassoziierte Gesundheitsstörungen
Dr. Dieter Eis
Robert Koch-Institut

Seit etwa 20 Jahren treten in Arztpraxen, Kliniken und in Einrichtungen des ÖGD immer wieder Personen in Erscheinung, die ihre gesundheitlichen Beschwerden auf Umwelteinflüsse,speziell auf Schadstoffe, zurückführen. Eine Bestätigung der Ursachen-Wirkungsvermutung gelingt aus wissenschaftlich-medizinischer Sicht allerdings nur in seltenen Fällen. Demgegen über wird in den öffentlichen Medien, von sogenannten Experten, manchen Umweltärzten, Heilpraktikern und diversen Untersuchungsanbietern oftmals der gegenteilige Eindruck erweckt, so dass viele Patienten mit subjektiv umweltassoziierten Gesundheitsstörungen in
ihrem auf Umweltnoxen ausgerichteten Krankheitskonzept bestärkt werden.

Sofern bei einem Patienten bestimmte Fallkriterien erfüllt sind, spricht man gemeinhin von Multiple Chemical Sensitivity (MCS), obwohl die von CULLEN und anderen Autoren vorgeschlagenen Kriterien wissenschaftlich keineswegs ausreichend abgesichert sind.

So wurden beispielsweise die folgenden MCS-Fallkriterien vorgeschlagen:
_ Symptome im Zusammenhang mit einer dokumentierbaren Exposition erworben;
_ Symptomauslösung durch verschiedene Schadstoffe bei sehr niedriger Exposition;
_ die Störung betrifft mehr als ein Organsystem;
_ kein differentialdiagnostischer Ausschluss gegeben.

Da die Ätiologie des MCS-Phänomens nicht näher bekannt ist, hat man die Bezeichnung
"MCS" verschiedentlich als unzutreffend kritisiert und die neutrale Bezeichnung "Idiopathic Environmental Intolerances" (IEI) vorgeschlagen.

Bevölkerungsrepräsentative Prävalenzstudien zu IEI/MCS liegen nur in Form einfacher (oft telefonischer) Umfragen vor. Hierbei wurde lediglich erfragt, ob bei den Probanden eine Chemikalienunvertäglichkeit besteht. Die dabei ermittelten hohen Prozentsätze von etwa 15 bis nahezu 40 Prozent der Befragten geben daher keinen Anhalt für die Häufigkeit von MCS. Die Prävalenz der von den Befragten selbstberichteten ärztlichen "MCS-Diagnosen" reicht von 0,2-6 Prozent, wobei unklar ist, was sich im Einzelnen hinter einer derartigen Diagnose verbirgt.
Nach den in umweltmedizinischen Ambulanzen gemachten Erfahrungen, tritt MCS
im engeren Sinne nur sehr selten oder gar nicht in Erscheinung, während MCS im weiteren Sinne, d.h. im Rahmen eines psychosomatischen Geschehens oder im Kontext mit medizinisch unklaren Gesundheitsbeschwerden bei einem erheblichen Anteil der umweltmedizinischen Patienten vorkommt.

Im Rahmen der MCS-Multicenterstudie des RKI wurden 291 Umweltambulanzpatienten aus
mehreren umweltmedizinischen Ambulanzen (Aachen, Berlin, Bredstedt, Freiburg, Gießen, München) untersucht. Die Patienten waren im Mittel 48 Jahre alt, der Frauenanteil lag bei knapp 70 Prozent. Die Datengewinnung erfolgte größtenteils im Jahr 2000 und im ersten Halbjahr 2003. Da MCS-Einstufungen einem beträchtlichen Urteilereinfluss unterliegen, wurde im Rahmen der Studie ein Scoringsystem zur formalen, computergestützten MCS-Fallcharakterisierung entwickelt und eingesetzt. Bei 251 Patienten (86 Prozent der Gesamtstichprobe)konnte zudem ein computergestütztes standardisiertes psychiatrisches Interview (CIDI)
durchgeführt werden. An einer Unterstichprobe von 205 Patienten wurden molekulargenetische Untersuchungen zur "Suszeptibilität bei MCS" durchgeführt.
Eine Teilstichprobe von 47 Patienten unterzog sich einem standardisierten Riechtest ("Sniffin Sticks"). Eine ergänzende Pilotstudie zur Frage einer "neurogenen Entzündung bei MCS" konnte an einer 36 ÖGD-Fortbildung 2005 - Abstracts
kleinen Unterstichprobe von 19 Patienten und einer ebenso großen Kontrollgruppe realisiert werden.

Die hypothesengeleitete Datenauswertung ergab für das MCS-Phänomen kein charakteristisches Symptommuster, keinen systematischen Zusammenhang zwischen geklagten Beschwerden und angeschuldigten Noxen, keinen Hinweis auf eine besondere genetische Prädisposition der MCS-Patienten und keinen Beleg für eine eindeutige Störung des olfaktorischen Systems oder eine neurogene Entzündung. Die standardisierte psychiatrische Diagnostik (CIDI) ergab, dass Umweltambulanzpatienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung etwa doppelt so häufig unter psychischen Störungen leiden und dass diese bei den
meisten Patienten den umweltbezogenen Beschwerden weit vorausgehen.
Widerstand
 

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Beitragvon Widerstand » Freitag 22. Juli 2005, 17:38

Widerstand
 

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Beitragvon Didi » Freitag 22. Juli 2005, 17:57

Da bleibt mir die Sprache weg!
Ich bin schockiert und wütend.
Didi
 

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Beitragvon Anne » Samstag 23. Juli 2005, 19:34

Schon der erste Satz versucht auf den Leser demagogisch einzuwirken: \"Seit 20 Jahren treten in Arztpraxen..... [b]Personen in Erscheinung[/b] .....\" Fast kriminell mutet dieser Satz an.
Für mich sind Leute, die so ein Schreiben verfassen nicht nur eindeutig befangen in ihrem Urteil. Ich bin mir sicher, dass dahinter größere Summen der Industrie stecken, die entsprechende Gefälligkeitsgutachter beauftragt, die ihr rücksichtsloses Handeln decken und unterstützen. Und das auch noch im Namen einer eigentlich renommierten Forschungseinrichtung. Die MCS-Kranken sind es nach o. g. Pamphlet nicht mal mehr wert, als \"Patienten\" bezeichnet zu werden, sondern sie werden nach kriminologischen Stil der Sendung \"XY-Ungelöst\" als \"Personen\" benannt (vielleicht weil wir zwar keine Banken überfallen aber dafür mehrere Arztpraxen aufsuchen um Hilfe zu bekommen?) Das ist Menschenverachtung pur !

Wer heutzutage leugnet, dass Chemikalien und Schadstoffe Menschen nicht krank machen können, dem sollte man seine Zulassung entziehen, denn diese Ansicht widerspricht jeglichen wissenschaftlichen Einsichten, dafür kommt sie aber den Interessen der industriellen Großunternehmer zu Gute. Man sollte sich sehr gut merken, wer seine Unterschrift gegen alle wissenschaftliche Erkenntnis dafür einsetzt, damit die Industrie immer weiter ohne Rücksicht auf Kranke ihre Schadstoffe in Umlauf bringen kann. Solche \"Ärzte\" hat es in unserer Geschichte leider immer wieder gegeben. Gott sei Dank haben wir aber auch schon erleben dürfen, dass nicht immer sie das letzte Wort haben.

Das eigentlich Komische an der Sache ist, dass die MCS-Kranken ja in der Regel von den Schulmedizinern gar nicht untersucht, sondern sofort beim Schildern der Beschwerden am liebsten in die Psychiatrie gesteckt werden. So was nennt man Sorgfaltspflichtverletzung! Die Vorreiter der Umweltmedizin, die an Untersuchungsmöglichkeiten forschen und Tests anbieten werden lächerlich gemacht. Man will mit aller Macht verhindern, dass unsere Krankheit objektiviert und anerkannt wird. Das hätte ein Umdenken zur Folge und die Industrie hätte große Einbußen.
Lieber erklärt man uns stattdessen für psychisch krank. Das aber widerspricht dem Grundgesetz, weil wir dadurch an unserer Würde verletzt werden.

Auf dem Flyer meiner Selbthilfegruppe habe ich folgendes Zitat mit angefügt:

Ein jegliches Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen:
In der ersten wird es lächerlich gemacht,
in der zweiten bekämpft
und in der dritten gilt es als selbstverständlich.
(Arthur Schopenhauer 1788 - 1860)

Demnach ist die Lächerlichmachung und Bekämpfung der MCS nichts Neues unter der Sonne. Aber wahrscheinlich sind wir schon bei der zweiten Stufe angelangt.
Verhindert werden kann die Anerkennung der MCS nicht mehr, nur noch verzögert werden.

Anne
- Editiert von Anne am 24.07.2005, 00:22 -
Anne
 

Neuerung im Gesundheitsdienste Ihrer Majestät

Beitragvon Prof.Dr.Paracetamolu » Samstag 23. Juli 2005, 22:59

Werter Herr Kollege!

Ein rechtes Vergnügen ist's, Eure hochgeschätze Rede
zu vernehmen. Eine wahre Zierde für unsern ärztlichen Berufstand
sind sie, jene, auf allerneusten wissenschaftlichen
Erkenntnissen beruhenden, auf das Vortrefflichste gewählten Worte, die fürwahr aus tiefster Seele Euch entsprungen.

Geschätzter Kollege, kaum daß ich wage, es auszusprechen, doch, um Euren erlesnen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, so möcht ich untertänigst nahelegen, fürderhin solch vorzügliche Entdeckungen abzudrucken im Sütherlinschen Schriftbilde, gleichwie diesem Eurem Werke somit auch in äußrer Form den Odem unsres Zeitgeists einzuhauchen.

Ihr HOECHST ergebener
Prof. Dr. Paracetamolus
Prof.Dr.Paracetamolu
 

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Beitragvon Gast Alice » Sonntag 24. Juli 2005, 10:49

Ich dachte, wir haben jetzt ein Antidiskriminierungsgesetz! Eine Sammelklage wäre doch mal was....
Gast Alice
 

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Beitragvon Anne » Montag 25. Juli 2005, 11:40

Den Beitrag von "Prof. Dr. med. Paracetamolu" habe ich zwar drei mal lesen müssen bis ich die altmodische Sprache richtig verstehen konnte, aber dann habe ich doch herzlich lachen müssen.
Ja, genauso altmodisch und längst überholt wie des Professors Sprachstil, ist die o. g. Fortbildung für den öffentlichen Gesundheitsdienst im März des Jahres 2005 angeboten wurden. Wie schrieb "Prof. Paracetamolu" ? Eine regelrechte "Zierde" für den Berufsstand der Mediziner !
Ich finde seinen Hinweis überaus verständlich, solche auf ältestem "wissenschaftlichen" Stand beruhenden medizinischen Texte im ebenso überholten Sütherlinschen Schriftbilde abzudrucken, wie deren Inhalte es sind.

Anne

PS: Einen kräftigen Lacher war's wert !
Anne
 

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Konstantin » Montag 25. Juli 2005, 14:06

Genau Anne,

ich habe auch herzlich gelacht.
Mir kamen die Tränen vor Lachen.

Das besonders Lustige daran ist, dieser Herr Eis glaubt,
daß er das Bekanntwerden von Chemikaliensensibilität verhindern kann
und es schafft, daß alle Betroffenen als psychisch Kranke angesehen werden.
Wenn ich seinen Job hätte, würde ich es etwas intelligenter anstellen.
Das hier ist zu offensichtlich und nicht geeignet das Rad der Zeit
zurückzudrehen.

So nun muß ich hier Staub wischen.
Nächstes Mal lese ich weniger angestaubte Lektüren über MCS, versprochen.

Und die Graphiken, oh Schreck....
Wer mag die verbrochen haben?!

Grüsse
Konstantin
Konstantin
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Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Kai - Uwe » Mittwoch 27. Juli 2005, 14:06

Die denken, sie können damit jede kleine MDK Dienststelle und jeden Gesundheitsamtsarzt gegen uns aufmischen.
In der Tat blamieren sie sich alle nur selbst und zwar bis auf den letzten Knochen.
Kai - Uwe
 

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Betty Zett » Mittwoch 27. Juli 2005, 20:14

Die Tage von solchen Söldnern wie Dr. Eis sind gezählt.
Seine Aussagen sind unhaltbar, selbst für die Auftraggeber,
denn sie sind auf allen Ebenen widerlegt.

Er wird die Suppe auslöffeln dürfen und seinen Hut nehmen müssen,
wenn der Druck größer wird. Lange wird es nicht dauern.
Wir leben im 21. Jahrhundert, im Computerzeitalter, wo jeder
Informationen abrufen und verbreiten kann, nicht mehr im 18/19. Jahrhundert
wo Wissen nur Priviligierten vorbehalten war.
Betty Zett
 

IEI / MCS - gezielt psychiatrisieren hat System

Beitragvon Penelope » Freitag 29. Juli 2005, 09:33

Wer MCS mit IEI betitelt wie Dr. Eis, muß sich Fragen gefallen lassen, denn es enttarnt die jeweilge Person.
Es geht seit geraumer Zeit, daß man MCS versucht gezielt in die psychiatrische Richtung zu rücken. Die Triebfedern dazu sitzen in der Industrie. Wenn ein staatliches Insitut solche Thesen vertritt muß man von höchster Bedenklichkeit sprechen.

Ein paar Fakten zu IEI

Die Bezeichnung „IEI“ (idiopathic environmental intolerance) beinhaltet die zwingende Logik, Chemikalienunverträglicheit und hieraus folgende Symptome auf psychogene Ursachen zurückzuführen („idiopathische umweltbezogene Unverträglichkeit“). Unter diesem Vorwand werden viele Einzelverfahren der anspruchsabweisenden Entscheidung zugeführt.

Vielfach wird behauptet, daß es sich bei der den Begriff „IEI“ prägenden Veranstaltung im Februar 1996 in Berlin um eine Veranstaltung der WHO gehandelt habe. Veranstalter war aber das „Internationale Programm für Chemikaliensicherheit“ IPCS.

Vom Ergebnis der Veranstaltung hat sich eine Vielzahl international bekannter Wissenschaftler persönlich und die WHO (21.03.1996,Dr.M.Marcier an Dr.A.Donnay, FCS C18/87/32) mittels Protestschreiben distanziert. Die Bezeichnung „IEI „ dient verwirrender Mystifikation. Ein Dr. Gots gab auf dem „Workshop“ einen angeblich objektiven Bericht über „ MCS aus US-amerikanischer Sicht „ ab ( Protokoll S. 8) und führte die MCS auf psychogene Ursachen zurück. Er verheimlichte hierbei, daß er als bekannter „Defense-Stratege „ in Amerika tätig ist ( z.B. Vortrag Gots vom 16.04.1996 in San Francisco, Fairmont Hotel, San Francisco, Seminar zur „Risikoabschätzungsmethodik bei der Abwehr von Intoxikations-klagen“; Veranstalter: „The Defense Research Institute, Inc., 750 N. Lake Shore Drive- Suite 500, Chicago, Illinois 60611).

Auf dieser Basis prägte der Workshop gemeinsam mit dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin ( BgVV) den Begriff „IEI“, eine „umweltbedingte Erkrankung unbekannter Ursache“, einen Widerspruch in sich (Merz, T. 1997).

Ashford, Nicholas Ph.D., J.D. Exposition gegenüber chemischen Stoffen, Center for Technology, Policy an Industrial Development Massachusetts Inst. Of. Technology; Miller, Claudia M.D., M.S. ( Van Nostrand Reinhold) 2. Auflage , Übersetzung durch Bundessprachenamt Referat SMII 2, E 3053:
„ Das Berliner Seminar von 1996 ( IPCS/BGVV/UBA): Ein Berater der US-Industrie, Ronald Gots,(der Leiter eines gegen MCS gerichteten firmenfinanzierten „Forschungsinstitutes“ namens Environmental Sensitivities Research Institute) , der lautstark darauf bestand, daß es sich bei MCS nur um eine geistige Störung handelt (Gots 1996), war nicht nur Vollzeitteilnehmer bei dieser internationalen Konferenz, sondern sollte auch „den Standpunkt der Vereinigten Staaten“ zu MCS darlegen, obwohl er niemals ernsthafte, von Gleichrangigen geprüfte Forschungsarbeiten zu MCS veröffentlichthat ( Gots ist auch Leiter des National Medical Advisory Service, einer Einrichtung, die beklagten Firmen in MCS-Prozessen medizinische Gutachter zur Seite stellt). .........
Kritiker einer physiologischen Grundlage für MCS beschuldigen einige Ärzte, die „Glaubenssysteme „ somatisierender Patienten ungerechtfertigterweise zu verstärken ( Staudenmayer et al 1993b), während tatsächlich zunehmend deutlich wird, daß gerade der unbeugsame Glaube der Kritiker an vorherrschende medizinische Modelle die so notwendigen Forschungen und Fortschritte verzögern, die zu einem wirklichen Verständnis der Erkrankung beitragen könnten. Das blinde Festhalten an alten Paradigmen in Verbindung mit wohlbegründeten finanziellen Interessen und die sich auf den eigenen Ruf auswirkenden Konsequenzen einer Verwerfung früherer Ansichten sind starke Anreize, die gegen eine Veränderung sprechen ( vgl. auch Kuhn, 1996 „Phasen einer Paradigmenverschiebung).

Nach bestehenden Erkenntnissen können alleine auf psychiatrischem (psychogen, somatoform) Schwerpunkt fußende, ursachenersetzende Meinungen ( Der Spiegel 1995, „Ökochonder“; Brodde 1995; Kofler 1994) zur Erklärung von Neurotoxikosen/MCS, NON-Aids-Immunschwäche und hierauf beruhenden typischen Schäden ( Enzephalopathie, Polyneuropathie, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, Enzymstörungen) nicht verwertet werden .
Konkrete Patientendaten widerlegen diese Vermutungen. Es ist längst wissenschaftlich validiert, daß psychoreaktive Effekte bei allen Intoxikationen zu beobachten sind, was allerdings keinen Schluß auf eine psychogene Ursache erlaubt.

G. Möllhoff, Prof.Dr. med., Leit.Reg.Med.Dir.a.D., Nervenarzt, Sozialmedizin, Inst. für Rechtsmedizin, Universität Heidelberg. Es ist allgemein bekannt, daß sich „hinter schillernden Fassaden nicht so selten gravierende organische Prozesse verbergen, die erst nach lange dauernden, vergeblichen psychotherapeutischen Bemühungen unübersehbar zu Tage treten“.Es ist abwägungsfehlerhaft, wenn Gutachter psychisch deutbare Augenblicks - Symptome finden, und hieraus das gesamte Krankheitsbild einschließlich dessen Ursache auf den Erlebnisbereich fokussieren.
Penelope
 

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Anne » Samstag 30. Juli 2005, 14:01

Eines bringt mich immer wieder mächtig ins Erstaunen. Diese Leute nennen sich "Umweltmediziner" und verkünden, dass Umweltmedizin nicht nötig ist, weil alle Patienten, die über entsprechende Beschwerden klagen, höchstens im Kopf krank sind?
Umweltmediziner, die sagen, dass Umweltmedizin nicht notwendig ist??
Welcher vernünftige Mensch wäre so beschränkt und sägt sich seinen eigenen Ast ab, auf dem er sitzt?
Da kann ich mich nur fragen, welch gewaltige Summen dahinter stecken müssen, wenn begonnen wird zu leugnen, was einerseits offensichtlich ist und andererseits sogar dem eigenen Berufsstand schadet............ ?
Ich würde diese Leute nicht Umweltmediziner, sondern "Gegner der Umweltmedizin" bzw. "Verhinderer der Umweltmedizin" nennen. Teilweise scheinen sie das letztere zumindest schon erreicht zu haben, meines Wissens nach werden heute keine Umweltmediziner mehr ausgebildet.
Deutschland wird wieder hinterherhinken, zum Schaden vieler Patienten. PISA auf dem Gebiet der Medizin lässt grüßen......

Einen Zusatz muss ich dennoch machen. Auf "große Summen" alleine möchte ich das Verhalten einiger "Umweltmediziner" nicht unbedingt schieben. Da gehört schon eine große Portion Verdorbenheit des Charakters dazu. Denn schließlich haben wir auch eine Reihe von renommierten Umweltmedizinern, die ihre Berufung nach höchstem wissenschaftlichen Standart ausführen und ihren Patienten dadurch die größtmögliche Hilfe zuteil werden lassen.
Denen sei gedankt!

Anne
Anne
 

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Janik » Sonntag 31. Juli 2005, 12:29

Liebe Anne,

ich frage mich zusätzlich, wie wurden diese Herrschaften Umweltmediziner?
Wer hat sie aus dem Boden gestampft?

In Deutschland gab es keine Umweltmedizin und plötzlich wurden
aus "Hygieneinstituten" Umweltambulanzen.

Haben diese Herren ihre Ausbildung von Gottes Gnaden erhalten?
In den USA haben sie ihre Kenntnisse nicht erworben, das konnten
wir aus dem ISEM Mitgliedsversammlungsbericht sehen. Sie können
kein Englisch, die Herren Praktiker, die nie eine Umweltkrankheit
diagnostizieren. Statt dessen diagnostizieren sie
psychische Krankheiten anhand von Fragebogen.

Die Umweltärzte die sich ihre Kenntnisse durch Reisen in die USA
in Umweltkliniken und auf Kongressen erworben haben, reihenweise
Bücher studiert haben, die werden ausgebremst.

Aber was regen wir uns auf? Umweltmedizin ist out in Deutschland,
deshalb gibt es auch keine Ausbildung zum Umweltmediziner mehr.
Das gibt ihnen die Möglichkeit in Zukunft noch mehr Menschen zu
psychiatrisieren.

Eine schlimme Geschichte.

Grüße
Janik
Janik
 

Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst

Beitragvon Anne » Sonntag 31. Juli 2005, 19:26

Hallo Janik,

es ist wirklich eine schlimme und meines Erachtens nach sogar eine kriminelle Geschichte. Da werden Menschen, die durch Umweltgifte krank gemacht wurden, einfach psychiatrisiert. Das Ganze dient dazu, um zu vertuschen, dass die immer mehr werdenden und vielfältigen Gifte, denen wir täglich ausgesetzt sind, der Grund dafür sind. Es wird im Ausland billig produziert, nicht nur wegen der niedrigeren Löhne, nein, dort können sogar die giftigen Substanzen bedenkenlos verarbeitet werden, die hier nicht zugelassen sind. Es betrifft also auch die dortigen Arbeiter, um die sich dann eh keiner kümmern muss (eine interessante Reportage über Baumwollarbeiter, die bösarig krank werden durch die Gifte, die sie verspritzen müssen war neulich im TV zu sehen).
Ein paar "Herren", die vorgeben Umweltmediziner zu sein, dienen diesem "System", indem sie abwiegeln, verharmlosen und entgegen besseren Wissens, welches sie eigentlich als Mediziner haben müssen, leugnen, dass Gifte einen Menschen krank machen können.
Wer in dieser gegenwärtigen Zeit in Deutschland an Umweltgiften erkrankt, hat schlechte Karten. Die "Gegner der Umweltmedizin" spielen sich sehr hervor mit ihren falschen Darstellungen und ihnen mangelt es nicht mal an Geld, ihre Falschinformationen in breiten Umlauf zu bringen. Die industriellen Interessenten sponsern das Ganze schon.
Man sollte doch einfach mal die Kontobewegungen dieser "Gegner der Umweltmedizin" etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich bin sicher, dass wäre sehr spannend und aufschlussreich. Ich weiß, dass das nicht so einfach möglich ist, aber wenn es um kriminelle Handlungen geht, dürfte auch das kein Tabu mehr sein. Und hier geht es um Menschen, die sehr krank gemacht wurden, die nachfolgend auch noch dafür verhöhnt werden und absichtlich falscher Behandlung ausgesetzt werden. Mit Menschenrecht und Menschenwürde hat das alles nichts mehr zu tun.
Ich kann nur hoffen, dass auch die Politiker und Verantwortlichen in Deutschland bald mal wach werden und endlich zum Wohle der Kranken handeln. Aber ich befürchte, auch da sind einige von denen in dieses "System der Verhinderung des Erkennens der wahren Ursachen" mit eingebunden, denn eigentlich hätte schon längst gehandelt werden müssen, weil vieles zu offensichtlich ist.

Gestern traf ich eine Jugendfreundin, die mir von ihrem Kopfjucken mit Schorfbildung schon seit einiger Zeit berichtete. Auch sie wurde zum Neurologen geschickt. Die "Hautärztin" hingegen riet ihr "Head und Sholters" zu benutzen. Der Schorf ist zwar seitdem weg (kein Wunder bei diesem äußerst aggressiven Shampoo) aber das Jucken für sie fast unerträglich.
Habe heute mal interessehalber die Inhaltsstoffe des von der "Hautärztin" empfohlenen Haarwaschmittels angesehen, ich bin fast vom Hocker gefallen! Kein Wunder, was diese Frau aushalten muss! 10 Inhaltsstoffe, die im Verdacht stehen, die Kopfhaut zu irritieren, ihre empfindliche Haut entfetten, die eine Entzündung der Haut hervorrufen können, die die Poren verstopfen, die im Tierversuch Tumore und Mutationen verursacht haben, die starke allergische Reaktionen hervorrufen können, die Hautentzündungen hervorrufen können, die krebserregend sein können, die eiweißverändernd sind, die Kontaktekzeme hervorrufen können, die die Zellteilung hemmen und das Haar schneller fetten lassen, dass alles bringt diese Frau nach Empfehlung ihrer Hautärztin regelmäßig auf ihre kranke und geschädigte Kopfhaut. Das ist ein schwerer biologischer Eingriff in die normale Hautbiologie. Ich frage mich, was unsere Ärzte denn überhaupt noch lernen? Oder denken auch sie nicht mehr nach und glauben der Werbung mehr als den internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen?
Nun werde ich meine Jugendfreundin mal aufklären müssen, was evtl. die Ursache für ihr Leiden sein könnte, nämlich aggressive Shampoos, die nach "dermatologischer Testung durch angebliche Umweltmediziner" ihr Leiden mit Sicherheit verschlechtern. Wieviele Menschen tappen aber noch im Dunkeln und wissen nicht, was mit ihnen los ist und was sie krank macht?

Viele Grüße
Anne
Anne
 

Komisch Herr Eis

Beitragvon Janik » Dienstag 9. August 2005, 15:35

In der Wissenschaft gelten noch lange nicht gleiche Rechte


Im Vortrag von Herrn Dr. Eis (Fortbildung für den öffentl. Gesundheitsdienst - 22.07.2005), bemängelt er Studien zur Ermittlung der Häufigkeit von MCS, weil diese mittels Telefoninterview durchgeführt wurden und stellt den Wert der Studien von universitären US Wissenschaftlern in Frage.

Zitat:
Bevölkerungsrepräsentative Prävalenzstudien zu IEI/MCS liegen nur in Form einfacher (oft telefonischer) Umfragen vor. Hierbei wurde lediglich erfragt, ob bei den Probanden eine Chemikalienunvertäglichkeit besteht. Die dabei ermittelten hohen Prozentsätze von etwa 15 bis nahezu 40 Prozent der Befragten geben daher keinen Anhalt für die Häufigkeit von MCS.


Bei der RKI MCS-Studie findet er das Studiendesign insgesamt gelungen und setzt solche Telefoninterviews selbst ein. Nicht nur um zu ermitteln, ob jemand seines Erachtens nach auf Chemikalien reagiert, sondern als "Nachuntersuchung".

Zitat:
An der Nacherhebung im Jahr 2003 nahmen 183 Patienten teil, die im Jahr 2000 das erste Mal untersucht wurden. Das Geschlechtsverhältnis entsprach weitgehend dem der Basisuntersuchung. Mit einem standardisierten Telefoninterview wurden Angaben zur Entwicklung der Beschwerden, zur Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und zu den Lebensumständen erfragt.
Janik
 


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