Wiesmüller, Dott - Somatisierungsstörungen

Syndrome in der Umweltmedizin: Varianten von Somatisierungsstörungen?
Syndromes in Environmental Medicine: Variants of Somatoform Disorders?
G. A. Wiesmüller1, H. Ebel2,3, C. Hornberg4,5
1Institut für Hygiene und Umweltmedizin des Universitäts-klinikums der RWTH Aachen (Direktor: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. W. Dott)
2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie/Psychosomatik des Klinikums Ludwigsburg (Ärztl. Direktor: PD. Dr. med. H. Ebel)
3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Saß)
4Institut für Hygiene der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Bösenberg)
5Institut für Hygiene der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Direktorin: Univ.-Prof. Dr. med. H. Idel)
Zusammenfassung:
Zu den umweltmedizinischen Syndromen Multiple Chemical Sensitivities (MCS), Idiopathic Environmental Intolerances (IEI), Sick Building Syndrome (SBS, Chronic Fatigue Syndrome (CFS), Candida-Syndrome (CS) und Burnout Syndrome (BS) fehlen bisher fundierte wissenschaftliche Kenntnisse zu Ätiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Prognose. Ein kritischer Vergleich der Syndrome verdeutlicht, dass eine wissenschaftlich befriedigende Abgrenzung nicht gelingt. Deutliche klinische Ähnlichkeiten weisen die umweltmedizinischen Syndrome mit den Somatisierungsstörungen auf. Darüber hinaus gibt es noch folgende Erklärungsmöglichkeiten für die Existenz der umweltmedizinischen Syndrome: Sie sind (1) ein bisher unzureichend verstandenes komplexes Zusammenspiel von Umweltbelastungen, individuellen Prädispositionen, psychischen Einflussfaktoren sowie Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozessen, (2) ein durch Kultur und soziale Strukturen bedingter/begünstigter Dysstresseffekt und/oder (3) eine iatrogene Determinierung. Eine umfassendere und den komplexen klinischen Erscheinungsformen besser gerecht werdende Charakterisierung ist längst überfällig. Obwohl derzeit keine wissenschaftlich validierten Diagnose- und Therapieverfahren und prophylaktischen Maßnahmen vorliegen, wird dennoch in der Praxis eine kaum überschaubare Anzahl unterschiedlichster, zum Teil nicht validierter Verfahren eingesetzt. Hier bedarf es dringend einer wissenschaftlichen Überprüfung. Bis zur endgültigen Charakterisierung der Syndrome sollten die Syndrombegriffe nicht als vermeintliche Krankheitsbegriffe verwendet werden. Trotz aller Unsicherheit in der Beurteilung der umweltmedizinischen Syndrome besteht aus ärztlicher Sicht die Pflicht, die Betroffenen ernst zu nehmen.
Syndromes in Environmental Medicine: Variants of Somatoform Disorders?
G. A. Wiesmüller1, H. Ebel2,3, C. Hornberg4,5
1Institut für Hygiene und Umweltmedizin des Universitäts-klinikums der RWTH Aachen (Direktor: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. W. Dott)
2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie/Psychosomatik des Klinikums Ludwigsburg (Ärztl. Direktor: PD. Dr. med. H. Ebel)
3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Saß)
4Institut für Hygiene der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Bösenberg)
5Institut für Hygiene der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Direktorin: Univ.-Prof. Dr. med. H. Idel)
Zusammenfassung:
Zu den umweltmedizinischen Syndromen Multiple Chemical Sensitivities (MCS), Idiopathic Environmental Intolerances (IEI), Sick Building Syndrome (SBS, Chronic Fatigue Syndrome (CFS), Candida-Syndrome (CS) und Burnout Syndrome (BS) fehlen bisher fundierte wissenschaftliche Kenntnisse zu Ätiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Prognose. Ein kritischer Vergleich der Syndrome verdeutlicht, dass eine wissenschaftlich befriedigende Abgrenzung nicht gelingt. Deutliche klinische Ähnlichkeiten weisen die umweltmedizinischen Syndrome mit den Somatisierungsstörungen auf. Darüber hinaus gibt es noch folgende Erklärungsmöglichkeiten für die Existenz der umweltmedizinischen Syndrome: Sie sind (1) ein bisher unzureichend verstandenes komplexes Zusammenspiel von Umweltbelastungen, individuellen Prädispositionen, psychischen Einflussfaktoren sowie Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozessen, (2) ein durch Kultur und soziale Strukturen bedingter/begünstigter Dysstresseffekt und/oder (3) eine iatrogene Determinierung. Eine umfassendere und den komplexen klinischen Erscheinungsformen besser gerecht werdende Charakterisierung ist längst überfällig. Obwohl derzeit keine wissenschaftlich validierten Diagnose- und Therapieverfahren und prophylaktischen Maßnahmen vorliegen, wird dennoch in der Praxis eine kaum überschaubare Anzahl unterschiedlichster, zum Teil nicht validierter Verfahren eingesetzt. Hier bedarf es dringend einer wissenschaftlichen Überprüfung. Bis zur endgültigen Charakterisierung der Syndrome sollten die Syndrombegriffe nicht als vermeintliche Krankheitsbegriffe verwendet werden. Trotz aller Unsicherheit in der Beurteilung der umweltmedizinischen Syndrome besteht aus ärztlicher Sicht die Pflicht, die Betroffenen ernst zu nehmen.