Hausotter zu Alternativmedizin

Hausotter zu Alternativmedizin

Beitragvon Janik » Mittwoch 17. August 2005, 11:41

Ein prima Beispiel wie alternative Behandlungsmethoden als
Scharlatanerie aufgebaut werden.

Hausotter, Dr. med. Wolfgang
Medizinmarkt: Das Dilemma der modernen Medizin
Deutsches Ärzteblatt 98, Heft 8 vom 23.02.01 [THEMEN DER ZEIT]

...Auf der anderen Seite findet sich eine blühende „zweite Medizin“, die sich als Alternative versteht, gleichwohl aber Wissenschaftlichkeit für sich reklamiert, ebenfalls eine Fülle von Studienergebnissen in einschlägigen Journalen publiziert und sich auch häufig Autoren mit dem Professorentitel bedient. Sie hat einen hohen Stellenwert in den Medien und versteht es, sich – auch juristisch abgesichert – günstig in der Öffentlichkeit zu positionieren. Sie wird dort wohlwollend beurteilt, ganz im Gegensatz zur „Kassenmedizin“, die ein eher negatives Image hat. Das Spektrum reicht von der Akupunktur und Homöopathie, der Bioresonanztherapie, der orthomolekularen Medizin, der Bachblütentherapie, der Erleichterung der Zulassung „besonderer Therapierichtungen“ und pflanzlicher Mittel bis in den ganzen unübersehbaren Bereich der Umweltmedizin mit riesigen Datenmengen zu postulierten immunologischen Einflüssen.


....Das oft benutzte Schlagwort von der „ganzheitlichen Medizin“ erweist sich als inhaltslos, weil gerade diese Facetten der Heilkunde meist sehr dogmatisch eingeengt und monoman vertreten werden. Die Regenbogenpresse, zum Teil auch seriöse Zeitungen und ganz besonders das Fernsehen mit seinen Talkshows und pseudowissenschaftlich aufgemachten Sendungen, tragen dazu bei, derartige unbewiesene und wissenschaftlichen Kriterien nicht genügenden Außenseitermethoden auf ein postuliertes wissenschaftliches Niveau zu heben oder zumindest einen entsprechenden Eindruck zu erwecken. Ebenso begünstigt wird dies auch durch eine vermehrte Tendenz zur Selbstbeobachtung der Patienten, die Befindlichkeitsstörungen bereits als ängstigend und krankhaft werten, die in früheren Jahren noch als banale Alltagsprobleme abgehakt worden wären. Die allgemeine Einstellung „jede kleine Störung kann bereits Zeichen einer schweren Krankheit sein“ – die, wenn sie mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand angewandt wird, durchaus ihre Berechtigung hat – animiert dazu, den Arzt aufzusuchen, und zwar nicht nur den ersten, der dann meist nichts findet, sondern auch einen zweiten und dritten, bis viele der Fachärzte konsultiert wurden. Wird im günstigsten Fall kein pathologischer Befund erhoben, eröffnet sich dem Patienten die ganze Fülle von Außenseitermethoden; nicht selten wird dann nach Stellung einer Pseudodiagnose eine Pseudotherapie eingeleitet .
Hört man dann vom hohen wissenschaftlichen Anspruch der evidenz-basierten Medizin, mag dies in der ärztlichen Praxis oft wie Hohn, zumindest aber theoretisch und wirklichkeitsfremd, jedenfalls von der Basis abgehoben erscheinen.

Sicht des Patienten
Aus der Sicht der Patienten werden diese hohen wissenschaftlichen Ansprüche ohnehin relativiert. Liest der intelligente und aufgeschlossene Patient in der Tagespresse davon, dass medizinische Studien und Forschungsergebnisse an renommierten Universitäten gefälscht wurden oder dass Arzneimittel, die erfolgreich die ganze Kaskade der differenzierten Arzneimittelprüfungen mit positiven Studienergebnissen durchlaufen haben, dann aber wenige Monate nach der Markteinführung wegen schwerwiegender Nebenwirkungen wieder aus dem Verkehr gezogen werden und ihre Verbreitung verboten wird, muss auch sein Glaube an die seriöse wissenschaftliche Medizin erschüttert werden. Das abfällige Urteil der Fürsprecher der „evidence based medicine“ über die zu geringen Ansprüche an das Studiendesign der Außenseitermethoden wird dann relativiert. Immer häufiger wird der intelligente „Konsument der Medizin“, der aufmerksam den Beipackzettel der Medikamente liest, dadurch von der etablierten Medizin trotz ihres hohen Wissenschaftlichkeitsanspruchs abgestoßen und wendet sich Protagonisten alternativer Methoden zu, nachdem ihm dort eine heile Welt in Form der „sanften Medizin“ versprochen wird und ihm seine häufig harmlosen, meist selbstlimitierenden Befindlichkeitsstörungen ebenso gut abgenommen werden. In der Öffentlichkeit rät ihm auch niemand davon ab, und die verschiedenen Angebote am Medizinmarkt stellen sich ihm durchaus ebenbürtig dar und werden auch oft nebeneinander konsumiert.
Janik
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Hausotter zu Alternativmedizin

Beitragvon Bernhard » Sonntag 23. Oktober 2005, 06:30

Jahrtausend alte bewährte Heilmethoden mit zwielichtigen Methoden über einen Kamm zu scheren ist unobjektiv und muss als Stimmungsmache gegen Kranke und ihre freie Entscheidungsfreiheit gewertet werden.

Die Schlappen der Medizin die Hausotter beschreibt, sind hingegen Denkanstösse, die tiefer gehen sollten. Mit Postulaten wie hier, kehrt kein Patient der denk- und zahlungsfähig ist, in die Arme der Schulmedizin zurück. Warum auch? Sie hat das Vertrauen verwirkt, dank Fürsprechern wie Hausotter.
Gruß, Bernhard
Bernhard
 


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