Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 3, 16. Januar 1998 (37)
Zitat
"Verhaltensanalyse
Es sollen Auslösereize und -situationen,
physiologische, psychische
und motorische Reaktionen im Rahmen
des MCS und verstärkende Konsequenzen
erfragt, beobachtet und
gemessen werden. Dabei sollen folgende
Punkte in Betracht gezogen
werden:
! familiäre Belastung mit ähnlichen
Problemen, akute und überdauernde
berufliche, ökonomische, familiäre
und physische Belastungen, Vorhandensein
von Bewältigungsmöglichkeiten
und -ressourcen sowie soziale
Stützung und soziales Umfeld
(Isolation?). Anzahl von Geruchsund
Geschmackskonditionierungen
während der Entwicklung und im Erwachsenenalter;
Anzahl und Ursache
von Arztbesuchen in Kindheit und Jugend;
Wissensstand über Toxikologie
und Physiologie.
! überdauernde Reaktionsdispositionen
(nur mit Testinstrumenten
meßbar): Ängstlichkeit, Suggestibilität,
Depressivität und antisoziale
Persönlichkeit (Soziopathie) sowie eine
Biographie mit paranoiden Verhaltensweisen
und chronischen Schmerzen
stellen ein Risiko dar. Ferner sollten
soziale Fertigkeiten und Selbstbehauptung
geprüft werden.
Akutreaktionen wie der endokrine
„Streßstatus“ sollten in Gegenwart
der vermeintlich auslösenden Noxen
untersucht werden. Zu den Parametern
gehören Cortisolniveau, Blutdruck
und Muskelanspannung sowie
andere Angstindikatoren. Darüber
hinaus sollte geklärt werden, ob eine
verstärkende Wirkung durch Familienangehörige
vorliegt oder der
Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist.
Ursachenzuschreibung, Erwartungen
der vermeintlichen Noxe gegenüber
sollten immer in bezug auf familiäre
und berufliche Lebensplanung erfragt
werden. Ferner sollten die Erwartungen,
die an die Beseitigung der Noxe
gestellt werden und Hoffnung in bezug
auf Therapeuten, Toxikologen
und Politiker abgeklärt werden. Es
sollte auch zu geglückten und mißglückten
Vermeidungs- und Behandlungsversuchen
sowie zu Konsequenzen
für Patienten, Angehörige und
Freunde befragt werden.
Es sollte die Zuwendung
durch Familienangehörige beobachtet
werden, die Anzahl von erfolgreichen
und erfolglosen Arzt- und Expertenbesuchen
sowie ein möglicher
sekundärer Krankheitsgewinn (beispielsweise
Berentung, Behinderung),
Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien
auf die Noxe und die
mögliche Zugehörigkeit zu einer sozialen
oder politischen Gruppe, die
MCS positiv verstärkt und beachtet.
Das Vorhandensein von Schonverhalten
sowie die Wirkung und Häufigkeit
von Medikamenteneinnahme oder
anderen Therapien sind zu berücksichtigen.
Mit Unterstützung der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG).
M E D I Z I N
ZUR FORTBILDUNG
Karl Walter Bock1
Niels Birbaumer2
Multiple Chemical Sensitivity
Schädigung durch Chemikalien oder Nozeboeffekt
http://www.aerzteblatt.de/pdf/95/3/a91-4.pdf
Hier auch zu finden auf bilger.de
http://www.bilger.de/qz/mcs.htm