von Stier » Mittwoch 20. April 2011, 22:22
Dr. Kuklinski weist in einem Beitrag bezüglich der Innenraumschadstoffbelastung der sogenannten "US- HOUSES" in Frankfurt "Gulf-War-Syndrom" unter deutschen Dächern auf die "individuelle" Entgiftungsfähigkeit(u.a.den "genetisch bedingten" Enzympolymorphismus)hin:
Auszug:
Wichtiger als die absolute Höhe eines gemessenen Schadstoffes ist der qualitative Nachweis der Mischexposition sowie die Bestimmung der individuellen Entgiftungskapazität.
Individuelle Empfindlichkeit
1. Alters- und Geschlechtsabhängigkeit
"Kinder" mit noch sich entwickelndem Nerven- und Immunsystem sind wegen ihrer schwachen Entgiftungskapazität "besonders gefährdet".
Psychische Auffälligkeiten, Reduktion der kognitiven und mentalen Leistungsfähigkeit in der Schule werden ihre zukünftige Entwicklung negativ beeinflussen. Immuninsuffizienzen, Allergien und Autoimmunopathien haben ein größeres Risiko, da die lymphocytären Reifungsstörungen irreversibel sein können.
Nicht die s. g. Allergien auf Hausstaubmilbe und Pollen sind bedeutungsvoll, sondern die "Dysbalance im Immunsystem".
Schwangere und Senioren sind gegenüber o. g. Xenobiotika ebenfalls sensitiv.
Da für innere Detoxifikationen (Entgiftungen) ein erhöhter Bedarf an "Spurenelementen und Vitaminen" besteht, werden einseitige Ernährungsregimes die Susceptibilität (Empfindlichkeit) steigern. Aber selbst eine optimale Mischernährung kann unzureichend sein.
Die INDIVIDUELLE ENTGIFTUNSKAPAZITÄT (EK) wird vom Alter, Geschlecht, Ernährungsstatus, psychosozialem Status, Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Genußmittelabusus und vom "individuellen, genetisch bedingten" Enzympolymorphismus bestimmt.
Je schlechter die individuelle EK, desto ausgeprägter ist die individuelle Susceptibilität (Empfindlichkeit) der Person.
Diese Darlegungen erklären, warum bei gleichen Xenobiotikabelastungen (Fremdstoffbelastungen) einige Personen schwer erkranken, andere dagegen gesund bleiben können.
WICHTIG: nur schwache Entgifter sind Xenobiotika-sensitiv, (Xenobiotika: „chemische“ Stoffe) nur sie haben ein hohes Erkrankungsrisiko.
WICHTIG: Für genetisch schwache Entgifter lösen „kleinste“ Schadstoffmengen ernste Erkrankungen aus.
2. Diagnostik der „individuellen“ Empfindlichkeit
2.1. Entgiftungskapazität
Die Aktivierung des Entgiftungskomplexes I durch o. g. Xenobiotika führt zu einer verstärkten Anflutung elektrophiler radikalischer, damit höchsttoxischer Metabolite.
Arbeitet der Komplex II insuffizient, ist eine "Deletion des Glutathions" und damit eine "Multiorganerkrankung" vorprogrammiert.
Die Situation ähnelt bildhaft einem dicken wasserführenden Schlauch, der an einen dünnlumigen angeschlossen ist.
1993, also schon vor fünf Jahren, empfahl ein Expertenkommitee der WHO "Genanalysen" bei Personen durchzuführen, die unter Chemikalieneinflüssen erkranken.
Anlaß war die Tatsache, daß unter gleichen Schadstoffbelastungen die individuelle Susceptibilität (Empfindlichkeit) stark differieren kann.
Sie empfahlen im Internationalen Programm on Chemical Safety (IPCS) die "Analyse der Gene" (24) :
- GST - M1 (µ) (Glutathion-S-Transferase M1)
- NAT2 (N-Acetyl-Transferase 2)
- CYP1A1 (Aryl-Hydrocarbon-Hydroxylase)
- CYP2D6 (Debrisoquin-4-Hydroxylase)
Diese WHO-Empfehlungen haben sich in "Deutschland" noch nicht herumgesprochen, sonst gäbe es das "leidige Festhalten an Grenz-, und Richtwerten" nicht mehr.
Die massive Belastung durch die Innenraumgifte stellt eine exzessive Überforderung des Glutathionsystems dar, so daß physiologische Funktionen zusammenbrechen können.
Die deutsche Medizin wird erkennen müssen, wie breitgefächert und vielgestaltig Xenobiotika-induzierte Erkrankungen sein können, die bisher noch als „schicksalshaft“ bedingt angesehen werden.
Die Ereignisse in Frankfurt (US-Häuser schadstoffbelastet – Bewohner erkrankt) sind kein Ruhmesblatt für die deutsche Medizin.
Nicht von ihr, sondern von sachunkundigen Laien gingen die Impulse zur Kausalitätserklärung aus.
Die Ursachen liegen in der konservativen, "überwiegend organbezogenen" studentischen Aus- und ärztlichen Weiterbildung begründet.
Der Spezialist sieht "sein Organ" und nicht die Gesamtsymptomatik des Patienten, erst recht nicht die Wechselwirkung zur Umwelt des Erkrankten.
Aus dieser "Tunnelsicht" stereotyp abgespulte Diagnostikmethoden erfassen nur Schäden, nicht die Ursachen. Fehldiagnosen sind die Folgen.
Die Frankfurter Ereignisse reflektieren ein "Versagen der Hochschulmedizin und öffentlichen Hygieneaufsicht".
Der Wissensstand in der Umweltmedizin erweiterte sich in den letzten Jahren beträchtlich.
Unterlassenes Hinterfragen nach umweltmedizinischen Ursachen muß aus heutiger Sicht als Verletzung der Sorgfaltspflicht gewertet werden.