Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Beitragvon Amazone » Freitag 19. August 2011, 09:55

Heidelberger Gespräch
6. und 7. Oktober 2010

Multiple Chemische Sensibilität
- aus epidemiologischer Sicht

D. Eis, Berlin
Mit dem Begriff „Multiple Chemikaliensensitivität“ (Multiple Chemical Sensitivity, MCS) bezeichnet man
eine chronische, symptomatisch unspezifische Gesundheitsstörung, die von den betroffenen
Personen mit der Einwirkung von Umweltschadstoffen/-faktoren in Verbindung gebracht wird, wobei
nach subjektivem Empfinden unterschiedlichste Agenzien symptomauslösend wirken und die jeweilige
Exposition gering ist, sodass andere Personen dadurch in der Regel nicht gesundheitlich
beeinträchtigt werden. Die Beschwerden bessern sich bei Expositionskarenz. Teilweise wird der
Erkrankungsbeginn mit einer erhöhten, oft beruflichen Schadstoffexposition in Zusammenhang
gebracht. Im Laufe der Zeit haben die Patienten das Empfinden, auf immer mehr Chemikalien (teils
auch auf andere Einflüsse, wie elektromagnetische Felder) bei immer niedrigeren Konzentrationen zu
reagieren. Als Auslöser gelten u. a. Innenraumschadstoffe, wie Lösemitteldämpfe, Tabakrauch,
Parfüm- und Deogerüche, frische Druckerzeignisse, Kraftfahrzeugemissionen oder
Waschmittelrückstände in der Kleidung. Neben der Vielfalt der Auslöser wird meist auch eine Vielzahl
von (in der Bevölkerung weit verbreiteten) Beschwerden angegeben. Ein charakteristisches
Beschwerdenbild ist nicht beschrieben. Das Leiden lässt sich nicht durch anerkannte Untersuchungen
oder bestimmte pathologische Befunde bestätigen. Da die Ätiologie des MCS-Phänomens nicht
näher bekannt ist, wird mitunter die neutrale Bezeichnung „Idiopathic Environmental Intolerances“ (IEI)
bevorzugt. IEI/MCS trat bisher hauptsächlich in Nordamerika, Mittel- und Nordeuropa, Australien und
Japan in Erscheinung.
Es existieren etliche Falldefinitionen, die sich aber untereinander – nicht zuletzt aufgrund der
defizitären theoretischen und empirischen Grundlage – zum Teil erheblich unterscheiden. Die
einzelnen Definitionskriterien sind meist uneindeutig formuliert, sodass bei ihrer Anwendung ein
beträchtlicher Ermessenspielraum bleibt. Damit können sich von Studie zu Studie (und selbst
zwischen den einzelnen Untersuchern) erhebliche diagnostische Diskrepanzen ergeben, was sich
wiederum auf Inzidenz- wie Prävalenzschätzungen sowie in Fall-Kontroll-Studien auf die
Zusammensetzung der Fallgruppen auswirkt. Bevölkerungsrepräsentative Prävalenzstudien zu
IEI/MCS liegen nur in Form einfacher, meist telefonischer Umfragen vor, die sich auf wenige Fragen
zur „Chemikalienunverträglichkeit“ stützen (15 % bis nahezu 40 % der Befragten geben dabei an, auf
Chemikalien besonders empfindlich zu reagieren); über ärztliche „MCS-Diagnosen“ berichten 0,2–6 %
der Befragten. Nach den in umweltmedizinischen Ambulanzen gemachten Erfahrungen, tritt MCS im
engeren Sinne (selbst unter Umweltambulanz-Patienten) nur sehr selten, wenn überhaupt in
Erscheinung, während MCS im weiteren Sinne, d.h. im Rahmen eines sozio-psycho-somatischen
Geschehens und im Kontext mit medizinisch unklaren Gesundheitsbeschwerden (umweltbezogenen
Körperbeschwerden) bei einem erheblichen Teil der Umweltambulanz-Patienten beschrieben wird. Ein
einheitliches, kohärentes Symptommuster ist bisher für MCS nicht erkennbar. Den Ergebnissen
zahlreicher Studien zufolge, lassen die MCS-Patienten deutlich häufiger als die Probanden/Patienten
der jeweiligen Kontrollgruppen psychosomatische oder psychiatrische Störungen erkennen, wobei die
psychischen Beeinträchtigungen meist schon vor der MCS-Problematik bestanden hatten. Im Vortrag
wird u.a. auf die Ergebnisse der MCS-Verbundstudie des RKI eingegangen. Die in vielfältiger
Ausformung existierenden (meist hochspekulativen) biomedizinischen Pathogenesemodelle ließen
sich in den bisherigen MCS-Studien nicht hinreichend bestätigen. Komplexere psychosomatische
Modellvorstellungen werden mittlerweile favorisiert (s. Vortrag Prof. Henningsen).


Multiple Chemische Sensibilität Seite 6

http://www.medsach.de/Gentner.dll/gesamt-abstracts-2010_MzAwMzIw.PDF?UID=00310FB275B5D7442A5F6F6BD379E60163E88047C4947864
Amazone
Forenlegende
 
Beiträge: 1560
Registriert: Dienstag 6. Februar 2007, 14:50

Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Beitragvon Alex » Freitag 19. August 2011, 10:03

Geht der Mann bald in Pension?

Hoffentlich!

Eis macht Deutschland mit seinem bösartigen, unwissenschaftlichen Gestammel in der internationalen Wissenschaft unmöglich.
Alex
Forenlegende
 
Beiträge: 1468
Registriert: Samstag 20. Januar 2007, 22:07

Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Beitragvon Janik » Freitag 19. August 2011, 12:27

und wo ist die epidemiologische Sicht?

Thema verfehlt. Polemisch und die Umwelrkranken verachtend.
Janik
Forenlegende
 
Beiträge: 1603
Registriert: Montag 15. August 2005, 11:52

Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Beitragvon Amazone » Freitag 19. August 2011, 19:28

Und Peter Henningsen mischt auf Seite 7 natürlich auch mit:

Multiple Chemische Sensitivität - aus psychosomatischer Sicht

Prof. Dr. med. Peter Henningsen
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar der TU München

Nach derzeitigem Wissensstand ergeben sich keine ausreichenden Hinweise dafür, dass das MCS Syndrom toxikologisch durch Exposition mit Chemikalien im unterschwelligen Bereich ausgelöst wird.
Trotzdem ist klar, dass die meisten Patienten, die unter körperlichen und psychischen Beschwerden leiden und diese auf derartige Expositionen attribuieren, erheblich leiden und in ihrer Lebensqualität
beeinträchtigt sind. Das MCS-Syndrom sollte, analog zur Fibromyalgie, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom oder auch dem Reizdarmsyndrom, den sog. Funktionellen somatischen Syndromen zugeordnet werden, die häufig überlappen und deren gemeinsames Merkmal erhebliches Leiden an Körperbeschwerden meist in Verbindung mit psychischen Merkmalen wie anhaltender organischer Ursachenüberzeugung, verstärkter Gesundheitsangst, selektiver Aufmerksamkeit für
Symptome etc. ist. Derartige psychische Faktoren, die die Intensität und Aufrechterhaltung der Beschwerden miterklären, sind auch beim MCS-Syndrom nachgewiesen. Im Unterschied zu früheren Konzepten wird heute aber nicht mehr davon ausgegangen, dass die sog. funktionellen oder auch somatoformen Störungen als gänzlich psychogen anzusehen sind.
Für gutachterliche Zwecke ist es wichtig zu betonen, dass der mangelnde Nachweis einer organischtoxikologischen Ursache der Beschwerden nicht bedeutet, dass Probanden nicht erheblich in ihrer Leistungsfähigkeit und ggf. in ihrer Berufsausübung bzw. Erwerbestätigkeit beeinträchtigt sein können.
Zur sachgerechten Feststellung dieser möglichen Beeinträchtigung sollte immer auch eine nervenärztlich-psychosomatische Begutachtung erfolgen, acuh wenn manche Probanden diese in „selbstschädigender“ Weise ablehnen, weil sie sich dadurch in die Psycho-Ecke abgeschoben fühlen.
Amazone
Forenlegende
 
Beiträge: 1560
Registriert: Dienstag 6. Februar 2007, 14:50

Eis-Zeit für MCS - Heidelberger Gespräch 2010

Beitragvon mirijam » Freitag 19. August 2011, 21:38

Viele Personen leben vom Verbreiten von Pseudowissenschaft oder anderen Pseudoinformationen, was letztendlich unzählige zerstörte Existenzen zur Folge hat. Man muss schon sehr kritisch und misstrauisch eingestellt sein, wenn man nicht zum Opfer werden will, eben so wie die Lebewesen in der Wildnis.

"Die Wilden fressen einander, die Zahmen betrügen einander."
(Arthur Schopenhauer)
mirijam
 


Zurück zu Goldene Zitrone der Umweltmedizin

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste