Reexposition von MCS Patienten

Reexposition von MCS Patienten

Beitragvon Janik » Sonntag 11. März 2007, 09:17

Der Ursprungsartikel hatte damals hohe Wellen geschlagen, die Thesen darin waren völlig realitätsfern.
In der anschließenden Diskussion wurde von Ärzten etwas Realität zurückgebracht,
was Bock dann jedoch mit seinem "Schlußwort" wieder ins Absurde führte.

Infassbar ist sein Vorschlag der "Systematische Desensibilisierung zur Behandlung von MCS-Patienten"
und was dies in seinen Augen sein soll:
" Die Patienten sollen im Rahmen der Systematischen Desensibilisierung nicht mit toxischen Präparaten oder Substanzgemischen konfrontiert werden, sondern mit Nebenkomponenten, wie Gerüchen und anderen Sinneseindrücken dieser meist aus verschiedenen Stoffen bestehenden Präparate, die die Patienten für toxisch halten, die aber vorher in der umwelttoxikologischen Analyse als völlig unschädlich identifiziert worden sind. (Unbegründete Assoziationen mit Gerüchen dürfen natürlich nicht verwechselt werden mit der wichtigen Funktion des Geruchsinns als Warner vor toxischen Substanzen)."


Irgendwie kaum noch zu glauben,
Janik


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Bock, Karl Walter
Multiple Chemical Sensitivity Schädigung durch Chemikalien oder Nozeboeffekt: Schlußwort
Deutsches Ärzteblatt 95, Ausgabe 28-29 vom 13.07.1998, Seite A-1800 / B-1521 / C-1419
MEDIZIN: Diskussion


Die Reaktionen auf unseren Artikel zeigen deutlich, daß ein erheblicher Forschungsrückstand im Bereich der "multiple chemical sensitivity" (MCS) existiert. Unsere Arbeit hatte keineswegs die Absicht, gesicherte experimentelle Erkenntnisse vorzustellen und eine allgemeingültige Theorie der MCS zu entwickeln, sondern nur einige Probleme der interdisziplinären Forschung zwischen Toxikologie und Psychologie in diesem Bereich zu verdeutlichen und einige experimentell prüfbare Hypothesen zu formulieren. Dies wurde auch von der Mehrzahl der Zusendungen so gesehen; besonders sinnvoll waren Hinweise auf hervorragende experimentelle Arbeiten, die wir in unserem Bericht nicht im einzelnen zitiert hatten. Besonders wichtig erscheinen uns neuere Arbeiten von Bell et al. (1) und von Eis et al. (2), die unsere Ausführungen und Hypothesen im wesentlichen aber bestätigen.
Wichtig ist der Ausschluß toxischer und primär immunologischer Ursachen für die vom Patienten angegebenen Beschwerden. Mißverständlich ist unsere Absicht interpretiert worden, die Systematische Desensibilisierung zur Behandlung von MCS-Patienten einzusetzen: Die Patienten sollen im Rahmen der Systematischen Desensibilisierung nicht mit toxischen Präparaten oder Substanzgemischen konfrontiert werden, sondern mit Nebenkomponenten, wie Gerüchen und anderen Sinneseindrücken dieser meist aus verschiedenen Stoffen bestehenden Präparate, die die Patienten für toxisch halten, die aber vorher in der umwelttoxikologischen Analyse als völlig unschädlich identifiziert worden sind. (Unbegründete Assoziationen mit Gerüchen dürfen natürlich nicht verwechselt werden mit der wichtigen Funktion des Geruchsinns als Warner vor toxischen Substanzen). Das entsprechende Behandlungsverfahren ist in der Literatur sowohl auf seine Effizienz wie auf seine ethische Vertretbarkeit in zahllosen experimentellen Untersuchungen überprüft worden, die in der entsprechenden Fachliteratur (siehe die Zeitschriften Behaviour Therapy, Behaviour Research and Therapy, Verhaltenstherapie, die regelmäßigen Buchpublikationen Progress in Behaviour Modification) und anderen Veröffentlichungen nachgelesen werden können. Wie von den meisten Lesern richtig bemerkt wurde, halten wir von einer Therapie, in der verschiedene psychotherapeutische Schulen einbezogen werden, nichts, ebensowenig wie wir eine Psychiatrierung oder Psychologisierung dieses Problems für besonders nützlich halten. Zweifellos wird die Behandlung zum jetzigen Zeitpunkt primär eine verhaltenstherapeutische sein, da dies die einzige psychologische Therapieform ist, deren Effizienz experimentell überprüft wurde und die auf experimentellen Prinzipien beruht. Dies gilt für keine der anderen Psychotherapieformen, so daß wir eine Diskussion, was nun die sinnvollste Therapie sei, erst dann weiterführen wollen, wenn experimentelle Befunde über die Wirksamkeit solcher psychologischer Behandlungsmaßnahmen vorliegen. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt für das MCSSyndrom direkt nicht der Fall. Aus diesem Grund haben wir unsere Hypothesen für solche Untersuchungen in diesem Artikel formuliert. Es ist unanzweifelbar, wie in mehreren Zuschriften auch erwähnt wurde, daß für alle verhaltenstherapeutischen Maßnahmen eine positive Patient-Therapeut-Beziehung vorerst geschaffen werden muß. Dies haben wir in unserem Beitrag mit den einzelnen Strategievorschlägen nachdrücklich betont.

Literatur
1. Bell IR, Schwartz GE, Baldwin CM, Hardin EE, Klimas NG, Kline JP, Patarca R, Song Z-Y: Individual differences in neural sensitization and the role of context in illness from low-level environmental chemical exposures. Env Health Persp (Suppl 2) 1997; 105: 457-466.
2. Eis D, Altenkirch H, Beyer A, Eikmann T, Herr C, Heinzow B, Hüppe M, Nix WA, Kobal G, Paulini I, Pitten F-A, Ring J, Roscher S, Suchenwirth R, Tretter F, Wolf C: Methodische Ansätze und Verfahren zur MCS-Diagnostik: Diagnosekriterien und Studiendesign. Umwelt Forsch Prax 1997; 2: 148-156.


Anschrift der Verfasser
Prof. Dr. phil. Niels Birbaumer
Institut für Medizinische Psychologie
und Verhaltensneurobiologie
Universität Tübingen
Gartenstraße 29
72072 Tübingen


Prof. Dr. med. Karl Walter Bock
Institut für Toxikologie
Universität Tübingen
Wilhelmstraße 56
72074 Tübingen
Janik
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