Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) - eine Fallserie
Multiple chemical sensitivity (MCS) - a case series
G. Wiesner1, F. Pedrosa Gil2, D. Nowak1
1 Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Innenstadt
2 Psychosomatische Beratungsstelle und Ambulanz, Medizinische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität München
Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Beim naturwissenschaftlich bislang unzureichend geklärten Phänomen der so genannten Multiplen Chemikalienüberempfindlichkeit ( = MCS) werden vielfach psychische Phänomene diskutiert. Anhand der vorliegenden Fallserie wird geprüft, ob und inwieweit sich die Einschätzung über das Vorliegen einer MCS-Symptomatik ändert, wenn in Ergänzung zu einem standardisierten Interview die Patienten zusätzlich einer psychiatrisch-psychosomatischen Konsiliaruntersuchung zugeführt werden.
Patienten und Methodik: Neun konsekutive Patienten der Umweltambulanz (m = 3, w = 6, mittleres Alter 44 Jahre) wurden untersucht. Für die Diagnostik organischer Erkrankungen kamen medizinische Standardverfahren zum Einsatz, psychische Erkrankungen wurden mittels „Münchner Composite International Diagnostic Interview“ (M-CIDI) und psychiatrisch-psychosomatischer Konsiliaruntersuchung erfasst.
Ergebnisse: Mit einer Ausnahme wurden bei allen Patienten im M-CIDI bzw. in der psychiatrisch-psychosomatischen Konsiliaruntersuchung Diagnosen aus dem F-Bereich (Psychische Störungen) des ICD-10 Schlüssels gestellt, wobei die beiden Verfahren oft unterschiedliche Ergebnisse erzielten. Bei sieben Patienten wurde eine MCS ausgeschlossen.
Folgerungen: Nach den Kriterien von Cullen (5) erfordert die Diagnose MCS auch den Ausschluss psychischer Erkrankungen. Dazu ist unseres Erachtens eine fachärztliche psychiatrische-psychosomatische Untersuchung unerlässlich, da der M-CIDI dafür allein nicht ausreichend scheint. Mit diesem Vorgehen konnte eine MCS wesentlich häufiger ausgeschlossen werden als bei einer Vorgehensweise ohne psychiatrisch-psychosomatische Untersuchung.
Dtsch med Wochenschr 2005; 130: 329-332
DOI: 10.1055/s-2005-863051
http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/dmw/doi/10.1055/s-2005-863051;jsessionid=E5B10A5969A1A9F29DB0B8A5C1EAD6EA.jvm4