Kein anderes Land hat so beispielhaft Daten zur Schadstoffbelastung der Bevölkerung gesammelt wie Deutschland. Doch nun droht dem Umweltsurvey des Umweltbundesamtes das Ende.
Deutsche Wissenschaftler sind die Stars in der Umwelttoxikologie. Kein anderes Land hat so beispielhaft und so lange Daten zur Schadstoffbelastung der Bevölkerung gesammelt. Darum ist der Umweltsurvey, der seit 20 Jahren am Berliner Umweltbundesamt (UBA) läuft, Vorbild für das Human-Biomonitoring der USA und der Europäischen Union. Auch der Wissenschaftsrat hat die Arbeit der UBA-Forscher evaluiert und für gut befunden.
Doch all die Lorbeeren scheinen dem zuständigen Ministerium nichts zu gelten. Dem Umweltsurvey droht das Aus. "Das Ministerium möchte die Studie Ende 2008 auslaufen lassen", sagt Marike Kolossa-Gehring, die seit zwei Jahren den Umweltsurvey leitet. "Das ist eine Katastrophe", klagt Jürgen Angerer, Ökotoxikologe an der Universität Erlangen-Nürnberg und einer der Wegbereiter des Monitorings.
Über die Gründe wird viel spekuliert. Wird es dem Staat zu teuer? Stehen persönliche Karrieren dahinter? Aus dem Umweltministerium ist lediglich zu erfahren: "Wir sind bemüht, die gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung in ihrer Effizienz zu steigern. Hierzu wird im Augenblick ein Konzept erarbeitet." Wie das genau aussehen soll, ist ungewiss.
Süddeutsche Zeitung, 19.12.2007
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