von Martin » Donnerstag 30. März 2006, 12:07
Liebe Mitbetroffene,
die Diskussion hier über Unterstützung Bedürftiger macht mich langsam wütend.
Mir wurde letztes Jahr geholfen (nicht von MCS-Kranken/Spenden CSN oder so etwas), da klar feststand, dass ich ohne Hilfe versterben würde. Ich lag seit 4 Jahren in einem Raum im Bett (pflegebedürftig) und sah über 4 Jahre nur 2 Personen. Aufgrund schwerer Infekte, die wegen der MCS nicht behandelt werden konnten, wurde mir, bzw. meiner Frau mehrfach mein baldiges Versterben, von normalen Schulmedizinern, erklärt. Ich wog 58 kg bei 1,87 m Größe, hatte massive Mangelerscheinungen.
Bevor mir geholfen wurde, wurde penibelst meine Lage geprüft. Es wurde mit diversen Ärzten gesprochen, Dr. Fabig wurde befragt, Frau Dr. Haack-Nebbe hielt einen Vortrag über MCS und meine Situation. Meine Frau und ich mussten unsere finanzielle Situation komplett offen legen und uns unangenehme Fragen gefallen lassen. 8 Fachärzte von mir bestätigten, dass dringend etwas geschehen muss. Wir mussten nachweisen, alles getan zu haben, was menschenmöglich ist.
Nun lebe ich in einer provisorischen Unterkunft (bin hier nicht gemeldet, habe keinen Wohnsitz mehr) von 25 m², 160 km von meiner Frau entfernt. Die Leute, die mir helfen wollen eine Wohnung zu finden, habe ich überzeugt, dass es noch viele gibt mit Bedarf und so entstand das Wohnprojekt (habe schon vorher viele andere Wege beschritten hierfür). Dafür musste ich zum Beispiel den Bedarf nachvollziehbar darstellen.
Nun habe ich diese Leute überzeugt und sitze nun ziemlich alleine da mit der Umsetzung des ganzen. Ich habe diverse Male zig MCS-Kranke befragt nach Hilfe zur Umsetzung. Auch hier im Forum bei CSN und PureNature. Die „Hilfe“ die ich bekam, waren Ausreden und Belehrungen.
Ich habe, ausgelöst anhand meiner eigenen katastrophale Situation Leute von der Not MCS-Kranker überzeugen können. Gelder stehen zur Verfügung SCHWERSTKRANKEN zu helfen, aber sie können nicht oder nur langsam umgesetzt werden.
Stattdessen werden Diskussionen über Diskussionen geführt, was man nicht alles tun könnte und sollte. Immer neue Themen werden angefangen. Es wird zu einem Spendenaufruf aufgerufen, für jemanden der dies garnicht will. Aida ist soweit ich weiß am Beginn ihrer Krankheitskarriere und verliert gerade das, was die meisten schon verloren haben. Sie braucht wohl eher Hilfe dabei, wie Sie in Zukunft zurecht kommt, wie Sie eine günstige verträgliche Wohnung bekommt, aber doch keine Spenden! Für mich waren die ersten Jahre auch die schlimmsten, als ich nach und nach alles verlor. Aber der Verlust von Luxus ist kein Grund für Spenden ! Und für unwahrscheinlich viele MCS-Kranke ist auch Therapie/Diagnostik/ Bionahrung/Vits Luxus ! Das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Das ich hier stehe und ein Pilotwohnprojekt allein auf die Beine stellen muss, obwohl ich mir oft nicht mal selber essen machen kann. Dass dieses Projekt Anerkennung der Krankheit MCS bedeutet, dass man hierauf aufbauen könnte. Dass weitere Geldgeber sehen: Da haben schon Menschen geprüft, ob diese Menschen hilfsbedürftig sind, das merkt keiner.
Stattdessen bekomme ich weiter Briefe von Leuten, die noch arbeiten können, die doch nun „endlich“ ihre Wohnung in meinem Wohnprojekt haben möchte, aber bitte 60 m² mit Südwestterrasse und Garage für ihr Auto. Und natürlich umsonst, weil Sie ja gehört haben, es sind Sozialwohnungen.
Wenn die MCS-Kranken sich so nach außen darstellen, ist es kein Wunder dass keiner hilft und wir psychiatrisiert werden.
Alles Gute, Martin