von Korinna » Samstag 25. Februar 2006, 11:48
Hallo Michael,
worum gehts hier eigentlich oder besser gesagt worum gehts dir eigentlich? Diese Zeitung, um die es hier geht, wurde vom team SAT 1 aus der blauen Tonne geholt, um solch eine Situation nachvollziehbar für "Gesunde" und "Normale") nachzustellen, damit die in etwa eine Vorstellung bekommen, wie das Leben aussieht. In diesem Falle mein Leben aussieht. Denn um diese Fallbeschreibung ging esgan speziell, genauso wie um Kristinas spezielle Situation (einen ganz lieben Gruß an Dich, lieber Kristina!). Dieser Kampf, der hier entstanden ist, ist meiner Meinung unsinnig und raubt Dir, Michael und auch uns anderen Energie, die wir dringend für wichtiger Dinge benötigen.
Ein Drehtag kann man nur wirklich nachvollziehen, wenn man einen tatsächlich und real erlebt hat.
Ich lese ab und zu Zeitung, wie schon vorher gesagt, weil ich meine, dass es für mich speziell wichtig sein könnte, zu wissen, was in der Welt und an meinem Wohnort los ist. Ich persönlich kann Informationen besser aufnehmen, wenn ich sie lese. Beim Fernsehen habe ich Probleme.
Wie gesagt, für diese spezielle einstellung, hat der Kameramann von draußen ein alte Zeitung geholt und viel von dem, was wir gesagt haben, wurde selbstverständlich raus geschnitten. das sind ganz normale Abläufe, denke ich und das wissen auch die meisten.
es geht hier nicht um eine Angststörung und es ist sehr schade, dass Du das so interpretierst.
Es gibt definitiv nicht genügend oder ausreichend fundierte wissenschaftlich Erkenntnisse über unsere Krankheit, die bei jedem ganz anders aussehen kann und auch wird. Wir alle haben vielleicht einige Voraussetzungen gemeinsam, aber wir sind alle Individuen und das bedeutet, das wir alle eine unterschiedliche Ausprägung der MCS haben. Der eine bekommt Atemnot, wenn er mit jeglichem Waschpulver in kontakt kommt und der andere nur bei einigen bestimmten Produkten.
Auch, wie sich die Krankheit zeigt (symptomatisch gesehen) sieht ganz unterschiedlich aus, genauso wie das Coping. Jeder geht anders mit der MCS um. Der eine versucht vielleicht irgendwie das Gefühl zu erhalten, dazu zu gehören, mit vielen Einschränkungen der Lebensqualität (nimmt mögliche Folgen an "guten Tagen" in Kauf) und der andere muss in ganz "schlechten Phasen" den totalen Rückzug leben, um irgendwann wieder "mehr" zu können, und wenn es nur darum geht, die Post aus dem Kasten zu holen...
es gibt ängstlichere Menschen und es gibt weniger ängstliche Naturen und es gibt auch einfach Zeiten, in denen man als Reaktion überängstlicher reagiert, weil der bestimmte Stoff, auf den man reagiert, das verursacht.
Der Trick ist vielleicht, ein gewisses "gesundes" Mittelmaß zu finden, wie es auch in allen möglichen anderen sitautionen des Lebens der Fall sein dürfte.
An guten Tagen traue ich mir mehr zu, als an schlechten Tagen und trotzdem versuche ich vieleicht auch einen gewissen Rhythmus in meinem Leben zu behalten, um ihn ein wenig zu zwingen, sich anzupassen.
Wir alle müssen akzeptieren, dass wir die MCS wohl nicht wieder los werden, aber wichtig ist auch, dass wir einander wirklich lernen zu unterstützen.
Einfach auch mal hinter die Kulissen schauen zu wollen, ist ein Schritt dorthin. Es hilft nichts, wenn unsere Krankheit nur auf Schockreaktion aus ist...es muss den "normalen Leuten" ein wenig langsam und behutsam bei gebracht werden, dass wir mit uns und unserer Umwelt nicht gut umgehen. Der Mensch reagiert meist abweisend auf skandalöse Beschreibungen. Eine Verzerrung ist nur dann vorhanden, wenn ein Krankheitsbild sich nur auf eine Art nach außen zeigt. Bei uns ist das nicht der Fall, da sich die MCS ganz unterschiedlich und sehr vielfältig zeigen kann. Es gibt nur Paralleln zu anderen, aber ein Fall wird nie wie der andere sein. Multiple... es sind viel Organsysteme beteiligt, und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Es gibt keine Kategorisierung wie bei z.B. Epilepsie. Großer Anfall zeigt sich...kleiner ...
Und immer spielt auch die jeweilige psychische Konstitution (an dem Tag oder generell gesehen) eine große Rolle. Für den einen ist die Folge eines bestimmten Stoffes tolerierbar (er liegt dann eventuell für Tage krank mit Migräne im Bett, aber es hat sich für diesen kurzen Moment vielleicht psychisch gelohnt, dabei gewesen zu sein...zum Beispiel das Weihnachtsfest), bei dem anderen löst es einen sofortigen Wunsch auf Flucht aus...und er will die Folgen nicht in Kauf nehmen.
Das wird sich von Situation zu Situation und von Mensch zu Mensch verschieben und ändern.
Michael, vielleicht bist Du einfach ein wenig verbittert geworden, damit haben wir alle zeitweise zu kämpfen, das ist auch normal und legitim, aber Du könntest Dich jetzt vielleicht mal wieder besinnen und ein anderes Ziel verfolgen, und zwar, das wir uns gegenseitig unterstützen MÜSSEN und SOLLTEN. Kritik, gut gemeinter Art, ist immer gut und kann hilfreich sein, aber Du solltest bei all diesem "Streit" nicht vergessen, dass wir einander verstehen müssen, damit uns auch irgendwann die anderen für voll nehmen. Dazu gehört auch sich in den anderen hinein zu versetzen. hast Du das bei Kristina und mir wirklich gemacht???
Es gibt nicht "DIE WAHRHEIT" über diese Krankheit, es gibt nur Sichtweisen und einzelne Interpretationen und durch Deinen Beitrag ist mir erst wieder deutlich bewußt geworden, dass auch wir nichts erreichen, wenn wir nicht geschlossen und zusammen dagegen vorgehen, dass wir mit der MCS einfach übersehen werden. dazu gehört dann aber auch Respekt und Toleranz anderen gegenüber.
Diese ironische Art und Weise, hier zu argumentieren finde ich für niemanden hilfreich und ehrlich gesagt auch ein wenig fehl am Platze...
Wenn wir einander nicht mal mit Respekt und Verständnis gegenüber treten können, wie sieht ist es dann wohl erst für diejenigen aus, die nichts von MCS kennen und hören wollen???