von Twei » Sonntag 18. Januar 2009, 20:24
Mein neuer gebrauchter PC
Ich bekam einen gebrauchten etwas besseren PC geschenkt, der jedoch 10 Jahre lang von einer Sekretärin benutzt wurde.
Er roch stark nach Parfüm. Ich ließ ihn einige Zeit laufen und mußte erkennen, daß es nur noch schlimmer wurde.
Also nahm ich ihn auseinander. Alle Laufwerke (Disk, DVD, C:) und das Netzteil mußte ich entsorgen. Die Gerüche aus Laufwerken sind nach solanger Parfümaussetzung nicht mehr weg zu kriegen. Die Isolationsschichten der Kabel und anderer Elemente, nehmen den Geruch so intensiv auf, daß bei einer gründlichen Reinigung ein Laufwerksgerät selbst zerstört werden würde.
Der ganze PC war mit verschiedenen Parfümstoffen und einem männlichem, rosenähnlichem Duft (verm. von Rasierwasser) übertüncht. Dieses war das Hauptproblem. Es handelte sich hier, um einen der hartnäckigsten Parfümstoffe; dieser wurde im ganzen PC durchs Anfassen vom Monteure verbreitet.
Alle Kabelstränge (Laufwerks-, Schalter-, Stromversorgungs- und LEDsverbindungen mußten ausgeweidet werden (vorher jedoch habe ich die Verkabelungspositionierungen aufgeschrieben).
Beim Versuch davon etwas zu retten, bin ich in kürzester Zeit verzweifelt. Meine Finger nahmen diesen Geruch sofort an und ich habe es nur noch entsorgt (in den Keller zum Verschenken oder Wegschmeißen gebracht).
Das Einzige was mir blieb, war ein schönes großes stabiles PC-Gehäuse und die Hauptplatine. Die Steckplatinen benötigte ich nicht, weil ich die Gleichen im alten PC hatte.
Ich schraubte auch den Prozessorkühlventilator ab und reinigte ihn gründlich mit heißem Kaffee, mittels kleiner Stofffetzen. Reinigungstücher oder Stofffetzen sind nur kurz zu gebrauchen, deren aufgenommener Geruch geht nicht mehr raus - Verbreitungsgefahr - also wegwerfen. Das kleine Kabel des Ventilators behielt diesen Geruch ganz stark an sich, selbst bei mehrmaligem Abflämmen mit dem Feuerzeug. Dieses Kabel schnitt ich ab und ersetzte es - war nichts anderes zu machen (anderes dranlöten).
Die Hauptplatine reinigte ich nun vorsichtig mit Stofffetzen, die in sehr heißem Kaffee getränkt wurden (sofort mit anderem trockenen Stofffetzen nachwischen). Dabei paßte ich auf, daß ich möglichst keine Lötstellen oder blankes Metall berührte; darunter: Platinenränder, oberflächlich die Bauteile (auch ICs), Buchsen, Steckleisten, abnehmbare Kühlkörper, Ventilator mit Schaufeln und alles was man mit so einem Stofffetzen am Finger erreichen konnte - mehrmals (ca. 2 - 3 Stunden lang). Ich wußte, daß es nur um eine Parfümreduzierung ging; wohlwissend, daß der PC-Monteure nicht alles mit seinen Fingern hat anpacken können.
Anschließend wurde die Hauptplatine in einen nicht mehr benutzten Umluftherd gesteckt (auf kleine Holzdübel, damit kein Metallkontakt entstehen konnte), auf minimale Stufe (50 Grad) gestellt und ca. 2 Stunden umlüftet. Zwischendurch wurde mal die Herdklappe und Fenster geöffnet wegen möglicher Überhitzungsgefahr und damit die entstehenden Geruchsstoffe nicht nur verteilt, sondern auch abgeführt werden. Ebenfalls stellte ich zusätzlich die alten Kaffeereste mit Satz in den Herd.
Auch den Prozessorventilator habe ich ganz kurz und vorsichtig mit dem Feuerzeug schwenkend abgeflämmt. Ebenfalls mußten die vorher ausgebauten RAMspeicherkarten mit Kaaffee behandelt werden, wie bei der Hauptplatine, jedoch getrennt von ihr für ca. 15 Minuten im Herd, um eine gegenseitige Verseuchung zu vermeiden.
Jetzt hatte ich die Befürchtung, daß ich alles kaputt gemacht hätte (ein unangenehmes Gefühl). Tatsächlich aber funktionierte ein paar Tage später alles und diese Gerüche waren fast ganz weg - auf ein verträgliches Maß reduziert.
Nun kam das schöne Metallgehäuse mit der Kunststofffront dran. 3 Tagelang habe ich alles jeweils 3-4 Stunden bearbeitet. Alles auseinandergenommen und in der Badewanne mit heißem Wasser abgeschrubbt - mehrmals. Ebenfalls mit heißem Kaffeesatz und Stofffetzen abgerieben. Leider nicht mit Erfolg genug und ich hatte schon so viel geschruppt und heißes Wasser verbraucht, daß ich am liebsten aufgegeben hätte.
Die Metallteile waren mit eingebrannter Farbe beschichtet und auf der blanken Seite war eine undurchsichtige Schutzbeschichtung drauf (Lack oder Öl?). Ich nahm einen Flämmer (Lötlampe) zur Hilfe und erhitzte alles systhematisch, bis sich die Bleche und anderen Metallteile leicht bogen. Beim Abkühlen zog sich alles wieder gerade. Der Geruch war fast völlig weg - diese Behandlung reichte also aus; habs einfach nochmal mit heißem Kaffee abgewaschen.
Die Schrauben habe ich in kochendheiße Kaffeeschlämme gesteckt und mit einem Pinsel mehrfach gestampft. Anschließend mit einem Tuch gut abgerubbelt und mit dem Flämmer hoch erhitzt. In Kaffee geschmissen und mit einem anderen Tuch nochmals abgerubbelt.
Die Kunststoffteile rochen nach der Wasserbehandlung ebenfalls noch über mittelmäßig. Also rieb ich sie mit Kaffeeschlämme ein und steckte sie mit einem Schälchen Restkaffeschlämme für ca. 1 Stunde in den Umluftherd (50 Grad); sie wurden aber auf kleine Holzdübel aufgebockt, da der Metallrost vielleicht Verschmelzungen verursachen könnte. Anschließend rieb ich alles nochmal mit heißem Kaffee ab. Nur die kleinen Löcher, in die die Tastenschalter eingebaut werden, rochen noch nach diesem Parfüm.
(Das mit dem heißem Wasserabschrubben bringt also doch seinen Anteil zur Geruchsentfernung. Ergo konnte ich an dieser Löcherstelle nicht richtig reiben und das Erhitzen im Herd reichte nicht aus).
Ich nahm den Flämmer und ich schwenkte vorsichtig über die Löcher drüber. Die Stelle ist jetzt etwas dunkler, nicht verformt, aber Parfümfrei.
Nun hieß es, sich von dem alten Rechner zu verabschieden; ich baute aus:
Flachkabelsatz, Steckplatinen (Sound-, Grafik- u. LANkarte), kleines und DVD-Laufwerk, Festplatte, Netzteil mit Kabeln und Kabelstrang gemeinsam mit Lautsprecher, Taster und LEDs (die Steckpinne mit denenen der anderen Hauptplatine und den Kabelstrang, habe ich auch gut verglichen - es steht auch was auf den Steckern alsauch Hauptplatine zum Verbinden drauf, manchmal auch nur die Farbe oder Bauteilabkürzung).
Endlich konnte ich alles wieder zusammen schrauben und stecken. Siehe da - nach einem Tag Murkserei lief der Rechner schneller mit dem neuen alten Gehäuse und jener Hauptplatine. Ich hatte das Gefühl, daß ich mir den PC richtig schwer erarbeitet hatte. Kein Mensch würde sich so eine Arbeit machen. Ich hatte aber kein Geld und jedes neu gekaufte Gerät, kann so kontaminiert sein, daß ich da auch keine Freude mehr dran haben könnte.
Dieser Rechner war jetzt so Geruchsvermindert, daß ich ihn im leicht kontaminierten Nebenzimmer betreiben konnte. Durch ein Loch in der Wand führte ich die Versorgungskabel mit Verlängerungen in meinen Lebensbereich und dichtete es gut ab; hier bediene ich nun den PC mit: LCD-Bildschirm, Tastatur, Maus, PC-Verstärker und manchmal Kamera.
Ich kann die erhitzte DVD- und Geräteluft nicht vertragen. Die PCs erwärmen sich heute mehr als vor 25 Jahren. Je kompakter die Geräte, um so mehr Elektronikausdünstungen entstehen. Bei der Erwärmung der PC-Teile im Umluftherd, kommen solche Dämpfe auch vermehrt frei. Dieses war für mich die gesundheitlich anstrengenste Tätigkeit - mir ging es auch nicht gut.
Ebenfalls mußte ich die ganze Zeit darauf achten, daß die eingesetzten Werkzeuge nicht kontaminiert werden alsauch alles, was ich anpackte (Türklinken, Wasskräne usw.) - also wurden laufend Dekontaminationen an den Händen durchgeführt.
Jeder Fachmann würde diese Prozedur ablehnen. Mir blieb keine andere Wahl, außer wenn das Wegwerfen. Nur Jener, der die ähnlichen Probleme hat wie ich, kann dieses nachvollziehen. Ich bin wirklich einem sehr hartnäckigem Parfümstoff entgegengetreten, der mein außerordentliches Erstaunen und Entsetzen über seine Eigenschaften hervor gebracht hat.
PS: Mit allen Elektrokabeln und manchen neuen Geräten, verfahre ich mittlerweile nach obigem oder ähnlichen Prinzipen. Die Weichmacher und meist neuartigen Desinfektionsmittel müssen für mich reduziert werden, sonst werde ich schrecklich krank. Manche Teile dürfen niemals in meinem Lebensbereich sein, höchstens im Nebenraum und einige nur in zusätzlicher Plastiktüte. Diese Luft aus jenem Raum wird permanent leicht nach Draußen abgesaugt.