Gesundheit und Umwelthygiene
Umweltmedizin
Letzte Änderung: 15.05.2012
Letzte Änderung: 15.05.2012
Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS)
30.07.2013
Als „Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit” (MCS) wird ein Beschwerdekomplex aus Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, psychischen Beeinträchtigungen und Störungen verschiedener Organsysteme bezeichnet. Diese Symptome werden von den betroffenen Personen mit einem Kontakt gegenüber Chemikalien unterschiedlicher Art in Verbindung gebracht. ...
... Eine klare und allgemein anerkannte Definition, welche Symptome zu MCS gehören, und gesicherte Kenntnisse, welche Ursachen dafür verantwortlich sind, existieren bisher nicht.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes koordinierte das Robert Koch-Institut mehrere Studien zum MCS-Syndrom: ...
... Zusammenfassend konnten die insgesamt drei durchgeführten Studien keine wissenschaftlich begründbaren Mechanismen zur Krankheitsentstehung von MCS aufzeigen. Insbesondere wurde kein Zusammenhang mit einer Chemikalienbelastung nachgewiesen. Es bleibt unklar, ob es sich bei MCS um eine eigenständige Krankheit handelt. Deutlich ist, dass psychosomatische und -soziale Faktoren eine nicht unbedeutende Rolle bei der Entstehung der Krankheitssymptome spielen....
...Das UBA empfiehlt deshalb die Anbindung der Patientinnen und Patienten an eine umweltmedizinische Ambulanz (Zusammenstellung in der Zeitschrift „Umweltmedizin in Forschung und Praxis“) mit Möglichkeit der interdisziplinären Abklärung der Symptome, um so eine optimale Betreuung zu gewährleisten. ...
Die Fachrichtung Umweltmedizin will dem Auftreten von umweltbezogenen Beschwerden und Erkrankungen des Menschen vorbeugen. Die Ursache der Leiden ist nicht immer gleich zu erkennen. Diagnose und Therapie bedürfen oft fachrichtungsübergreifender Zusammenarbeit und Erfahrung. ...
Umso wichtiger ist die Anbindung dieser Patientinnen und Patienten an spezielle umweltmedizinische Zentren (Zusammenstellung in der Zeitschrift „Umweltmedizin in Forschung und Praxis"), die durch ihren breitgefächerten fachlichen interdisziplinären Ansatz und ihre Erfahrung auf dem Gebiet der Umweltmedizin mit höherer Wahrscheinlichkeit zur Diagnosefindung und Therapie beitragen können....
23.07.2014
Vielfalt an Noxen - Vielfalt an Untersuchungen
Der neue Umwelt-Survey
Beitrag von Frau Christine Schulz und Frau Marike Kolossa-Gehring, Projektteam Umweltbundesamt, präsentiert auf der GHUP-Jahrestagung 2014.
24.10.2014
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte
Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte bewertet Verunreinigungen der Innenraumluft und setzt bundeseinheitliche Richtwerte fest. ...
Lexikon der Psychiatriekritik
von Dr. Hans Ulrich Gresch
Psychosomatische Störungen
Prolog: Alles psychisch?
Ein Mensch zum Arzt, er hat dies oder das. Der Doktor untersucht ihn. Er sagt, er könne so recht nichts finden, was für dies oder das verantwortlich sei. Doch so schnell gibt er sich nicht geschlagen. Wenn der Arzt nicht mit bloßem Auge sehen oder mit den Händen ertasten kann, was dem Menschen fehlt, so ist er heutzutage noch lange nicht aufgeschmissen. Moderne medizinische Apparaturen und Labore helfen ihm herauszufinden, worunter sein Patient leidet und woran es liegt.
Allein, nicht immer. Der Mensch kommt zum zweiten Termin, um die Ergebnisse der aufwändigen Tests und Durchleuchtungen zu erfahren, doch der Doktor zuckt nur mit den Schultern, nichts gefunden! Der Mensch schaut ihn ratlos an. So etwas hat der Arzt nicht gern. Niemand soll ratlos seine Praxis verlassen, unter dies und das leidend - ratlos nach wie vor, ohne eine Erklärung seines misslichen Befindens - auch wenn der Doktor mit seinem kleinen Mediziner-Latinum am Ende ist.
Also rückt sich der Mediziner hinter seinem Schreibtisch zurecht, nimmt eine aufrechte, stramme Positur ein, blickt seinem Patienten zugleich milde und streng ins Auge und spricht also: Es könnte etwas Psychisches sein.
Dies wird und muss auch dem Patienten einleuchten:
•Wenn weder der erfahrener Arzt, noch die modernen Apparaturen und Labore Licht ins Dunkel von diesem oder jenem, was den Menschen plagt, zu bringen vermochten,
•was denn, wenn nicht der ureigentliche Mensch, also seine Psyche, sollten wohl dafür verantwortlich sein, dass es ihm schlecht geht.
Und der Doktor hat ja auch nicht ewig Zeit. Also, Mensch, nimm den schwarzen Peter und gib wenigstens bis zur Chronifizierung Ruhe!
Fakten und Fiktionen ...
Multiple Chemikaliensensibilität
Als „Multiple Chemikaliensensibilität” (MCS) wird ein Beschwerdekomplex bezeichnet, bei dem Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Atemprobleme, Symptome des Magen-Darm-Traktes und weitere Störungen verschiedener Organsysteme auftreten können.
14.12.2016
Die auftretenden Symptome werden von den betroffenen Personen mit einem Kontakt gegenüber verschiedenen Chemikalien und Umweltbelastungen (Umweltnoxen) in Verbindung gebracht, wobei schon sehr geringe Konzentrationen, bei denen andere Menschen keine gesundheitlichen Schwierigkeiten haben, zu Beschwerden führen. Eine allgemein anerkannte Definition, welche Symptome zu MCS gehören, und gesicherte Kenntnisse, welche umweltbedingten Ursachen dafür verantwortlich sind, existieren bisher nicht.
Nach den Konsensus-Kriterien (Bartha et al., 1999) zeichnet sich die MCS dadurch aus, dass
1.die Symptome bei erneuter chemischer Exposition reproduzierbar sind,
2.der Zustand der Betroffenen chronisch ist,
3.die Symptome durch niedrige Dosen ausgelöst werden, die vormals von der betroffenen Person toleriert wurden oder von anderen im Allgemeinen toleriert werden,
4.die Symptome nachlassen oder aufhören, wenn die chemischen Auslöser gemieden werden,
5.verschiedene, chemisch nicht verwandte Stoffe die Symptome auslösen,
6.mehrere Organe bzw. Organsysteme einer Person beteiligt sind.
Zur Entstehung von MCS wurden verschiedenste Mechanismen vorgeschlagen, die sich grob Störungen von immunologischen bzw. allergischen Prozessen, Änderungen der Funktion des Nervensystems, Veränderungen von biochemischen Prozessen oder Veränderungen von psychologischen bzw. neurobehavioralen Funktionen zuordnen lassen (Winder, 2002). Bis heute ist jedoch nicht geklärt ob, und wenn ja, welche Mechanismen an der Entstehung von MCS beteiligt sind.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes koordinierte das Robert Koch-Institut mehrere Studien zum MCS-Syndrom. Zusammenfassend konnten die insgesamt drei durchgeführten Studien keine wissenschaftlich begründbaren Mechanismen zur Krankheitsentstehung von MCS aufzeigen (Eis et al., 2008). Es bleibt weiterhin unklar, ob es sich bei MCS um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Deutlich ist, dass psychosomatische Belastungen häufig gemeinsam mit den MCS-Beschwerden auftreten. Allerdings ist ungewiss, ob im Falle einer solchen Komorbidität, die MCS-Symptome die Ursache oder die Folge psychosomatischer Beschwerden sind.
Die persönlichen Folgen von MCS sind – ebenso wie das Beschwerdebild – vielfältig. Betroffene berichten unter anderem über Einschränkungen der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit und sehen sich oft nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben. Auch das Erledigen alltäglicher Arbeiten sowie die sozialen Kontakte mit Freunden und Familie werden oftmals als problematisch und konfliktbehaftet erlebt. Der Leidensdruck von MCS-Patienten kann sehr hoch sein und in extremen Fällen bis hin zur sozialen Isolation führen.
Bei MCS handelt es sich um einen umfassenden Symptomkomplex, der die Betroffenen häufig stark beeinträchtigt. Je nach persönlicher Situation können Betroffene Informationen und Hilfe in umweltmedizinischen Ambulanzen und Beratungsstellen, bei den Gesundheitsämtern sowie bei niedergelassenen Umwelt- und Allgemeinmedizinern erhalten. Andere Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können (Allergien, Lebensmittelintoleranzen, psychische Störungen), sollten differentialdiagnostisch abgeklärt werden, auch um mögliche Begleiterkrankungen behandeln zu können. Daher sollten auch mögliche allergische Reaktionen des Organismus auf bestimmte Substanzen ärztlich untersucht werden. Im Vordergrund sollte die Unterstützung des Patienten bei seiner alltäglichen Lebensführung stehen. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze können oftmals bei der Entwicklung von Bewältigungsstrategien helfen und zur Entlastung der Betroffenen beitragen. Das UBA empfiehlt daher eine interdisziplinäre Abklärung der Symptome, um eine optimale Betreuung zu gewährleisten.
Literaturquellen
Bartha, L., Baumzweiger, W., Buscher, D. S., Callender, T., Dahl, K. A., Davidoff, A., ... & Flayhan, D. P. (1999). Multiple chemical sensitivity: a 1999 consensus. Archives of Environmental Health, 54(3), 147-149.
Eis, D., Helm, D., Mühlinghaus, T., Birkner, N., Dietel, A., Eikmann, T., ... & Gil, F. P. (2008). The German multicentre study on multiple chemical sensitivity (MCS). International journal of hygiene and environmental health, 211(5), 658-681.
Winder, C. (2002). Mechanisms of multiple chemical sensitivity. Toxicology letters, 128(1), 85-97.
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