Hi Nini,
danke, dass Du die Kraft gefunden hast, meine Fragen zu beantworten. Auch ich werde diese als Gegenzug mit beantworten.
Ich kann nur meine persönlichen Erfahrungen zur Verfügung stellen. Es scheint Dir gerade so zu gehen, so wie es mir vor mehreren Jahren erging. Du befindest Dich jetzt in einer Phase, wo Du konsequent handeln mußt.
Ich bin nicht berufstätig - sondern beziehe Rente wegen völliger Erwerbsminderung plus Grundsicherung. Mittlerweile glaube ich nicht mehr an "Hilfsmitteln", die es mir erlauben könnten meinen früheren Alltag bzw. Leben fortzuführen. Aufgrund der immer schlechter werdenden Arbeitsfähigkeit, verübte ich damals die letzten 2 Jahre vor dem "Höhepunkt" nur noch intensiv meine Hobbies.... ich mußte diese komplett einstellen... nur der PC bzw. ursprünglich Spielen ist heute noch möglich.
Sobald ich auch nur Teils in das alte Leben zurückgehen würde - also die mögliche Expositionsvermeidung vermindern täte, dann schreitet die MCS wieder fort..., siehe [quote]...2.Progressive Sensibilisierung, wobei die Sensibilisierung mit zunehmender Anzahl von Chemikalienexpositionen fortschreitet...[/quote] (Zusammenfassung der Daten aus Tiermodellen) -
http://www.martinpall.info/files/mcs/
Und "Hilfsmittel", die sich auf Ernährung oder Medikamente bezieht, können nicht gegen chemische Expositionen schützen "Die Stufen von MC" - "Hat MCS einen progressiven Krankheitsverlauf? - 29.01.2013, 11:51:31" siehe -
viewtopic.php?t=19219
Ich nehme keine NEMs oder ähnliches. Meine Hoffnung liegt auf Expositionsvermeidung und demnach "BIOKOST". Vermeidung aller Gewürze, möglichst viel Rohkost, keinen Zucker, keinen Essig (demnach kein Senf, Rollmöpse etc.), Histaminärmer und weniger Histaminproduzierer, keine "Bio-Fertiggerichte" usw... - damit habe ich bisher sehr gute Erfahrung gemacht. Der Körper braucht schon seine Monate, bis sich die Umstellung bemerkbar macht... Viele Obst und Gemüsesorten vertrage ich nicht; manche aber doch, wenn es in sehr kleinen Mengen ist. ... aber das wird alles sehr individuell geprägt sein.
Auch ich habe sehr große Schwierigkeiten mit der Nahrungsverträglichkeit. Die Exposititonen der anderen lassen anfangs jeden Geschmack und jedes Hungergefühl verschwinden, der Mund ist trocken, immer Durst usw... Letztendlich half und hilft mir, dass ich nach dem Kopf esse; dann ist Essenszeit und dann wird auch gegessen. Lieber kleinere Mengen, aber dafür 4-5 Mahlzeiten. Meine Verdauung ist sehr empfindlich... - man gewöhnt sich an manche Mißstände...
Zu meinem "Höhepunkt" der MCS war eine Dauerreizung da, so wie Du das schon für Dich beschrieben hast. Es gab kaum eine Erholungsphase, Schmerzen, Krämpfe, Allergiebeschwerden, Schlafstörungen uvm... Es half nur sich von den Möbeln, Teppichen und Sachen zu trennen. In der Wohnung stand praktisch gar nichts mehr. Draußen schlafen konnte ich nicht, weil mich dann vieles andere gestört hätte - ging nicht!
Anschließend konzentrierte ich mich darauf, eine andere Wohnung mit bestimmten Kriterien zu finden. Diese Jahre des MCS-"Höhepunktes" waren schrecklich. Ich kann Dir nur die Hoffnung geben, dass Du diesen Zustand irgendwie aushalten mußt, bis Du Dir "Besserung" verschafft hast. Ich glaube daran, dass Du es schaffen kannst.
Die Wohnung ist das wichtigste. Und wenn Du anschließend, nachdem Du die Übeltäter in Deiner Wohnung entfernt hast, einen guten Raumluftfilter kaufst, dann wird es Dir möglicherweise besser ergehen als mir. So eine Filteranlage kostet nämlich ca. 1000 Euro. Das regelmäßige Filterwechseln ist auch nicht billig (von so einer Anlage Träume ich nämlich noch, darum war ich so geschockt, als ich hörte, was Du schon für Ausgaben hattest...). (Für solche Diagnostiken und Präparaten werde ich auch kein Geld ausgeben!)
Bei mir gibt es auch so einige Zähne, die problematisch sind. Aber ich kann das noch irgendwie tollerieren und gehe deshalb nur vor, wenn an den Zähnen was dringlich gemacht werden muß. Wenn Du im Forum liest, dann findest Du recht viel von positiven, wie auch negativen Erfahrungen bei der Zahnsanierung und da sollte jeder seine eigene Meinung und Entscheidung zu fällen...
Der Weg zur Besserung dauert Jahre. Wenn Du später mal vergleichen kannst, wie es Dir dann z.B. mal vor 2 Jahren (also jetzt) erging, dann hoffe ich, dass Du sagen kannst, "Heute geht es mir besser als damals". Meine größte Hilfe war das Forum. Hilfe von Ärzten hatte ich nicht. Präparate auch nicht - ich lebe immer noch und ich kann heute auch wieder lachen, was damals überhaupt nicht mehr funktionierte (Krämpfe, Schüttelfrost, Weinanfälle von Waschmitteldämpfen, Sehschärfestörungen, extreme Lichtempfindlichkeit, ca. 1-2 Stunden extremes Aufstoßen nach jeder Mahlzeit usw... waren an der der Tagesordnung...)
Allerdings hatte ich damals Hilfe gegen Schmerzen. Ich bekam ein Schmerzmittel 3 mal die Woche intravenös. Vermutlich verschlimmerte sich auf Dauer dadurch die MCS - damals wußte ich aber noch nichts davon. Erst im CSN-Forum warnte man mich davor und ich wagte dann nach einigen Wochen die Absetzung des Medikamentes.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber auch schon die alte Wohnung "verbessert" bzw. die Expositionen vermindert. ... und ich stellte fest, dass ich endlich wieder ohne Schmerzmittel auskam - aber trotzdem vorsichtig sein mußte und mich nicht überanstrengen durfte.
Ruhe ist bei MCS wichtig, Erholungsphasen und möglichst wenig Stress von anderen Leuten, Ärzten oder Ämtern. Ein liegen auf den Rücken für längere Zeit im Stile des "Autogenen Trainings" half und hilft mir nach jedem Essen. Danach finde ich Kraft für kleine Tätigkeiten, auch Einkaufen oder so...
Mehr als 2-3 Stunden Aktivitäten einmal an einem Tag sind kaum drin. Anschließend kommt das Türabkleben, Duschen, Essen machen und fertig.... Jedes überziehen der Zeit macht sich für den Rest des Tages und manchmal auch für mehrere Tage bemerkbar, je nachdem was man erlebt hat - auch an Expositionen...
Ich persönlich fühle mich nicht in der Lage irgendwelche Experimente mit NEMs oder auch Hepar-Tox-Kur zu riskieren. Sehr empfindlich reagiere ich auf Ernährungsumstellungen. Das Gleiche würde mir dann beim Absetzen der Präparate widerfahren und ehrlich gesagt, ich gehe meinen Weg und der sollte möglichst natürlich sein!
Aufgrund der mangelnden Barrierefreiheit kann ich nicht reisen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder für mehrere Tage irgendwo anders in "Therapie", Reha o.ä. zu gehen, weil die Räumlichkeiten konsequent MCS-gerecht sein müßten!
Zwischenbemerkt: Jederzeit würde ich meinen oben beschriebenen Weg nochmals gehen... nur viel viel schneller die Expositionsverringerung realisieren.. als auch mal alle Gewürze auszulassen außer Salz, weil letzteres mit zur Symptomverringerung beigetragen hat (wird auch wieder individuell sein!).
(Welche Symptomverringerung ich meine, muß man erfahren - hat aber irgendwie nichts mit dem Reagieren auf chemische Expositionen direkt zu tun, eher mit dem "Allgemeinbefinden"... )
Und um Dir nochmal Mut für Deine Zukunft auszusprechen, - denke einfach nicht an das, was für Dich kommen sollte, sondern nur daran, wie Du aus Deiner jetzigen Situation rauskommst und dass Du diese BEWÄLTIGST, egal was andere Denken oder von Dir abverlangen.
Du brauchst jetzt Deine ganze Kraft für Dich und wenn Du jeden Tag eine Stunde weinen mußt, mehrmals am Tag für eine halbe Stunde in der Wohnung im Kreis gehen mußt, weil Du nicht liegen, ruhen oder rasten kannst oder z.B. auch alles zu verdunkeln, für gewisse Zeit auf der Heizung sitzen mußt, immer eine überhöhte Raumtemperatur brauchst usw...
Ziehe diese Phasen einfach durch, weil es sind Kompensierungszustände, die Dir Dein Körper anrät, um die Gifte verschiedenster Expositionen zu verarbeiten.
Ich kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen. Später entdeckte ich Zusammenhänge in Bezug auf:
- aha - der Nachbar hat ja gerade Wäsche gewaschen, der andere hat sein Badezimmer geputzt, draußen wurde der Rasen gemäht (gibt ja auch noch Allergien, die mit anderen chemischen Exposition weitere Facetten an Reaktionen bieten), da hat einer wieder im Flur seine Schuhe eingesprüht und die Schuhe bleiben immer im Flur usw.... und das zieht durch den Türschlitz in die Wohnung...
Alles lieferte seine individuellen Smptome und der Körper suchte Kompensierungsmöglichkeiten ... AUCH um die Zeit zu überdauern....
Wichtig ist, dass Du so schnell wie möglich versuchst, auch diese Zustände zu analysieren und versuchst Dir Abhilfe durch "Abdichten" und-oder mittels "Umzug" auszuweichen.
Um mal zum Ende zu kommen: Auch mit MCS gibt es eine Zukunft - der Weg sieht einfach nur anders aus - und das Lachen im Leben kommt bestimmt auch bald wieder... und dafür Drücke ich Dir ganz fest die Daumen!