Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Anne-1 » Sonntag 19. Februar 2006, 19:16

Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin, Institut der Ruhruniversität Bochum zitiert Studie, nach der Parfümunverträglichkeiten nicht eingebildet sind, sondern in der Realität bestehen:


[b]Parfum - ein Stoff, der es in sich hat [/b]

Millqvist et al. versuchen durch ihren Studienaufbau zu zeigen, dass auch Irritationen an extrapulmonalen Organen asthmaähnliche Beschwerden auslösen können. Die Untersuchungen wurden einfach blind durchgeführt. Elf Probanden, die alle in der Vorgeschichte über asthmaähnliche Beschwerden klagten, aber anamnestisch keine Allergiehinweise sowie normale Lungenfunktionswerte und einen unauffälligen Methacholinprovokationstest zeigten, wurden zeitdifferent mit Parfum und physiologischer Kochsalzlösung provoziert. Dabei wurde die Nase mit einem Nasenclip verschlossen, um eine Differenzierung zwischen Placebo und Wirkstoff zu verhindern. Der Testaufbau war so gewählt, dass zum einen die Augen der Probanden bei gleichzeitiger Frischluftatmung den Parfum- und Placebodämpfen ausgesetzt wurden. Zum anderen wurden unter Verschluss der Augen die Parfumdämpfe über eine orale Inhalation zugeführt. Während und nach der Exposition erfragte man die Beschwerden (Atembeschwerden, Augenirritationen) der Probanden in einer Skala von 0 bis 3. Des weiteren erfolgte eine Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie) vor und nach der Provokation.

Die Studie zeigt, dass die Exposition der Augen gegenüber Parfumdämpfen im Vergleich zur Kochsalzprovokation vermehrt zu Dyspnoe (P <,01), Husten (P < 0,05) und Augenirritationen (P < 0,05) führt. Auch die inhalative Parfumprovokation verursacht signifikant häufiger Dyspnoe (P <,05) als die mit dem Placebo. Bei ersterer wird auch vermehrt über Husten und Augenbe-schwerden berichtet (NS). Lungenfunk-tionsanalytisch lässt sich bei den Provokationstests keine signifikante Bronchialobstruktion (FEV 1-Abfall) objektivieren.

Die Autoren diskutieren als mögliche Ursache der Atemwegsbeschwerden durch Parfumdämpfe einen Reflex, der über den N. trigeminus ausgelöst wird. Sie stellen durch ihre Untersuchung die Verbindung zur multiplen Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) her, denn alle Patienten klagten über asthmaähnliche Beschwerden aufgrund einer "sensorischen Überempfindlichkeit".

In dieser interessanten Arbeit finden sich Hinweise darauf, dass bestimmte Personen möglicherweise aufgrund eines speziellen Rezeptors, der in verschiedenen Organen vorhanden ist, eine organ- und systemübergreifende Überempfindlichkeit aufweisen. Ein entsprechendes Rezeptormodell wurde bereits in der früheren Publikation von Millqvist E, Bende M, Löwhagen O (Sensory hyperreactivity - a possible mechanism underlying cough and asthma-like symptoms; Allergy 1998 Dec;53(12):1208-12) postuliert. Sie unterzogen Patienten, die über eine vermehrte Atemwegsempfindlichkeit gegenüber unspezifischen irritativen Stimuli bei normaler Lungenfunktion klagten, inhalativen Provokationstestungen mit Capsaicin. Hierbei handelt es sich um eine Substanz, die über den Capsaicin-Rezeptor der C-Nervenfasern Husten auslösen kann. Im Vergleich zu einem gesunden Kontrollkollektiv und einer Gruppe, die an Asthma litt, husteten diese Patienten signifikant häufiger. Diese interessanten neuen Forschungsergebnisse sollten in weitergehenden Studien untermauert werden.

Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O: Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity. Allergy 1999; 54: 495 . 499
Anne-1
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Elloran » Montag 20. Februar 2006, 10:24

Hallo Anne 1,

ist zwar ein interessanter Versuch der Herren. Doch was soll das ganze mit dem Nasenclipp? Das Problem ist doch bei den meisten das limbische System im Gehirn, wo viele Nerven zusammenlaufen und welches durch Parfümdämpfe inhalativ immer gereizt wird. Dieses System hat auf das Bewusstsein einen enormen Einfluss und es steht in Verbindung mit so ziemlich allem was ein Mensch ausmacht. Wird es durch Parfümmoleküle gereizt, dann reagiert der ganze Körper, auch bei gesunden Menschen.

Und das sollte von großem Interesse für Forschungen sein. Ich versteh diese halbherzigen durchgeführten Testversuche meist nicht. Nichts halbes und nichts ganzes.

Viele liebe Grüsse Anne 1 und danke an dich für die Information, die mal wieder zeigt das noch großer Handlungsbedarf besteht.
Elloran
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Janik » Montag 20. Februar 2006, 11:25

Hallo Elloran,

der Nasenclip wurde deshalb benutzt, um zu zeigen, daß nicht "nur"
über die (Nasen-)Atmung Effekte durch Duftstoffchemikalien eintreten.
Die Studie ist als zusätzliches Aufzeigen weiterer
Aufnahmewege oder besser gesagt als ein Aufzeigen
organ- und systemübergreifende Überempfindlichkeiten
zu werten.

Millqvist ist eine der besten Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet.
Ihr Studiendesign ist gut durchdacht und hält peer review's stand.

Liebe Grüße
Janik
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Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Anne-1 » Montag 20. Februar 2006, 13:52

Liebe Elloran,

vermutlich wollte man beweisen, dass die Patienten auch dann reagieren, wenn sie die Gerüche nicht bewusst wahrnehmen. Ich denke ja auch, dass in Zukunft Untersuchungsmethoden gefragt sind, die keine Bescherden auslösen, weil das ja nicht ganz ungefährlich ist.
Als positiv sehe ich aber an, dass diese Studie gezeigt hat, dass diejenigen, die ihre Beschwerdeauslöser, wie Parfüm mit der Nase wahrnehmen, keineswegs Hysteriker sind, sondern wirklich auf die von ihnen angegebenen Substanzen reagieren, selbst wenn sie sie nicht durch ihren Geruchssinn wahrnehmen.
Man kann nur hoffen, dass man da einfach dran bleibt und das Ergebnis dieser Studie weiterführend sein wird in Sachen Diagnostik bei MCS-Krankheit.

Liebe Grüße
Anne
Anne-1
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Susann » Dienstag 21. Februar 2006, 12:32

Hei Anne 1!
Genau diese Testverfahren wurden bei mir angewandt, um eine Berufskrankheit nach zweimaliger akuter Vergiftung am Arbeitsplatz nachzuweisen. Dieses gelang auch. Nasenklipp, um mögliche Geruchsbeeinflussungen zu vermeiden (nur beim Methacholintest). Habe seit den Unfällen einen extrem ausgeprägten Geruchssinn. Hab heute eine anerkannte Berufskrankheit und soll jetzt, da mein Gesundheitszustand laut Ärzte nicht verbessern soll, in Erwerbsunfähigkeitsrente.
Liebe Grüße
Susann Norge
Susann
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Anne-1 » Dienstag 21. Februar 2006, 16:03

Hallo Susann,

auch ich könnte mir vorstellen, dass diese Testmethode bei mir gut funktioniert. Wenn ich mit Parfüm Kontakt habe, dann bekomme ich wegen meiner mittlerweile sehr trockenen Schleimhäute sehr schnell Reizhusten, auch Schleimbildung ist oft dabei, sodass ich mich ständig räuspern muss und meine Stimme belegt ist.

Was ich mir allerdings ziemlich schwierig vorstelle ist, dass man doch sicher nur den Test machen kann, wenn man beschwerdefrei ist? Denn sonst sind ja die Beschwerden von vornerhein da. Wie ging das bei Dir?

Liebe Grüße
Anne
Anne-1
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Elloran » Dienstag 21. Februar 2006, 16:12

Liebe Susann,

das würde mich auch interessieren. Ich schließe mich deshalb Anne 1 an.

Beste Grüße
Elloran
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Susann » Dienstag 21. Februar 2006, 19:42

Hei ihr beiden!
Seit meinen Unfällen bin ich nie wieder beschwerdefrei gewesen. Ich habe ein anerkanntes reaktiv airways dysfunction syndrome mit Hyperreaktivität der Bronchien.
Auch während der Untersuchungen in der Klinik hier oben hatte ich starke Probleme, mußte aber die Medikamente einen Zeitraum vor diesen Untersuchungen absetzen, dann gab es Spirometrie Untersuchungen vor und nach Exposition mit den Provokationsdosen.
Wenn man bei einer bestimmten Dosis mehr als 20% im FEV 1 Wert verliert hat man den Nachweis einer Schädigung. Ich persönlich reagiere auf eine große Palette verschiedener Provokationen mit akut Asthmaanfall, trotz Medizin. Hab jetzt auch gerade Bescheid bekommen, daß es auch nicht mehr wieder besser wird und soll jetzt auf Rente. Es gibt verschiedene Gründe für diese bronchiale Hyperreaktivität, meist eine akute oder auch über einen längeren Zeitraum laufende Vergiftung (evt. auch am Arbeitsplatz. Dabei kann man astmaähnliche, nicht allergische Symtome entwickeln.
Susann
 

überreizt wegen Beruf als Drucker ?

Beitragvon Jörg , EX - Drucker » Mittwoch 22. Februar 2006, 17:34

Hallo zusammen ! hab da ne Bitte . Ich bin Patient bei Dr.Binz in Trier . Direkt am Eingang ist ein Schild auf dem gebeten wird, Duftstoffe in den Praxisräumen nicht zu benutzen . Das ist gut so .Ich war richtig erleichtert als ich das las. Endlich jemand der mich verstand .Ich glaube der Arzt hat mir das Leben gerettet . So nun zu meiner Bitte : wer unter euch weis denn eine weitere Möglichkeit einen Einfluss auf die Gesundheit infolge einer Dauerreizung durch Lösemittel ( Druckerei )nachzuweisen . Ich bin froh über jeden Hinweis . Da ich dieses Forum nicht mit meinen Problemen belasten will ? , bitte ich im Falle einer Antwort mir an dieser Stelle zu antworten : http://f51.parsimony.net/forum204643/index.htm
Ich habe mich mit vielen Versionen beschäftigt,warum wir alle so krank wurden . Ein Teil könnte auch in der Nahrung liegen . Denn auch dort werden immer mehr künstliche Duft und Aroma/Geschmacksstoffe eingesetzt . Damit beschäftige ich mich dort und würde mich über jede Hilfe freuen .
Viele nette Grüße Jörg , Raum Trier
Jörg , EX - Drucker
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Susann » Donnerstag 23. Februar 2006, 15:22

Hei Jörg!
Steh hier oben mit einigen Lösungsmittelgeschädigten in Verbindung. Die müssen hier auch einen schweren Kampf durchstehen. In Deutschland solltest du vielleicht mal Kontakt mit der Initiative kritischer Umweltgeschädigter eV. aufnehmen (ikuev@t-online.de. Die beschæftigen sich sehr viel mit Lösungsmittelschäden. Außerdem ist die Seite http://www.dr-merz.com ganz interessant. Vielleicht kennst du die noch nicht.
Viel Glück bei deinem Kampf wünscht dir
Susann aus Norwegen
Susann
 

Studie, die Parfümunverträglichkeiten belegt

Beitragvon Elloran » Donnerstag 23. Februar 2006, 15:49

Lieber Jörg,

es gibt kein Patentrezept für alle und was der eine verträgt, das tut dem anderen noch lange nicht gut.
Ich kann dir ein Buch empfehlen, das wirklich Klar und Plausibel auf Ursache und Wirkung der Fremdstoffe und den menschlichen Körper eingeht.
Dort steht auch wie es zu solchen Schäden kommt und was man selbst tun kann, damit es einem Besser geht und man es vielleicht auch schafft wieder ganz gesund zu werden.

Eigentlich sind es zwei Bücher: Der Autor Hennig Müller Burzler und die Buchtitel: Das Handbuch für Allergiker, Die Methusalemernährung.

Du kannst im Internet nach dem Namen des Autors suchen und du kannst selbst entscheiden ob das was für dich ist.

Viele Grüsse
Elloran
 


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