Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin, Institut der Ruhruniversität Bochum zitiert Studie, nach der Parfümunverträglichkeiten nicht eingebildet sind, sondern in der Realität bestehen:
[b]Parfum - ein Stoff, der es in sich hat [/b]
Millqvist et al. versuchen durch ihren Studienaufbau zu zeigen, dass auch Irritationen an extrapulmonalen Organen asthmaähnliche Beschwerden auslösen können. Die Untersuchungen wurden einfach blind durchgeführt. Elf Probanden, die alle in der Vorgeschichte über asthmaähnliche Beschwerden klagten, aber anamnestisch keine Allergiehinweise sowie normale Lungenfunktionswerte und einen unauffälligen Methacholinprovokationstest zeigten, wurden zeitdifferent mit Parfum und physiologischer Kochsalzlösung provoziert. Dabei wurde die Nase mit einem Nasenclip verschlossen, um eine Differenzierung zwischen Placebo und Wirkstoff zu verhindern. Der Testaufbau war so gewählt, dass zum einen die Augen der Probanden bei gleichzeitiger Frischluftatmung den Parfum- und Placebodämpfen ausgesetzt wurden. Zum anderen wurden unter Verschluss der Augen die Parfumdämpfe über eine orale Inhalation zugeführt. Während und nach der Exposition erfragte man die Beschwerden (Atembeschwerden, Augenirritationen) der Probanden in einer Skala von 0 bis 3. Des weiteren erfolgte eine Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie) vor und nach der Provokation.
Die Studie zeigt, dass die Exposition der Augen gegenüber Parfumdämpfen im Vergleich zur Kochsalzprovokation vermehrt zu Dyspnoe (P <,01), Husten (P < 0,05) und Augenirritationen (P < 0,05) führt. Auch die inhalative Parfumprovokation verursacht signifikant häufiger Dyspnoe (P <,05) als die mit dem Placebo. Bei ersterer wird auch vermehrt über Husten und Augenbe-schwerden berichtet (NS). Lungenfunk-tionsanalytisch lässt sich bei den Provokationstests keine signifikante Bronchialobstruktion (FEV 1-Abfall) objektivieren.
Die Autoren diskutieren als mögliche Ursache der Atemwegsbeschwerden durch Parfumdämpfe einen Reflex, der über den N. trigeminus ausgelöst wird. Sie stellen durch ihre Untersuchung die Verbindung zur multiplen Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) her, denn alle Patienten klagten über asthmaähnliche Beschwerden aufgrund einer "sensorischen Überempfindlichkeit".
In dieser interessanten Arbeit finden sich Hinweise darauf, dass bestimmte Personen möglicherweise aufgrund eines speziellen Rezeptors, der in verschiedenen Organen vorhanden ist, eine organ- und systemübergreifende Überempfindlichkeit aufweisen. Ein entsprechendes Rezeptormodell wurde bereits in der früheren Publikation von Millqvist E, Bende M, Löwhagen O (Sensory hyperreactivity - a possible mechanism underlying cough and asthma-like symptoms; Allergy 1998 Dec;53(12):1208-12) postuliert. Sie unterzogen Patienten, die über eine vermehrte Atemwegsempfindlichkeit gegenüber unspezifischen irritativen Stimuli bei normaler Lungenfunktion klagten, inhalativen Provokationstestungen mit Capsaicin. Hierbei handelt es sich um eine Substanz, die über den Capsaicin-Rezeptor der C-Nervenfasern Husten auslösen kann. Im Vergleich zu einem gesunden Kontrollkollektiv und einer Gruppe, die an Asthma litt, husteten diese Patienten signifikant häufiger. Diese interessanten neuen Forschungsergebnisse sollten in weitergehenden Studien untermauert werden.
Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O: Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity. Allergy 1999; 54: 495 . 499