Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Sonntag 15. September 2013, 18:21

Hallo,
habe schon länger im Forum mitgelesen, nun melde ich mich mal mit ein paar Fragen zu Wort:

Nachdem, was ich hier so gelesen habe, scheint es ein fast aussichtsloser Kampf zu sein, eine Erwerbsminderung gegenüber dem Amt durchzubekommen. Das braucht Kraft und Kampfgeist - beides habe ich nicht mehr.
Bin aber leider nicht arbeitsfähig .... und muss nun Hartz4 beantragen.

Gibt es auch ein paar Betroffene, die Hoffnungsvolleres berichten können?
Habt Ihr ein paar Tipps?
Kennt sich jemand mit Hartz4 für Selbständige aus?

Habe im Laufe der Zeit zahlreiche Befunde (genetische Varianzen in den Leberenzymen, zu viel NO in Atemluft und Urin, KPU, usw. - obenderein noch Basedow und Hashimoto (wegen der MCS nicht behandelbar)). Aber wie beleget man denn eigentlich, dass man MCS hat, so dass man noch nicht mal zu Hause wirklich produktiv arbeiten kann? Durch all die Einzelbefunde, die dann ein Mitarbeiter des Arbeitsamts oder ein Gutachter zu interpreteren hat?

Und ob ein Gutachter die MCS dann als das einschätzt, was sie wirklich ist, ist ja wohl leider recht unwahrscheinlich. Oder sehe ich das alles zu schwarz?!?

Wäre sehr dankbar für (auch positive) Erfahrungsberichte und Tipps :-)
Viele Grüße,
Kaffeeliebhaber
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Hannibal64 » Montag 23. September 2013, 18:38

Kaffeeliebhaber hat geschrieben:Hallo,
habe schon länger im Forum mitgelesen, nun melde ich mich mal mit ein paar Fragen zu Wort:

Nachdem, was ich hier so gelesen habe, scheint es ein fast aussichtsloser Kampf zu sein, eine Erwerbsminderung gegenüber dem Amt durchzubekommen. Das braucht Kraft und Kampfgeist - beides habe ich nicht mehr.
Bin aber leider nicht arbeitsfähig .... und muss nun Hartz4 beantragen.


wie wir aus dem Wahlkampf von den etablierten Parteien hinreichend erfahren haben, ist H4 eine sehr sinnvolle Erfindung gewesen...

Kaffeeliebhaber hat geschrieben:Gibt es auch ein paar Betroffene, die Hoffnungsvolleres berichten können?
Habt Ihr ein paar Tipps?
Kennt sich jemand mit Hartz4 für Selbständige aus?

Habe im Laufe der Zeit zahlreiche Befunde (genetische Varianzen in den Leberenzymen, zu viel NO in Atemluft und Urin, KPU, usw. - obenderein noch Basedow und Hashimoto (wegen der MCS nicht behandelbar)). Aber wie beleget man denn eigentlich, dass man MCS hat, so dass man noch nicht mal zu Hause wirklich produktiv arbeiten kann? Durch all die Einzelbefunde, die dann ein Mitarbeiter des Arbeitsamts oder ein Gutachter zu interpreteren hat?

Und ob ein Gutachter die MCS dann als das einschätzt, was sie wirklich ist, ist ja wohl leider recht unwahrscheinlich. Oder sehe ich das alles zu schwarz?!?

Wäre sehr dankbar für (auch positive) Erfahrungsberichte und Tipps :-)
Viele Grüße,
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ich will dir deinen Mut nicht nehmen, aber MCS/CFS ist in Deutschland gesellschaftlich gesehen so ziemlich das Blödeste was man krankheitsmäßig bekommen kann. da das nicht großartg postuliert wird, gibts überwiegend komische Gesichter, bei Ärzten, bei Arbeitskollegen, beim Arbeitgeber, selbst im Freundes- und Verwandtenkreis. wie sollen da Behörden "richtig" entscheiden? die haben ja auch ihre Leitlinien.

ich habe seit 2008 alles durch. Arztmarathon bis ich mal wusste, was ich überhaupt habe, erst krank, dann arbeitslos, finanzieller Abstieg, gesellschaftlicher Abstieg, sozialer Abstieg, inkl. H4. ich habe bei dem JC bis jetzt verständnisvolle Sachbearbeiter, die lassen mich in Ruhe, zumal ein EU-Rentenverfahren läuft. Gutachten sprechen für mich, durch Glück auch gegen die Psychothese. könnte aber sein, dass es jetzt an den versicherungsrechtlichen Voraussetzungen noch scheitert (H4 sind keine P-Beiträge mehr zur Rente). falls das nicht klappt, weiß ich auch nicht, wie es weitergehen soll...

insofern, stelle dich auf alles ein. kann aber auch besser kommen, als man erwartet. auf den Ämtern sitzen auch nur Menschen, manche sind sogar ganz nett und hilfreich.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Melville » Montag 23. September 2013, 18:46

Es ist kein absolut aussichtsloser Kampf denn einige haben EU Rente wegen MCS und ihrer gesundheitlichen Schädigungen.

Ohne aussagekräftige Befunde ist die Aussicht gegen Null, das ist korrekt.

Hast Du Befunde die aussagekräftig sind?

Welche Beschwerden hast Du, die verhindern, dass Du einen Beruf ausüben kannst und am gesellschaftlichen Leben ebenfalls nicht teilnehmen kannst?

Gruß,
Melville
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Montag 23. September 2013, 19:36

Danke Hannibal64 für Deine Antwort:
Ich habe langsam schon gar keine Hoffnung mehr, dass es für mich mal besser als erwartet laufen könnte - aber Deine Geschichte ist sogar bisher eine der besten, die ich gehört habe :-)
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass es mit den versicherungsrechtlichen Voraussetzungen gut ausgeht!

Wie kann man EU-Rente beantragen, habe noch nie davon gehört?
Hast Du vielleicht einen Link, wo ich mich nachlesen kann?


Auch Dir Melville danke für Deine Antwort:
von der EU-Rente habe ich zum ersten mal gerade eben bei Hannibal64 gelesen.

Ich habe "ererbtes" MCS, bei mir sind die Gentest zu den Leberenzymen mieserabel ausgefallen.
Ansonsten habe ich bis auf E-Smog-Empfindlichkeit das volle MCS-Programm samt CFS und Fybromyalgie.
Letzteres habe ich nur mit sehr krasser Jod-Vermeidung einigermaßen im Griff,
die Schwäche, Müdigkeit und wie besoffen sein mehr schlecht als recht mit Kohlehydrat-armer Ernährung (bin stark verpilzt, leider resistent gegen Anti-Plilz-Medikamente - aber Medikamente könnte ich eh nicht vertragen).
Mit ziemlich aufwendiger Bio-Ernährung (keinerlei verarbeitet Produkte) und konsequenter Expositionsvermeidung (verlasse kaum die Wohnung) komme ich einigermaßen über den Tag, aber meist geht es mir zu schlecht und ich muss liegen.
Duftstoffe und Chemikalien in der Luft bringen mich (fast...) um - bin dann dann wie unter Drogen bis zum Kollaps und Atemstillständen. Atemmasken (FFP3) helfen nicht ausreichend.
In "normalen" Räumen mit "normalen" Kollegen vergifte ich also, meine Ernährung ist sehr zeit- und kostenintensiv.

Krank war ich schon mitte der 80-ziger, Befunde (samt mündlicher Diagnose) gibt es seit 2003: Leberenzym-Gentest, zu viel NO in Atemluft und Urin, KPU, erhöhter S100-Wert, Basedow, Hashimoto, Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz, höchstgradige Verpilzung (nur im genetischem Stuhltest nachweisbar, Medikamenten-resistent), Leaky-Gut-Syndrom, diverse Befunde zur schlechten Darmflora (nicht aufbaubar), Eppstein-Barr-Infektion (ehemalige, ich würde aber auf chronisch tippen), starker Magnesium- und Kaliummangel.
Borreliose und Akut intermetierende Porphyrie konnten nicht eindeutig ausgeschlossen werden.

Ich kenn mich da nicht aus Melville: sind die Befunde aussagekräftig genug? Alles Einzelbefunde, auf keinem steht Diagnose MCS - gibt es eigentlich eine schriftliche Bescheinigung zur Diagnose "MCS"? Wie kommt man da ran?
Meist sind es Befunde von Privatärzten mt Diagnostik-Methoden (z.B. LTT, interzellulare Mineralstoff-Analysen, genetische Stuhltests), die wahrscheinlich von Kassenärzten überhaupt nicht anerkannt werden können.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Twei » Montag 23. September 2013, 19:51

Hallo Kaffeeliebhaber,

nein - es ist nicht völlig aussichtslos eine Rente wegen völliger Erwerbsminderung zugesprochen zu bekommen. Es ist ein langer und anstrengender Weg ... aber so ist das nun mal immer so, wenn man vorzeitig aus dem Berufsleben aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden muß....

Eine EU-Rente können nur Personen erhalten, die vor dem 02.01.1961 geboren sind ( http://www.eurente.org/ ), alle anderen können nur eine Erwerbsminderungsrente beantragen; diese kann man auch selbst bei der Rentenstelle einreichen.

Wie sich das dann aber mit Deiner "Selbstständigkeit" verhält weiß ich nicht. Mit einer MCS ist es kaum oder gar nicht möglich einen gesellschaftlichen Wert mit seiner Tagesarbeitsleistung zu erwirtschaften.

Du müßtest Dich beim JobCenter erkundigen, ob Du Deine Selbstständigkeit aufgeben mußt, um Harz4 Leistungen zu erhalten .... Es hängt ja auch von der "Wirtschaftlichkeit" Deines Unternehmens ab.

Eine MCS bedeutet für fast alle Betroffenen ein wirtschaftlicher Ruin...

Und ohne Kampf geht es nicht! ...

Das JobCenter wird für Dich nicht den Weg zur Rentenstelle oder zum Versorgungsamt zur Feststellung des Grades der Behinderung gehen; dieses liegt in Deinem Aufgabenbereich. Auch Dein Hausarzt könnte einen solchen Antrag stellen; was aber für ihn mit sehr viel Arbeit verbunden wäre und deshalb meist nur für Personen getätigt wird, die zur Antragsstellung selbst kaum noch fähig sind.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Twei » Montag 23. September 2013, 22:14

Du schreibst:

...Ich habe "ererbtes" MCS, ...


Es gibt keine Studien, die eine solche Aussage unterstützen oder begünstigen!
MCS wird durch ungünstige Umweltbedingungen ausgelöst und zählt zu den "Vergiftungserkrankungen".


Steht in einem ärztlichen Befund schon der Verdacht auf eine "Chemikaliensensibilität"?

Wurden Deine Atemwege schon wegen Deiner Beschwerden von einem Lungenfacharzt untersucht?
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Montag 23. September 2013, 23:10

Danke Twei für Deine Antwort:
für die EU-Rente bin ich also leider doch etwas zu jung.

Damit dass mir jemand - gar ein Arzt oder das JC - den langen Weg zur Erwerbsminderung sonderlich erleichtert habe ich eh nicht gerechnet - das Leben ist leider kein Wunschkonzert.

Das mit dem "ererbten" im gegensatz zum "erworbenen" MCS hat mir ein Arzt am Telefon erklärt - das war ein Forscher bzw. Fachmann bzgl. Porphyrie. Ob das etablierte Mediziner-Begriffe sind, weiß ich nicht.
Diese Gen-Varianzen bei den Leberenzymen als Ursache von MCS sind bei Prof. Pall sehr gut dokumentiert (http://www.martinpall.info/) und ich habe mittlerweile von mehreren Umweltärzten gehört, dass sie mit dieser Meinung übereinstimmen.

Nein, ich habe gar nichts schriftliches in der Hand, was nach Diagnose oder Diagnoseverdacht Richtung MCS aussieht - das haben mir die Umweltärzte, bei denen ich bisher war, immer nur mündlich gesagt. Es wollte sich allerdings keiner die Finger verbrennen und mir die Diagnose schriftlich geben... deswegen ja meine Frage, wie man an eine solche schriftliche Diagnose heran kommt!

NO in der Atmemluft mein Stickstoffmonoxid: Dr. Kuklinski geht in seinem Buch "Das HWS Traumata" davon aus, dass die hohen NO-Konzentrationen im Blut nach HWS-Traumata eine Ursache der Abwärtsspirale des Stoffwechsels bei MCS ist. Prof. Pall hat wohl entsprechendes (unabhängig von Dr. Kuklinski) entdeckt. Das hat sich mittlerweile bei einigen Umweltärzten etabliert, die testen deswegen z.B. den Urin auf Citrullin und leiten daraus die Höhe des NO-Status im Körper ab ... wenn ich das alles richtig in Erinnerung habe.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Twei » Dienstag 24. September 2013, 00:31

... Das mit dem "ererbten" im gegensatz zum "erworbenen" MCS hat mir ein Arzt am Telefon erklärt - das war ein Forscher bzw. Fachmann bzgl. Porphyrie....
Hierfür möchte ich einen wissenschaftlichen Beweis sehen. Denn so ist es bisher nur eine Behauptung.

... Diese Gen-Varianzen bei den Leberenzymen als Ursache von MCS sind bei Prof. Pall sehr gut dokumentiert (http://www.martinpall.info/) ..
Zeige bzw. zitiere mir die Stelle von Prof. Pall, dass er die Ursache in den Gen-Varianten sieht.


Bisher habe ich Prof. Pall immer so verstanden, dass nicht die Gen-Varianten die Ursache von MCS sind, sondern bestimmte Umweltfaktoren, vornehmlich "Gifte". Und bestimmte Genvarianten "erhöhen" nur die eventuelle Anfälligkeit zur Auslösung einer MCS bei bestimmten Umweltbedingungen, siehe:

.... Liegen weitere Belege dafür vor, dass Chemikalien, die MCS auslösen, bei MCS als Giftstoffe wirken?
Es liegen somit überzeugende Hinweise dafür vor, dass Chemikalien die Krankheit MCS auslösen, und dass jede Klasse dieser Chemikalien die gleiche toxische Reaktion im Körper erzeugt, die durch eine Erhöhung der NMDA-Aktivität gekennzeichnet ist....

... Die Rolle von Chemikalien, die bei MCS als Giftstoffe wirken, wurde durch eine Reihe von überzeugenden Studien bestätigt, die belegen, dass Gene, die an der Metabolisierung dieser Chemikalien beteiligt sind, auch die Anfälligkeit für MCS erhöhen (Übersicht in 1), siehe Tabelle 1.....
siehe - http://www.martinpall.info/wp-content/u ... 12/MCS.pdf - Seite 4

Demnach ist MCS nicht ererb- oder vererbbar, da es nämlich eines äußeren Auslösers bedarf.

--------

Eine Untersuchung bei einem Lungenfacharzt könnte ein Anfang sein. Er kann organische Befunde feststellen, wie Deine Atemwege z.B. gereizt sind ... so kann er einen Verdacht möglicher Ursachen in seinem Befund festhalten.

Die Umweltärzte bei denen ich war, wollten mir auch keine schriftliche Bestätigung geben - das ist hier in Deutschland derzeit leider so....

Eventuell können Dir Andere einen besseren Weg weisen, als ich ihn erleben mußte "Diagnostik - Erlebnisse zu MCS" - viewtopic.php?f=92&t=18362

Jeder hat seine eigenen Erfahrungen machen müssen und kaum ein Weg ist mit dem eines Anderen vergleichbar, da ein einflußreicher Teil der deutschen Ärzteschaft immer noch den internationalen medizinischen Sachstand zu MCS einschließlich der MCS-Diagnostik in Frage stellt.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Clarissa » Dienstag 24. September 2013, 06:27

Kurz auf einen Nenner gebracht, MCS kann nur über eine Ausschlussdiagnostik bisher festgestellt werden. Das bedeutet es werden alle Beschwerden abgeklärt und wenn man da nichts findet, dann bleibt nur noch MCS übrig.

Das war jetzt etwas sehr vereinfacht dargestellt aber so geht das.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Dienstag 24. September 2013, 08:01

Danke Clarissa,
dass heißt, dass ich noch eine Menge Arztpraxenluft und Arroganz vor mir habe....
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Thommy the Blogger » Dienstag 24. September 2013, 09:54

Anmerkung:

Laut Sozialgesetzbuch V ist ein Art verpflichtet eine Krankheit richtig zu diagnostizieren und richtig zu codieren.
Der Arzt muss auch einen Bericht schreiben, vorallem wenn eine Überweisung durch einen anderen Arzt erfolgte.

Patienten haben ein Anrecht auf alle Untersuchungsergebnisse.
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Dienstag 24. September 2013, 11:32

Danke Thommy für Deine Antwort,
irgendwas muss ich falsch machen, dass das mit den Ärzten und Berichten/Diagnosen nicht funktioniert. Habe mir immer alle Untersuchungsergebnisse kopieren lassen, aber aussagekräftige Berichte habe ich nicht kommen können - auch auf Anfrage nicht - egal welcher Arzt und ich war bei vielen, auch Umweltmedizinern....

Nach all den Jahren irrwitziger Erfahrung mit Ärzten habe ich ein äußerst schlechtes Verhältnis zu dieser Spezies.

Von "normalen" Ärzten erwarte ich gar nichts mehr außer heiße Luft und Unfreundlichkeiten - das wundert mich aber auch nicht sonderlich, da ich in deren Praxisluft regelmäßig reichlich unsympathisch unter Drogen stehe, die stecken mich also sofort in die Psychokiste. Für die ist dann die Diagnose klar, da braucht es keine weitere Diagnostik. Leider helfen Atemmasken nicht ausreichend, dieses wie unter Drogen zu stehen zu verhindern - nach1 Stunde Wartezeit bin ich platt.

Zwei, drei Hausärzte wollte mich mal ins normale Krankenhaus zwecks Diagnose schicken - aber aus Angst dort mehr Schaden zu nehmen als alles andere, habe ich abgelehnt. Verstehen die natürlich nicht. Mich in der eigenen Praxis diagnostizieren wollte bisher noch kein normaler Arzt. Und Neukirchen/Rötz soll ja wohl auch nicht gerade MCS-gerecht sein bezüglich Unterbringung, Essen und Behandlung...

Umweltmediziner sollten es im Gegensatz zu normaen Ärzten besser wissen und dieses "wie unter Drogen stehen" als Krankheitssyntom der MCS interpretieren. Aber leider habe ich da schon andere Erfahrungen gemacht.

Ein Umweltmediziner hat mir vor Jahren einen 5-seitigen Bericht geschrieben, in dem bestimmt haufenweise bunt gemischte Diagnosen hintereinander weg stehen - alles af Basis meiner Aussagen zu meinen Symptomen ohne dazu passende Diagnostik - außer 6 verschiedenen Blutwerten, die alle nicht von Kassen/"normalen" Ärzten anerkannt werden.
Den Bericht habe ich mal einem andern, normalen Arzt gezeigt: der hat seinen Augen nicht getraut und das als Scharlatanierie abgetan. Trotzalledem haben mir die Diagnosen sehr geholfen: habe mich selber informiert, was die Diagnosen bedeuten und daraus meine eigenen Behandlungsmaßnahmen zusätzlich zu denen des Umweltmediziners entwickelt. Mit der Behandlungsmischung ging es mir dann deutlich besser :-)

Einen anderen Umweltmediziner musste ich drängen und Vorschläge machen, was er untersuchen sollte - von ihm selber kam rein gar nichts. Die erbetenen Untersuchungen hat er artig gemacht, aber mir keine Erklärungen zu den Ergebnissen gegben, geschweige denn Behandlungsmaßnahmen oder eine schriftliche Diagnose. Ach ja, doch er hatte mir eine überirdisch teure Behandlung empfohlen und dabei verschwiegen, dass wegen Erstverschlimmerungen bis zu 15 weitere solcher Behandlungen erfolgen müssten.... Das stand so in einem Fachartikel, den er selber zu dieser Behandlungsart verfasst hatte.

Ein weiterer Umweltmediziner hat mir eine mächtige Rechnung über Beratung und Berichte geschrieben - die ich so gar nicht bekommen habe, erst recht keinen schriftlichen Bericht. Auf meine Nachfrage hat er nicht reagiert - dummerweise hatte ich die Rechnung schon beglichen...

Noch ein weiterer Umweltmediziner hat eine wirklich gute (wenn auch teure) Diagnostik gemacht und einen Bericht geschrieben - aber die Diagnostik (also auch der Bericht) ging nicht in Richtung MCS. Aber der Mann hat mich mit seinem Behandlungskonzept vom Eis geholt und wegweisende Diagnosen gestellt. Habe wieder recherchiert und neben seinem wirksamen Behandlungskonzept noch eigene Maßnahmen erdacht - jetzt geht's wieder etwas besser :-). Obwohl er klar sagt, ich hätte MCS , schreibt er mir keine Diagnose dazu. So wie Clarissa sagt, müsste er dazu auch eine Ausschlussdiagnostik machen, das ist nicht sein Gebiet und ich könnte es auch nicht bezahlen.

Über die Krankheit, Arbeitsunfähigkeit und all die teuren Umweltmediziner bin ich arm geworden, nun ist Hartz4 dran.
Das dumme ist, dass es der Stoffwechsel mit den Jahren aufgrund der abnehmenden Enzymbildung immer schwieriger hat: der Abwärtstrend ist über die Jahre deutlich.

Nachdem ich jahrelang von einem normalem Artz zum nächsten bin und dann das selbe mit den Umweltmedizinern passierte, gehe ich eigentlich gar nicht merhr zu Arzt.
Wozu auch? Selbst bei Standarderkränkungen wie Schilddrüsenüberfunktion mit Bilderbuchsymptomen musste ich jedes Mal selber auf die Idee kommen und den Arzt um eine entsprechende Blutuntersuchung bitten. Auch die Behandlung regel ich mit der Schilddrüse mittlerweile erfolgreich selber, nachdem die Ärzte mit ihren Vorschlägen Tabeletten-Operation-Radiojod den Teufel mit dem Belzebub austreiben wollten. Dabei gibt es einen anderen Weg. Wie vielen Leuten wird die Schilddrüse bei Basedow rausoperiert - bei mir ging es nicht wegen der MCS, genausowenig wie Tabletten oder Radiojod. Und gucke einer da: ohne Jodierung (auch Tierfutterjodierung) löste sich der ganze Überfunktionshexentanz innerhalb von 4 Wochen auf, wo vorher monatelang Höchstdosen Tabletten nichts ausgerichtet hatten. Seit 3 Jahren habe ich durch die Ernährungsumstellung nun schon Ruhe - aber sowas Tabletten-los wirkungsvolles sagt einem kein Arzt, das ist auf meinem eigenen Mist gewachsen.
Mir scheint als wenn Mediziner einem grundsätzlich Medikamente geben wollen, ohne geht bei denen gar nichts. Tabletten sind aber für die schlimmsten Gesundheitseinbrüche in meinem Leben verantwortlich: Medikamente haben mich mehrfach fast umgebracht und verheerende Langzeitschäden verursacht. Ich habe einen HNO-Arzt darauf angesprochen, dass ich unter Doxicyclin innerhalb von 2 Tagen vor Schwäche kaum mehr laufen konnte: er war der Meinung, dass das weder von der Krakheit (Nasenenebenhöhleninfektion) noch von den Tabletten (Doxicyclin) kommen kann. Jahre später habe ich dann herausgefunden, dass Doxiciclyn genau das verursachen kann....herzlichen Dank Herr Doktor, jetzt stehe ich da.

Upsa, das ist jetzt ziemlich viel Text geworden... und ich hätte noch zahllose Annekdoten was Ärzte mir gegenüber für Peinlichkeiten geäußert haben.

Fazit: Mittlerweile ist das eine Mischung aus blankem Horror vor und tiefe Missachtung von Ärzten - das macht mich für die nur leider nicht sympathischer, wo ich ja eh schon eine unbequeme, komplizierte Krankheit habe. Ich gehe noch nicht mal mehr bei Verdacht auf gebrochene Knochen zum Arzt. Ich schalte meinen eigenen Kopf ein (soweit das noch geht) und versuche alleine zurechtzukommen.
Und jetzt muss ich für die Erwerbsminderung durch diese Arzthölle durch - und dann auch noch schikanöse Gutachter? Puh, das Leben ist doch so schon schwierig genug mit MCS!
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Flaunt » Dienstag 24. September 2013, 19:25

Frage in den Raum:

Woher haben deutsche Umweltmediziner ihre Kenntnisse, wenn sie keine englischsprachige Fachliteratur lesen und es überhaupt kein deutschsprachiges Fachbuch über umweltmedizinische Themen gibt, das auch nur ansatzweise zitierbar wäre und an den
internationalen Kenntnisstand andockt?
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon derlogik » Montag 28. Oktober 2013, 16:12

Also als erstes brauchst du jetzt wohl einen Arzt der MCS überhaupt diagnostiziert! Wie du ja schon selbst festgestellt hast kommen da gar nicht so viele in Frage, deshalb probiere mal einen davon (Zitat ich glaube von Clarissa) :

"Ärzte, die sich mit MCS auskennen, sind:

Dr. Binz, Trier
Dr. Huber, Heidelberg
Dr. Bodo Kuklinski, Rostock
Dr. Germann, Worms
Dr. Müller, Waltenhofen

Ein kompetenter Toxikologe ist:

Dr. Tino Merz, Wüstenzell "

Dr. Binz ist mittlerweile leider in Rente :(

Ach ja "schlechten Darmflora (nicht aufbaubar)" > wieso sollte die denn nicht aufbaubar sein? Hast du keinen Darm mehr? Versuchs mal LANGFRISTIG! und durchgängig (also ohne Pause) mit Mutaflor, falls es funktioniert merkst du auch, dass ganz langsam die Energie zurück kommt und du immer weniger auf Nahrungsmittel reagierst. Ich hatte vor ein paar Jahren überhauptkeine Normalflora mehr und bei mir hat es auf jeden Fall geholfen ;)
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Kaffeeliebhaber » Montag 28. Oktober 2013, 22:09

Hallo derlogik,

ich versuche es als erstes mit Dr. Kuklinski - den kenne ich schon, von dem bin ich sehr überzeugt.

Ich bin schon seit Jahren dabei Mutaflor und Consorte zu schlucken - und habe immer noch schlechte Werte und dementsprechende Probleme. Mit ist's natürlich besser, aber es bleibt ohne ständige Tabltetten halt nicht so gut.

Viele Grüße und danke für Deine Tipps :-)
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon Yol » Dienstag 29. Oktober 2013, 11:36

Zur Diagnose: Sollte doch mittlerweile jeder Arzt der lesen kann (sollten sie doch können), wissen und haben: den AMERICAN CONSENSUS - nachdem MCS diagnostiert wird - international. Und dieses Diagnosemittel ist - so weit mir bekannt ist - international als das Diagnosemittel für MCS anerkannt.
Yol
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Re: Erwerbsminderung: überhaupt möglich?

Beitragvon mod13 » Montag 4. November 2013, 20:08

Zu Dr. Binz und seiner Praxis siehe bitte: viewtopic.php?f=77&t=20001
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