Umweltmedizin ist nicht gleich Umweltmedizin

Umweltmedizin ist nicht gleich Umweltmedizin

Beitragvon mirijam » Donnerstag 10. Februar 2011, 13:54

HUMANÖKOLOGIE · SOZIALE VERANTWORTUNG · GLOBALES ÜBERLEBEN

Die Umweltmedizin ist tot.
Lang lebe die Umweltmedizin!

Praktizierende Umweltmediziner zeigen kein Verständnis für
wenig differenzierten Artikel im Deutschen Ärzteblatt.
Verlagsbeilage in umw med ges 21(4): I-VIII; UMG Verlag, Frielinger Str. 31, 28215 Bremen
HUMANÖKOLOGIE · SOZIALE VERANTWORTUNG · GLOBALES ÜBERLEBEN
ISSN 1437-2606 · 21. Jahrgang · Einzelpreis: 10,- € · H 12994 umwelt - medizin -
gesellschaft 4/2008

An dieser Stelle sind verschiedene Stellungnahmen langjährig praktizierender Ärzte aus dem Fachbereich Kurative und Präventive Umweltmedizin dokumentiert, darunter Vorstandsmitglieder des Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner (dbu), die Stellung beziehen zur Publikation einer umfangreichen Arbeit zum Thema Umweltmedizin in Deutschland im „Deutschen Ärzteblatt“ (HERR et al. 2008).

Es wurde dabei der Eindruck erweckt, dass diese Arbeit die allgemeingültige Position zur Umweltmedizin in Deutschland sei. Parallele Publikation im Internet in englisch und eine laienverständliche Version in der „Apothekenumschau“ sollten diesen Eindruck verstärken. Es ist anzumerken, dass die Ärzte, deren kritische Stellungnahmen zum DÄB - Artikel hier veröffentlicht werden, zusammen in den letzten 15 Jahren über 40.000 Patienten mit umweltassoziierten Erkrankungen behandelt haben. Die meisten dieser Ärzte waren auch als Dozenten im Auftrag des Gesundheitsministeriums des Staates Luxemburg bei der Ausbildung luxemburger Ärzte für die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin nach dem 200 - Stunden Curriculum der Bundesärztekammer incl. tutorialer Begleitung beteiligt. Weiterhin haben diese Ärzte zahlreiche wissenschaftliche Publikationen (mit)verfasst.

Sehr bedauerlich ist die Tatsache, dass die Präsentation der Arbeit von Herr et al. im Deutschen Ärzteblatt in einer Form veröffentlicht wurde, die den Eindruck hinterlassen sollte, dass der Standpunkt der Verfasser die einzige Position der deutschen Ärzteschaft zur Umweltmedizin darstellt.

Aufgrund der zu erwartenden Folgewirkungen dieser Arbeit beschloss der Vorstand des dbu bezüglich der wichtigsten Abschnitte inhaltliche Gegenpositionen aus dem Arbeitsbereich Kurative und Präventive Umweltmedizin in Form von Leserbriefen beim Deutschen Ärzteblatt einzureichen. Der Abdruck all dieser Leserbriefe wurde mit zum Teil fadenscheinigen Begründungen von den verantwortlichen Redakteuren/innen des DÄB abgelehnt. Daher werden diese inhaltlichen Positionen in einer Sonderbeilage der Zeitschrift „Umwelt-Medizin-Gesellschaft“ publiziert und stellen die Positionen des Vorstands des dbu dar. Die Beiträge erbringen den Nachweis, dass zahlreiche Positionen der Autorengruppe um Herr/Eikmann wissenschaftlich falsch und Ausdruck von Einzelmeinungen dieser Gruppe sind und keineswegs die einzige Position der deutschen Ärzteschaft darstellt. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass einige Äußerungen im Artikel des DÄB unethisch in Bezug auf den Umgang mit Patienten sind, die an umweltassoziierten Erkrankungen leiden.

Wir weisen darauf hin, dass auf Initiative des dbu ein Arbeitskreis aus Umweltmedizinern und Zahnmedizinern gegründet wurde, der nach 2 Jahren Arbeit umfangreiche, detaillierte Empfehlungen für ein „Standardisiertes Vorgehen bei Verdacht auf Erkrankungen durch Dentalersatzstoffe“ veröffentlicht hat (BARTRAM et al. 2007). Derzeit ist eine ähnliche Arbeitsgruppe vom dbu damit beauftragt, umfangreiche und detaillierte Empfehlungen für ein „Standardisiertes Vorgehen bei Verdacht auf Erkrankungen durch Substanzen aus Innenräumen“ zu erarbeiten und zu publizieren. In dieses Projekt sind auch u. a. die Fachbereiche Architektur, Bauphysik, Mikrobiologie und Chemie an verschiedenen Hochschulen involviert.

Dr. med. Frank Bartram
Facharzt für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin
1. Vorsitzender im dbu - Vorstand

BARTRAM, F., HÖHNE, L., VON BAEHR, V., THILL, R., MEISCH, J.-P. (2007):
Umweltmedizinischer Anamnesepfad in der Zahnmedizin/Umwelt-ZahnMedizin, Empfehlungen des Arbeitskreise Zahnmedizin des Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner e.V. umw-med-ges 20(2): 89-98.
HERR, C, OTTERBACH, I, NOWAK, D., HORNBERG, C., EIKMANN, T., WIESMÜLLER, G.
A. (2008): Klinische Umweltmedizin, Deutsches Ärztebvlatt 105(30): 523-531.


Kurt E. Müller

Der Artikel reiht sich nahtlos an die wissenschaftlich nie belegten Ausführungen zum Nozeboeffekt (1) bei Umweltkrankheiten oder an den Artikel eines Betriebsarztes eines großen deutschen Chemieunternehmens (Interessenkonflikt?) zur Multiplen Chemikalien Sensitivität im Deutschen Ärzteblatt (2). Folgt man den Autoren, leidet die weit überwiegende Zahl umweltmedizinischer Patienten an anderweitigen somatischen und/oder psychischen Erkrankungen. Der Widerspruch zu den Ergebnissen der MCS-Studie I des Umweltbundesamts (3) und Resultaten anderer Autoren (4) wird weder erwähnt noch diskutiert. In dem ersten, von einem wissenschaftlichen Beirat kontrollierten Teil
der MCS-Studie I, konnte bei den untersuchten Patienten keine Häufung von psychischen, psychosomatischen oder somatoformen Störungen bzw. keine Neigung zur Hypochondrie oder zu „Ökoängsten“ gefunden werden. Der besondere Schweregrad der Erkrankung wurde bestätigt. Bereits in dieser Studie wurde die einseitige und im Widerspruch zu anderen Studienteilnehmern stehende Sicht des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Universität Gießen deutlich, die auch auf einer vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) gesponserten Veranstaltung Ende Juli 2007 in Frankfurt entsprechend präsentiert wurde. Erst die Nachbearbeitung in der MCS-Studie II durch Aufteilung des Patientenkollektivs in kleine Subgruppen durch eine selektierte Arbeitsgruppe ohne den hinderlichen Wissenschaftlichen Beirat erlaubte es, zu der Aussage zu kommen, die der Vertreter des UBA bereits bei dem Vorgespräch der Studie prognostiziert hatte.


Nur bei 0-15% der Patienten gelingt es nach Aussage der Autoren, eine „relevante“ oder „nachvollziehbare“ Exposition mit arbeitsmedizinischen und toxikologischen Methoden zu ermitteln. Es wird gar nicht erwähnt, dass dies beispielsweise bei Expositionen gegenüber Lösemitteln oder Pyrethroiden nur während oder unmittelbar nach erfolgter Exposition möglich, bei diesen und vielen anderen Stoffen nach wenigen Wochen nicht mehr möglich ist. Die Bewertung der Wirkung der im Alltag häufigen Schadstoffgemische (5) oder der an Partikel gebundenen Schadstoffe gelingt mit den dargestellten Methoden gar nicht.


Der große Teil der Patienten gibt an, dass gleiche Beschwerden durch verschiedene Stoffe (Verlust an Spezifität) und durch geringe Expositionen ausgelöst werden (Verlust des Dosis-Wirkungsprinzips). Für die Beantwortung dieser Fragen ist die Relevanz der von den Autoren benutzten Methoden wissenschaftlich gar nicht belegt. Bei der Einschätzung des Risikos durch Quecksilber bleiben die Ergebnisse der Diwata-Studie unerwähnt (6), in der Schwere der Erkrankung und Höhe der Exposition nicht korreliert waren. Die Autoren dieser Studie haben die Gültigkeit der HBM-I- und HBM-II-Werte grundsätzlich in Frage gestellt. Wichtige Literatur zur Problematik der individuellen Suszeptibilität bleibt unerwähnt (7, 8, 9).
Selbst die Kommission „Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“, in der nur ein Mitglied nennenswerte eigene Erfahrung mit dem Lymphozytentransformationstest (LTT) hatte, lehnte das Verfahren nicht völlig ab, wie es in dem Artikel geschieht. Sie bescheinigte der Methode Relevanz bei der Untersuchung solcher Chemikalien, die als Arzneimittel verwendet werden, nicht aber bei Chemikalien mit anderweitiger Verwendung. Eine wissenschaftliche Begründung für diese Unterscheidung steht ebenso aus, wie für die Ablehnung der Untersuchung zellvermittelter Sensibilisierung gegenüber Haptenen (überwiegend Metalle). Zahlreiche validierte Studien, teilweise mit follow-up Untersuchungen, kommen mit großen Fallzahlen zu anderen Ergebnissen (10, 11, 12, 13).


Erstaunlicherweise ist in der graphischen Übersicht auf S.527 in der Rubrik Therapie nicht das in Gießen praktizierte „hardening“ durch gezielte Exposition der Probanden und das Resultat dieser fragwürdigen Methode berichtet. Die Publikation erfüllt nicht den Anspruch einer „Übersichtsarbeit“, sondern ist ein Positionspapier der Autoren. Es wird trotz schwerwiegender Mängel absehbar von den Sozialgerichten, Sozial- und Krankenversicherungen ohne kritische Prüfung als wissenschaftlicher Beweis gefeiert werden, wie es schon bei den eingangs zierten Publikationen der Fall war.


Den Autoren ist es nicht gelungen, deutlich zu machen, warum es überhaupt einer Abteilung für Klinische Umweltmedizin bedarf. Die Mehrheit der Patienten wird die entsprechenden Fachpraxen niedergelassener Ärzte aufsuchen, wie bisher auch. Die eigentliche Forschung zur angesprochenen Problematik findet nicht nur dort statt, sondern wird von diesen Kollegen auch noch aus eigenen Mitteln finanziert.

Dr. med. Kurt E. Müller
Praxisklinik für Umweltmedizin
Leutenhofen 19
87448 Waltenhofen
kurt.mueller@preventamed.deDiese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.

(1) Birbaumer N et al: Multiple Chemical Sensitivity. Schädigung durch Chemikalien oder Nozeboeffekt. Dtsch Ärztebl 1998; 95: A-91-94 [Heft 3].
(2) Nasterlack M et al: Dtsch Ärztebl 2002; 99: A 2474-2483 [Heft 38]
(3) Eis D et al: MCS-Studie I, FKZ 200 61 218/02.
(4) Hüppe M et al: Der MCS-Fragebogen: Erste Befunde eines neuen Verfahrens zur Beschreibung MCS-auslösender Stoffe und Symptome. Umweltmed Forsch Prax 2000; 5 (3): 143-153.
(5) Witte I: Mechanismen toxischer Kombinationswirkungen (kumulative). Habilitationsschrift 1995; Universität Oldenburg.
(6) Drasch et al: The Mt. Diwata study on the Philippines 1999 - assessing mercury intoxication of the population by small scale gold mining. Sc Tot Environm 2001; 267: 151-168.
(7) Prang N et al: MCS ein NF-kB-getriggerter Entzündungsprozess. Z Umweltmed 2003; 2: 80-86.
(8) Pall M et al: NMDA sensitation and stimulation by peroynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity. FASEB j 2002; 16: 1407-1417.
(9) Roitt et al: Immunology. 6th Edition 2001; Mosby.
(10) Valentine-Thon et al: Metallsensibilisierung: Nachweis und Verlaufskonrolle mittels Lymphozyten-Transformations-Test (LTT-MELISA). OM - Zs f Orthomol Med 2005; 1: 14-16.
(11) Stejskal V et al: Metal-specific lymphocytes: biomarkers of sensitivity in man. Neuroend Lett 1999; 20: 289-298.
(12) Müller KE: Hypersensitivity to titanium: Clinical and laboratory evidence. Neuroendocriol Lett 2006; 27 (Suppl 1): 31-35.
(13) Bartram et al: Bedeutung von Epikutantest und Lymphozytentransformations test für die Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen.
Kurt E. Müller


Frank Bartram

Die Arbeitsweise der Gruppe Wiesmüller/Novak/Eikmann entlarvt
sich bzgl. ihrer Arbeitsweise zu: Zitat aus der Publikation im
Ärzteblatt: „.......Selektive Literaturauswahl.“. Damit „qualifiziert“ sich
die Publikation als Stellungnahme einer kleinen Gruppierung, die
unkorrekterweise ihre Einzelposition als „Quintessenz“ der deutschen
Ärzteschaft suggerieren möchte. Dies ist strikt zurückzuweisen.
Aus Platzgründen kann in dieser Stellungnahme nur reduziert
zu einem Aspekt des Fachbereichs Kurative Umweltmedizin
eine kritische Kommentierung abgegeben werden : Erhebung
der Umweltmedizinischen Spezialanamnese als erstrangige
Massnahme bei umwelt-assoziierten Erkrankungen.
Wenn dann bzgl. der Darstellung relevanter Expositionsbereiche
Expositionen zu Fremdmaterialien, die in den Körper eingebracht
wurden, nicht erwähnt werden kann man über diese Einseitigkeit
als erfahrener Umweltmediziner nur staunen ( s. u. ).


Es besteht Konformität mit dem Abschnitt, beginnend mit: „Diese
Komplexität erfordert ein sorgfältiges Abwägen ....“ und insbesondere
wird hier das sehr wichtige Thema der Kurativen
Umweltmedizin, nämlich Abgrenzung der meist unspezifischen
Symptome der UM - Patienten von Erkrankungen aus anderen
Fachbereichen, deutlich.
Dies ist einer der wichtigsten Punkte, um zu einer zuverlässigen
Diagnose (Ausschluss oder Nachweis) einer umweltassoziierten
Erkrankung zu gelangen.


Mit dem nächsten Satz dieses Abschnittes kann der Fachbereich
Kurative Umweltmedizin nicht übereinstimmen, nämlich mit dem
Satz, in dem es um den „aktuellen Stand einer adäquaten Diagnostik
klinisch relevanter umweltbedingter Gesundheitsstörungen“ geht.
Hier tut sich auch der größte wissenschaftliche Unterschied zwischen
den in dieser Publikation vertretenden Positionen und den
wissenschaftlichen Erkenntnissen des Bereichs Kurative Umweltmedizin
auf.


Grundlegend ist ein wichtiger Mangel des Artikels darin begründet,
dass keine der in dieser Publikation vorher betonten Komplexizität
(vergl. S. 523, re. Block, Abschnitt 2) gerecht werdende
wissenschaftlich strukturierte Systematik zur Diagnose oder Ausschlussdiagnose
führender umweltmedizinischer Diagnostik entsprechend
dem aktuellen Stand der Wissenschaft vorgestellt wird.


Die kurative Umweltmedizin arbeitet seit längerer Zeit sehr erfolgreich
mit den Diagnostikbereichen: Biomonitoring, Biologisches
Effektmonitoring und dem Diagnosebereich Suszeptibilitätsmon
itoring auf aktueller wissenschaftlicher Basis.


Gerade im Bereich dieser wissenschaftlichen Diagnose- und
Analyseformen
liegt die reale Möglichkeit zum Teil stark ausgeprägte
Umwelt assoziierte Erkrankungen in Bezug auf auslösende
Medien sicher diagnostizieren zu können.
Nur auf diese Weise kann klinische kurative Umweltmedizin
erfolgreich betrieben werden: Sämtliche Analytik muss primär
dazu führen, wissenschaftlich begründete und damit erfolgsaussichtsreiche
Maßnahmen für die Patienten zu ihrer Gesundung
zu ergreifen: Expositionsvermeidung/Expositionsverminderung
nachweislich krank machender Substanzen und Faktoren aus der
Umwelt.


Der Kasten 1 auf Seite 524 oben links bezüglich der obersten
Frage „WO?“ (Expositionsort/-bereich), ist insofern unsystematisch
und unvollständig, als es den Körper selber, insbesondere die
Mundhöhle (Dentalersatzmaterialien aller Art) aber auch andere
Substanzen wie (metallische) Implantate (z.B. traumatologische
Fremdmaterialien) aus dieser Systematik heraus lässt.


Seite 524, Absatz links, „Untersuchungsablauf“.
Der Satz dieses Abschnitts „die Vielfalt der möglichen Umweltszenarien
und Beschwerdeangaben erlauben kein standardisiertes
Untersuchungsschema“: Dies ist unrichtig und entspricht
nicht dem aktuellen Stand der standardisierten und systematisierten
Realität des Fachbereichs Kurative Umweltmedizin.


Hier können vom Verfasser gerne ausführlich Anamnesetechniken
und Befragungstechniken, zum Beispiel bzgl. Innenräumen, in
denen sich Patienten regelmäßig aufhalten, zur Verfügung gestellt
werden.


Um nur ein einziges Beispiel aus dieser umfangreichen über lange
Jahre entwickelten und deduzierten Anamnesetechnik zu nennen:
Eine Frage zu möglichen krankheitsrelevanten Exposition in
Innenräumen:


Eine wichtige Anamnesefrage zu Innenräumen in Bezug auf die
Möblierung: „Stehen in den Innenräumen in denen Sie sich regelmäßig
aufhalten größere Möbelstücke, wie zum Beispiel Schränke
/ Einbauschränke direkt an einer Außenwand positioniert?“
Dies führt auf der Ebene der Bauphysik bekannterweise dazu,
dass insbesondere im Winter, wenn Innenraumluft durch Lüften
abgekühlt wird und damit weniger Wasserdampf lösen kann, zu
Kondensation von Wasser an diesen Stellen und damit potentiell
zu versteckten Schimmelpilzbildungen, die durch deren allergene
und toxische Emissionen statistisch mit Abstand am häufigsten
zu umweltbedingten Erkrankungen durch Expositionen in
Innenräumen führen.


Fazit: Der Artikel im Deutschen Ärzteblatt Nr. 30 / 2008 ist die
einseitige, in zahlreichen Positionen falsche Meinung der kleinen
Gruppe der verfassenden Autoren. Die wissenschaftlich falsche
Selektion von Literatur und ein offensichtlich gravierendes Defizit
aller Autoren an praktisch klinischen Erfahrungen im Vergleich
mit zig-Tausend Patienten der in Deutschland tätigen niedergelassenen
Umweltmediziner, bestätigen diese Einschätzung. Die
Anmassung der Allgemeingültigkeit dieser Publikation halte ich
den zahlreichen Personen mit umweltassoziieretn Erkrankungen
gegenüber für ethisch bedenklich.


Dr. med. Frank Bartram
Facharzt für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin
Überregionale Schwerpunktkassenpraxis für Kurative
Umweltmedizin
Augustinergasse 8, 91781 Weissenburg
Email : bartram-weissenburg@t-online.deDiese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.




Anke Bauer, Eberhard Schwarz, Christoph Mai


Die Autoren des Artikels geben einen ausführlichen Überblick über
die Vorgehensweisen und Probleme der klinischen Umweltmedizin
und wir begrüßen ausdrücklich, dass dieses wichtige Thema im
Deutschen Ärzteblatt zur Sprache kommt. Einige Aspekte des
Artikels müssen jedoch kritisch hinterfragt werden:


1. Zum einen geben die Autoren an, nur 0-15% der Patienten
von universitären oder öffentlichen umweltmedizinischen
Einrichtungen hätten tatsächlich umweltmedizinische Störungen.
Hierzu wird unter anderen die Multicenterstudie des RKI zitiert
(1), an welcher die Autoren ebenfalls beteiligt waren. Allerdings
hat diese Studie erhebliche methodische Mängel (2), dies
sind insbesondere schwerwiegende Zentrumseffekte bei der
Einschätzung umweltmedizinischer Anteile an den Erkrankungen
durch die untersuchenden Ärzte, uneinheitliches Vorgehen bei
der Rekrutierung der Studienteilnehmer und bei der Verwendung
von Ausschlusskriterien. So gab es umweltmedizinische universitäre
Einrichtungen, die im ganzen Untersuchungszeitraum
weniger als 20 umweltmedizinische Patienten beisteuerten und
davon keinen=0% als umweltbedingte Erkrankung einschätzten
im Vergleich zu 48% in einer anderen universitären Einrichtung
und 66% in einer umweltmedizinischen Fachklinik mit deutlich
mehr Fällen. Hier Mittelwerte zu bilden ist nicht zulässig.


2. Weiterhin geben die Autoren an, 40-75% der Patienten mit
Verdacht auf umweltbezogene Beschwerden hätten Somatisierungsstörungen
(S. 529 und 530). Hierzu ist zu berücksichtigen,
dass die Diagnose der „Somatisierungsstörung“ eine Ausschlussdiagnose
darstellt und daher voraussetzt, dass keine andere
Ursache für die Erkrankungen gefunden wird. Wenn nun
die Einschätzung, ob Schadstoffbelastungen als Ursache von
Krankheitssymptomen gelten können, untersucherabhängig ist
(s. Punkt 1 und 4), so gilt das auch für die automatische Diagnose
einer psychischen Erkrankung bei angeblichem „Fehlen“ anderer
Ursachen.


Die zur Diagnosestellung verwendeten psychometrischen Fragebogen
und Tests fragen unter anderem nach einer ganzen Anzahl
von unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel,
Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, depressiven
Gefühlen und Ängsten. Werden mehrere dieser Symptome bejaht,
so erfolgt automatisch ein hoher Wert in dem Ergebnis des psychometrischen
Fragebogens. Dieselben Symptome sind aber
auch die Leitsymptome der Auswirkungen vieler häufig vorkommender
Schadstoffe (insbes. Lösemittel, Schwermetalle, Pestizide/
Holzschutzmittel) und sind auch für erhöhte Belastungen mit z.B.
Desinfektionsmitteln, Schimmelpilzen in Innenräumen und bei
Personen in frisch renovierten Räumen international oft und vielfach
beschrieben worden (z.B. 3-4). Dies führt dazu, dass Personen
mit derartigen Schadstoffbelastungen regelmäßig hohe Werte in
psychometrischen Fragebogen und Tests erreichen. Die Korrelation
zwischen psychometrischen Fragebogen und Fragebogen, die
den Einfluss von Schadstoffen auf Nerven, Gehirn (und Psyche!)
messen sollen, ist daher sehr hoch (5,6). So haben lösemittelexponierte
Maler sogar höhere Werte in der Skala „Somatisierung“ des
Fragebogens SCL-90-R, als eine Vergleichsgruppen mit „echten“
Somatisierungsstörungen (5).
3. Die Literaturauswahl der Autoren stellt sich einseitig dar.
Insbesondere zum Sick Building Syndrom, gibt es eine gute internationale
Auswahl an Studien, welche die diesbezügliche Rolle der
psychosozialen, aber auch der raumklimatischen und insbesondere
der chemisch-biologischen Bedingungen in Innenräumen
nachweisen (z.B. 5, 7-9).


4. Die Autoren geben an, dass nur bei 15% der umweltmedizinischen
Verdachtsfälle relevante Expositionen identifiziert werden
können. Nun hat die Multicenterstudie des RKI (1) deutlich gezeigt,
dass das was als „relevant“ in diesem Zusammenhang gilt, sehr
deutlich untersucherabhängig ist (0-66%: s.o.). Dies ist allerdings
nicht weiter verwunderlich, denn die Autoren weisen selbst auf die
Problematik hin: HBM-Werte existieren nur für wenige Schadstoffe,
gelten nicht für die üblicherweise vorliegenden Gemische und
Mehrfachexpositionen und die Anwendung bei empfindlichen
Bevölkerungsgruppen ist fragwürdig. Die strenge Anwendung
eines HBM-Wertes oder sogar BAT-Wertes bei einem Kind mit
Asthma und Neurodermitis ist ethisch sicher nicht zu vertreten. Es
wäre besser, es so zu schreiben, wie die Realität sich darstellt:
„Die Expositionen waren häufig nicht relevant nach den geltenden
HBM- bzw. Grenzwerten“, über die gesundheitliche Relevanz
besteht Uneinigkeit.


Dr. rer. nat. Anke Bauer (korrespondierender Autor)
Dr. med. Eberhard Schwarz, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie
und Psychotherapie
Dr. med. Christoph Mai, Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie, Umweltmedizin
Fachkliniken Nordfriesland GmbH
Krankenhausweg 3, 25821 Bredstedt
Telefon: 04671 904 140, Telefax: 04671 904 240
email: dr-anke-bauer@web.deDiese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
(1) Eis D, Dietel A, Mühlinghaus T, et al.: Studie zum Verlauf und der Prognose des
MCS-Syndroms (MCS Studie II). WaBoLU 01/05; Umweltbundesamt, Berlin; 2005.
(2) Bauer A, Schwarz E: Welche Aussagekraft hat die MCS-Multicenterstudie?
Eine Stellungnahme des Deutschen Berufsverbands der Umweltmediziner (dbu).
Umwelt Medizin Gesellschaft 2007; 20 (4):289-296.
(3) Hartman DE, ed.: Neuropsychological Toxicology. 2 Edition. Plenum Press New
York; 1995.
(4) US-EPA (Oberste Umweltbehörde der USA) : Indoor Air Pollution: A Guide for
Health Professionals 1994; EPA 402-R-94-007 (http://www.epa.gov/iaq/pubs/hpguide.html).
(5) Karlson B, Österberg K, Orbaek P: Euroquest The validity of a new symptom
questionnaire. Neurotox 2000; 21:783-790.
(6) Bauer A, Schwarz E: Zur Validität von Fragebögen der psychologisch-psychiatrischen
Diagnostik bei Personen, die gegenüber neurotoxischen Schadstoffen
exponiert sind oder waren. Umwelt Medizin Gesellschaft 2006; 19: 43-49.
(7) Auger PL, Pepin P, Miller JD et al. Chronic toxic encephalopathies apparently
related to exposure to toxigenic fungi. In: Bioaerosols, Fungi and Mycotoxins:
Health effects, assessment, prevention and control (Johanning E, ed):131-138,
Eastern New York Occupational and Environmental Health Center, Mount Sinai
School of Medicine New York, New York Department of Community Medicine;
1999.
(8) Hodgson M. Sick Building Syndrome. Occup Med: State of the Art Reviews
2000; 15:571-585.
(9) Nordstrom K, Nordback D, Akselsson R. Influence of indoor air quality and personal
factors on the sick building syndrome (SBS) in Swedish geriatric hospitals.
Occup Environ Med 1995; 52:170-176.




Volker von Baehr


Sehr geehrter Frau Kollegin Herr,
mit Interesse habe ich Ihren o.g. Artikel gelesen. Die sicherlich
notwendigen Kommentare zur klinischen Umweltmedizin
an sich, möchte ich den praktisch tätigen und ausgebildeten
Umweltmedizinern überlassen. Kommentieren muss ich
als Immunologe und Laborarzt allerdings Ihre Ansicht, dass
immunologische Testverfahren und insbesondere allergologische
Untersuchungsmethoden keine Bedeutung bei Patienten
haben, welche den Umweltmediziner aufsuchen. Aus meiner
Sicht als Arzt ist es sogar unbedingt notwendig, im Rahmen
der Differentialdiagnostik auch Allergien zu berücksichtigen.
Sehr häufig sind diese nicht ausgeschlossen, ehe die Patienten
den Umweltmediziner aufsuchen. Eine auf einer ausführlichen
Anamnese und einer klinischen Untersuchung begründete
Allergiediagnostik erspart nicht selten das nachfolgende „doctor
hopping“ und somit Kosten zu Gunsten der Solidargemeinschaft.
Im Abschnitt Human-Biomonitoring wird auf den Lympho
zytentransformationstest (LTT) zum Nachweis individueller
Empfindlichkeiten eingegangen und angemerkt, dass er „zum
jetzigen Zeitpunkt in seiner Aussagekraft nicht ausreichend ist“.
Dabei wird die sehr viel differenzierter formulierte Stellungnahme
des Robert-Koch-Institutes aus dem Jahre 2002 als Quelle aufgeführt
die 2008 inhaltlich erheblich korrigiert wurde (1). Dazu
ist anzumerken, dass der LTT bei gegebener methodischer
Sorgfalt und laborinterner Validierung geeignet ist, eine zelluläre
Sensibilisierung vom Typ IV nachzuweisen. Für viele Allergene
gibt es hier eine umfassendere Literaturlage im Vergleich zum
Epikutantest. Professor Merk von der RWTH Aachen hat auf der
Basis eigener Ergebnisse mit dem LTT die Problematik schon
2004 gerade bei Umweltallergenen sehr viel differenzierter dargestellt
und betont, dass in vitro-Tests bei toxikologisch bedenklichen
Substanzen eine wichtige Alternative darstellen (2). Zum
Nachweis von Typ IV-Sensibilisierungen auf pharmakologisch aktive
Substanzen mit dem LTT sind in den letzten Jahren zahlreiche
Arbeiten erschienen, was zur Aufnahme des LTT in die Richtlinien
der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie für
die Diagnostik von Medikamentensensibilisierungen geführt hat
(3). Die RKI-Stellungnahme hat richtigerweise festgestellt, dass
der LTT als Labortest nicht die aktuelle klinische Relevanz der
Sensibilisierung zeigen kann. Hier unterscheidet er sich nicht von
anderen Testverfahren wie dem Labornachweis von allergenspezifischem
IgE oder auch den Hauttestungen. Die Diagnose Allergie
kann ausschließlich der klinisch tätige Arzt unter Zuhilfenahme
der Sensibilisierungsteste stellen.


Für mich ist die unterschiedliche Betrachtungsweise des LTT in
der Allergologie und der klinischen Umweltmedizin schwer verständlich.
Warum wird der LTT zum Sensibilisierungsnachweis
auf eine Substanz empfohlen, solange sie in einem Medikament
verarbeitet ist, nicht aber, wenn der Kontakt anderweitig stattfindet?
Und warum sollten diese im Speziallabor durchgeführten
allergologischen Verfahren eine Sensibilisierung nachweisen
können, wenn sie vom Allergologen angewendet werden, nicht
aber, wenn sich ihrer ein Umweltmediziner bedient? Ein Grund
für diese Konfusität in der Beurteilung ist sicherlich, dass noch
zu häufig toxikologische und immunologische Fragestellungen
undifferenziert betrachtet werden. In der täglichen Praxis muss
sich der klinisch tätige Umweltmediziner in seiner Funktion als
Arzt aber ausgehend von der eingehenden Anamnese häufig beiden
Thematiken widmen und die für jede Fragestellung geeigneten
Untersuchungsmethoden anwenden. Auch zum Arzt mit der
Zusatzbezeichnung Umweltmedizin kommt ein Patient mit dem
Anspruch, dass dieser sein Beschwerdebild umfassend betrachtet
und untersucht und sich nicht auf sein Spezialgebiet beschränkt.
Ich finde es bedauerlich, dass hier den tatsächlich klinisch praktizierenden
Umweltmedizinern der Blick über den Tellerrand abgesprochen
werden soll.


Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Volker von Baehr
Institut für Medizinische Diagnostik
Nicolaistraße 22, 12247 Berlin
Tel. 030-77001-220
Fax: 030-77001-236
v.baehr@IMD-Berlin.deDiese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.


(1) Qualitätssicherung beim Lymphozytentransformationstest, Addendum zum
LTT-Papier der RKI-Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“
Bundesgesundheitsblatt 2008; 51: 1070-76
(2) Merk K.H., Allergische Berufsdermatosen, Stellungnahme zur In vitro-Diagnostik,
2004. Hautarzt 55;31-34
(3) Pichler WJ, Tilch J The lymphocyte transformation test in the diagnosis of drug
hypersensitivity. Allergy. 2004 ;59 :809-20.





Hans-Peter Donate, Richard Straube



Sehr geehrter Herr Stüwe, sehr geehrte Damen und Herren,
im Nachgang zu o.g. Artikel und aus gegebenem Anlass fordern
wir die Redaktion des DÄB auf, den Charakter der Veröffentlichung
eindeutig als Meinung der Autoren und nicht als allgemeine
Lehrmeinung der Umweltmedizin zu kennzeichnen!


Auf Grund des hohen Verbreitungsgrades Ihres Blattes bedarf der
o.a. Artikel dringend einer Gegendarstellung von Seiten der praktizierenden
klinischen Umweltmedizin, da die Arbeit geeignet ist,
bei den in der Umweltmedizin unerfahrenen Kollegen ein völlig
falsches Bild umweltassoziierter Krankheiten zu vermitteln.


Da das Deutsche Ärzteblatt offizielles Organ der Deutschen
Ärzteschaft ist, entsteht der Eindruck, der Inhalt der Veröffentlichung
hätte offiziellen Charakter und gäbe den aktuellen Stand der
Wissenschaft wider. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die
gleichzeitige Publikation der englischen Version auf der Website
des DÄB.


Da der Artikel wesentliche Aspekte der Immunologie, Toxikologie
und Humangenetik unbeachtet lässt, zu dem auch nur einen Teil
der fachbezogenen internationalen Literatur reflektiert, kann er
den Anspruch, den aktuellen Stand der Wissenschaft darzustellen,
nicht erheben. Es handelt sich hier offensichtlich lediglich um
die Auffassung der Autorengruppe um das Giessener Institut für
Hygiene und Umweltmedizin von Prof. Thomas Eikmann.


Als eine der ersten Reaktionen auf diese Übersichtsarbeit schrieb
der Leitende Medizinaldirektor des Zentrums Bayern Familie und
Soziales (ZBFS), Region Schwaben, Augsburg, Dr.med. Hans-Ulrich
Kaiser, am 30.07.2008 in einem Brief an einen Patienten (Zitat):


„Ich darf Ihnen dazu eine ganz aktuelle Übersichtsarbeit aus dem
Deutschen Ärzteblatt vom 28.07.2008 übersenden. Sie gibt den
aktuellen Stand gesicherter medizinischer Erkenntnisse bei sog.
Umwelterkran-kungen wieder. Hinzuweisen ist insbesondere auf
die Ausführungen zur MCS. Anders lautende Auffassungen umweltmedizinischer
Ärzte gelten derzeit als nicht konsensfähige Außenseitermeinungen.“


Der von uns beanstandete Artikel dient also ganz offensichtlich
schon kurz nach seinem Erscheinen Vertretern des Öffentlichen
Gesundheits-wesens (Amtsärzten, MDK) als Werkzeug, berechtigte
Forderungen von Umweltpatienten abschlägig zu bescheiden
und die behandelnden Umweltärzte als nicht konsensfähige
Außenseiter zu diskreditieren und zu diskriminieren.


Die Autoren berufen sich bei ihrer Analyse neben eigenen Erfahrungen
auf eine „selektive“ Literaturrecherche. Nach ihrer Meinung
gelingt es nur bei ca. 15% der Fälle eine relevante Exposition
zu
erkennen, während bei bis zu 75% der Patienten eine psychosomatische
bzw. psychische Erkrankung ohne Exposition vorliegt.
Über die restlichen 10% der analysierten Fälle wird keine Aussage
gemacht. Durch die von den Autoren selbst postulierten Resultate
werden Aussagekraft und Evidenzgrad der Studie deutlich herabgestuft!


Unsere Kritik richtet sich im Wesentlichen gegen folgende
Punkte:




Die Autoren folgen dem arbeitsmedizinischen Prinzip der
Monokausalität von umweltrelevanten Schädigungen und
machen die Anerkennung der daraus resultierenden Erkrankungen
von der Überschreitung stoffbezogener Grenzwerte
abhängig. Sie übersehen dabei, dass es sich bei umweltassoziierten
Krankheitsbildern um chronische Krankheiten auf dem
Boden chronischer Entzündungen handelt, die meist nicht auf
die Wirkung eines Einzelstoffes zurückgeführt werden können.
Summationseffekte durch das gleichzeitige Einwirken mehrerer
Stoffe werden gar nicht erst in Erwägung gezogen, diesbezügliche
Arbeiten, wie z.B. von Frau Prof. Irene WITTE1 von der
Universität Oldenburg, werden ignoriert.


Grenzwertbetrachtungen wurden mit der Einführung des
Human-Biomonitoring I und II zwar etwas verfeinert, doch
konnten damit die Kardinalschwächen des Vorgehens für die
Risikobewertung in keinster Weise beseitigt werden. Nur für
wenige Stoffe existieren HBM-I- + HBM-II-Werte. Grundsätzlich
muss ihre Höhe diskutiert werden. Da nur Einzelstoffe gemessen
werden, können andere gleichzeitig wirkende Noxen wie
Toxine im Rahmen bestehender Infektionen (z.B. bei Borreliose
oder EBV), physikalische Phänomene wie Lärm oder EMF, andere
Chemikalien oder fehlende Schutzmechanismen ( z.B. Verletzung
der Blut-Hirn-Schranke bei SHT) nicht erfasst werden und
führen zu einer nicht adäquaten Abbildung der Pathogenese
des Krankheitsgesche-hens. Toxische Langzeitbelastungen im
Niedrigdosisbereich werden im HBM nicht gewürdigt, da sie in
einer toxikologisch-arbeitsmedizinischen Beurteilung sowieso
ohne aussagefähige Relevanz angesehen werden. Die Tatsache,
dass dabei lipophile Toxine im Körper kumulieren, später
aber jederzeit mobilisierbar sind und dann zu erheblichen
Gesundheitsstörungen führen können, wird dabei übersehen.
Die Definition des HBM, die von der Gruppe um Prof. Eikmann
ausschließlich anerkannt wird, führt dazu, dass anderen
Parametern, die etwa aus dem biochemischen Effektmonitoring
oder dem Suszeptibilitätsmonitoring gewonnen werden könnten,
keine oder allenfalls eine untergeordnete Bedeutung zugebilligt
wird.


Die Autoren halten Untersuchungen des Empfindlichkeitsmonitorings
(=Suszeptibilitätsmonitoring) wie z.B. zu Polymorphismen
im Fremdstoffmetabolismus bezüglich der umweltmedizinischen
Diagnostik für nicht weiterführend. Damit stehen
sie im Widerspruch zu den Ausbildungskriterien sowohl des
alten (200 h) wie des neuen (80 bzw. 100 h) Curriculums der
Umweltmedizin, herausgegeben von der Bundesärztekammer.
Dies ist umso erstaunlicher, da sie doch an der Ausarbeitung
dieser Curricula selbst mitgearbeitet haben. Die Autoren ignorieren
gleichermaßen die Empfehlungen der WHO von 1993
bezüglich der umweltmedizinischen Relevanz der Cytochrome
P450, des NAT2 und der GSTs wie die „Grundlagen von Genetik
und Gesundheitsforschung“2, die im Gesundheitsblatt-
Gesundheitsforschung-Gesundheisschutz im Oktober 2006 veröffentlicht
wurden. Der Verzicht auf ein Suszeptibilitätsmonitoring
verhindert ein individuell ausgerichtetes Therapiekonzept
für den Patienten. Humangenetiker üben hierzu dezidierte
Kritik. Wir wollen uns an dieser Stelle nur auf einige wenige
Aspekte beschränken:


1. CYP 2D6: Dieses Enzym der Phase I der Detoxifikation ist
an mehreren biochemischen Stoffwechselschritten beteiligt. Die
Prävalenz für Variationen des Enzyms liegt bei rund 40%. Ca.
25% aller Arzneimittel sind Substrate des Enzyms, darüber hinaus
auch viele Umweltgifte. Auch in den Serotonin-Melatonin-
Zyklus ist es involviert. Besonders hervorzuheben ist allerdings,
dass es fast alle Psychopharmaka inklusive der Antidepressiva
und der Neuroleptika verstoffwechselt. Wenn also nach der
Meinung der Autoren bis zu 75% der Umweltpatienten einen
psychosomatischen Hintergrund haben, werden viele mit solchen
Medikamenten behandelt. Besteht dann ein Polymorphismus
des Cytochrom P450 2D6 mit eingeschränkter oder gar fehlender
Enzymaktivität folgt mit Sicherheit eine Unverträglichkeits- bzw.
Überdosierungs-reaktion. Da man den Grund dafür wegen der
fehlenden Genuntersuchung aber nicht erkannt hat, wird dem
Patienten fälschlicherweise fehlende Einsicht in die psychogene
Krankheitsursache unterstellt, da er, die Medikation wegen
Unverträglichkeit verweigernd, „sich sogar gegen die Einnahme
von Psychopharmaka zur Wehr setzt“. Diese „Renitenz“ stellt ihn
nur noch weiter in die psychosoma-tische Ecke. In diesem Falle
muss dem Therapeuten ein Kunstfehler vorgeworfen werden,
den er bei Beachtung des § 4 (Fortbildungspflicht des Arztes)
der ärztlichen Berufsordnung leicht hätte vermeiden können.
KIRCHHEINER et al. 2c stellen die Vertretbarkeit einer Therapie mit
Trizyklika oder Neuroleptika ohne vorausge- gangene Genanalyse
des CYP 2D6 in Frage.


2. GSTT1/M1/P1: in der Phase II der Biotransformation (Entgiftung)
stellt die Konjugation ausscheidungspflichtiger Substanzen mit
Glutathion einen der wichtigsten Entgif-tungsmechanismen dar.
Die Fähigkeit, Fremdstoffe adäquat zu eliminieren, ist dabei entscheidend
von der Enzymaktivität der Glutathion-S-Transferasen
abhängig. Ist diese eingeschränkt oder fehlt sie gar, so führt dieser
Polymorphismus zu einer erhöhten Sensibilität des Patienten
gegenüber Umweltgiften. GSTM1 ist u.a. an der Elimination
von Metallen und Mykotoxinen beteiligt. GSTP1 entgiftet v.a.
neurotoxische Substanzen, da es die einzige im ZNS exprimierte
Glutathion-S-Transferase ist. Nach KEZIC et al. 3 erhöht ein
genetischer Polymorphis-mus der GSTP1 das Risiko für eine
chronische toxische Enzephalopathie (TE) durch Lösemittel. Auch
in BG-Verfahren ist die Kenntnis einer solchen Genvariation der
GSTP1 zur Beurteilung einer Berufskrankheit nach BK-Nr. 1317 von
erheblicher Relevanz.


3. SOD2: Die manganabhängige Superoxiddismutase 2 ist ebenfalls
durch einen genetischen Polymorphismus gekenn-zeichnet. SOD2
stellt einen intrazellulären, antioxidativen Schutzmechanismus der
Mitochondrien dar. Eine reduzierte Aktivität dieses Enzyms führt zu
einer negativen Energiebilanz der Zelle mit dem Beschwerdebild
einer erhöhten Erschöpfbarkeit. Diesen Umstand zu kennen dürfte
sowohl diagnostisch wie therapeutisch von Bedeutung sein!


4. CYP1A2: Diese Enzym der Phase I der Biotransformation ist v.a. am
Metabolismus der bei unvollständiger Verbrennung (Autoabgase,
Zigarettenqualm) entstehenden VOCs beteiligt. Bei mehr als 90%
der Umwelterkrankten liegt ein Polymor-phismus als „ultra-rapidmetabolizer“
vor. Dioxine wirken als Inducer. In der Folge entstehen
viele Intermediärmeta-bolite, die in der Regel aggressiver
reagieren als ihre Aus-gangsprodukte und somit zu einer „Giftung“
führen. Das Ausmaß des dabei entstehenden oxidativen Stresses
hängt von der Funktion der Phase II der Biotransformation, vornehmlich
von der Funktion der N-Acetyltransferase NAT2 ab.


5. NAT2: Dieses Enzym ist der Hauptreaktionspartner in Phase II
des Fremdstoffmetabolismus für die Zwischenprodukte aus der
Reaktion von CYP1A2. Da ca. 50% der europäischen Bevölkerung
zu den Langsamacetylierern zählen, entsteht aus der Kombination
von hochaktivem CYP1A2 und reduzierter Acetylierung ein
erhöhtes Risiko für die Ausbildung von umweltassoziierten
Krankheiten.




Viele Umweltbelastungen fallen im Humanen Biomonitoring
HBM nicht mehr auf, wenn die Exposition zwischenzeitlich
beendet wurde. Fettlösliche Schadstoffe sind ins Gewebe abgedriftet
und werden dort gespeichert. Sie lassen sich in der
Peripherie nicht mehr oder nur noch unterhalb der Grenzwerte
in Blut, Urin oder Speichel nachweisen. Trotzdem können
sie proinflammatorische Effekte und Autoimmunreaktionen
auslösen. Diese wären im Effektmonitoring erkennbar, welches
aber die Autoren für überflüssig halten. Mit Hilfe der
Therapeutischen
Apherese werden pathologische Eiweiße, an
Eiweiße gebundene pathologische Stoffe und pathologische
Blutzellen aus dem Blutstrom entfernt. In dem durch dieses
extrakorporale Verfahren gewonnenen Eluat (=Filtrat) lassen sich
Umweltschadstoffe wie Lösemittel, Schwermetalle und Biozide
und die durch sie entstandene Stoffwechselprodukte wie zirkulierende
Immunkomplexe und (-2-Makroglobuline nachweisen.
Obwohl die Werte für diese Schadstoffe nativ im Serum oder
Plasma unterhalb der Nachweisgrenze lagen, erreichten sie
im Eluat, v.a. nach der 2. Apherese, oft ein Niveau, das um ein
Vielfaches die Referenzwerte überschritt. Da die Eluate je nach
Zusammensetzung ein in Farbe und Transparenz unterschiedliches
Aussehen zeigten, konnten wir damit „Krankheit“ sichtbar
machen. Die Meinung der Autoren, dass nur bei auffälligen
HBM-Werten eine Erkrankung vorliegt, konnten wir durch die
Apherese eindrucksvoll widerlegen.


Da in der vorliegenden Arbeit wesentliche Aspekte der Praktisch-
Klinischen Umweltmedizin bewusst ausgeklammert wurden,
muss ihr der offensichtlich angestrebte Anspruch auf Richtlinienkompetenz
abgesprochen werden.


Bei Beachtung der in dieser Publikation dargestellten Diagnoseund
Therapieregeln wird schwerkranken Umweltpatienten die
weitergehen-de, richtungweisende Diagnostik vorenthalten und
somit eine ihrem Leiden angepasste individuelle Therapie verhindert.
Ein solches Vorgehen stellt einen eklatanten Verstoß gegen
das europäische Antidiskriminierungsgesetz dar. Darüber hinaus
wird damit einer Verschärfung der schon jetzt zunehmenden
Umweltungerechtigkeit Vorschub geleistet. Aus ethischer Sicht ist
ein solches Vorgehen für eine ernstzunehmende Umweltmedizin
inakzeptabel!

Wir fordern deshalb die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes
in aller Dringlichkeit auf, in einer Stellungnahme klarstellen,
dass es sich bei diesem Artikel um die Meinung einer einzelnen
Autorengruppe handelt und die darin gemachten Aussagen nicht
den aktuellen Stand des Wissens in der Umweltmedizin abbilden.


Mit freundlichen Grüßen


Dr.med. Hans-Peter Donate
FA f. Allgemeinmedizin
-Umweltmedizin-
Leiter Abt. Umweltmedizin
2. Vorstandvorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der
Umweltmediziner dbu
In Vertretung des Gesamtvorstandes


Dr.med. Richard Straube
FA f. Innere Medizin
-Nephrologie-
Leiter Int. Apheresestation
INUS Medical CenterDr.-Adam-Voll-Str. 1, 93437 Furth im Wald
Tel.: 09973/50054-0, Fax: 09973/500 54 50
info@inus-world.deDiese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. , http://www.inus-world.de


(1) WITTE, Irene: Toxische Kombinationswirkung von Umweltchemikalien; Vortrag,
gehalten auf der 3. Umwelttagung, VHUE e.V., 19.07.2008 in Nürnberg
(2) Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 10-2006; Leitthema:
Genetik und Gesundheitsforschung, Teil 1: Grundlagen
a. BAMMANN, K. und WAWRO, N.: Die Einbeziehung genetischer Faktoren in Studien
der Epidemiologie; Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz
2006-49:974-981
b. SCHMIDTKE, J.: Genetische Diagnostik in der Medizin; Bundesgesundhietsbl-
Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2006-49: 982-988
c. KIRCHHEINER, J.;SEERINGER, A.; BROCKMÖLLER, J.: Stand der Pharmakogenetik
in der Klinischen Arzneimitteltherapie; Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-
Gesundheitsschutz 2006-49: 995-1003
d. SCHULZ, T.: Toxikogenetik und Toxikogenomik; Bundesgesundheitsbl-
Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2006-49:1004-1010
(3) KEZIC, S.; CALKOEN, F.; WENKER, M.A.M.; JACOBS, J.J.L.; VERBERK, M.M. : Genetic
polymorphism of metabolic enzymes modifies the risk of chronic solvent-induced
encephalopacy; Toxicolgy and Industrial Health 2006; 22:281.289

Lutz Höhne


Als Zahnarzt steht es mir vordergründig nicht zu, die hier dargestellte
klinische Umweltmedizin zu kritisieren, hat die Zahnmedizin
doch mit diesem Thema nur bedingt zu tun. Allerdings werden
einige Behauptungen in den Raum gestellt, die mir zweifelhaft
erscheinen und aus meiner Sicht wissenschaftlich fragwürdig
sind.


HBM 1 und 2 Werte sind in keiner Weise geeignet, generell
Erkrankungen auszuschließen, sie können allenfalls als Hinweisdiagnostik
gewertet werden.


Prof. Drasch konnte im Rahmen seiner Studien an Quecksilberbelasteten
Patienten nachweisen, dass HBM 1 und 2 Werte in
keiner Form mit der Schwere der Erkrankung korellieren.
Solange man Umwelterkrankung nur als toxisch bedingte
Erkrankung ansieht und nach relevanten Mengen sucht, wird man
gerade im Bereich der Quecksilber-Belastung nicht erfolgreich
therapieren können. An dieser Problematik ist man seinerzeit
übrigens schon bei den Holzschutzmittelprozessen gescheitert.
Bei HBM Werten zwischen I und II keine Gesundheitsgefahr anzunehmen
ist fahrlässige Verharmlosung. Dann kann man natürlich
auch nur mit solchen niedrigen Erfolgsraten von 15 % bei der
Identifizierung von Umweltnoxen aufwarten.


Schwerwiegender noch als die unkritische Fixierung auf HBM
Werte ist die Negierung der allergologischen Problematik und
diesbezüglich der immunologischen Untersuchungsverfahren.
Im zahnärztlichen Bereich haben wir gegenüber der Umweltmedizin
den Vorteil, nur mit einer begrenzten Anzahl von Fremd/
Schadstoffen konfrontiert zu sein. Nach Identifizierung des individuell
unverträglichen Werkstoffs ist ein Expositionsstopp zu
100 % möglich.


Entsprechende „Erfolgs“erlebnisse einer relevanten Verbesserung
der Gesundheitszustands sind nach Expositionsstopp regelmäßig
zu beobachten und protokolliert. Insofern zeigt auch die
Beobachtung, dass gerade die Immundiagnostik mit LTT und
Effektorzelltypisierung zur Typ IV-Allergiediagnostik und dem
Basophilendegranulationstest (Typ I-Allergie) eine unverzichtbare
diagnostische Stütze geworden sind, um immunologisch
bedingte Unverträglichkeiten zu erkennen und somit chronisch
kranken Menschen zu helfen.

Positive Ergebnisse bei immunologischer Diagnostik in Verbund
mit Genpolymorphismen im Bereich zytotoxischer Zytokine wie
TNFa und Il 1 erklären in vielen Fällen relevante chronische
Entzündungszustände und sind unbedingt bei der Therapie zu
berücksichtigen.

Unsere diagnostischen Erfolgsraten sind mangels Statistik nicht
mit Zahlen zu benennen. Wir würden allerdings auch bei einer
Erfolgsrate von 15 % nach anderen Wegen der Diagnostik suchen.
Im überschaubaren oralen Bereich haben wir in der Kombination
von gründlicher Anamnese in Verbindung mit immunologischer,
genetischer aber auch quantitativer Diagnostik Erfolgsquoten,
die sicher über 90% liegen.

Wenn für die Autoren immunologische und genetische Testverfahren
keinen Nutzen in der klinischen Umweltmedizin haben,
dann kann es auch an einer wenig zielgerichteten, unsystematischen
Untersuchungsmethodik liegen.

Es bleibt offen, ob die dargestellte Ablehnung immunologischer
und genetischer Diagnostik auf einer persönlichen Meinung der
Verfasser beruhen, oder ob für solche Äußerungen tatsächlich
wissenschaftlich fundierte Studienvorliegen.
mirijam
 

Umweltmedizin ist nicht gleich Umweltmedizin

Beitragvon carbo_m » Freitag 11. Februar 2011, 01:19

@mirijam,

sehr aufschlussreich die Stellungnahmen.

Diese Meinungsmonopole wie hier im Deutschen Ärzteblatt DÄB von einer kleinen Gruppe vertreten, sind schon schlimm genug. Dass aber gut begründete abweichende Positionen gar nicht erst abgedruckt bzw. veröffentlicht werden, stellt das wissenschaftliche Gewicht des DÄB schon sehr in Frage.

Wie lange schaffen die Fachredakteure und Ärzte es noch, den Kopf in den Sand zu stecken gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen mit internationalem Konsens?

Ärzte die das DÄB als Quelle und Leitlinie ihrer Fortbildung nehmen, bleiben damit sogar hinter dem Stand mancher ihrer Patienten zurück.
carbo_m
 

Umweltmedizin ist nicht gleich Umweltmedizin

Beitragvon mirijam » Freitag 11. Februar 2011, 14:40

\"Medizin basiert nicht auf Wissenschaft, sondern auf Glauben.” Dr. Robert Mendelsohn, ehemaliger medizinischer Direktor eines nationalen Programmes für benachteiligte Kinder und Vorstandsvorsitzender des State Licensing Committee (Landesärztekammer), gehörte dem amerikanischen medizinischen Establishment an, inzwischen verstorben.

\"Um einen Eindruck zu bekommen, welche extremen Bedingungen die jungen Ärzte auf sich nehmen mußten, begleitete ich erschöpfte Assistenz-ärzte auf ihrer üblichen 84 Stunden Schicht auf einer speziellen Säuglings-station; ich erhielt auch einen Eindruck, welch fragwürdige Behandlung ihre Patienten unter solchen Bedingungen erhalten. Mit der Zeit hatte ich das Gefühl, mich wie in Trance zu bewegen. Nichts, was ich in meinem Studium gelernt hatte, bereitete mich auf die eigenartige, mich oftmals quälende Logik der medizinischen Studien vor. Behandlungen, für die es nur wenige oder gar keine wissenschaftliche Basis gab, wurden einfach akzeptiert. Studien, die Anlaß zum Zweifeln über die Effektivität eines Arzneimittels gaben, wurden dennoch als Beweis für den Erfolg angepriesen. Viele gravierende und nachlässige Fehler in der Struktur der Studie wurden übersehen. Manche Studien zeigten eindeutig, daß bestimmte Medikamente Krebs verursachten und doch gab es Spitzenwissenschaflter, die mit den Zahlen spielten um die Erkenntnis des Offensichtlichen zu umgehen. Die wissenschaftliche Fachliteratur der Medizin lieferte selbst überwältigende Beweise, daß einiges nicht nur nicht funktionierte, sondern auch überaus gefährlich war. Dies war keine Wissenschaft. Dies war ein festes Glaubenssystem, so eigen, daß praktisch jede gegensätzliche Wahrheit als Gotteslästerung abgelehnt wurde.\"

Aus dem Buch \"Was Ärzte Ihnen nicht erzählen\" von Lynne McTaggart, preisgekrönte Journalistin und Autorin.

- Editiert von mirijam am 12.02.2011, 13:16 -
mirijam
 

Re: Umweltmedizin ist nicht gleich Umweltmedizin

Beitragvon Kira » Montag 6. Oktober 2014, 08:02

Außerdem ist nicht zu vergessen

Forschung aktuell

Fatale Kombinationswirkungen erfordern zusätzliche Untersuchungsverfahren

Umweltgifte können in Kombination größere toxische Wirkungen entfalten

Harmlose Konzentrationen von Umweltgiften können in der Kombination mit anderen Stoffen giftig wirken. Das hat die Arbeitsgruppe der Biochemikerin Dr. Irene Witte am Fachbereich Biologie der Universität Oldenburg nachgewiesen. Aufgrund der neuen Erkenntnisse fordert Witte die grundlegende Einbeziehung von Kombinationswirkungen in die toxikologische Bewertung von Schadstoffen. ...

http://www.presse.uni-oldenburg.de/f-ak ... -232pm.htm
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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