Die Tricks der Pharmaindustrie
Profit statt Patientenschutz
von Dana Nowak und Astrid Randerath
Sendung vom 19.04.2011
Patienten mit Schizophrenie leiden unter Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen. Oft sind sie nicht zu einem eigenständigen Leben in der Lage. Unter anderem für diese Patienten ist das Modell der so genannten Integrierten Versorgung gedacht: Ein enges Netz aus Therapeuten, Kliniken und niedergelassenen Ärzten soll die Patienten bestmöglich betreuen.
Doch jetzt drängt sich die Pharmaindustrie in die Integrierte Versorgung hinein. Eine Tochtergesellschaft der Pharma-Firma Janssen-Cilag baut im Auftrag der AOK Niedersachsen für 13.000 Schizophrenie-Patienten ein medizinisches Versorgungsnetz auf. Gleichzeitig ist dieser Pharmakonzern einer der größten Hersteller für Schizophrenie-Medikamente. Generell ist das durch die Einführung des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts (AMNOG) zum 1.1.2011 deutschlandweit möglich.
Experten fürchten um Wohl der Patienten
Experten wie Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, kritisieren diese Entwicklung: "Da besteht die ganz große Sorge, dass der Absatz der Pharmazeutika im Vordergrund steht und nicht die optimale Therapie der Patienten".
Professor Peter Schönhöfer, einer der bekanntesten Kritiker der Pharmaindustrie, fürchtet um das Wohl der Patienten: "Es geht den Firmen nur um Profit." An die Gelder der Versicherten ranzukommen sei immer das Ziel der Pharmaindustrie gewesen, entweder als reiner Warenanbieter oder jetzt als Anbieter der kompletten Behandlung, so der Bremer Pharmakologe.
Mit Einführung des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes zum 1. Januar 2011 ist genau das möglich - nicht nur im Bereich Schizophrenie. Frontal21 über ein Beispiel, das Schule machen kann und Patienten in die Hände der Pharmaindustrie begibt.
http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,8232175,00.html