von Kai Uwe » Donnerstag 30. November 2006, 09:11
Am Dienstag hat Greenpeace die Ergebnisse einer Recherche über die Nutzung längst verbotener Pestizide in Deutschland veröffentlicht. Tatsächlich war es für unsere Tester ohne weiteres möglich an mehrere der extrem gesundheitschädlichen Lebensmittelgifte zu gelangen. Nicht zuletzt der deutsche Raiffeisen-Verband geriet in Erklärungsnot, da vier seiner Händler ebenfalls in das Gift-Geschäft verwickelt sind.
Über die neusten Entwicklungen im Pestizid-Skandal sprachen wir mit Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter.
GreenpeaceOnline: Wie sieht heute, einen Tag nach der Veröffentlichung der Rechercheergebnisse, die Reaktion des deutschen Raiffeisen-Verband aus?
Der deutsche Raiffeisen-Verband ist durch die Rechercheergebnisse stark in Verlegenheit geraten. Die verbotenen P. sind bioaktive Substanzen, die ubiquitär in der Umwelt verteilt sind. Der Begriff P. steht auch häufig als Synonym für Pflanzenschutzmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel.Pestizide, die Greenpeace erworben hat, stammen von elf verschiedenen Händlern. Vier dieser Händler gehören dem Verband an. Und anstatt die Versäumnisse klar anzuerkennen, reagiert Raiffeisen mit Bagatellisierung und lehnt die angeblich pauschalen Schuldzuweisungen ab.
Laut Raiffeisen handelt es sich bei den Vorfällen nur um Einzelfälle. Wir hingegen sagen, dass allein die Tatsache, dass es innerhalb kürzester Zeit möglich war größere Mengen der verbotenen Stoffe zu bekommen, für sich spricht. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass unsere Funde nur die Spitze des Eisbergs sind.
GreenpeaceOnline: Der badenwürtembergische Landwirtschaftsminister Hauk hat sich ja öffentlich sehr kritisch über die Machenschaften der Händler und Bauern geäußert und neue Maßnahmen gefordert. In wie weit ist die Schuld dennoch in der Politik zu suchen?
Die Reaktionen der Politiker sind meist leicht vorauszusehen. Solange es zu einem Thema keinen öffentlichen Druck gibt, passiert auch nichts. Dass die P. sind bioaktive Substanzen, die ubiquitär in der Umwelt verteilt sind. Der Begriff P. steht auch häufig als Synonym für Pflanzenschutzmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel.Pestizide immer noch verwendet werden, ist dem Ministerium nicht erst seit gestern bekannt. Bislang war von Seiten Hauks jedoch keinerlei Engagement zu erkennen. Ein Angebot auf Zusammenarbeit von Greenpeace lehnte er bisher stets ab.
GreenpeaceOnline: Mit welchen rechtlichen Konsequenzen werden die Händler jetzt rechnen müssen?
Rechtlich gesehen ist der Handel mit illegalen Pestiziden nur eine Ordnungswiedrigkeit. Daher sind die zu erwartenden Strafen entsprechend gering. Das Strafmaß beträgt maximal 50.000 Euro. Für ein Geschäft, bei dem Umsätze in Millionenhöhe gemacht werden, ist das nicht viel mehr als ein Pappenstiel. Dennoch hat Greenpeace alle Unternehmen verklagt. Auch eine Steuerhinterziehungsklage soll das Treiben der Händlern erschweren, denn meist werden beim Verkauf aus Sicherheitsgründen keine Rechnungen ausgestellt - und somit wahrscheinlich auch keine Steuern gezahlt. Für Eine weitere Möglichkeit, der Greenpeace nachgeht, ist, dass man durch eine Klage ein Gewerbeverbot für die Geschäftführung erreicht.
GreenpeaceOnline: Was kann der Verbraucher tun?
Damit der Verbraucher vor den Giften geschützt werden kann, muss zunächst die Transparenz der Produkte verbessert werden. Die Gifte sind unter anderem krebserregend oder sie schädigen das Hormonsystem. Viele von ihnen sind biologisch nur schwer abbaubar und verpesten so auch langfristig Mensch und Der Begriff der Umwelt ist geprägt durch die anthropogene Sichtweise des Menschens. Umwelt ist danach definiert, als dem Menschen umgebende Medien (Wasser, Boden, Luft usw.) und aller darin lebenden Organismen.Umwelt. Bislang weigern sich allerdings die Ministerien, die Daten über bereits auffällig gewordene Händler und Landwirte herauszugeben. Wir fordern daher, dass zumindest diese Daten öffentlich zugänglich werden, damit der Verbraucher sich selbständig informieren kann. Eine Garantie auf giftfreies Essen gibt es bislang aber nur für Bioprodukte.
Autor: Greenpeace e.V.
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