Provokationstests

Provokationstests

Beitragvon Karlheinz » Dienstag 5. Februar 2008, 10:29

[b](Dieser Kommentar ist ausdrücklich nicht als Unterstützung für Frau Grote (vgl. thread über Dachverband) gedacht. Ich kenne ihre Vorstellungen nicht.)[/b]

Provokationstests gehören seit langem zur umweltmedizinischen Praxis. Solange anerkannte Biomarker fehlen, stellen sie die einzige zuverlässige Methode zum Nachweis von MCS dar. Ihre ordnungsgemäße Anwendung setzt jedoch eine ausreichende Kenntnis der Materie und das Vorhandensein geeigneter Instrumente in Form einer umweltkontrollierten Gebäudeeinheit/Klinik (ECU) voraus. Die maßgebende Autorität auf dem Gebiet dürfte nach wie vor Prof. Rea aus Dallas sein. In seinem vierbändigen Werk über Chemical Sensitivity schreibt er dazu u.a. (William J. Rea Chemical Sensitivity: Tools, Diagnosis and Method of Treatment, Volume IV, CRC-Press, 1997, S 2254-2261):

„Patienten müssen sehr sorgfältig auf Provokationstests vorbereitet werden. Wir haben über 2000 stationäre Patienten vorbereitet indem wir die Prinzipien der Reduktion der totalen Körperbelastung und der Deadaptation ihrer Körper im ECU (Environmetal Control Unit: umweltkontrollierte Gebäudeeinheit/Klinik) anwandten. Diese Prozedur zur Belastungsreduktion eliminiert chronische Effekte und erlaubt die Reproduzierbarkeit des Auftretens akuter Reaktionen und provozierter Reaktionen.
Wenn das ECU angemessen hinsichtlich Schadstoffen kontrolliert worden ist, verschwinden die hartnäckigen Symptome eines Patienten oft ohne Gabe von Medikamenten. Oft verschlimmern sich die Symptome ein bis vier Tage lang. Sie verschwinden dann über die nächsten ein bis sechs Tage. Krankheitsanzeichen und Symptome gehen dann auf ein Basisniveau zurück und die Patienten fühlen sich besser, als seit sie krank wurden. Dieses Phänomen wurde bei Patienten mit Phlebitis, Arthritis, Herzrhythmusstörungen, Vasculitis und anderen Leiden beobachtet. … Sobald der Patient sich für einige Zeit (24 Stunden) in einem stabilen Basiszustand befindet, kann er mit Wasserkontaminanten, Nahrungsmitteln, Nahrungsmittelkontaminanten und Luftkontaminanten provoziert werden.


Provokationstests (Challenge Testing)

Provokationstests können auf jede gewünschte Weise ausgeführt werden, darunter oral, inhalativ, auf der Haut und/oder in der Haut. Es ist jedoch am wünschenswertesten den natürlichen Expositionsweg des Patienten zu simulieren. Um reproduzierbare und die genauest möglichen Ergebnisse zu erhalten, sollte sich der Patient immer im deadaptierten Zustand mit reduzierter Körperbelastung befinden. Drei bis vier Tage Karenz in kontrollierter Umgebung sind erforderlich um diesen Zustand zu erreichen. Darüber hinaus muß das Reaktionsmuster verstanden und ausgewertet werden.

Reaktionsmuster

Im ECU mit reduzierter totaler Körperbelastung und wenn der Patient sich im demaskierten, deadaptierten Zustand befindet, traten 89,6% von 60000 provozierten (inhalativ oder oral) Reaktionen bei 2000 Patienten in den ersten 4 Stunden auf, 89,8% davon wiederum in den ersten 15 Minuten. ….

… Es ist ratsam, die Reaktionen so schnell wie möglich zu beenden, sobald die benötigte Information gewonnen wurde. …

Krankheitszeichen und Symptome

Wenn man Anzeichen und Symptome quantitativ auswertet, muß man den passenden Satz an Parametern messen, also die Anzeichen, die der Patient entwickelt hat und die vorher bei ihm beobachtet worden waren.
Wenn der Patient Asthma hat, muß der Peak-Flow (flow studies) gemessen werden. Herzrhythmusstörungen können mit dem EKG gemessen werden, geschwollene Gelenke mit dem Arthozirkameter, Schmerz mit dem abgestuften Maß für traumatischen Schmerz (graded traumatic pain gauge), abdominale Schwellungen durch Messung des Bauchumfangs, etc. Wenn die falschen Parameter gemessen werden kann ein falscher Schluß über den Patienten gezogen werden, …“

Auch Claudia Miller betont in ihrem Buch (Nicholas A. Ashford, Claudia S. Miller: Chemical Exposures: Low Levels and High Stakes, 2nd Edition , Wiley-Interscience, 1998) den hohen Stellenwert von Provokationstest für Diagnostik und Forschung:

S 57:
„Was benötigt wird, ist ein empfindliches Werkzeug, dass unter Berücksichtigung der individuellen Variabilität verlässlich Symptome von Expositionen gegenüber niedrigen Konzentrationen verschiedener Chemikalien beim Menschen findet, ein Werkzeug, das uns erlaubt Ursache -Wirkungsbeziehungen zwischen Expositionen und Symptomen zu verifizieren. Die umweltkontrollierte Gebäudeeinheit/Klinik könnte so ein Werkzeug sein. Möglicherweise ist es das nützlichste der vier Herangehensweisen für das Studium menschlicher Reaktionen auf Stoffe in der Umwelt.“

S 127:
„Wie in Kapitel 2 im Detail diskutiert, ist der Goldstandard für die Diagnose chemischer Überempfindlichkeit bei einem Patienten die umweltkontrollierte Gebäudeeinheit/Klinik, zusammen mit Fasten. Obwohl diese Vorgehensweise zu teuer und zeitaufwendig für den durchschnittlichen Patienten sein mag, kann es für die sehr kranken der einzige Weg sein, um diese multifaktorielle, polysymtomatische Krankheit aufzudecken. Irgendwann mögen Biomarker für Chemikaliensensibilität entwickelt werden, insbesondere, wenn die Krankheitsmechanismen biochemisch oder immunologisch sind. Wenn jedoch das Nerven- oder Limbische System der Schlüssel ist, kann es sein , dass es nicht möglich ist Biomarker zu identifizieren.“

S 296:
„Aus ethischen Gründen ist die erste Stufe von TILT (Initiation/Auslösung) schwieriger in Menschen zu modellieren als die zweite Stufe (Triggering/Auslösung). Letztendlich können epidemiologische Studien und Tierversuche die erste Stufe erhellen. Ereignisbedingte Studien, zum Beispiel die Gelegenheiten, die sich durch „natürliche Experimente“ bieten wie dem Golfkrieg, einem Pestizidunfall oder einem kontaminierten Gebäude, sind hier sehr wichig. Glücklicherweise bietet sich die zweite Stufe bereitwillig zur Untersuchung durch direkte menschliche Provokationstests an, und liefern so eine leistungsfähige Form wissenschaftlicher Evidenz durch Beobachtung, die, im Gegensatz zu unaufgedeckten Zusammenhängen bei epidemiologischen Studien, Kausalität begründen können.“

Als wissenschaftliche Basis für derartige Untersuchungen kann die sog. „Consensus Definition“ von 1999 dienen, die derzeit wohl die gebräuchlichste ist (http://www.mcsrr.org/1999Defn.pdf):

Konsenskriterien für MCS

Die folgenden Konenskriterien für die Diagnose von MCS wurden von der Studie von Nethercott et al. (teilweise finanziert vom US NIOSH und NIEHS) übernommen:

1. Die Symptome sind reproduzierbar bei wiederholter Exposition [gegenüber Chemikalien].
2. Die Erkrankung ist chronisch.
3. Das Syndrom tritt bei Exposition gegenüber niedrigen Konzentrationen auf [niedriger als vorher oder allgemein toleriert wird].
4. Die Symptome verbessern sich oder verschwinden ganz, wenn die Auslöser entfernt werden.
5. Es erfolgen Reaktionen auf verschiedene chemisch nicht verwandter Substanzen.
6. [1999 hinzugefügt]: Die Symptome betreffen multiple Organsysteme.

Weiter heißt es:

„… wir empfehlen, dass MCS – zusätzlich zu jeder anderen Krankheit die vorhanden sein mag – in allen Fällen diagnostiziert wird, in denen die 6 oben genannten Kriterien erfüllt sind und keine andere einzelne organische Erkrankung (z.B. Mastozytose) alle Anzeichen und Symptome in Verbindung mit chemischen Expositionen allein erklären kann.“
“Wir würden nur hinzufügen, dass Symptome, die in Verbindung mit chemischen Expositionen auftreten, multiple Organsystem betreffen müssen, und auf diese Weise MCS von spezifischen, nur ein einzelnes Organ betreffende Erkrankungen (z.B. Asthma, Migräne), die ebenfalls die ersten 5 Kriterien erfüllen, unterscheiden.“
“… wir empfehlen, MCS immer zu diagnostizieren, wenn alle 6 der Konsenskriterien erfüllt sind, neben allen anderen Erkrankungen, die ebenfalls bestehen mögen, wie Asthma, Allergien, Migräne, Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS), und Fibromyalgie (FM). MCS sollte nur dann ausgeschlossen werden, wenn eine einzelne sonstige Multisystemerkrankung sowohl für das ganze Spektrum der Anzeichen und Symptome und deren Verbindung mit chemischen Expositionen verantwortlich sein kann, wie Mastozytose oder Porphyrie, aber nicht CFS oder FM, die damit nicht in Verbindung stehen.“

Die Kriterien 1. und 4. der Definition liefern einen beobachtbaren und im Provokationstest überprüfbaren konditionalen Zusammenhang, der Kausalität nach sich zieht.
Jeder andere physiologische Test (Biomarker) kann nur von solchen Tests abgeleitet werden, da er irgendwie validiert werden muß, und es gegenwärtig keine andere Validierungsmöglichkeit gibt. Jede Theorie über die Mechanismen hinter MCS kann nur an Hand dieses Maßstabs überprüft werden.
Wenn wir für irgendetwas kämpfen sollten, dann dafür, dass Einrichtungen geschaffen werden, die auf dieser Basis zunächst weiter Forschung betreiben und Standards entwickeln können, die zum möglichst individuellen Nachweis von MCS geeignet sind. Dass das geht hat u.a. Prof. Rea demonstriert.
Dies, die Entwicklung wissenschaftlich brauchbarer Protokolle für Provokationstests, ist der einzige systematische Weg MCS objektivierbar zu machen. Ansonsten können wir nur auf den Erlöser warten, der MCS plötzlich durch einen unerwarteten wissenschaftlichen Durchbruch nachweisbar macht.
Hiervon hängt alles weitere ab. Erst wenn man MCS-Kranke objektiv von nicht Erkrankten unterscheiden kann (zumindest in einer genügenden Anzahl von Fällen), können wir allgemeine Anerkennung erwarten. Die Forderung nach einer solchen Einrichtung sollte auch leichter durchsetzbar sein, als die gegenwärtig verbreiteten Kampagnen für politische Anerkennung. Wenn die Objektivierung gelingt, folgt alles weitere automatisch. Umgekehrt nicht!

Bislang ist es interessierten Kreisen erfolgreich gelungen derartige Bemühungen um Nachweismethoden zu ignorieren und zu unterdrücken. Offenbar ist die Unkenntnis darüber sogar in der MCS-Community verbreitet (s. Thread über Dachverband), so dass man sich hier auch gar nicht erst um Desinformation bemühen muß. Den Job besorgen wir bedauerlicherweise selbst durch Schauergeschichten über dilettantisch durchgeführte Provokationstests.
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Provokationstests

Beitragvon gurux » Dienstag 5. Februar 2008, 10:35

Wer führt den solche Provokationstest durch, also auf chemische Stoffe? Ich habe bis jetzt noch niemanden gefunden. Kannst Du Adressen empfehlen?

Gruss,
G
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Provokationstests

Beitragvon Maria » Dienstag 5. Februar 2008, 11:02

Hallo Karlheinz,

wurde bei Dir schon einmal ein Provokationstest durchgeführt?

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, ich empfinde Provokationstests als Körpferverletzung, da ich von zwei durchgeführten Provokationstests jeweils bleibende Schäden zurückbehalten habe. Allerdings war meine MCS damals noch nicht so ausgeprägt wie das heute der Fall ist.

Hinzukommt dass ich sogar einen anaphylaktischen Schock erlitten habe. Also Provokationstests sind für MCS-Kranke russisches Roulette!!!
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Provokationstests

Beitragvon Eva v. A. » Dienstag 5. Februar 2008, 15:40

Soweit mit bekannt ist verfügt die Klink von Prof. Rea über sehr strenge Clean-Room-Bedingungen. Die Räume sind ausgefiltert, die Böden und Wandbeläge sind aus Keramik, die Krankenschwestern rauchen nicht und benutzen kein Parfüm. Dies ist mit keiner deutschen Umweltklinik vergleichbar und damit sind die notwendigen Bedingungen für solche Tests hier in Deutschland nicht vorhanden und werden es auch nie werden. Abgesehen davon sind Provokationstest nach neustem Wissenstand nicht notwendig.

Außerdem ist das Buch von Prof. Rea aus dem hier zitiert wird über 10 Jahre alt, er verwendet bestimmt mittlerweile neuere Testmethoden und weiß mittlerweile das Provokationstestungen MCS belegen. Das Buch von Claudia Miller ist auch 10 Jahre alt. Sie schrieb in dem Buch das irgendwann Biomarker für Chemikaliensensibilität entwickelt werden mögen. Damals wußte man anscheinend noch nichts über inflammatorische Entzündungsprozesse und deren Biomarker. Die labordiagnostische Untersuchung dieser Marker ist mitterlweile möglich und stehen seit geraumer Zeit der Umweltmedizin zur kompetenten und aufschlussreichen Diagnostik zur Verfügung. Beispeilsweise der modifizierte Lymphozyten-Transformations-Test, der mittlerweile auch auf Basis der Chemikalientestung funktioniert. Sowie der weiterentwickelte Basophyle-Degranulation-Test. Somit sind Provokationstest nicht mehr zwingend notwendig.

Provokationstests dienen übrigends nicht dazu den Mechanismus der Entstehung des MCS-Syndroms aufzuklären oder aufzuklären warum ein Patient reagiert, sondern nur zur Objektivierung auf was der Patient reagiert. Da dies, wie gesagt, mittlerweile zigtausendmal untersucht wurde und laboratorisch im Blut mittlerweile auch nachweisbar ist, versteht es sich von selbst das solche Menschenversuche nicht mehr notwendig sind. Aus dem Wissen der letzten Jahre heraus ist hervorgegangen dass Provokationstestung, in der Form wie sie hier beschrieben wurde, zu einer Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes führen kann und sich Spätschäden einstellen können da die meisten Patienten nicht über die notwendigen Entgiftungsmechanismen verfügen (CYP 450-P Gene und Enzyme) und somit noch mehr geschädigt werden. Dabei ist völlig egal ob die Provokationstestung natürlich bedingt ist weil der Patient in einer kontraminierten Wohnung wohnt oder absichtlich hervorgerufen wurde durch klinische Provokationstestung. Absichtliche Provokationstestung sollte daher nicht zwingend durchgeführt werden. Deshalb, so habe ich gehört, führt Prof. Rea seit Jahren keine Provokationstestung mehr mit Chemikalien durch.

Es ist gewiss nicht dienlich Provokationstestung, wie z.B. Bronchialprovokation, Hauttestungen, nach heutigem Wissenstand weiterhin zu unterstützen. Es ist mittlerweile bekannt dass schon eine einmalige Provokationstestung zur Auslösung neuer, bis dato beim Patienten nicht vorhanden gewesener irreversibeler Unverträglichkeiten ausgelöst werden können.
- Editiert von Eva v. A. am 05.02.2008, 14:44 -
Eva v. A.
 

Provokationstests

Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 6. Februar 2008, 10:12

Es sollte eigentlich aus dem Text heraus klar sein, dass derartige Einrichtungen hierzulande derzeit nicht existieren und ich dafür eintrete, dass man sich massiv für die Errichtung einer solchen einsetzt (noch vor allem anderen).

Zum Thema Biomarker und Aktualität findet sich bei http://www.mcsrr.org/resources/biomarkers.html
Last Modified: 11/05/06 (ich bin sicher, wenn sich inzwischen grundlegendes geändert hätte, hätte Albert Donnay entsprechend aktualisiert) folgendes:

"Unten sind die medizinische Tests/physiologischen Anzeichen aufgeführt, die in einigen Studien mit MCS-Patienten als abnorm aufgefallen sind. Sie sind alphabetisch aufgelisted und die zitierten Quellen sind unten aufgeführt. Einige dieser Biomarker werden verwandt, um die Diagnose andere Erkrankungen zu bestätigen, die häufig mit MCS überlappen (wie Methacholin-Provokationstests für Asthma, Hautstanzenbiopsie bei Mastzellerkrankungen, Blutenzymtests bei Porphyrieerkrankungen).

Kein einzelner dieser Tests wird als „diagnostisch“ für MCS angesehen, aber wenn ungewöhnliche Werte auftreten oder irgendwo in diesen Bereichen vermutet werden, sollten sie vollständig ausgewertet und entsprechend behandelt werden. Einige dieser Biomarker können permanent abnorm sein, während die Werte anderer mit Expositionen zu oder abnehmen. Da MCS eine Erkrankung ist, die durch chemische Expositionen provoziert wird, sollten Ärzte MCS-Fälle sowohl vor (im Grundzustand/Basislinie) als auch nach einer beeinträchtigenden Exposition untersuchen, ob zufällig erlitten oder vorsätzlich unter ärztlicher Kontrolle herbeigeführt, vorzugsweise als „blinde“ Exposition gegenüber einem geruchlosen Gas wie CO2 bei Inhalation oder eine geschmacklose Flüssigkeit, wenn oral aufgenommen. Subkutane Injektionen und Hautpflaster können ebenfalls verwandt werden, um „blinde“ Reaktionen auf verschieden Chemikalien zu testen."

"Listed below are the medical tests physical signs that have been found to be abnormal in some studies of MCS patients. They are listed alphabetically and the cited references are listed the below. Some of these biomarkers are used to confirm the diagnosis of other disorders that commonly overlap with MCS (such as methacholine challenge testing for asthma, punch biopsy for mast cell disorders, blood enzyme testing for porphyrin disorders).

No single one of these tests is considered "diagnostic" of MCS, but if abnormalities are reported or suspected in any of these areas, they should be fully evaluated and appropriately treated. Some of these biomarkers may be abnormal at all times while others wax and wane with exposure. Given that MCS by definition is a disease provoked by chemical exposure, physicians should evaluate MCS cases both before (at baseline) and after an offending chemical exposure Ð either accidentally encountered or deliberately arranged under a doctor's supervision, preferably as a "blinded' exposure to an odorless gas like CO2 if inhaled or a tasteless liquid if ingested. Subcutaneous injections and dermal patches may also be used to test "blinded" reactions to certain chemicals."

LTT-Tests waren auch zur Zeit der Drucklegung o.g. Werke schon auf der Welt und wurden gewiß berücksichtigt.

Selbstverständlich sollte man alle Diagnostik, die man auch ohne Expositionstests durchführen kann, gar auf Krankenschein, ohne durchführen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Möglichkeiten sind jedoch m.W. außerordentlich beschränkt.

Wer mehr weiß möchte bitte die entsprechenden Quellen anführen und nicht nur Gerüchte verbreiten, damit ist niemandem geholfen.
Karlheinz
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Provokationstests

Beitragvon Maria » Mittwoch 6. Februar 2008, 11:42

Hallo Karlheinz,

meine Frage an Dich war, wurde bei Dir bereits ein Provokationstest durchgeführt?Bei mir ja, und ich brauche keine Quellen anzugeben, die bin ich selbst.

Bei mir sind bleibende Schäden zurückgeblieben. Seit einem Bronchienbelastungstest ist meine Geruchsempfindlichkeit erst richtig in Gang gekommen, sprich meine MCS hat sich durch diesen Provokationstest drastisch verschlechtert.

Seit einem Zuckerbelastungstest (Provokationstest) habe ich extremen Reizdarm, was sich vorher überhaupt nicht hatte.

Beide Tests wurden bereits vor vielen Jahren durchgeführt - die Schäden sind geblieben. Bei mir wurde die MCS durch diese beiden Tests erheblich verstärkt.

Ich gehe davon aus, dass ich kein Einzelfall bin.

Also das sind keine GERÜCHTE, das entspricht der WAHRHEIT!!!
Maria
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Beitragvon Kallewirsch » Mittwoch 6. Februar 2008, 12:11

Ich denke auch, dass man erst richtig über Provokationstests urteilen kann, wenn man selbst einen erlebt bzw. überlebt hat. Alles andere ist Theorie, die Praxis spricht andere Worte.

Seit einem Provokationstest der Bronchien bekomme ich weitaus schlechter Luft als vorher, habe häuftig extreme Atemnot und kann z. B. kein Fahrrad mehr fahren, weil ich einfach seither keine Luft mehr kriege. Diese Beschwerden habe ich nun seit dem Provokationstest dauerhaft zurückbehalten.

Ich lehne Provokationstest grundlegend ab, ich werde in meinem Leben keinen mehr über mich ergehen lassen.

Die Forderung seitens Frau Grote sind schlichtweg für MCS-Kranke untragbar.
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Beitragvon Juliane » Mittwoch 6. Februar 2008, 12:58

@ Maria

Ähnliches habe ich auch schon von Eltern gehört, deren Kinder einen Laktoseintoleranz-Test über sich ergehen lassen mußten. Dabei wird dem Kind ein Laktosecoktail auf nüchternen Magen verabreicht. Und oft bleibt es dann nicht bei einem einmaligen Durchfall und anderen Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfen.

Dabei gibt es gerade für diese Fragestellung schon preiswerte Gentests.

Traurig aber wahr ist auch, dass man MCS Patienten mit einem Funktionstest belastet der die Phase I und Phase II Metabolisierung überprüfen soll. Dazu gibts dann Koffein, Paracetamol, Aspirin. Obwohl es auch möglich wäre, mit Gentests herauszufinden, was dem Mensch genetisch an Entgiftungsenzymen in die Wiege gelegt wurde.
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Provokationstests

Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 6. Februar 2008, 15:29

Mit Gerüchten meinte ich die Behauptung, es seien Biomarker verfügar, die als Nachweis ausreichen. Wenn ja, bitte Quellen angeben, damit alle was davon haben. Selbstredend meinte ich damit nicht Marias oder sonst jemandes persönlichen Erfahrungen.

Ich will auch nicht behaupten, dass mit jedem Provokationstests vorgenommen werden sollten, oder dass jeder dafür geeignet ist.

Der Punkt ist, dass sich MCS gegenwärtig nur so wissenschaftlich nachweisen lässt. Ist dieser Nachweis erst einmal unzweideutig erbracht, wird das unsere Situation grundlegend ändern. Sowohl medizinisch als auch juristisch. Deshalb halte ich es für einen großen Fehler Provokationstests grundsätzlich zu verteufeln, wie das hier meist geschieht. Wir nehmen uns damit die einzige Chance, die wir gegenwärtig haben, das Problem in systematisch Erfolg versprechender Weise anzugehen.

Mit mir wurden gemacht: Pricktests, Epikutantests, konventionelle und über 7 Tage, irgendein Provokationstest wg. Asthma, Laktoseintoleranz. Weiter fällt mir jetzt nichts ein. Ich kann damit keine Schädigung in Verbindung bringen.

Daneben mache ich regelmäßig halbfreiwillige Provokationstests indem ich mich an verseuchte Orte begebe, weil ich keinen habe, der es mir abnimmt. Und ganz unfreiwillige, am schlimmsten im Winter durch meine Nachbarn, die Freunde des offenen Feuers oder von Holzöfen sind. Geht glatt durch die Fenster und gibt regelmäßig milde Hirnfunktionsstörungen und später Kopfschmerzen. Ob mir das auf die Dauer geschadet hat ist schwer zu sagen.

1989 wurde bei mir zuerst per Epikutantest eine Allergie auf Methylentetramin festgestellt. Kommt in Kosmetikprodukten vor als Konservierungsmittel, da es Formaldehyd abspaltet. Außerdem Duftstoffmix und irgendwas was in Gummi ist. Ich hatte damals schon massive Hirnfunktionsstörungen. Hatte aber keine Ahnung von Allergien, die Ärztin offenbar auch nicht. Zwei, drei Jahre später dann auf gleichem Wege zusätzlich Formaldehydallergie. Wenn die Ärztin was von der Sache verstanden hätte (oder ich), wäre mir viel erspart geblieben und aus meinem Leben hätte vielleicht noch was werden können.

Meine MCS wurde letztlich 2002 von Daunderer im 7-Tagesepikutantest festgestellt. Ich habe drei Wochen und ein zwei weitere Telefonate gebraucht, bis ich anfing die Sache ernst zu nehmen, unwissend wie ich war. Dachte zuerst er spinnt womöglich. Ohne diesen Provokationstest hätte seinerzeit vermutlich nicht mehr lange überlebt. Ich hatte zwar keine anaphylakt. Reaktionen, aber meine Hirnsymptomatik ähnelte sehr stark dem, was ich mal von Cindy Duehring kurz vor ihrem Tod gelesen habe. Wahrscheinlich hätte ich aber nicht solange gewartet, zumal ich keine mir nahe stehenden Hilfspersonen hatte. Wenn ich zu Ärzten gegangen wäre, hätte man vermutlich eine Pflegschaft bestellt und mich in die Psychiatrie verfrachtet, soviel, und dass es nicht psychisch war, und das das endgültig mein Ende gewesen wäre, war mir auch damals schon klar. Nur bin ich von selbst nicht auf MCS gekommen.

Daunderer schreibt (http://www.toxcenter.de/artikel/6MGG1Y.php ) „80 % der so Diagnostizierten wußten bis dahin nichts von ihrem MCS-Syndrom und hielten ihre Geruchssensationen für situationsbedingt bzw.eingebildet.“ Da hatte ich noch keine Geruchssensationen, die kamen erst wenig später beim „Entzug“. Ansonsten muß ich sagen, dass ich dazu gehörte.

Man könnte es auch so ausdrücken: Ohne derartige Provokationstests hätten ich und viele andere vermutlich letztendlich elendig verrecken müssen. Soviel zu meinen Erfahrungen.
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Provokationstests

Beitragvon Juliane » Mittwoch 6. Februar 2008, 16:48

Hallo Karlheinz,

es gibt eine Sparte der Medizin, in der es durchaus anerkannt ist, Patienten ohne einen zuverlässigen Biomarker zu diagnostizieren. Das ist die Psychiatrie.

Hat man schon mal von einem Biomarker zum Beispiel für Psychosen gehört? Nein. Das hält aber keinen Psychiater in dieser Republik davon ab, vollmundig eine Psychose zu diagnostizieren.

Diese Diagnose wird alleine durch Beobachtung des Patienten gestellt.

Ich habe das ja schon mal gesagt, ich bestreite nicht, dass es derlei Verhaltensauffälligkeiten eines Patienten gibt. Aber schon die Bandbreite der Auffälligkeiten, die üblicherweise unter Psychose subsummiert werden, zeigt, dass es sich sicher nicht um ein Krankheitsbild handelt, bei dem man von ein und derselben Ursache ausgehen kann bzw. das man mit ein und demselben Mittel behandeln kann.

Hier hat die Medizin keine Not, einen fehlenden Biomarker zu bemängeln.

Bei Psychosen genügt es, in blumigen Worten zu beschreiben, was man beobachtet hat( Organische Ursachen vorher ausgeschlossen).

Das berechtigt dann sowohl zur Gabe von Medikamenten als auch zur Begutachtung zwecks Verrentung.

Da muss man sich doch mal Gedanken drüber machen, warum das so ist.

Mit Psychopatienten kann man noch Geld machen. Medikamente, Kliniken, Rehaeinrichtunegn. Aufbewahrungsanstalten usw. Und chemikaliensensibele zu Psychopatienten umetikettierte Patienten ersparen den Schadensverursachern immense Summen.

Natürlich kann man davon ausgehen, dass viele chemikaliensensible Menschen in der Psychiatrie landen. Und es ist auch richtig, dass das dann eine psychiatrische Erkrankung erst manifestiert, wenn nämlich Medikamente verabreicht werden, die der Mensch nicht verstoffwechseln kann. Und meist ist es die volle Palette die verabreicht wird: Psychopharmaka und Antipeleptika. Alleine ein Mangel an CYPIID6 kann schon bei entsprechender Medikamentengabe zu cerabralen Störungem, Wahnvorstellungen führen.

Ich gehe mal davon aus, dass die Mediziner schon lange wissen, dass es gerade eine mangelde Entgiftungsleistung des Organismus ist, die die Menschen in die Psychiartrie bringen kann. Und wieviele Menschen wird das schon das Leben gekostet haben?

Wir brauchen keine Expositionstests, um MCS nachzuweisen. Es gibt genügend Untersuchungen, die dienlich sind, eine Diagnostik zu betreiben, ohne dem Patienten noch mehr Schaden zuzufügen. Die Diagnostik relevanter genetischer Varianten kann den MCS Kranken vor psychiatrischer Fehlbehandlung bewahren.

Man braucht auch keine Test mit Koffein, Paracetamol, Aspirin. Auch das kann man mit Gentests abklären, ohne den Patienten zu belasten.
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Provokationstests

Beitragvon Silvia K. Müller » Mittwoch 6. Februar 2008, 18:20

Provokationstests stellen ein nicht abzuschätzendes Risiko dar,
bei dem jeder für sich ganz alleine entscheiden muss, ob er es tragen kann oder will.

Ich selbst habe verschiedene Provokationstests über mich ergehen lassen, um die Beweisführung
in meinen Prozessen zu stärken. Die Tests zeigten, aber ich lebte zwei mal fast ab dabei.
(Anästhesist wurde gerufen, Puls weg)
Ob sie im Rechtsstreit, das ich bis zum Bundessozialgericht führte, halfen und
was mir bei den Tests passierte, werde ich für Euch in einen Bericht verfassen.
Ich suche dazu die alten Untersuchungsprotokolle heraus. Gebt mir ein wenig
Zeit dafür.

Wer den Bericht gelesen hat, kann gerne darüber weiterdiskutieren,
ob wir tatsächlich Gesetze brauchen, die diese Diagnosemethode im großen Rahmen legitimieren und sogar
als Standart einführen. Oder, ob sich jeder wie bisher dazu entscheidet oder nicht.
Ich könnte eine pauschale Forderung danach mit meinem Gewissen und Verantwortungsbewusstsein
nicht vereinbaren.
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Provokationstests

Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 6. Februar 2008, 19:08

Juliane hat hat selbstredend völlig recht, was die laxen Evidenzanforderungen der Psychiatrie angeht. MCS ist hat epistemologisch mindestens den gleichen Status, Tendenz besser, da immerhin häufig objektive Hinweise auf Fehlfunktionen vorhanden sind. Nur hilft uns das nicht weiter, wenn die Mehrheit sich damit nicht zufrieden gibt. Wir können die Leute mit denen wir nun mal leben müssen nicht ändern.

Pauschale Forderungen nach Einführung von Provokationstests habe ich gewiss nicht erhoben, schon gar nicht unter unkontrollierten Bedingungen. Wenn man Gesetze ändern will, dann sollte eher solche Tests unter unkontrollierten Bedingungen verbieten.

Auch sehe ich keinen Sinn darin hier persönliche Einzelfälle, die unter Bedingungen zustande gekommen sind, die nicht den empfehlenswerten Voraussetzungen (ECU, auf dem Gebiet erfahrene Ärzte, erprobte Protokolle) entsprechen, in diesem Zusammenhang als Gegenargument anzuführen. Das sind doch eher Gründe für eine Forderung nach einer Einrichtung, die deratige Dinge erforscht und unter kontrollierten Bedingungen durchführen kann.

Ich habe führende Wissenschaftler auf dem Gebiet zitiert, um das Ganze auf einer möglichst rationalen Ebene zu diskutiern.

Wenn man mich mit Gewalt mißverstehen will, wäre es besser, den thread ganz zu löschen. Ich werde das Thema jedenfalls nicht wieder ansprechen.
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Provokationstests

Beitragvon Silvia K. Müller » Mittwoch 6. Februar 2008, 19:31

Hallo Karlheinz,

ich weiß, dass Du ausschließlich das Beste für uns möchtest und keine unkontrollierten Tests
in irgendwelchen normalen Praxen oder Kliniken. Die anderen Diskussionspartner gehen
wohl eher von diesem Normalstandart aus. Wir sollten ruhig weiter darüber sprechen, denn
so lernt jeder etwas dazu.

Aus meiner persönlichen Erfahrung:
Auch kontrollierte Tests in einer ECU (die wir leider noch nicht haben) können schiefgehen.
Einen solchen Test (doppelblind) in einer ECU habe ich ebenfalls über mich ergehen lassen,
um Beweise zu liefern. 6 1/2 Stunden Bewusstlosigkeit, Koma, Notfallraum, Notfallspritzen,
Infusionen, Sauerstoff - das war stichpunktartig das Resultat. Deshalb bin ich gegen
solche Gesetze. Sie können im Verlauf dann dazu führen, dass man "gezwungenermaßen" solchen
Tests seine Einwilligung geben muss, da man sonst seiner Mitwirkungspflicht nicht nach kommt.
Ganz nach dem Motto "Friß oder stirb".

Provokationstests ja, aber nur wie gehabt, wer sie selbst will. Wer das möchte,
dem steht nichts im Wege solche Tests durchführen zu lassen. Das ist schon jetzt möglich.
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Provokationstests

Beitragvon Eva v. A. » Mittwoch 6. Februar 2008, 20:45

Medizinische Publikationen darüber dass es Menschen gibt die durch Kontakt (dazu zählen auch Provokationstests) mit Stoffen schlechter gehen kann als vorher und sie sogar davon krank werden können gibt es. Frau Müller von CSN hatte sich erst letzte Woche die Mühe gemacht Beispiele in dem CSN-Blog zu übersetzen. Vielen Dank an dieser Stelle! Zum Beispiel dass man Duftstoffallergien durch Patchtest entwickeln kann. Oder dass in Japan ein Mädchen durch Bonbonfarbstoffe MCS krank wurde. Solche Farbstoffe werden auch gern für Nahrungsmittelprovokationstest genommen (habe ich selbst schon in einer Doppel-Blind-Placebocontrollierten Testreihe bekommen). Dies könnte also auch während einer solchen Testung passieren dass jemand durch solche Provokationstest krank wird. Es ist ja egal ob man sowas zu Hause ganz normal zu sich genommen hat, wie das Mädchen, oder aber ob man es absichtlich vom Arzt als Provokationstestung bekommen hat, wobei das dann vermeidbar wäre wenn es keine Provokationstests geben würde.

Karlheinz, Sie sprechen zwar davon dass man solche Tests sowieso nur unter ECU machen soll, aber sowas gibt es hier ja nicht. Wieso sollte man denn dann jetzt schon Äpfel pflücken wollen, wenn noch kein Baum steht? Sprich: Weshalb die Forderung nach Provokationstests bei Politikern (siehe Frau Grote), wenn die Bedingungen die dazu erforderlich sind hier nicht vorhanden sind? Wäre es dann nicht angebrachter zuerst bei Politikern nach bundesweiten ECU Umweltkliniken zu verlangen, anstatt Provokationstets erzwingen zu wollen? Aber wie Frau Müller hier berichtet, kann es sogar unter ECU Bedingungen schief gehen. Ich denke mal für ganz schwere Fälle ist es sogar egal ob ECU oder sonst wie, Provokationstestungen bleiben nunmal Testungen am Menschen.

Wenn man dadurch nicht kränker als vorher wurde ist es ja gut, vielleicht liegt der Unterscheid darin dass mir sehr viele Entgfitungsenzyme komplett (Null-Typ) fehlen und Ihnen vielleicht nicht. Das weiss ich nicht. Es wäre zumindest sehr interessant zu wissen ob vielleicht darin der Unterschied liegt dass der eine durch Provokationstestungen kränker wird weil er eine vielleicht noch halbwegs einigermaßen funktionierende Entgiftung hat und der andere der dadurch kränker wurde vielleicht garnicht mehr Entgiften kann. Sicher hat man täglich natürliche Provokationtestungen im Umfeld, z.B. die Duftstoffe die man abbekommt etc, das sagten Sie ja auch. Aber wer hat schon im häuslichem Umfeld Pflaster direkt auf der Haut mit Konservierungsmittel, Azofarben, Medikamenten und Duftsoffkomplex oder wer atmet zu Hause intensiv und tieflungig ein Duftsoff ein. Nur bei Provokationstestung wird man mit irgendwelchen Stoffen auf einen Schlag vollgeballert und manche werden nunmal dadruch noch kränker, auch wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist, so kann es bei anderen sehr wohl so sein. Das muss man sich doch wirklich nicht noch freiwillig antun wenn es auch anders geht Beweise einzuholen (LTT, SPECT, PET,). Mir ging es auf alle Fälle jedesmal nach Provokationstestungen noch schlechter als vorher und ich habe immer mehr Unverträlichkeiten bekommen. Provokationstestungen sind auch nciht immer aussagekräftig, z.B. Hauttestungen. z.B. mein Exfreund hat keinerlei Unverträglichkeiten oder Allergien, der ist fit wie ein Turnschuh und hat eine unempfindliche herbe Haut, wenn ich dem aber mal eine Woche lang Azofarben auf den Rücken klebe bekommt er auch Hautquaddeln. Das liegt aber daran dass die Mittel ohnehin sowieso hautreizend sind und bei fast allen Menschen Quaddeln erzeugen können! Genauso ist es mit Gasen, etc, die man bei Bronchialprovokation einatmen soll, da reagieren sehr oft Leute die vorher keine Atemschwierigkeiten hatten (siehe Eintrag von Kallewirsch o. Maria). Oder nehmen wir das gegenteilige Beispiel. Hundehaarallergie, es gibt nur ein einziges Extrakt zur Hauttestung, auf dieses Extrakt reagieren die meisten Leute aber gar nicht bei der Austestung - obwohl sie im Alltag sehr wohl auf ihren eigenen Hund reagieren. Dr. Astrid Heutelbeck von der Abteilung für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Göttingen hatte festgestellt das die handelsübliche Extraktmischung nicht aussagekräftig ist. Man sieht also, es gibt Leute die bei Provokationstestungen auf was reagieren auf dass sie eigentlich vorher nicht reagierten und sich dadurch sogar neue Unverträglichkeiten einfangen können und es gibt Leute die nicht reagieren und trotzdem alltäglich sehr wohl darauf reagieren, es aber eine nichtaussagende Testsubstanz war und der Provokationstest falsche Aussagen lieferte. Bei all dem stellt sich mir dann schon die Frage ob Provokationstests wirklich aussagekräfig sind und ob es dann sinnvoll ist solche Menschenversuche auf biegen und brechen zu fordern? Wenn diese Versuche dann als zwingend für den Nachweis der Erkrankung werden, weil man dies ja schließlich bei den Politikern fordern will (siehe Fr. Grote), was ist dann mit den Leuten die kränker dadurch werden, wer gibt ihnen ihr letztes bischen Gesundheit wieder zurück? Ich habe zumindest aus meinen eigenen Erfahrungen heraus eine große Lehre gezogen: dass ich sowas nicht mehr mitmachen möchte!

Auch der Umweltmedizner Dr. Bartram (1.Vorsitzender Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner e. V.) hat wohl ähnliche Erfahrungen, jedenfalls äusserte er sich zu Hauttestungen (die ja auch zu Provokationstestung hinzugehören) in der Zeitschrift Gesundheit und Gesellschaft 7-8/07 wie folgt, Zitat: "Die üblichen Allergietests über die Haut sind heute wissenschaftlich und ethisch in Frage gestellt Das Einbringen von Allergenen in die Haut kann neue Allergien auslösen, die Interpretation dieser Tests ist subjektiv. Die Umweltmedizin arbeitet dagegen mit modernen Verfahren, bei denen die Lymphozyten der Patienten untersucht werden. Diese Tests sind besser objektivierbar und stellen für die Patienten kein Risiko dar."

http://www.dbu-online.de/fileadmin/Veroeffentlichungen/Artikel_Bartram.pdf


Das Wort "Allergie" ist übrigends im Sinne von "andere Reaktion/Krankheitsreaktion als bei der Bevölkerung üblich" zu sehen. Einige Umweltmediziner sprechen von "Allergie" und schließen Unverträglichkeiten und Intoleranzen dabei mit in die Bezeichung ein (s. Prof. T. Randolph "Allergien- Folgen von Umwelt und Ernährung"). Jedenfalls spricht Herr Dr. Bartram bei meinen Unverträglichkeiten auch von "Allergien", aber es sind dann keine IG-Allergien wie sie üblich sind, sondern Unverträglichkeitsreaktionen einer MCS. Ich habe in Kliniken sehr viele Mitpatienten getroffen denen es genauso wie mir schlechter geht seit Inhalations-, Nahrungs- oder Hauttestungen. Viele Mitpatienten hatten Testungen mit Konservierungs- und Farbstoffen, Inhalationsallergenen, Duftoffe, hinter sich gebracht und entwickelten erst daraufhin neue Unverträglichkeiten. Es haben ja sogar hier schon mehrere geantwortet dass sie durch Provokationstestungen kränker wurden, ich finde das alleine spricht schon für sich. Also ich möchte es auf alle Fälle alles nicht noch mal miterleben.
Eva v. A.
 

Provokationstests

Beitragvon Maria » Mittwoch 6. Februar 2008, 22:38

Bei mir hätte es keinen Unterschied gemacht, ob der Provokationstest der Bronchien unter kontrollierten Bedingungen nach ECU durchgeführt worden wäre oder unter normalen Bedingungen, die Spätfolgen sind die gleichen.

Nach einem Bronchial-Provokationstest bekommt man, falls man auf das Reizgas mit Symptomen reagiert hat, ein Asthmaspray, also Bronchialspray als Gegenmittel verabreicht. Leider ließ sich der nach dem Test entstandene Hustenreiz nicht mehr auf den Stand vor dem Test zurückdrehen, im Gegenteil, er wurde extrem schlimm, und zwar jeden Tag schlimmer, da ich die gesamte Pallette der Bronchialsprays absolut nicht vertrage. Ich habe die Hölle durchlebt! Der Hustenreiz wurde zum Dauerproblem, verbunden mit ständiger Atemnot und Entwicklung einer [b]extremen Geruchsüberempfindlichkeit[/b], die sich vor dem Test noch einigermaßen im Rahmen hielt. Das Resultat von dem Provokationstest bedeutet für mich, dass ich seither dermaßen eingeschränkt bin, wie man es eben mit sehr schwerer MCS ist. Diese hat sich seit der Bronchialprovokation bei mir erst richtig entwickelt. Seit dem Provokationstest kann nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen. Vor der Testung ging einiges mehr.

Provokationstests als Diagnose-Standards für die Anerkennung von MCS erachtet ich weiterhin als Körperverletzung. Hätte ich damals mehr über MCS gewußt und einen kompetenten Anwalt als Vertretung gehabt, hätte ich die Verantwortlichen für meine Gesundheitsschäden haftbar gemacht.

Es mag mehreren von uns bisher ähnlich ergangen sein, manche trauen sich vielleicht nicht ihre persönlichen Erfahrungen hier im Forum öffentlich zu machen.

Dass Du keine Gesundheitsschäden von Deinen bisherigen Provokationstests erlitten hast, freut mich sehr für Dich Karlheinz. Aber Du solltest bedenken, es ist keine Gewähr, das dies immer der Fall ist. Das geht nicht gegen Dich, aber auf Grund meiner negativen Erfahrungen, kann ich das Einführen von Provokationstests eben nicht gut heißen, im Gegenteil, ich möchte vor den zusätzlichen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Provokationstests für MCS-Kranke möglicherweise nach sich ziehen, ausdrücklich warnen.

Daher kann ich auch Silvia verstehen, dass sie auf Transparenz bei der vorgeschlagenen Gründung eines MCS-Dachverbandes drängt. Denn Transparenz ist dringend angesagt. Mangelnde Transparenz und Bevormundung von uns allen, kann erhebliche negative Folgen für uns alle haben.

Ich finde jeder sollte selbst entscheiden können, ob er einen Provokationstest über sich ergehen lässt oder nicht. Ich mit Sicherheit nicht mehr.
Maria
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Provokationstests

Beitragvon sunday » Freitag 8. Februar 2008, 00:38

hallo,

wer provokationstests fordert oder für gut hält o.ä., ist entweder schlecht informiert oder bösartig.

vor ca. 35 jahren, als ich noch nichts über mcs wußte, habe ich ohne es zu wissen und natürlich ohne es zu wollen, etliche provokationstest-ähnliche situationen erlebt und erlitten. vor allem durch die verordnung von medikamenten, die angeblich harmlos und für die meisten anderen leute auch gut verträglich waren.

bei mir traten selbst bei geringer dosierung und kurzer einnahmedauer schwerste symptome wie stundenlange bewußtlosigkeit mit wochenlang (nach absetzen der medikamente) anhaltenden eeg-veränderungen auf, bei anderen mitteln kam es schon nach wenigen tagen bei geringer dosierung zu ganz erheblichen erhöhungen der leberwerte usw. usw.

die akuten symptome besserten sich zwar nach einigen wochen, ein teil schon nach ein paar tagen, aber es kam dadurch und durch chemikalienbelastungen im damaligen beruf (labor) sowie durch unvermeidbare belastungen mit pcp, lindan etc. zu weiteren unverträglichkeiten von substanzen, die vorher nicht unverträglich waren und die irreversibel waren und zu einer ständigen verschlechterung meines gesundheitszustands führten(zunehmende nahrungsmittel- und chemikalienunverträglichkeiten, chron. entzündungen von gelenken und inneren organen, nierenfunktionsstörungen, lungenfunktionsstörungen usw. usw.).

eine weitere ganz erhebliche verschlechterung trat durch eine langwierige zahnbehandlung ein, die wegen erheblichem murks (einschätzung auch des gutachters der krankenkasse)zu vielen terminen mit immer neuer belastung durch chemikalien führte (quasi auch provokationstests), wodurch dann schon nach kurzer zeit jedes mal gravierende innere blutungen (gastrointestinal) ausgelöst wurden, die dann nach einiger zeit auch bei geringen belastungen durch andere chemikalien (ausgasungen aus teppichböden, flammschutzmittel, heizkörperlack usw. usw.) auftraten und jetzt seit mittlerweile über 2 monaten überhaupt nicht mehr aufhören, da es unmöglich ist, die auslösenden chemikalien völlig zu vermeiden.

von den extrem wenigen ärzten, die sich mit mcs auskennen oder zumindest wissen, was das ist, bekomme ich schon seit jahren immer nur zu hören, an mcs könne man nichts machen, außer chemikalien zu vermeiden (auch dr. binz hat nur das gesagt und dann stand ich wieder auf der straße, obwohl es mir extrem schlecht ging) und andere ärzte machen nur blöde bemerkungen.

und es gibt ja mittlerweile tausende von mcs-kranken, die durch weitere chemikalienbelastungen immer noch schlimmer krank geworden sind.

die meisten mcs-kranken erleben immer wieder unfreiwillig "provokationstests", weil sie, vor allem auch wegen geldmangels, in "normalen", chemiebelasteten wohnungen leben müssen, große mengen an autoabgasen einatmen müssen, weil sie berufsbedingt in einer großstadt leben, weil sie, vor allem auch berufsbedingt, immer wieder die duftstoffe ihrer mitmenschen einatmen müssen usw. usw. und dadurch immer schlimmer krank werden und krankheitsbedingt zu wenig geld haben, um eine therapie oder ein chemiefreies haus etc. zu finanzieren.

und da noch provokationstests (die für eine diagnose sowieso völlig überflüssig sind) zu fordern oder für gut zu halten, ist entweder absolut dumm oder extrem bösartig.

lg
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Provokationstests

Beitragvon Juliane » Freitag 8. Februar 2008, 01:14

Hallo Karlheinz, ich habe es nicht missverstanden, was du sagen willst. Trotzdem denke ich, dass man nicht mitmachen muß, was die Industrielobbyisten gerne hätten. Ich bin auch der Meinung, dass vom RKI bis in die Universitäten alle wissen, dass man keine Provokationstests braucht, um MCS nachzuweisen. Sie wissen auch alles über Genpolymorphismen und schweigen beharrlich. Vielleicht ein typisch deutsches Verhalten(?) Alle die Medikamente, die Menschen verabreicht werden, werden niemals darauf hin überprüft ob sie für den jeweiligen Patienten auch "kompatibel" sind. Trotz des angesammelten Wissens darüber, dass es letztlich auch eine Frage der induviduellen Entgiftungsleistung des Körpers ist, werden die Patienten zum Versuchkaninchen
gemacht. Für MCS Patienten hat das besondere Brisanz. Aber auch für Tausende anderer Patienten.

Ich stelle nochmal den Beitrag aus der "Zeit" hier ein, um zu verdeutlichen, dass man an Universitäten und Forschungsinstituten nicht so unwissend ist, wie man sich immer gern gibt, wenns um die Gene geht.

" die Pharmakogenetik (fahndet) augenblicklich vor allem nach erblichen Faktoren, die die Wirksamkeit bereits existierender Medikamente beeinflussen. Vor allem so genannte Biochips spielen hier eine wichtige Rolle. Sie decken genetische Muster auf, und sollen individuelle Nebenwirkungen von Medikamenten vorhersagen oder optimale Dosierungen für einzelne Patienten bestimmen. Für den Einsatz dieser Technik genügt ein wenig Blut: Zunächst muss die Erbgutsubstanz DNA aus den Zellkernen weißer Blutkörperchen isoliert werden. Dann wird sie mit einem leuchtenden Farbstoff markiert und auf kleine Glasplättchen aufgetragen, die mit ergänzenden DNA-Abschnitten ausgestattet sind. Finden sich zwei Gegenstücke, leuchten an der entsprechenden Position mithilfe von Lasertechnik kleine Punkte auf.


Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel genetische Varianten von Leberenzymen nachweisen, die für den Abbau von Medikamenten verantwortlich sind. Cytochrom P-450-Enzyme – kurz CYP – wandeln die Wirkstoffe in wasserlösliche Substanzen um, die dann über die Nieren ausgeschieden werden. Die Firma Roche Diagnostics hat bereits einen Genchip auf den Markt gebracht, der erbliche Tippfehler im Gen des Enzyms CYP2D6 aufspürt. Auf diese Weise lässt sich indirekt die Geschwindigkeit abschätzen, mit der ein Patient rund 40 unterschiedliche Medikamente abbaut - von Antidepressiva bis hin zu blutdrucksenkenden Mitteln.


„Einen solchen ‚Tippfehler’ der DNA weisen etwa sechs Prozent aller Patienten auf“, sagt der Pharmakologe Jürgen Borlak vom Fraunhofer-Institut. Die Herzkranken unter ihnen dürften von einem bestimmten Medikament nur ein Fünftel der üblichen Dosis bekommen, da sie den Wirkstoff extrem langsam abbauen und sehr anfällig für Nebenwirkungen sind. Wäre es da nicht sinnvoll, solche Tests für alle Patienten durchzuführen? „Die einfache Analyse kostet pauschal ungefähr 400 Euro, doch das wird leider nicht von den Krankenkassen übernommen“, moniert Borlak. Das sei sehr kurzsichtig, denn ein falsches Medikament oder eine Überdosierung könne schnell mehrere Tausend Euro an Folgekosten verursachen. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich etwa 60.000 Menschen im Zusammenhang mit unerwünschten Arzneimittelreaktionen. "

http://www.zeit.de/zeit-wissen/heilung?page=all

Deshalb brauchen wir auch keine Tests der Entgiftungsleistung mit Koffein, Paracetamaol, Aspirin, wie das immer noch bei MCS Patienten Usus ist. Auch das verstehe ich schon unter Provokationstest.

Für jede ärztliche Handlung muß gelten: Dem Patienten darf nicht geschadet werden.







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Juliane
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