Zwangseinweisungen 200 000 verdoppelt

Zwangseinweisungen 200 000 verdoppelt

Beitragvon Juliane » Montag 30. Juni 2008, 16:02

"Einweisungen gegen den Willen der Patienten nehmen in Deutschland seit Jahren rapide zu. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der betroffenen Menschen nach Zahlen der Bundes- und Landesjustizministerien auf fast 200 000 verdoppelt - eine von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Entwicklung.

Die Grundlage für Zwangseinweisungen: Der Betroffene muss entweder sich selbst oder andere gefährden, bevor ihn ein Arzt oder Betreuer einweisen lassen kann. In der Praxis sind das dehnbare Kriterien, wie eine aktuelle Statistik des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums belegt: Die Wahrscheinlichkeit, gegen seinen Willen eingewiesen zu werden, hängt stark vom Wohnort ab. So werden in der rheinischen Stadt Remscheid statistisch 3,4 von tausend Menschen zwangstherapiert, im münsterländischen Olpe jedoch nur 0,29 pro Tausend."

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1359845&
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Zwangseinweisungen 200 000 verdoppelt

Beitragvon Clarissa » Montag 30. Juni 2008, 16:52

das ist genau mein reden, wenn wir jemanden unangenehm sind, genügen 2-3 anrufe und schon kommen die herren mit dem "habmichliebjäckchen", anschliessend gibt es schöne bunte "smarties" noch ein paar kleine pieckser und die welt ist eine Querulanten(in) los.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Zwangseinweisungen 200 000 verdoppelt

Beitragvon Yol » Dienstag 1. Juli 2008, 22:35

@ Juliane, Clarissa,

Dann hat sich seit mehr als 50 Jahren nichts geändert. Mein Onkel wurde zu dieser Zeit durch die Intrigen seiner alkoholsüchtigen Frau auf diese Weise in die Psychiatrie geschafft. Keiner der Ärzte stellte sich Fragen oder stellte sich quer. Die !Arzte dieser Zeit in diesen Institutionen waren auch irgendwie Handlanger für Misstände. Mein Onkel zog sich durch Suizid aus der Affäre, ich habe das ganze miterlebt, mit 12 Jahren.
Dann vor 33 Jahren mein jüngster Schwager. Er war Journalist und war Drogenaffären auf der Spur, die leider auch Mitglieder innerhalb der Familie betrafen. Was lag näher, als dass ihn die eigene Familie, noch schlimmer, die wichtigste Person im Leben eines Kindes, die auch die juristische Macht hat, eine Einweisung in die Psychiatrie zu erwirken oder zu erzwingen, dies zum Schutze des Drogeninvolvierten tat. Der Überweisungsschein wurde auf Distanz vom Arzt angefertigt (er hatte den Patienten nicht gesehen, berief sich auf Aussagen der ihm ja bekannten Familienmitglieder! Auch diese intrigante Freiheitsberaubung endete mit Suizid, den zu vermeiden ich (und Teile der Familie)nicht fähig waren.
Das sind nur 2 von 8 Fällen, die ich miterlebt habe. Die Behandlung der Menschen in der Psychiatrie dieser Zeit war schlimmer als im Gefängnis. Ich hatte es gewagt bei einem Besuch einen "Bewacher" für sein Benehmen zurechtzuweisen und ihn gebeten, den kranken Menschen wenigsten einen Teil ihrer zerschundenen Würde noch zu lassen, was mir meinerseits Überwachung während der Besuchszeit einbrachte.
So schlimm ist es heute dennoch nicht mehr, ob es aber nicht wieder in diese von mir zitierte Richtung geht? Jedenfalls werden unsere Kritiken bis zur obersten politischen Instanz nicht als zutreffend "mehr" gehandelt, weil von dieser Sicht aus alles bestens läuft (Minister sind ja auch nicht Betroffene oder Mitbetroffene und bekommen nur die frisierte Realität zu sehen, wir die nackte und noch mehr).

Nicht nur Menschen mit MCS werden von unseren Systemen im Stich gelassen, in der Psychiatrie ist es analog. Einziger Unterschied: Psychisch Kranke haben "Aufbewahrungsorte", die von der Allgemeinheit finanziert werden, wir nicht.
Yol
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