BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Konstantin » Donnerstag 18. September 2008, 12:50

Gesundheitsgefahren durch Bisphenol A. BUND fordert Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Berlin: Nach den gestrigen Warnungen des Umweltbundesamtes über mögliche Gesundheitsschäden durch die Chemikalie Bisphenol A hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat gefordert. Bisphenol A ist der Grundstoff für Polycarbonat. Bei Föten, Säuglingen und Kleinkindern kann Bisphenol A Schäden bei der Gehirnentwicklung verursachen. Neueste Studien belegen bei Erwachsenen einen Zusammenhang von erhöhten Bisphenol A-Werten im Blut mit Leberschäden, Diabetes und Herzkrankheiten. Bei über 90 Prozent der Bevölkerung ist Bisphenol A bereits im Körper nachweisbar.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit die vorliegenden Untersuchungen über die Gefährlichkeit von Bisphenol A weiter ignoriert“, sagte Heribert Wefers, Chemieexperte beim BUND. „Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung muss endlich handeln und ein Verbot von Polycarbonat in Babyfläschchen auf den Weg bringen.“ Die deutschen Behörden müssten außerdem dafür sorgen, dass Bisphenol A auf die Liste der von der EU-Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend eingestuften Substanzen gesetzt werde. Ein seitens der Hersteller beantragter Einsatz der Chemikalie im Lebensmittelsektor dürfe entsprechend der Richtlinie dann nicht mehr zugelassen werden.

Die Chemieunternehmen Bayer und Dow Chemical vermarkten in Deutschland jährlich rund 400000 Tonnen des Stoffes. Außer bei der Herstellung von Babyfläschchen wird Bisphenol A u. a. in Beschichtungen von Konserven- und Getränkedosen sowie in Plastikbehältern für Lebensmittel eingesetzt. Laut BUND sind Babyflaschen aus Polycarbonat in Kanada bereits verboten. Auch der amerikanische Handelsriese „Walmart“ habe angekündigt, sie aus dem Sortiment zu verbannen. „Die Handelsketten in Deutschland müssen dem umgehend folgen, das sind sie der Gesundheit der Kinder schuldig“, sagte Wefers.

Der BUND veröffentlichte heute unter dem Titel „Hormone in der Babyflasche - Bisphenol A: Beispiel einer verfehlten Chemikalienpolitik“ eigene Recherchen, die das Gefährdungspotential von Bisphenol A belegen. Demnach ist die Tatsache, dass geringe Mengen des Stoffes das Hormonsystem von Menschen und Tieren schädigen können, bereits seit mehr als zehn Jahren bekannt.

Auf Basis von der Chemieindustrie finanzierter Studien hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA den Grenzwert für die maximal erlaubte tägliche Aufnahmemenge für Bisphenol A 2007 heraufgesetzt. Betrug dieser 2006 noch 10 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht, liegt er jetzt bei 50 Mikrogramm. Dies stößt seitdem auf massive Kritik namhafter Wissenschaftler. Professor Imbrahim Chahoud, Toxikologe an der Berliner Charite: „Die Anhebung des Grenzwertes für Bisphenol A ist unverantwortlich, da schon geringe Mengen des Stoffes erhebliche negative gesundheitliche Auswirkungen haben können. Die deutschen und die EU-Behörden müssen endlich die Vielzahl unabhängiger Studien berücksichtigen und mindestens die ursprünglich angewendeten niedrigen Grenzwerte für Bisphenol A beibehalten.“

Pressekontakt: Heribert Wefers, BUND-Chemieexperte, Tel. 030-27586-482, Mobil: 0176-63161334 bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. 030-27586-425/-489, Fax: 440, E-Mail: presse@bund.net, http://www.bund.net
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BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Mia » Freitag 19. September 2008, 01:19

Gibt es überhaupt Babyflaschen aus Material ohne Bisphenol A? Da bleibt als Alternative nur Glas, wie früher, oder?
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Babyflaschen ohne Bisphenol A

Beitragvon Annamaria » Freitag 19. September 2008, 02:26

Liebe Mia,
ich habe mich etwas umgesehen:

Es gibt, neben Glasflaschen, wohl auch Plastik-Babyflaschen ohne Bisphenol A:
http://www.baby-innovationen.de/bfree.html

Und Stillprodukte ohne Bisphenol A:
http://www.openpr.de/news/242776/Safety-first-Stillprodukte-ohne-Bisphenol-A.html

(Was mich bei meiner Suche nebenbei noch erstaunte:
In USA und Kanada zeigte die Meldung über schädliches Bisphenol-A in Babyprodukten - übrigens nicht nur in Flaschen - schon Mitte April 2008 Wirkung, und zwar dahingehend, dass eine Umstellung des Produktsortiments auf Bisphenol-A-freie Produkte geplant wurde.
Und: Die Händler reagieren dort auf den Druck der Verbraucher.

http://www.efluxmedia.com/news_Wal_Mart_to_Stop_Selling_Baby_Products_Made_with_Bisphenol_A_16553.html
http://www.newswire.ca/en/releases/archive/April2008/16/c6274.html )

Viele Grüße
Annamaria
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BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Mia » Freitag 19. September 2008, 09:09

Liebe Annamaria,

besten Dank für deine Hinweise!

Grüße von Mia
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BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Mia » Freitag 19. September 2008, 21:42

Liebe Annamaria,

am Nachmittag bin ich Großtante eines Jungen geworden und freue mich riesig, dass meine Patentochter ihren dritten Sohn bekommen hat! Wenn sie mit ihrem Baby zuhause ist, werde ich sie auf das Problem der gesundheitsschädlichen Fläschchen aufmerksam machen und ihr von Deinem Hinweis (s.o.) erzählen bzw. gute Babyflaschen bestellen.
Danke nochmal!
Mia
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BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Annamaria » Freitag 19. September 2008, 23:51

Liebe Mia,
herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich, dass es euch gut geht, und wünsche dem Kleinen gutes Gedeihen.
Annamaria
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BUND: Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat

Beitragvon Alex » Samstag 27. Februar 2010, 12:17

Das deutsche BfR, Bundesinstitut für Risikobewertung, gibt immer noch Entwarnung für BPA in Babyflaschen

Aktualisierte FAQ vom 7. Januar 2010

ZITAT
Das BfR hält es nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht für erforderlich, auf Babyfläschchen aus Polycarbonat zu verzichten. Eltern, die trotzdem verunsichert sind, haben einerseits die Möglichkeit, auf Trinkflaschen aus Glas auszuweichen. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings, dass Glasflaschen eine Bruchgefahr bergen....

Warum wird Bisphenol A nicht verboten?
Nach sorgfältiger Prüfung aller Studien, insbesondere auch der Studien im Niedrigdosisbereich von Bisphenol A, kommt das BfR in seiner wissenschaftlichen Bewertung zu dem Ergebnis, dass für Säuglinge und Kleinkinder aus der üblichen Verwendung von Polycarbonatflaschen kein gesundheitliches Risiko durch Bisphenol A resultiert. Mit dieser Einschätzung steht das BfR nicht allein: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die amerikanische Lebensmittelsicherheitsbehörde (FDA) teilen diese Bewertung. Auch Japan, das eigene Untersuchungen zur Bisphenol A-Problematik durchgeführt hat, sieht keinen Anlass für ein Verbot. Für die Abgabe von Bisphenol A aus Polycarbonat gibt es einen gesetzlich verbindlichen Grenzwert, dieser beträgt 0,6 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel. Das bedeutet: Bei Einhaltung dieses Grenzwertes wird die von der EFSA abgeleitete tolerable tägliche Aufnahme (TDI) maximal zu 20% ausgeschöpft, wenn ein 60 kg schwerer Mensch ein Kilogramm Lebensmittel mit Bisphenol A verzehrt. Aufgrund der vorhandenen Expositionsdaten geht das BfR aber davon aus, dass die tatsächliche Aufnahme von Bisphenol A über Lebensmittel sehr viel geringer ist.

Wenn dem BfR Hinweise auf gesundheitliche Risiken für den Verbraucher vorliegen, informiert das Institut die Behörden, die der Gesetzgeber für die Regulierung benannt hat, und natürlich die Öffentlichkeit. Darüber hinaus könnte das BfR ein Verbot für den Einsatz von Bisphenol A aus zwei Gründen gar nicht aussprechen: Erstens ist die Verwendung der Substanz auf europäischer Ebene geregelt. Zweitens arbeitet das BfR ausschließlich mit dem gesetzlichen Auftrag, Risiken zu bewerten, darüber zu kommunizieren und Handlungsoptionen für deren Minimierung zu unterbreiten....

http://www.bfr.bund.de/cd/7195
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