Richtig, mit einer solchen Darstellung ist die DGMCS e.V. nicht einverstanden, denn es gibt bisher weder Erkenntnisse auf eine psychiatrische noch auf eine psychosomatische Ätiologie (= initale Ursache) der MCS. Schlimmer noch, die psychosmatische Hypothese findet sich in einer AWMF-Leitlinie der Psychosomatik, obwohl es dafür keine einzige Studie gibt und wenn es eine gäbe, könnte man eine solche auch nicht als charaktersierend für die Ätiolgoie der MCS darstellen. Zudem sollten psychogene und durch andere organische Erkrankungen verursachte Formen von CS - \"C\"hemischer \"S\"ensitivität, nicht gleichbedeutend mit MCS - nach der IPCS-Empfehlung von 1996 nicht zu den IEI und damit auch nicht zur MCS gehören. Warum hält man sich nicht an diese sinnvolle Empfehlung?
Als Folge einer psychosomatischen Diagnose wird den Betroffenen eine Desensibilisierungstherapie zugemutet und diese stellt das eigentliche Problem dar. Denkt man etwa an meinen persönlichen Zustand - ich lebe seit Ende 2006 mit einer Aorta-Prothese und zudem mit einer Ablösung der inneren Wand der Aorta vom Hals bis zu den Nieren, mit einem zweiten Blutstrom zwischen der inneren und der mittleren Wand. Oder denke man an Migräne-Patienten. Sollten die sich an die Attacken und ihre Auslöser gewöhnen? Die Migräne stellt doch ebenso eine Gefässkrankheit dar, mit Austritt von Blut und Gewebswasser vor den Attacken. Oder man denke an die Allergiker auf den Duftstoffmix, für die es in der Allergologie ebenso k e i n e Möglichkeit der Hyposensibilisierung gibt. Sie müssen ihre Allergene zeitlebens meiden.
Und was aus einer psychosomatischen Diagnose folgt ist, dass die Methoden der M i s s h a n d l u n g e n der Betroffenen - die medizinisch verordnete Desensibilisierung - noch als Heilung verkauft wird. Dafür wird von Ärzten noch Honorar verlangt und dafür werden Ärzten Fortbildungsveranstaltungen finanziert und Selbsthilfegruppen werden noch gesponsert. Und dies obwohl es überhaupt keine differentialdiagnostischen Methoden der Diskriminierung (Begriff nicht zu verwechseln mit dem Diskriminierungsverbot Behinderter) zwischen den verschiedenen Ursachen einer CS gibt (TAB-Gutachten zu Umwelt und Gesundheit - BT-Drs. 14/2848). Und wenn man diesen Umgang mit MCS-Patienten und Gefässkranken genau betrachtet, wird mit psychosomatisch Kranken genauso brutal umgegangen, wie mit psychiatrisch Kranken. Auch die Stellenausschreibungen der Kliniken lauten oft auf ... Facharzt für Psychiatrie oder ... Facharzt für Psychosomatische Medizin. Die Fähigkeiten scheinen somit identisch zu sein.
Dazu kommt, dass das soziale Umfeld der Betroffenen regelrecht animiert wird, keine Rücksichten zu üben und die Patienten zu drangsalieren, wenn sie aufgrund von Schmerzen und anderen Symptomen sich erlauben sollten dies zu Recht einfordern. Und immer wieder finden sich dann radikale Vermieter, die an brutale Schläger vermieten, damit ... endlich Ruhe mit den Kranken ist, damit sich diese nicht wagen, irgend einen Laut von sich zu geben.
Das ist nichts anderes als radikal und es sind die Machenschaften einer Politik, welche nur Gesunde Deutsche akzeptiert und für Kranke und Behinderte die Misshandlung und soziale Ausgrenzung vorsieht.
Beides - die Verletzung der Körperlichen Unversehrtheit und die soziale Ausgrenzung - ist verfassungswidrig.
Schon deshalb halte ich nichts davon, Allergien, die Begleitsymptome einer Vaskulitis allergica, einer Migräne und anderer schwerer Gefässkrankheiten mit MCS in einen Topf zu stecken, d.h. von den MCS-Fallkriterien zu erfassen. Das ist für die Betroffenen einfach viel zu gefährlich.
In der BR-Sendung Notizbuch - am 18.12.2008 ab 10.00 Uhr - wurde ein Telefoninterview mit mir ausgestrahlt. Dass man am Abend des gleichen Tages einen älteren Beitrag wiederholt, an dessen Entstehung ich nicht beteiligt war, unter Hinweis auf die TU-München eine Somatisierungsstörung (= angelesen und verinnerlicht) behauptet, dazu die Adresse der DGMCS e.V. angibt, das ist schon dreist und sicher kein Zufall.
Dass die TU München von ihren psychiatrischen Theorien (Hypothesen) und Diagnosen abgerückt ist und jetzt die psychomatische Therorie postuliert, ist interessant, aber w.o. dargestellt, auch nicht dem Stand der Wissenschaft entsprechend.
Sicher sind auch einige MCS-Patienten psychiatrisch krank. Mit Erfahrung weis man, dass nach Noxen auch psychiatrische Einzelfälle auftreten. Eine Ursache von Schwierigkeiten in Verfahren in der Sozialversicherung liegt m.E. auch darin, dass durch die Betroffenen Gutachten von Fachärzten für Psychiatrie und Pychotherapie vorgelegt werden, wie das von Patienten der Klinik in Bredstedt üblich ist. Das ist aber in Deutschland nicht allgemein üblich.
Unsere Erfahrung ist, dass man nicht davon ausgehen kann, MCS sei in der Sozialversicherung nicht akzeptiert. Man kann doch nicht aus einigen Einzelfällen mit Ablehnungsbescheiden schliessen, die MCS sei allgemein \"nicht anerkannt\". Das ist einfach keine zulässige Schlussfolgerung, berücksichtigt man auch die Vielfalt der Schweregrade und Verlaufsformen.
Lesen Sie bitte auch die Darstellung einer wichtigen Entscheidung des Bayer. Landessozialgerichtes auf unserer Homepage (sie findet sich im ersten Absatz), sowie das in der Laufschrift angegebene BSG-Urteil und den Hinweis auf die MCS-Anerkennung in den USA seit 1992.
Wichtig im Bereich des Sozialgesetzbuches ist die >ständige Rechtsprechung< des Bundessozialgerichtes. Die Entscheidungen der unteren Gerichte haben für die Sozialversicherungsträger keine grundsätzliche Bedeutung, sondern sie gelten n u r im Einzelfall. Sonst müssten durch die unteren Gerichte Rechtsmittel zugelassen werden, wie z.B. eine Berufung oder eine Revision.
Und noch ein Hinweis an Frau Frielinghaus zu einer Äusserung hier in diesem Forum:
Sie bewerben offen Industriespenden, wie Sie mir selbst berichteten und sie bemühen sich bewusst nicht um medizinische Fragen, um Mängel in der Medizin, wie sie mir selbst vor Jahren sagten, obwohl es sich dabei nach den Förderungsrichtlinien der Gesetzlichen Krankenkassen - welche Sei nach eigener Aussage gar nioht beabsichtigem zu erfüllen - um elementare Aufgaben einer Bundesorganisation der Selbsthilfe handelt.
Woher wissen Sie denn, dass die Mehrheit der MCS-Patienten psychosomatisch krank sein soll? Sie haben das hier in diesem Forum erklärt und Sie sind auch in der Homepages des Bayerischen Rundfunks dazu als Auskunftsstelle angegeben.
Das sind jedenfalls Behauptungen, für die es keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Aus dem Ergebnis der RKI-Studie lässt sich das nicht entnehmen, denn diese erbrachte keinerlei Hinweis auf irgendene Ätiolgie. Wie sollte man denn mit seriösen Methoden der Naturwissenschaft feststellen könnnen, ob und und welche \"Verinnerlichung\" bei den Patienten in der Vergangenheit Ursache einer CS im Einzelfall war. Das geht doch gar nicht, denn das wären Behauptungen ins Blaue hinein. Und aus der Tatsache, dass keine andere Ursache für die Sensibilisierung dingfest gemacht werden kann, kann man doch nicht einfach folgern, einfach etwas herausgreifen, dieses postulieren und zur Ursache erklären - etwa irgendeinen Konflikt mit der Grossmutter, mit den Eltern ... in der Jugend, die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe. Das blieben dann auch Hypothesen.
Nein, hier soll ein Krankheitsbild als psychomatisch charakterisiert werden, bevor das wissenschaftlich abgesichert worden ist ist.
Und das nicht mit uns, Frau Frielinghaus, weil wir seriös arbeiten.
Wir behaupten nicht ständig, MCS sei in Deutschland, in den USA, oder in Österreich oder der Schweiz, usw. nicht anerkannt, MCS sei ein anderer Begriff für Allergien, auf Allergien werde in Krankenhäusern keine Rücksicht genommen und man müsse sich dafür einsetzen, die DGMCS diskriminiert die Betroffenen, usw. Nein ich weise seit Jahren auf die bereits erfolgte Anerkennung der MCS hin, darauf, dass es auf die kausalen Ursachen (Ätiologie) in der Sozialversicherung gar nicht ankommt, sondern auf die Folgen und die bestehen nun einmal in Leistungseinschränkungen des Gehirns = der Psyche, zu messen z.B. mit psychometrischen Methoden in der Neuropsychologie, und zwar ganz egal ob diese durch eine intiale Noxe oder psychogen bedingt sind, chronifiziert müssen sie sein.
Auf die Häufigkeit, die Art und Schwere die Reaktionen auf geringe Trigger kommt es an, und nicht auf die Ursachen für den hypersensiblen Zustand.
Und wenn es in Krankenhäusern um etwas geht, dann um die Rücksicht auf wenige Fälle mit schweren nichtallergischen Reaktionen, und nicht um Allergien. Jeder klinisch tätige Arzt kennt doch Allergien, aber Mängel gibt es sicher noch bei MCS.
Warum werden den Betroffenen diese Lügen aufgetischt, MCS sei nicht anerkannt? Doch nur um ihnen ihre Ansprüche vorzuenthalten. Man sollte sich mal mit den Zielsetzungen von Patientengruppen auseinandersetzen, nach \"Wölfen im Schafspelz\" Ausschau halten und dann urteilen, statt mit vordergründiger Effekthascherei den Pöbel für sich zu gewinnen und gegen die Betroffenen zu mobilisieren.
Ich empfehle allen Lesern dieses Forums unter >
http://www.zdf.de< in der >Mediathek< mit dem Suchwort >pharmakartell< die DOKU des ZDF anzusehen und dabei in dem Film auch auf die Rolle der industriegesponserten Selbsthilfegrupppen zu achten.
Die DGMCS ist eine Bundesorganisation der Patienten. Wir bestreiten unsere Einnahmen derzeit ausschliesslich aus Beiträgen unserer Mitglieder. Wer nicht Mitglied ist, der erhält auch nur eingeschränkte Informationen. Das ist auch bei anderen Verbänden so, etwa dem VdK oder dem Mieterbund. Wir diskrimieren doch Niemanden dadurch, dass wir ihn als Nichtmitglied behandeln. Im Gegenteil, wir bürden unseren Mitgliedern nicht die Kosten für Nassauer auf. Diese können ja solange mit ihrem eigenen Wissen und Fähigkeiten hausieren gehen und damit Sozialleistungen beantragen.
mfG
Dipl.-Verw. Heinz A. Guth
Deutsche Gesellschaft Multipe-Chemical-Sensitivity e.V.
http://www.dgmcs.de
- Editiert von DGMCS am 03.01.2009, 04:36 -
- Editiert von DGMCS am 03.01.2009, 07:05 -
- Editiert von DGMCS am 03.01.2009, 10:04 -