Mal sehen, ob und wenn ja, was für eine Antwort kommt
Zitat meines Schreibens vom 22.12.08 an Ministerium:
Gesundheitspolitische Maßnahmen
Sehr geehrter Herr Minister,
eine wichtige Aufgabe des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums sind unter anderem die Sicherung und der Ausbau der gesundheitlichen Infrastruktur. Des weiteren stellt der Ausbau der Prävention einen besonderen Schwerpunkt dar.
So ist es auf jeden Fall in Ihrem Internetportal nachzulesen, und von daher kann ich leider nicht nachvollziehen, warum ein wichtiges Instrument der Prävention und Versorgung wie die Umweltmedizinvereinbarung zum Jahresende gekündigt wurde. Aus diesem Grund übersende ich Ihnen in der Anlage Kopie meines diesbezüglichen Schreibens an den Vorstand der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, mit der Bitte auch an Sie, in dieser Sache Stellung zu nehmen.
Auch sind für die überwiegende Zahl der Patienten die allumfassenden Erklärungsansätze und Glaubenssätze der psychosomatischen/psychiatrischen Fachrichtung, multiple, wenn nicht gar möglichst alle Erkrankungen und Symptome mit Hilfe kreativer psychischer Hypothesenbildungen verhaltensmedizinisch, psychodynamisch oder psychoanalytisch erklären zu wollen und therapieren zu können, medizinisch selten hilfreich, sondern für die Patienten sekundär gesundheitsschädlich durch Fehldiagnosen, nachfolgende Fehlversorgung und Diskriminierung im gesamten Sozialversicherungssystem.
Der Lobbyismus der Pharmaindustrie bzgl. Psychopharmaka ist im Gesundheitssystem omnipräsent. Die Verordnungszahlen von vor allem psychostimulierenden/antriebssteigernden Psychopharmaka und last but not least Ritalin als Allheilmittel zur Ruhigstellung von Kindern mit ADHS steigen stetig. Sinnvolle Prävention wäre, das Augenmerk verstärkt darauf zu lenken, dass sehr viele gesundheitliche Beschwerden und Erkrankungen nicht nur bei Kindern durch rückstandsbelastete Nahrungsmittel ausgelöst werden (siehe hierzu auch
http://www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de/Koch_PSM.htm). Das kann man auf lange Sicht nicht mit psychopathologischen Erklärungsansätzen hinwegdiskutieren. Hier geht es um sozialpolitische und medizinische Fehlversorgung, vor allem auch im umweltmedizinischen Bereich.
Ich habe am eigenen Leibe erlebt, wie ein psychiatrischer Gutachter sogar meine Allergien, die durch eine schimmel- und schadstoff-belastete Mietwohnung verursacht wurden, als Zwangsstörung psychopathologisierte. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung angesichts der Zunahme und Schwere solcher Erkrankungen.
Fakt ist, dass es in unserem Gesundheitssystem eine erschreckende Zunahme angeblich psychischer Störungen gibt, weil so mancher Arzt – wie bereits aus der Vergangenheit bekannt - die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen wird, ab 2009 wieder Leistungen aus diesem Bereich nach EBM-Nrn. 35100 und 35110 abzurechnen. Die meist von drittmittelfinanzierten universitären Einrichtungen stammenden Studien und Berichte suggerieren einen hohen Prozentsatz der jeweiligen psychischen Störungen, weil anschließend fast immer die Kombination von Psychopharmaka und Psychotherapie als das Mittel der Wahl propagiert wird, was sich auch in der zunehmenden Anzahl psychosomatischer Kur- und Rehakliniken sowie stationärer Krankenhaussysteme widerspiegelt, die sich auf diese Art und Weise größere Profite und Wettbewerbsvorteile versprechen. In Deutschland gibt es so viele Betten in diesem Bereich wie im Rest der Welt.
Sehr geehrter Herr Minister, man kann diese verhängnisvolle Entwicklung in die falsche Richtung nicht tatenlos hinnehmen, und ich frage Sie: Was werden Sie zur Prävention gegen die Psychopathologisierung der Bürger tun? Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel.
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und den Mut, gegen diese Missstände im deutschen Gesundheitssystem anzugehen.
In Erwartung Ihrer schnellstmöglichen Rückäußerung verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
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