Depleted Uranium - italienischer Soldat erhält 545.000 Euro Schadensersatz
von Rebecca Evan
Corriere della Sera
Ein Gericht in Rom hat das italienische Verteidigungsministerium zur Zahlung einer Entschädigung von 545.000 Euro an Gianbattista Marica verurteilt. Der Soldat war nach einem achtmonatigen Einsatz in Somalia am Hodgkin-Lymphom erkrankt. Verantwortlich für die Erkrankung ist laut den behandelnden Ärzten radioaktives Material, das durch den Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran herrührt. Depleted-Uranium-Munition wurde während des Aufenthaltes Maricas in Somalia in der Zeit von 1992 bis 1993 verwendet.
In Italien ist die Angst vor dem Balkan-Syndrom groß: Etwa 20 italienische Soldaten, die in den vergangenen Jahren an Balkan-Missionen teilnahmen, sind an unterschiedlichen Tumorformen erkrankt, meldete der Corriere della Sera.
Nach Angaben des Verbands der Familienangehörigen der am Balkan-Syndrom erkrankten Soldaten sei die Rate an Hodgkin-Krankheitsfällen unter den Militärs doppelt so hoch wie in der italienischen Bevölkerung. Insgesamt seien bis zu 200 Soldaten an dem Syndrom erkrankt.
Wie das Gericht in Rom feststellte, war das italienische Verteidigungsministerium über die Gefährlichkeit des Urans informiert und hätte die Soldaten besser schützen sollen. Das Urteil des römischen Gerichts ist ein Erfolg für alle Familien, die wegen des Balkan-Syndroms Verwandte verloren haben, sagte Maricas Rechtsanwalt
Es ist der erste Fall, in dem das italienische Verteidigungsministerium zur Zahlung einer Entschädigung im Zusammenhang mit der radioaktiven und toxischen Uranmunition verurteilt wurde. Der Corriere della Sera und auch die österreichische Presse weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es die USA waren, die diese Munition in Somalia, im Balkan und im Irak eingesetzt haben.
Die deutsche Presse hat den Fall nicht aufgegriffen, obwohl auch deutsche Soldaten nach den Balkan-Einsätzen erkrankt sein sollen. Das Thema Uranmunition ist sowohl im Verteidigungsministerium als auch in der gesamten Regierungskoalition ein Tabu. Verharmlosend reagieren "Experten" beider Regierungsparteien auf kritische parlamentarische Anfragen - zum Beispiel von Abgeordneten der Linken. So gab die Bundesregierung noch im Frühjahr 2008 eine quasi völlige Entwarnung für Gefahren durch Uranwaffen aus - mit "wissenschaftlichen Belegen".
Quelle: corriere.it - Uranio impoverito, governo condannato a pagare risarcimento di mezzo milione