„Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!“ (Matthäus 27, 24).
Der Suizid eines chemikaliensensitiven Menschen hat uns erschüttert.
Wer wird sich verantwortlich fühlen?
In welcher Statistik wird ein solcher Tod auftauchen?
In Statistiken findet man keine Zahlen über den MCS Tod.
Wohl aber Daten über den Verkehrstod. Und das eine hat etwas mit dem anderen zu tun.
Sowohl der Verkehrstod als auch der MCS Tod ist ein Kollateralschaden unserer Lebensweise
Über den Verkehrstod kann man nachlesen:
" Die tatsächlichen Zahlen liegen jedoch wesentlich höher, da beispielsweise in einigen Staaten (speziell in Afrika) keine diesbezüglichen Statistiken geführt werden. Nach Erhebungen und Schätzungen von Weltbank und Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich etwa 1 Million (Weltbank) bis 1,2 Millionen (WHO 2003) Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen", heißt es im Wikiartikel Verkehrstod.
Das sind Schätzungen, denn ob jemand als Verkehrsopfer in der Stastik auftaucht, ist eine Frage der Interpretation:
" Europa wird derzeit üblicherweise die 30-Tage-Frist verwendet, das heißt, nur eine Person, die innerhalb von 30 Tagen an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstirbt, gilt als Verkehrstoter."
Unter dem Wikipedia-Artikel findet man eine Anmerkung:
"In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Der Artikel behandelt den Verkehrstod nur als statistisches Phänomen. Es fehlen gesellschaftliche, moralische, soziologische und politische Aspekte über den Umgang mit dem Problem"
http://de.wikipedia.org/wiki/Verkehrstod
Die Bevölkerung der Industrienationen ist geprägt von einer jüdisch-christlichen Ethik mithin von der römischen Rechtsprechung, die den Schuldbegriff mehr an die Intention als an die Konsequenzen gebunden sieht.
Diese Moralkodizes, die sich nur gegen indentierte Gewalt richten, versagen aber immer dort, wo es um strukturelle Gewalt geht.
Das ist der Grund, warum sich Menschen in verantwortlichen Positionen bildlich gesprochen ihre Hände in Unschuld waschen .
Die Kollateralschäden unserer Lebensweise lernen wir von Kindesbeinen an auszublenden. Politiker, Wissenschaftler, Manager tun das, was wir alle erlernt haben. Das Ausblenden lässt sich trefflich vereinbaren mit geltenden Moralkodizes.
Angesicht der zunehmenden strukturellen Gewalt in unseren Gesellschaften ist es anachronistisch immer noch
an veralteten Moralkodizes festzuhalten.