Peter Spork bewirbt sein Buch und Florian Holsboers Vorabpublikation
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"Vom Autor erschien gerade ein populärwissenschaftliches Buch zum Thema. Peter Spork: Der Zweite Code. Epigenetik - oder wie wir unser Erbgut steuern können. Rowohlt
Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, 19,90 Euro."
Genetisches Gedächtnis
In der depressiven Falle
Von Peter Spork
"In der Hoffnung auf eine möglichst präzise und Erfolg versprechende Depressions-Therapie hat Florian Holsboer fast sein ganzes Forscherleben verbracht. Und jetzt machte er einen der schädlichen Umwelteinflüsse dingfest, die das Risiko, eine Depression zu bekommen, deutlich erhöhen. Im Fachblatt Nature Neuroscience (Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/ nn.2436) beschreiben Holsboer und Kollegen, auf welchem Weg frühkindlicher Stress das Erbgut bestimmter Hirnzellen von Mäusen nachhaltig prägt.......
Die junge Wissenschaft der Epigenetik erklärt jetzt endlich, wie diese prägenden Einflüsse dauerhafte Spuren in Körper und Geist hinterlassen. Sie verändern molekularbiologische Strukturen, die wie Schalter an den Genen sitzen und darüber wachen, ob ein Gen aktiv werden kann oder nicht. Eine dieser Strukturen sind die Methylgruppen, die auch die Max-Planck-Forscher untersuchen......
Nie zuvor konnten Forscher derart detailliert zeigen, wie ein Umweltreiz die Stressachse dauerhaft verstellt und was dabei auf molekularer Ebene passiert. "Dadurch eröffnen sich ganz neue Wege der Depressionsbekämpfung", meint Holsboer. "Und das wird höchste Zeit." Seit 50 Jahren sei kein neues Wirkprinzip für Antidepressiva mehr entdeckt worden. Er verstehe seine Arbeit folglich als "ausgesprochen praxisorientierte Grundlagenforschung." Es handele sich zwar um Tierversuche, weil dabei aber grundsätzliche, auf den Menschen durchaus übertragbare Mechanismen aufgedeckt würden, ergäben sich auch Ansatzpunkte für neue Medikamente.
In einem ersten Schritt solle die Pharmaindustrie vermehrt nach möglichst nebenwirkungsfreien Stoffen suchen, die Vasopressin-Andockstellen hemmen. Im Mäuse-Experiment hat ein Entwicklungskandidat mit diesem Wirkprinzip ja "hervorragende Resultate erzielt", sagt Holsboer. Doch das sei letztlich auch nur eine Symptombehandlung. Man solle deshalb auch testen, ob einige schon heute erhältliche Mittel, die direkt in epigenetische Prozesse eingreifen, auch gegen die Schwermut helfen.
Und in Zukunft gebe es vielleicht aufgrund der neuen Erkenntnisse eine völlig neue, vorbeugende Therapie. Die Forscher entdeckten nämlich auch, dass die epigenetischen Veränderung in zwei Schritten abläuft, wie Dietmar Spengler erklärt: Beim ersten Schritt werde ein Eiweiß, das hilft, die Methylgruppen zu erhalten, umgebaut. Es verliere dadurch seine Kontrollfunktion. "Diese Reaktion könnte man vielleicht recht einfach blockieren und damit die Entstehung einer fehlregulierten Stressreaktion im Vorwege verhindern."
Am Besten mal auf den Link klicken, der Artikel ist lang:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=2093326&em_cnt_page=1