Traumatische Erlebnisse

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Beitragvon Karlheinz » Dienstag 10. November 2009, 08:11

Traumatische Erlebnisse in der Kindheit können die Gen-Aktivität dauerhaft verändern.

Und Menschen so deutlich anfälliger machen für Depressionen und Angsterkrankungen. Darauf deuten die Ergebnisse von Forschungen am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München hin. Die Forscher hatten neugeborene Mäuse für kurze Zeit von ihrer Mutter getrennt. Später konnten sie sich nur schlecht an Stresssituationen anpassen - und zwar ein Leben lang. Ihr Gedächtnis, ihr Antrieb und ihre Emotionen waren gestört, weil in ihren Gehirnen zuviel des Proteins Vasopressin gebildet wurde. Bei der Suche nach der Ursache für die Vasopressin-Überproduktion fanden die Forscher bei ihren Versuchsmäusen eine epigenetische Auffälligkeit. Bei einem Gen fehlte eine Methylgruppen-Anlagerung, die bei gesunden Tieren die Überproduktion von Vasopressin stoppen würde, berichten die Forscher im Fachblatt "Nature Neuroscience". Um wirksame Therapien gegen psychische Krankheiten zu entwickeln, müsse in Zukunft noch intensiver erforscht werden, wie Umwelteinflüsse auf das Erbgut eines Menschen einwirken, fordern die Wissenschaftler. [mawi]

http://www.dradio.de/dlf/meldungen/forschak/1066758/
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Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 10. November 2009, 15:41

Ich glaube diesen ganzen pseudowissenschaftlichen Schwachsinn nicht mehr.

Die haben einfach keine Lust zum Arbeiten. Mit Volksverdummumg lässt sich leichter Geld verdienen.
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 03:24

Mäuse, die nach der Geburt kurz von ihrer Mutter getrennt werden, schütten ihr Leben lang im Gehirn mehr Stresshormone aus als andere. Das Trauma der frühen Kindheit manifestiert sich in einer veränderten Regulierung entscheidender Gene, wie jetzt Wissenschaftler in „Nature Neuroscience“ zeigen.

Dass Belastungen in der frühen Kindheit das Risiko erhöhen, an schweren Depressionen und Angststörungen zu erkranken, ist seit langer Zeit auch beim Menschen bekannt. Der molekulare Mechanismus dahinter war allerdings bisher ungeklärt. Forscher um Dietmar Spengler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie zeigen nun in ihrer neuen Studie an Mäusen, wie Stress dauerhafte Veränderungen der Erbsubstanz hervorrufen kann.

Florian Holsboer, Direktor des Max- Planck-Instituts in München, führt dazu aus: "Unsere Studie dokumentiert, wie sich Umwelteinflüsse über epigenetische Mechanismen auf die molekulare Ebene unseres Genoms niederschlagen.

Früh erlittene schwere Belastung kann die Entwicklung krankmachender Prozesse einleiten, die sich später in Angsterkrankungen und Depression manifestieren. Das Verständnis dieser epigenetischen Kodierung wird zum zukünftigen Schlüssel neuer Behandlungsstrategien", so der Wissenschaftler.

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-10781-2009-11-10.html

Zu Holsboer s. auch hier:
viewtopic.php?t=9883
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 03:52

Zitat aus dem ersten Post:

\"Traumatische Erlebnisse in der Kindheit können die Gen-Aktivität dauerhaft verändern.

Und Menschen so deutlich anfälliger machen für Depressionen und Angsterkrankungen. Darauf deuten die Ergebnisse von Forschungen...hin. Die Forscher hatten neugeborene Mäuse von ihrer Mutter getrennt...\"

Meine Frage: kann man das Ergebnis bei den Mäusen ohne Weiteres direkt auf Menschen übertragen? Man meint, die hätten die Mäuse untersucht und seien zum Ergebnis gekommen, dass Menschen anfälliger seien? Hat man da etwa Maus und Mensch zu Synonymen gemacht?

- Editiert von Maria Magdalena am 11.11.2009, 03:10 -
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 03:57

Und zu welchen Mäusen gehören Menschen mit Angststörungen oder Depressionen, die nicht von ihrer Mutter getrennt wurden? Das stand leider nirgendwo geschrieben.

Hmm, anscheinend wird das erst irgendwann später untersucht werden.
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 04:21

Vor einem Jahr gab es eine ähnliche Studie, hier:

Hormon Vasopressin ist verantwortlich für mütterliche Fürsorge bei Ratten

Vasopressin beeinflusst das mütterliche Verhalten von Ratten stärker als Oxytocin

Eine Studie der Neurobiologen Prof. Inga Neumann und Dr. Oliver Bosch von der Universität Regensburg zeigt, dass das Hormon Vasopressin - bisher bekannt als Regulator des männlichen Sozialverhaltens - einen entscheidenden Einfluss auf das Fürsorgeverhalten von Müttern hat.

Wie Prof. Inga Neumann und Dr. Oliver Bosch in ihrer neuesten Studie zeigen, kann Vasopressin das mütterliche Verhalten von Ratten sogar stärker beeinflussen als Oxytocin. Den Nachweis erbrachten Versuche, in denen das Vasopressin-System im Gehirn der Rattenmütter blockiert wurde. "Dies hatte zur Folge, dass die Mütter sich ihren Jungen weniger zuwandten, was wiederum direkten Einfluss auf die Entwicklung von Gefühlen und Sozialverhalten der Jungen haben kann", so Dr. Bosch.

Aktivierten die Forscher das Gen für die Vasopressin-Erkennung im Gehirn der Mütter, verbesserte das ihre Fürsorglichkeit deutlich. Durch ihre Studie konnten Dr. Bosch und Prof. Neumann erstmals zeigen, dass Vasopressin neben männlichem auch weibliches Sozialverhalten beim Säuger reguliert.

http://www.organische-chemie.ch/chemie/2008nov/vasopressin.shtm
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 04:40

Doch noch einmal zurück zur Holsboer-Studie. Darüber gab es Berichte in verschiedenen Medien.

z. B. hier:

"Die Stresshormone waren erhöht, weil in ihrem Gehirn das Eiweißmolekül Vasopressin überproduziert wurde. Auf der Suche nach dem Auslöser für diese Überproduktion von Vasopressin stießen die Wissenschaftler bei DNA- Analysen auf einen Genabschnitt, in dem Methylgruppen die Aktivierung des Vasopressin-Gens hemmten. Sie hatten sich während der frühkindlichen Erfahrung angelagert."

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-10781-2009-11-10.html



Und hier ein anderer Bericht über die selbe Studie aus der Quelle von Karlheinz:

"Ihr Gedächtnis, ihr Antrieb und ihre Emotionen waren gestört, weil in ihren Gehirnen zuviel des Proteins Vasopressin gebildet wurde. Bei der Suche nach der Ursache für die Vasopressin-Überproduktion fanden die Forscher bei ihren Versuchsmäusen eine epigenetische Auffälligkeit. Bei einem Gen fehlte eine Methylgruppen-Anlagerung, die bei gesunden Tieren die Überproduktion von Vasopressin stoppen würde."

http://www.dradio.de/dlf/meldungen/forschak/1066758/
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 04:44

Wenn man beide Berichte miteinander vergleicht, stellt man einen entsetzlichen Widerspruch fest. Wie peinlich!

Na, schon jemand von euch festgestellt, wo der Widerspruch liegt?
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 04:51

Andere Frage: hat Herr Holsboer von seinen Regensburger Kollegen I. Neumann und O. Bosch abgeguckt? Und alles ein bißchen verändert, so zu sagen- an die gewünschten Ergebnisse angepasst?

Schließlich kannten Neumann und Bosch dieses Vasopressin-Gen schon vor Herrn Holsboer. Dieser jedoch behauptet, ein Jahr nach der Studie aus Regensburg, selber das Gen gefunden zu haben. Seltsam.

Jedenfalls wirft die Holsboer-Studie (Münchener Studie) einige Fragen auf bezüglich ihrer Seriösität.
Die Regensburger Studie dagegen macht einen seriöseren Eindruck.
- Editiert von Maria Magdalena am 11.11.2009, 03:59 -
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Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 11. November 2009, 08:25

Derartige Beobachtungen gibt es schon länger, z.B. an Ratten, insofern ist das ganze so neu nicht.

Da Umweltchemikalien erwiesenermaßen in die epigenetische Programmierung eingreifen können, muß man i.a. davon ausgehen, dass es auch zu Einflüssen auf das Verhalten kommt mit Konsequenzen für entsprechende Anpassungsstrategien. Das Ergebnis wären dann mehr "psychische Erkrankungen".

Es gibt auch eine Minderheitenmeinung zur Häufigkeitsentwicklung psychischer Erkrankungen seit der Industrialisierung http://www.amazon.com/gp/product/0813542073/ . Da gehts aber eher um das, was man heute als Psychosen bezeichnet.
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Beitragvon Leckermäulchen » Mittwoch 11. November 2009, 10:38

@ Maria Magdalena

Meinst du das? (Widerspruch)
(Fast schon wie auf dem Präsentierteller, also kein Gewinn, weil zu leicht ;-)) - oder doch falsch geraten?? War in Bio keine Leuchte in der Schule)
Einmal lese ich, nämlich bei scinexx sind die Methylgruppen da und im dradio-Bericht fehlt eine Methylgruppen-Anlagerung.

LG
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 11. November 2009, 17:37

Ja, Leckermäulchen, die Methylgruppen.
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Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 12. November 2009, 00:45

So, hier ist die Holsboer-Studie bei Nature Neuroscience:

Published online: 8 November 2009 | doi:10.1038/nn.2436


Dynamic DNA methylation programs persistent adverse effects of early-life stress
Chris Murgatroyd1, Alexandre V Patchev1, Yonghe Wu1, Vincenzo Micale1, Yvonne Bockmühl1, Dieter Fischer1, Florian Holsboer1, Carsten T Wotjak1, Osborne F X Almeida1 & Dietmar Spengler1



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AbstractAdverse early life events can induce long-lasting changes in physiology and behavior. We found that early-life stress (ELS) in mice caused enduring hypersecretion of corticosterone and alterations in passive stress coping and memory. This phenotype was accompanied by a persistent increase in arginine vasopressin (AVP) expression in neurons of the hypothalamic paraventricular nucleus and was reversed by an AVP receptor antagonist. Altered Avp expression was associated with sustained DNA hypomethylation of an important regulatory region that resisted age-related drifts in methylation and centered on those CpG residues that serve as DNA-binding sites for the methyl CpG–binding protein 2 (MeCP2). We found that neuronal activity controlled the ability of MeCP2 to regulate activity-dependent transcription of the Avp gene and induced epigenetic marking. Thus, ELS can dynamically control DNA methylation in postmitotic neurons to generate stable changes in Avp expression that trigger neuroendocrine and behavioral alterations that are frequent features in depression.

http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/full/nn.2436.html
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Beitragvon Juliane » Mittwoch 25. November 2009, 10:48

Peter Spork bewirbt sein Buch und Florian Holsboers Vorabpublikation

FR online


"Vom Autor erschien gerade ein populärwissenschaftliches Buch zum Thema. Peter Spork: Der Zweite Code. Epigenetik - oder wie wir unser Erbgut steuern können. Rowohlt

Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, 19,90 Euro."

Genetisches Gedächtnis

In der depressiven Falle

Von Peter Spork

"In der Hoffnung auf eine möglichst präzise und Erfolg versprechende Depressions-Therapie hat Florian Holsboer fast sein ganzes Forscherleben verbracht. Und jetzt machte er einen der schädlichen Umwelteinflüsse dingfest, die das Risiko, eine Depression zu bekommen, deutlich erhöhen. Im Fachblatt Nature Neuroscience (Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/ nn.2436) beschreiben Holsboer und Kollegen, auf welchem Weg frühkindlicher Stress das Erbgut bestimmter Hirnzellen von Mäusen nachhaltig prägt.......


Die junge Wissenschaft der Epigenetik erklärt jetzt endlich, wie diese prägenden Einflüsse dauerhafte Spuren in Körper und Geist hinterlassen. Sie verändern molekularbiologische Strukturen, die wie Schalter an den Genen sitzen und darüber wachen, ob ein Gen aktiv werden kann oder nicht. Eine dieser Strukturen sind die Methylgruppen, die auch die Max-Planck-Forscher untersuchen......


Nie zuvor konnten Forscher derart detailliert zeigen, wie ein Umweltreiz die Stressachse dauerhaft verstellt und was dabei auf molekularer Ebene passiert. "Dadurch eröffnen sich ganz neue Wege der Depressionsbekämpfung", meint Holsboer. "Und das wird höchste Zeit." Seit 50 Jahren sei kein neues Wirkprinzip für Antidepressiva mehr entdeckt worden. Er verstehe seine Arbeit folglich als "ausgesprochen praxisorientierte Grundlagenforschung." Es handele sich zwar um Tierversuche, weil dabei aber grundsätzliche, auf den Menschen durchaus übertragbare Mechanismen aufgedeckt würden, ergäben sich auch Ansatzpunkte für neue Medikamente.

In einem ersten Schritt solle die Pharmaindustrie vermehrt nach möglichst nebenwirkungsfreien Stoffen suchen, die Vasopressin-Andockstellen hemmen. Im Mäuse-Experiment hat ein Entwicklungskandidat mit diesem Wirkprinzip ja "hervorragende Resultate erzielt", sagt Holsboer. Doch das sei letztlich auch nur eine Symptombehandlung. Man solle deshalb auch testen, ob einige schon heute erhältliche Mittel, die direkt in epigenetische Prozesse eingreifen, auch gegen die Schwermut helfen.

Und in Zukunft gebe es vielleicht aufgrund der neuen Erkenntnisse eine völlig neue, vorbeugende Therapie. Die Forscher entdeckten nämlich auch, dass die epigenetischen Veränderung in zwei Schritten abläuft, wie Dietmar Spengler erklärt: Beim ersten Schritt werde ein Eiweiß, das hilft, die Methylgruppen zu erhalten, umgebaut. Es verliere dadurch seine Kontrollfunktion. "Diese Reaktion könnte man vielleicht recht einfach blockieren und damit die Entstehung einer fehlregulierten Stressreaktion im Vorwege verhindern."


Am Besten mal auf den Link klicken, der Artikel ist lang:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=2093326&em_cnt_page=1
Juliane
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 25. November 2009, 17:21

Und wie schafft man es, den Mechanismus derartiger Megalomanien zu blockieren, um endlich sein Leben in Ruhe leben zu dürfen?
Maria Magdalena
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