Peter Henningsen diffamiert Chemikaliengeschädigte

Peter Henningsen diffamiert Chemikaliengeschädigte

Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 11. Februar 2010, 22:40

Von Juliane geliefertes Recherche-Material, im Post von Amazone vom 06.02.2010, 18:18:52, auf Seite1 des Threads viewtopic.php?t=12209

Achtung! Folgendes Belastungsmaterial hat meines Erachtens ein hohes Skandalpotential und einen erheblichen kriminellen Charakter.

In Somatoforme Störungen: Leitlinien und Quelltexte. Von Peter Henningsen, Norbert Hartkamp, Thomas Loew, Martin Sack u.a. Schattauer Verlag, 2002

S. 61 ff

Zitat:

„Leitlinie somatoforme Störungen 9


Umweltbezogene Körperbeschwerden

Definition und Terminologie


Hinter dem Oberbegriff umweltbezogene Körperbeschwerden (UKB) verbergen sich eine Reihe von Entitäten, die auf spezifische Umweltagenzien oder auf eine allgemeine , über einzelne Stoffe hinausgehende Überempfindlichkeit gegen Umweltstoffe verweisen. International am breitesten diskutiert werden gegenwärtig die idiopathic environmental intolerance (IEI) bzw. das weitgehend synonyme multiple chemical sensitivity syndrome (MCS) als Prototyp eines allgemeinen Überempfindlichkeitssyndroms, daneben auch das sick building syndrome (SBS), Amalgam-bezogene Beschwerden und die so genannte elektrische Hypersensitivität. Im deutschen Sprachraum finden darüber hinaus Beschwerden, die auf Expositionen mit Holzschutzmitteln, Lösungsmitteln, Insektiziden und Schwermetallen bezogen werden, besondere Beachtung.

Umweltbezogene Körperbeschwerden (UKB) liegen vor, wenn der Betroffene:
- über verschiedene körperlich attribuierte Beschwerden spezifischer (z. B. Schleimhautirritation) oder unspezifischer Art (z. B. Müdigkeit) klagt. Zu den körperlich attribuierten, also Körperbeschwerden zählen hier auch psychische oder neuropsychologische Symptome wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen oder Depressivität. Sie werden von den Betroffenen regelmäßig nicht als psychisch, also psychogen, sondern als Folge einer „neurotoxischen“ oder anderen organischen Veränderung durch Umweltexpositionen angesehen.
- die Ursache dieser Beschwerden in der Umwelt sieht (z. B. Überempfindlichkeit gegen Chemikalien, Exposition mit Holzschutzmitteln, mit Quecksilber aus Amalgamfüllungen, Elektrosmog etc.) und mögliche psychische Hintergründe der Beschwerden ablehnt. Diese Ursachenattribution ist mit einem unterschiedlichen Maß an Ängsten hinsichtlich des weiteren Beschwerdeverlaufs speziell bei anhaltender Exposition und daraus resultierendem Vermeidungverhalten verbunden. Die Diagnose der Umweltbezogenheit bezieht sich ausschließlich auf die Überzeugung des Betroffenen und ist unabhängig vom objektiven Nachweis einer Exposition, wird durch dessen Fehlen also auch nicht hinfällig.
- sich zur Abklärung dieser Beschwerden wiederholt an Ärzte, z. B. auch in so genannten Umweltambulanzen, oder an andere Behandler wendet. Die klinische, umweltmedizinische, laborchemische Untersuchung erbringt aber keinen Nachweis einer Exposition, eines Kausalzusammenhangs zwischen Exposition und Ausmaß der Beschwerden und /oder von organisch begründbaren Erkrankungen, welche die Beschwerden ausreichend erklären können (z. B. Allergie).


UKB sind derzeit nicht Gegenstand der ICD-10- oder der DSM-IV-Klassifikation. Da sich hinsichtlich des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens relevante Überlappungen zu den somatoformen Störungen ergeben, werden sie an dieser Stelle in den Leitlinien abgehandelt.
Die von einigen Vertretern des Konzepts der idiopathischen Umweltintoleranz (IEI) bzw. multipler Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) entwickelten biologischen Erklärungstheorien für die Überempfindlichkeit (u. a. so genanntes limbisches kindling) sind unbewiesen und von medizinischen Fachgesellschaften nicht akzeptiert. Eine pathogene Wirkung der minimalen über Amalgam-Zahnfüllungen aufgenommenen Quecksilbermengen kann als widerlegt gelten. Während für das MCS, für Amalgam-bezogene Beschwerden wie auch für das SBS ein physikalisch-biologischer Kausalzusammenhang von Umweltagens und Beschwerden also prinzipiell strittig ist, ist dieser z. B. für Holzschutzmittel oder Schwermetalle für ausreichend hohe Expositionen nachgewiesen; strittig ist hier der Zusammenhang im Einzelfall.

Diagnostik

Allgemeine Diagnostik: siehe Leitlinie 1 (S.10 ff)

UKB müssen differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden von:
- allgemeiner Umweltangst oder Umweltbesorgnis ohne erlebte Körperbeschwerden:
durch die im Vordergrund stehenden Beschwerden (Umweltbesorgnis bzw.
Umweltangst ohne erlebte Beschwerden kann realitätsangemessen bis phobisch
ausgeprägt sein)
- paranoiden Psychosen mit Beeinträchtigungswahn: durch die zumindest kurzfristige
Distanzierung von der Überzeugung und durch das Fehlen von Beziehungsideen (wer steckt dahinter, warum ich?)

Folgende deskriptive Besonderheiten der UKB grenzen sie von somatoformen Störungen ab:
- klagen über psychische bzw. neuropsychologische Beschwerden (Gedächtnis- und
Konzentrationsstörungen) sowie über Müdigkeit oder Erschöpfung stehen im Vordergrund; seltener sind Klagen, bei denen es vorwiegend um Schmerzen geht.
- Eine organische Ursachenattribution erfolgt nicht bezogen auf den Körper, sondern auf die Umwelt, häufig auf den Arbeitsplatz.
- Sehr selten ist eine Objektivierung der vermuteten umweltbezogenen
Beschwerdeursachen im Sinne eines toxikologischen Nachweises möglich (dagegen bestätigt sich die Überzeugung bzw. Befürchtung einer im Körper gelegenen, nicht umweltbezogenen organischen Beschwerdeursache bei 10 bis 20 % der entsprechenden Patienten).
- Die Verlagerung auch der Befürchtungen nach außen kann zu einem ausgeprägten, oft
phobisch anmutenden Vermeidungsverhalten führen.
- Die organische Ursachenattribution wird nicht nur von vielen Heilpraktikern, sondern
auch von einigen Wissenschaftlern konzeptionell unterstützt; es formieren sich Selbsthilfegruppen, die dem Bemühen der Betroffenen um eine Anerkennung ihrer organischen Ursachenattribution Nachdruck verleihen. In diesem Zusammenhang ist als wichtiger Unterschied zu phobischen Störungen nach ICD-10 zu berücksichtigen, dass das Vermeidungsverhalten häufig auf explizite Empfehlungen entsprechender Behandler bzw. Unterstützer zurückgeht (so genannte iatrogene Phobie bzw. Hypochondrie).
- Es kommt zu lokalen und regionalen Häufungen einzelner Syndrome (z. B. Amalgam-
bezogene Beschwerden in Skandinavien und Deutschland, chemische Überempfindlichkeit in den USA).

Unter Berücksichtigung der Kommunikationserleichterung mit dem Betroffenen wird empfohlen, UKB eigenständig als solche zu diagnostizieren – gegebenenfalls unter Verwendung relativ neutraler Termini wie z. B. der so genannten idiopathischen Umweltintoleranz oder der Umweltkrankheit.
Eine diagnostische Einordnung als somatoforme Störung (oder bei starkem Überwiegen des Vermeidungsverhaltens als Phobie) sollte gegenüber dem Patienten initial vermieden werden, da sie a) die subjektive Ursachenüberzeugung des Betroffenen übergeht und so in der Regel Widerstände weckt, b) die Besonderheiten der UKB auch in soziokultureller Hinsicht unterschlägt.“

Zitat Ende

Quelle:
http://books.google.de/books?id=I6v924gN6dgC&pg=PA61&lpg=PA61&dq=MCS:%22%C3%9Cberempfindlich%22+gegen+die+Umwelt&source=web&ots=s3qpozDyGr&sig=lCS-4_06cyn0giYXrZaidWp45Jk&hl=de&ei=L4aVSYv4AovE0AWj3Y2cCg&sa=X&oi=book_result&resnum=4&ct=result#v=onepage&q=&f=false
- Editiert von Maria Magdalena am 11.02.2010, 22:00 -
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Peter Henningsen diffamiert Chemikaliengeschädigte

Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 12. Februar 2010, 16:22

Danke Amazone,

ein interessanter Text zum Tippen. So bald fertig, erfolgt Kopie.

Meine Sammlerleidenschaft ist beachtlich.
Maria Magdalena
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