Multiple Chemical Sensitivity” - MCS - Multiple Chemikaliensensitivität
„Multiple Chemical Sensitivity” - MCS
C.Herr, J.Mach, T.Eikmann
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Friedrichstraße 16, 35385 Gießen
Zusammenfassung
Die geschichtliche Entwicklung und das gegenwärtige Verständnis der Diagnose „Multiple Chemical Sensivity” (MCS) bzw. „Idiopathic Environmental Intolerance” (IEI) sowie der Klinischen Ökologie aus der heraus sich dieser Begriff entwickelte, werden aus der Perspektive der Klinischen Umweltmedizin dargestellt. Die Klinische Ökologie ist eine alternative Form der Praktischen Medizin, wie sie vor allem in Nordamerika und Großbritannien ausgeübt wird. Seinen Ursprung hat das Fach im Bereich der Klinischen Allergologie. Unter Ausweitung des klassischen Begriffs der Nahrungsmittelallergie entwickelten sich im ersten Drittel dieses Jahrhunderts erste Konzepte. Diese mündeten in der Bezeichnung einer Chemikaliensensitivität. Diese Konzepte beruhen auf der Vorstellung, dass praktisch alle anthropogenen chemischen Substanzen in der Umwelt subjektive Symptome auslösen und Immunreaktionen mit sich ziehen können. Eine körperliche Ursache der Beschwerde wird, unter Zurückweisung psychosomatischer Zusammenhänge, zugesichert. Die Therapien bestehen im wesentlichen auf Minderungs- bzw. Vermeidungs- und sog. Vakzine-Strategien. Der Nachweis der diese vermutete Chemikaliensensitivität verursachenden Umwelteinwirkung basiert vornehmlich auf fehlenden klinischen Befunden sowie auf eigener Darstellung der Patienten. Es fehlen bis heute kontrollierte Untersuchungsmethoden, systematische Auswertungen von Befunden und vergleichende Studien an Patienten. Aus Perspektive der Klinischen Umweltmedizin wird zur ursächlichen Klärung umweltbedingter Krankheiten der Nachweis einer spezifischen Exposition durch Human- und Ambiente-Monitoring gefordert. Diese Aufgabe kann allein durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit relevanter medizinischer Disziplinen geleistet werden.
Originalarbeit
Akt Rheumatol 2002; 27: 84-89
DOI: 10.1055/s-2002-25392