Arzneimittelinformation
Zitat:
" 1.5.2.2. Thiamazol/Methimazol und Carbimazol)
Thiamazol, Methimazol und Carbimazol gehören zu den sogenannten schwefelhaltigen
Thyreostatika. Es handelt sich um Syntheseblocker der Schilddrüsenhormone. Sie hemmen die
Peroxidase, wodurch sowohl die Übertragung von Jod auf das Thyreoglobulin, als auch die
Verknüpfung der Jodtyrosine zu T3 und T4 behindert wird. Die schwefelhaltigen Thyreostatika
sind bei Hyperthyreosen, Thyreotoxikosen und zu Operationsvorbereitung indiziert. Durch die
relativ lange Halbwertzeit von T4 (1 Woche), setzt die Wirkung erst entsprechend langsam ein.
Initial verabreicht man in der Regel 3x 100mg/d, die Erhaltungsdosis liegt bei 25-50mg/d. Die
Agranulozytose ist mit einer Inzidenz von 0,1%-0,3% (Tamai, 1996) eine relativ häufige
Nebenwirkung einer thyreostatischen Therapie.
Bei der Erforschung der Ätiologie der Thyreostatika-induzierten Agranulozytose konnten in
verschiedenen Studien Antikörper gegen reife neutrophile Granulozyten nachgewiesen werden.
(Uetrecht, 1992).
In einer Untersuchung von Tajiri und Noguchi waren nur 6 der 109 untersuchten
Agranulozytosefälle männlich. Das Alter der Patienten lag zwischen 8 und 72 Jahren, bei einem
Durchschnittsalter von 40,2 Jahren. Die Agranulozytose trat in diesem Kollektiv in einem
Zeitraum von 4 bis 720 Tagen auf, nach Exklusion der Ausreißer trat die Agranulozytose
durchschnittlich nach 42,1 Tagen auf, bei 92,5% der Fälle entwickelte sich diese innerhalb von
90 Tagen nach Erstexposition. In einer Untersuchung von Andrés und Mitarbeitern (2001)
verhält sich das Geschlechterverhältnis ähnlich zu der vorangegangenen Studie: Auf einen Mann
kamen 19 Frauen. Das Alter variierte zwischen 37 und 87 Jahren bei einem Median von 62
Jahren. Die durchschnittliche Einnahmedauer bis zum Auftreten der Agranulozytose betrug in
dieser Untersuchung 37 Tage.
1.6. Überlegungen und Hypothesen
Aufgrund der beschriebenen Hypothesen zu Arzneimittel induzierten Agranulozytosen, den
klinischen Verläufen von Agranulozytosen induziert durch das atypische Antipsychotikum
Clozapin, den Thrombozytenaggregationshemmer Ticlopidin und die Thyreostatika Methimazol
und Carbimazol, gingen wir bei Beginn der Untersuchung von ähnlichen Ätiopathogenesen
dieser schweren Arzneimittelnebenwirkung aus. Die, wie oben beschrieben, dürftige klinische
Datenlage erschwert eine solide wissenschaftliche Klärung der Ätiologie Arzneimittel
induzierter Agranulozytosen. Beispielhaft für eine genetisch interessante Zielstruktur im Kontext
wurden die vorbeschriebenen Polymorphismen der Fc-
γ-Rezeptoren untersucht.
Hypothese 1.: Die erhobenen klinischen Verlaufsdaten von Patienten mit Psychopharmaka,
Ticlopidin und Thyreostatika induzierten Agranulozytosen sind vergleichbar mit jeweiligen
Befunden aus Voruntersuchungen, zeigen aber medikamentenabhängig hinsichtlich klinischer
Variablen, wie zum Beispiel Alter und Geschlecht, Unterschiede.
Hypothese 2: Spezifische genetische Varianten des Fc-
γ-Rezeptors modulieren das intra- und
interindividuelle Risiko für das Auftreten einer Arzneimittel induzierten Agranulozytose mit
möglichem immunogenetischen Hintergrund."
Seite 24 f
http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000002434/1_kapitelEinl.pdf;jsessionid=B18B3FF0A599EFD55A3BFF5708C9D4A1?hosts=