von carbo_m » Mittwoch 29. September 2010, 01:16
Hallo Marcel,
ich habe fast drei Jahre nachdem meine mcs voller Wucht ausgebrochen war per Zufall eine homöopathische Behandlung in einer Gemeinschaftspraxis aus einer Ärztin und Heilpraktikerinnen (das ging damals noch). Ich habe in keinster Form an die Kügelchen geglaubt und die erste Gabe (Phosphor LM6) hat auch nichts getan.
Dann kam der zweite Vorschlag Ingatia LM6 und das hat wie eine Bombe eingeschlagen. Nicht dass die mcs ganz weg war, aber meine Reaktionen sind von völlig unerträglich und wie Folterqualen auf deutlich weniger zurückgegangen. - Aber viel wichtiger war etwas anderes. Ich hatte schon etliche Jahre Psychotherapien um wieder gesund zu werden auch wegen meiner vielen Holzschutzmittelexpositionen aber alle ohne einen Erfolg. Dieses Mittel (Ignatia) hat mich so tief berührt wie ich es noch nie in meinem Leben erfahren habe. (Auch bei dieser zweiten Gabe eines Mittels habe ich nichts erwartet, habe eher mitgemacht, um die sehr bemühte Frau nicht zu enttäuschen.)
Nun bin ich hellhörig geworden. Ich war immer an vielem interessiert und hatt trotz Studium noch nie etwas von Homöopathie oder diesem Mittel gehört. So kam ich dann zu meiner ersten Materia Medica und zu den ersten Seminaren in der Fachschule für Homöopathie in Gautung.
Nach und nach waren es immer hochkarätiger Seminare und nach jetzt fast 20 Jahren glaube ich die Chancen und Grenzen der Homöopathie ganz gut zu kennen.
Bei Henny Heudens-Mast (Brüssel) habe ich zum ersten Mal und dann über diverse Jahre Fälle gesehen, in denen man sah, was möglich ist, wenn denn das für diese Person einzigartige Mittel gefunden wurde.
Eine Frau mit Mammacarcinom fast so groß wie ein Tennisball bekam Calcium-phosphoricum C200 und sie bekam mehr Energie, die Parameter im Blut wurden immer besser der Tumor wurde immer kleiner und klarer umrissen, was als gutes Zeichen gedeutet wurde. Schliesslich kam der Prozess zum Stillstand. Die Frau berichtete, dass sie nach jeder Gabe des Mittels (das wird nur wiederholt wenn die Heilung stagniert oder es wieder schlechter wird) einen Energieschub erlebte \"wie wenn man den Stecker in die Steckdose steckt\". Das sieht man natürlich nicht in jedem Fall so.
Wenn man das Konstitutionsmittel einer Person trifft, ist immer wieder folgendes zu sehen: es bessern sich nicht nur die Beschwerden, sondern andere Beschwerden, die die Person gar nicht berichtet hat bessern sich mit und viele verschwinden ganz. Die Zufriedenheit steigt, die Energie nimmt zu (wenn sie denn reduziert war) und die Personen werden viel ausgeglichener.
Manche beschreiben es so, als wenn sie ihr Leben lang in Fesseln in einer Art Beschränkung gelebt hätten und jetzt erstmalig ihr Potential voll leben können.
Sieht man das life im Hörsall oder per Video (die Patienten werden natürlich vorher gefragt, ob man sie aufnehmen darf und noch einmal wenn man das im Seminar zeigen will) dann ist das selbst für alte Hasen oft enorm bewegend, insbesondere, wenn der Patient jahrelang oder noch nie sein Potential einigermassen leben konnte.
Aber: Was sehr selten berichtet wird. Es gibt auch Grenzen. Die liegen weniger in der Schwere der Erkrankung - ich habe z.B. mehrere Fälle von schwerem Autismus bei Kleinkindern gesehen, für die die Schulmedizin nichts wirklich verbessern konnte, die sich wunderbar unter ihrem Konstitutionsmittel entwickelt haben, sondern darin, dass oft das individuelle Konstitutionsmittel eines Patienten nicht gefunden wird.
Das steht in keinem Lehrbuch. Erst nach vielen Jahren und diversen Life-Anamnesen (da sieht man dann nicht nur die erfolgreichen Fälle, die einen immer wieder staunen lassen, sondern auch die vielen Fälle die nicht laufen) wurde mir deutlicher wie die Chancen sind.
Auf den letzten Seminaren habe ich in den Pausen gezielt Teilnehmer angesprochen, und tatsächlich Antworten bekommen. Bei sehr erfahrenen Therapeuten, die sich auch ständig fortbilden und die einen Zugang zur Individualität eines Menschen finden können, wurde mir mehrfach folgender Erfahrungswert geschildert.
Bei ca. einem Drittel der Patienten wird das Konstitutionsmittel recht schnell gefunden d.h. es ist unter den ersten drei bis fünf Versuchen. Bei einem weiteren Drittel dauert es oft 10 und mehr Jahre bis eine deutliche Besserung eintritt. In diesen Fällen wird dann meist nicht das Simillimum, das individuell passende Mittel gefunden, sondern man gibt nacheinander mehrere Mittel, die der Person nahe kommen (Simile).
Diese Arbeit ist recht schwierig braucht große Geduld beim Patienten und viel Erfahrung beim Therapeuten. Auch ist der Erfolg nicht so tiefgreifend, das heisst, die Hauptbeschwerde oder Erkrankung kann sich schon erheblich bessern aber kann nach einiger Zeit wieder kommen oder sich wieder verschlimmern und dann muß weiter behandelt werden.
Bei der ersten Gruppe (das indiv. Konstitutionsmittel wurde gefunden), löst sich die Krankheitsdynamik nach einiger Zeit auf und taucht nicht wieder auf. Die Patienten erleben und beschreiben das oft wie eine Befreiung je nach Dauer und Schwere der Erkrankung.
Das eigentliche Problem stellt die das dritte Drittel dar. Hier gibt es meist nur sehr geringe und zeitlich begrenzte Besserungen. Aber keines der Mittel ist nahe genug an der individuellen Konstitution des Patienten.
In den letzten 10 bis 20 Jahren hat es enorme Neuerungen in der Homöopathie gegeben, die es ermöglichen viel mehr und seltenere Mittel einzubeziehen und eine ganz andere Anamnesetechnik, die die Unterscheidung ob derjenige ein pflanzliches Mittel, ein tierischen Mittel, ein Mineral eine Nosode eine Sarkode oder eine Imponderabile braucht sehr unterstützt. Und damit ist die Auswahl schon viel kleiner. Auch hat sich das Verständnis der Miasmen sehr erweitert.
Mein vorletztes Seminar war in Gauting bei Dr. Morrison aus San Francisco. Es ging über die Kohlenstoffmittel in der Homöopathie. Ich war ganz überrascht als Dr. M erstmal umfassend über mcs berichtete, das hatte ich noch in keinem Hom. Seminar erlebt. Und er stellte Videofälle dazu vor. In den USA ist mcs deutlich verbreiteter und bekannter als bei uns.
Wegen der Schweigepflicht dürfen Fälle aus den Seminaren nicht so weiterberichtet werden, dass Rückschlüsse auf den Patienten möglich sind. Aber ich kann von drei Fällen - diese drei hatten mcs - ganz allgemein berichten, so dass keine Rückschlüsse möglich sind.
Eine Frau hatte erst wenige Jahre mcs und noch keine Sensibilität auf Felder. Ein ganz wichtiges Zeichen für dr. M., dass die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist. Die hatte er mit ihrem Konstitutionsmittel tatsächlich beschwerdefrei gekriegt. Aber das ist selten.
Der zweite Fall war ein Vietnam-Veteran, der schon schwer geschädigt war. Er konnte kaum mehr bergan gehen mit seinen etwas mehr als 50 Jahren, hatte nur noch wenig Energie, das ganze Leben war sehr eingeschränkt. Auch die Konzentrationsfähigkeit hatte enorm nachgelassen. Bei dem war eine deutliche Besserung möglich - aber keine Heilung mehr.
Typisch ist, dass die Betroffenen, solange sie sich nicht körperlich überfordern, also massiv anstrengen, und offensichtliche Schadstoffe wie stark gespritzte Lebensmittel oder das eigenständige Lackieren eines Zaunes meiden, eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität durch die Behandlung verspüren. Aber wenn sie ihre indiv. Belastbarkeit überschreiten, dann kommt der Einbruch, der aber schneller wieder vorbei ist, als vor der Behandlung.
Der Dritte Fall war ein Mann, der praktisch obdachlos war wegen seiner extremen mcs. Konnte nur noch draußen auf der Veranda bei Freunden oder im Freien schlafen. War zusätzlich sehr empfindlich auf Formaldehyd (häufig bei den leichter gebauten Häusern im Süden der USA).
Mit seinem Mittel wurde er langsam besser, und erreichte auch eine gewisse Lebensqualität, aber die extreme Überempfindlichkeit auf Formaldehyd hat sich nicht gebessert. Seine Sprache, seine geistige Beweglichkeit wurde deutlich besser, die Energie war besser und vor allem die Lebensfreude war wieder angestiegen, wenn auch nicht optimal.
Laut seiner Erfahrung brauchten ca. 50% seiner mcs Patienten mineralische Mittel aus der Gruppe der organischen oder anorganischen Kohlenstoffverbindungen.
In seinem Buch \"Carbon - organic and hydrocarbon remedies in homeopathy\" stellt er die Mittel vor, geht auch auf die Hintergründe der modernen Umwelterkrankungen ein Stück weit ein. Das Buch wird in drei kleineren Teilen/Bänden von Kai Kröger ins Deutsche übersetzt. Der erste Band ist schon draußen.
Aber am wichtigsten ist, dass er klare Kriterien identifiziert hat, wann man in der Gruppe der o.g. Mittel suchen muss.
Sehr Verkürzt dargestellt sind das: ein tiefes Gefühl von Verlust; eine Empfindung von Isolaton; eine Art Unschärfe bei geistigen Prozessen, beim Denken; oft auch große Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen; ein niedriges Selbstwertgefühl; eine Empfindung des Sinkens oder der Abwärtsbewegung; G.v. Armut; Mangel oder Verlust von Identität.
Auch hat er klare Empfindungen oder Symptome zu den jeweiligen moeties (also der jeweiligen chemischen Funktionalen Gruppe) in einer organischen Verbindung gefunden.
Z.B. habe amine das Thema der Verbitterung oder Alkoholische mittel des Thema des Misbrauchs, die Carbonylgruppe geht einher mit den Empfindungen angegriffen zu sein, dictatorisch..., nitrate haben das Thema der Gefahr, Kontrolle versus Explosion, Enthusiasmus.. z.B. Glonoinum, oder Amylenum-nitrosum.. Die aliphatischen Mittel sind eher passiv, fade, fühlen sich oft nicht gesehen in Gesellschaft oder vom Partner, fühlen sich isoliert; die aromatischen Mittel haben eine erhöhte Redseeligkeit, und geistige Aufgeregtheit Lebendigkeit usw. (Sind nur sehr verkürzte Stichworte und aus dem Zusammenhang geholt).
Aber die Anamnesetechnik mit der Empfindungsmethode lässt sich hier nicht darstellen, da gibt es aber gute Litteratur.
Zusammenfassend ist meine Erfahrung, dass Homöopathie sehr tiefgreifend auch bei schweren chronischen Erkrankungen helfen und wenn das individuelle Konstitutionsmittel, das auch die zentrale Empfindung des Patienten enthält gefunden wird, auch dauerhaft heilen kann.
Aber zu welchem Drittel man gehört weiss man nicht vorher. Und bei weniger Erfahrenen Therapeuten kann es auch 10 zu 50 zu 40% sein, statt der Drittelung.
Schlecht ist dass selbst die meist sehr aufgeschlossenen Homöopathen in Deutschland mcs nicht kennen. Aber immerhin reden die nicht von Psychotherapie, wenn man von seiner Erkrankung spricht. (Wenn doch sind es keine Homöopathen).
Die Diagnose ist (sehr zum Leidwesen der Schulmediziner) nicht so wichtig oder nicht im Fordergrund der Behandlung. Das Mittel muß zu so vielen Facetten des Patienten wie mögich passen - aber vor allem muß es zu seinem Wesenskern passen.
Ein Selbstbehandlung ist mögich und gibt es immer wieder - wird aber nicht empfohlen.
Man bedenke: bei bis zu 10 Jahren Berufserfahrung gilt man in der Homöopthie als Anfänger, die wirklich erfahrenen haben 30 und mehr Jahre Berufserfahrung.
Ich kenne keinen Beruf in dem man so lange und so intensiv lebenslang lernen muß.
Gute Homöopthen kann man von den einschlägigen Berufsverbänden erfragen z.B. Zentralverein homöopathischer Ärzte oder ECCH (european council of classical homeopathy) oder der Akademie für Homöopathie in Gautin, oder vielen anderen.
In der \"Homöopathie Zeitschrift\" Heft Nr 1 2010 ist auch ein kurzer Bericht zum o.g. Seminar mit Dr. Morrison drin.
Natürlich will ich die Antwort nicht schuldig bleiben wie es bei mir mit dem Behandlugnserfolg steht. Ich gehöre eindeutig zum letzten Drittel. Aber bei mehreren meiner Bekannten hat schon das erste Mittel voll getroffen. Die wissen das manchmal gar nicht zu schätzen - nehmen das vereinzelt als ganz normal hin, dass man nach der Behandlung gesund ist und das Leben in vollen Zügen leben kann. - Ist vielleicht auch so in Ordnung.
Wenn Du noch Fragen hast schick mir eine PM.
lg
carbo