Josef
Empfehlungen für Hausbau - 12.11.2010, 07:20:42
4 Posts - Neuer User
Spritzendorfer Wir vermeiden grundsätzlich allgemein gehaltene "Empfehlungen" "definitiver"Produkte bei MCS, da sich die Krankheit und damit die "Sensitivitäten" in der Tat fast bei jedem Betroffenen unterschiedliche darstellen. So hatten wir beispielsweise schon Einzel-Fälle (!) besserer Verträglichkeit von "Kunststofffenstern" (emissionsgeprüft, keine Weichmacher) als von Holzfenstern, besseres Ertragen eines konventionellen Fliesenklebers als von sogeannten "Naturprodukten". Obwohl "anstrengend" und zeitaufwändig empfehlen wir stattdessen das individuelle Austesten aller raumluftrelevanten Produkte.(Anleitungen/Anforderungen an diese "Testmuster" stellen wir gerne zur Verfügung)
Grundsätzlich gilt bei MCS natürlich - geruchsintensive Produkte (bei Holz: terpenreiche Nadelhölzer können ein höheres individuelles Sensibilierungspotential besitzen als Harthölzer - damit stimme ich dem Beitrag von Tohwanga vollkommen zu) sollten möglichst vermieden werden.
Vor allem gerade Naturproduktlieferanten (insbesonders die meisten Farbenhersteller) vermeiden leider sehr oft die Offenlegung eminenter Produktinformationen - meist erhält man außer großartig beworbener "Volldeklarationen" (selbst erstellt und kaum überprüfbare Rohstoffquellen, und Sicherheitsdatenblättern - Ziel: Vermeidung gesundheitlicher Risken für "gesunde" Verarbeiter")keinerlei Informationen zum tatsächlichen Emissionsverhalten im verarbeiteten Zustand.
Auch "Gütezeichen" ohne entsprechender Offenlegung der Kriterien, Prüfmethode und vor allem der definitiven produktbezogenen Einzelwerte (es geht bei MCS nicht um die Einhaltung von "Grenzwerten" von Risikostoffen, sondern um die Kenntnis auch eventuell nur in geringen Mengen individuell sensibilierender Inhalte) sind relativ wenig nützlich. Ebenso Aussagen wie "lösemittelfrei" (es geht bei dieser Bezeichnung leider nur um die gesetzlich zu deklarierenden Lösemittel/ etwaige "Höhersieder" mit Langzeitemissionen müssen hier nicht angegeben werden) sind keineswegs ein Garant für MCS-Verträglichkeit.
Betroffene sollten daher Baustoffhändler und Handwerker veranlassen, von den Herstellern wesentlich umfangreichere Informationen (auch dazu beraten wir als gemeinnütziger Verein gerne auf unserer kostenlosen wöchentlichen "Hotline" sentinel-haus-stiftung.eu/service/ ) als bisher teilweise üblich - zur Verfügung zu stellen.
Aus diesem Grunde versuchen wir seit Jahren eine umfassende Emissionsdatenbank für Baustoffe aller Art aufzubauen - der Widerstand seitens zahlreicher Hersteller ist beachtenswert und sicherlich "begründet".
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Josef Spritzendorfer
Sentinel-Haus Stiftung e.V.
Tohwanga
Empfehlungen für Hausbau - 12.11.2010, 09:15:29
38 Posts - Member
Leben heißt Veränderung! Vielen Dank Herr Spitzendorfer für Ihr Einloggen und Ihren wertvollen Beitrag. Mir war bis lang nur
http://www.sentinel-haus.eu/ bekannt.
Das sind ja wunderbare Informationen. Darf ich Ihre Homepages weiterempfehlen an den Fachbereich Architektur: Barrierefreies Planen und Bauen der FH-Frankfurt?
Siehe hierzu Thread:
viewtopic.php?t=14125
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Tohwanga
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Tohwanga aus "Grüne Tomaten" von Fannie Flagg.
Josef
Empfehlungen für Hausbau - 12.11.2010, 11:08:26
4 Posts - Neuer User
Spritzendorfer Natürlich sehr gerne - der Sentinel-Haus Stiftungs e.V. sieht einen wesentliche Aufgabe in der "Sensibilierung" der Bauakteure (Architeklten, Bauunternhmer, Handwerker, Baustoffhandel)- so hielt ich erst am Wochenende eine halbtägige Gastvorlesung für den Masterkurs Architektur und Umwelt der Universität Wismar zum Thema "Produktauswahl".
Eine Sensibilisierung von Planern und Architekten ist der erste Schritt, für MCS betroffene Bauherren mehr Verständnis bei Ihren Bauproblemen insgesamt zu schaffen. Die Produktauswahl und Planungsregeln alleine sind allerdings nur ein Teil, noch schwieriger ist es, den Handwerkern auf der Baustelle ein entsprechendes Verhalten (Rauchverbot, Staubvermeidung, sofortiges Entsorgen von Leergebinden, Verpackungsmaterial, Verzicht auf Benzinbetriebene Werkzeuge....) "vorzuschreiben" - besser noch - sie davon überzeugen zu können. Auch dies funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem Planer, Architekten.
Es wäre toll, wenn die FH Frankfurt das Thema "Wohngesundheit - Schadstoffminimierung" als Bestandteil zum Begriff "barrierefrei" sehen würde.
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Josef Spritzendorfer
Sentinel-Haus Stiftung e.V.
Quelle:
viewtopic.php?t=14238