Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Beitragvon Janik » Donnerstag 25. August 2005, 14:52

Psychiatrische Aspekte der Umweltmedizin

F. Tretter, M. Rath
Suchtabteilung, Bezirkskrankenhaus Haar

Zusammenfassung
Seit den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts werden Umweltbelastungen in zunehmendem Maß für verschiedene Syndrome verantwortlich gemacht. Auch hat sich ein eigenes, interdisziplinär angelegtes Spezialgebiet im medizinischen Spektrum, nämlich die Umweltmedizin, konstituiert, das sich mit diesen Fragen beschäftigt. Die Herangehensweise war zunächst stark naturwissenschaftlich ausgerichtet; da jedoch nur bei einem kleinen Teil der Patienten in den umweltmedizinischen Einrichtungen eine toxikologische Umweltbelastung gefunden werden kann, rückten in den vergangenen Jahren mehr und mehr auch psychiatrische und psychosomatische Erklärungsmodelle in den Blickpunkt. In der hier vorgelegten Arbeit werden zunächst einige der bekannten Syndrome in der Umweltmedizin dargestellt. Sodann werden die Daten verschiedener umweltmedizinischer Zentren vergleichend gegenüber gestellt und analysiert. Schließlich werden nach der ICD-10 in Frage kommende psychiatrische und psychosomatische Diagnosen erläutert und differenzialdiagnostisch diskutiert, die bei Patienten mit umweltmedizinischen Belastungen ohne eindeutige toxikologische Genese der Beschwerden passend sein würden. Es werden Therapieempfehlungen für diese Patienten gegeben. Schließlich thematisieren wir die Funktion von Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in einer Welt, die von vielen Menschen als eine zunehmende Belastung und Gefährdung ihrer Gesundheit empfunden wird.
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Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Beitragvon Kai Uwe » Freitag 9. September 2005, 13:58

und das ist ein Arzt, der unvoreingenommen an der RKI MCS Studie mitgearbeitet haben soll???

Für mich sind solche Ärzte hochgradig befangen zu erklären.

Was sagt denn die Ethikkomission zu solchen Thesen am Rande einer für viele Menschen wichtigen Studie?
Kai Uwe
 

Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Beitragvon Anne » Freitag 9. September 2005, 23:27

Diese Frage würde mich auch interessieren, Kai Uwe. Die Studie ist nicht nur für viele Menschen wichtig, sondern was dabei herauskommt, wird sogar über Leben und Tod vieler Menschen entscheiden.
Für mich ist es auch kaum nachvollziehbar, was hier gemacht wird. Wenn sich schon die Wissenschaftler über die Entstehung der MCS "uneinig" sind (mal vorsichtig ausgedrückt), warum wird dann von unserer Schulmedizin völlig einseitig die für die Patienten gefährlichste Behandlungs-Variante als einziges Behandlungskonzept angeboten? Warum wird so leichtfertig mit dem Leben der Menschen umgegangen, indem die Schulmediziner einfach mal eine psychiatrische Krankheit annehmen und auf dieser Annahme basierend auch psychiatrisch behandeln, obwohl sie wissen, dass es genauso gut nach internationalem wissenschaftlichen Stand auch eine körperliche Erkrankung sein kann, die [b]keinesfalls[/b] mit weiterer Chemie behandelt werden dürfte, wenn der Patient schon überempfindlich auf Chemie reagiert?
Wissen unsere Mediziner nicht, was mit diesen Patienten passieren kann, oder ist es ihnen egal wenn sie wieder mal einen weiteren Patienten "hingeärmelt" haben?
Warum muten sie uns so was zu, obwohl die Patienten alle durchweg angeben, keine Hilfe die durch die Psychiatrisierung verordneten Psychopharmaka und Entspannungsübungen erfahren zu haben? Das einzige, was geholfen hat, war die Krankschreibung, wodurch MCS-Patienten ihre krankmachenden Schadstoffe (Parfüme, Desinfektionsmittel, Tonerstäube, Lösungsmittel usw.) meiden konnten. Aber ist es nicht menschenunwürdig, als krank im Kopf hingestellt zu werden, wenn man eine schleichende Vergiftung erlitten hat?
Warum werden wir diskreminiert und unmenschlich behandelt? Wer hat davon seinen Vorteil?

Liebe Grüße
Anne
Anne
 

Tretter der Widersprüchliche

Beitragvon Alex » Samstag 1. Oktober 2005, 18:32

Auch diese in einem Beitrag gebrachten Aussprüche sind von Tretter:

MCS” und die psychiatrische Differentialdiagnostik
Dr.med.Dr.phil.Dr.rer.pol.Felix Tretter, Bezirkskrankenhaus Haar (ISEM)


Zunächst ist in Hinblick auf die Logik der Diagnostik festzuhalten, daß ganz allgemein die Diagnose "psychosomatische" (oder: "psychiatrische") Störung bei Umweltpatienten zunächst nur hypothetischen Charakter hat.

...Sind nur schwache Indizien gegeben, dann ist nur eine psychiatrisch-psychosomatische Verdachtsdiagnose gerechtfertigt.

Grundsätzlich muß bei diesen Patienten auch unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um eine primäre psychische Störung handelt, bei der die Umwelt das zentrale Thema ist, oder ob eine sekundäre Reaktion auf einen langjährigen (diffusen) Leidensprozeß mit erheblichen Alltagsproblemen und Störungen der sozialen Interaktion (auch mit Ärzten) vorliegt.
Zu beachten ist nämlich, daß Patienten, die aufgrund der mangelnden somatischen Befundlage als "psychosomatische Fälle" eingestuft werden, sich in der Folge nicht angenommen fühlen und mit Abwehr reagieren und sich der Alternativmedizin - die häufig einen einfühlsameren Umgang mit dem Patienten zeigt zuwenden. Schließlich, so läßt sich das bei langjährigen Patientenkarrieren feststellen, tritt eine starre, verbitterte Haltung gegenüber der institutionalisierten klassischen Medizin auf.

Prinzipiell stellt sich auch die Frage, ob es sich um "alte psychische Krankheiten in neuen Gewand" handelt.

Das könnte bedeuten, daß bei bekannten psychischen Störungen die Wahl des Themas bzw. Inhalts, worauf die gedankliche Verarbeitung (oder Produktion) der Störung bezogen ist, das aktuelle Thema "Umwelt" betrifft. In dieser Situation würden sich dann Kategorien wie "Umwelthysterie", " Umwelthypochondrie" oder gar "Öko-Wahn" diagnostisch anbieten (vgl. Der Spiegel 1995). Es fragt sich also, ob die klassische Hysterie, die wir heute immer weniger sehen, durch ein "umwelthysterisches Syndrom" verdrängt wird, oder ob Menschen, die von der Giftigkeit des Amalgams ihrer Zahnfüllungen überzeugt und bestürzt sind, eine neue Form der Phobie, nämlich die "Amalgamphobie" aufweisen (vgl. Häfner 1994) ? Weitergedacht wären dann Menschen, die sich von Holzschutzmitteln geschädigt fühlen "Lösemittel-Hypochonder".

Es wirft sich schließlich die Frage auf, welche der Wirkungsmodelle bei diesen Patienten zutreffend sind.

Psychiatrisch-psychosomatische Kategorien ohne fundierte Begründung anzuwenden ist auch sozial äußerst problematisch, weil sie von den Betroffenen als diskriminierend wahrgenommen werden und die mit der Diagnose verbundene Therapieempfehlung auch nicht akzeptieren. Die Diagnosekriterien scheinen bei einigen Patienten nicht zuzutreffen.

Eine umweltmedizinische Diagnostik muß zusätzlich neben dem Biomonitoring der vermuteten Schadstoffe auch ggfs. eine Umweltanalytik im Wohnbereich oder an anderen Orten aufweisen. Bei negativen Befunden ist eine psychiatrische Verdachtsdiagnose gerechtfertigt. Diese Diagnose bleibt aber hypothetisch, bis eine psychiatrische Bestätigungsdiagnostik erfolgt ist. Sie muß folgende Elemente aufweisen:
psychiatrische Exploration mit qualitativen Tests
Anamnese psychosozialer und biographischer Aspekte
psychopathologischer Befund (Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Affektivität, Antrieb, Ich-Funktionen usw.)
Beurteilung der Persönlichkeit
Beziehungsdiagnostik (vom Arzt erlebte Anspruchshaltung, Vorwurfshaltung usw. des Patienten)
Klassifikation des Syndroms ( Wahnsyndrom, Angstsyndrom etc.)
Diagnose u. Differentialdiagnose nach Kriterien der ICD-10 und/oder des spezifischeren DSM-III-R
Quantitative Befindlichkeitsdiagnostik evtl. durch Befindlichkeitsskalen, wie die Bf-S von v. Zerssen (vgl. Bullinger 1992).
Alex
 

Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Beitragvon Anne » Samstag 1. Oktober 2005, 22:32

Falls es wirklich mal einem Umweltmediziner passiert sein sollte, dass er einen Patienten, bei dem wirklich seine Beschwerden auf "Alltagsstörungen" oder "nicht aufgearbeiteten Problemen" zurückzuführen waren, als umweltkrank eingestuft hat, verstehe ich die ganze Aufregung von Tretter & Co nicht.

Wie viele Fehldiagnosen und sog. Sorgfaltsfehler gibt es in der Schulmedizin und welch verheerende Auswirkungen haben diese im Allgemeinen auf den Patienten? Da werden Medikamente verordnet, die der Patient auf Grund seiner Vorgeschichte nie hätte einnehmen dürfen. Die Patienten bekommen Magengeschwüre und Magenblutungen, weil die Nebenwirkungen verschriebener Medikamente dies ausgelöst haben und der Mediziner, der sie verschrieben hat, dem fällt es meist noch nicht mal auf, worauf die Beschwerden seines Patienten zurückzuführen sind. Die vorausgegangenen Magenschmerzen hat er nur als "psychische Stressreaktion" gedeutet. So konnten die Nebenwirkungen seines verordneten Medikament ungehindert lebensbedrohliche Blutungen auslösen (wer in einem Krankenhaus arbeitet, erlebt solche Vorfälle nicht als Ausnahme!).

Die Geschichte der ärztlichen Falschbehandlungen wäre unendlich lang, würde man alles auflisten. Fast jeder kennt aus seiner eigenen oder der Geschichte von Bekannten oder Angehörigen solche oder ähnlichen schlimmen Vorfälle.

Aber warum, so frage ich mich, werden diese gefährlichen Sorgfaltspflichtverletzungen und Falschbehandlungen nicht von Tretter, Eikmann und Co ebenso energisch bekämpft, die sich ja angeblich so sehr für "Qualität" in der Medizin einsetzen?
Ganz im Gegenteil, hier wird sogar in der Regel der Mantel des Schweigens drüber gedeckt! Oder hat man von diesen "Medizinern" schon jemals gehört, dass sie [b]gefährliche[/b] Falschbehandlungen von Ärzten angeprangert haben? Da müssen wir wohl lange umsonst suchen....

Aus welchem Grund sollen die Umweltmediziner, die nicht gewissenlos den Interessen der Industrie folgen, jetzt für etwas herhalten, was an anderer Stelle vertuscht und verschwiegen wird?
Sollen diese Umweltmediziner jetzt zum Sündenbock erklärt werden, der stellvertretend für die Verfehlungen anderer Mediziner in die Wüste geschickt wird?

Anne
Anne
 

Tretter hat für MCS psychiatr. Erklärungsmodelle

Beitragvon Mary Poppins » Montag 3. Oktober 2005, 13:02

Der Mann scheint offensichtlich hin und hergerissen.
Mag sein, daß er Angst vor Regress bei Falschgutachten hat.

Mary Poppins
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