Greenpeace AT
Hochgradig verstrahltes Gemüse außerhalb der Fukushima-Evakuierungszone
Japanische Regierung setzt Anti-Informationskurs fort und Bevölkerung Gesundheitsrisiken aus
Wien/Tokio - Unabhängige Messungen des Greenpeace-Expertenteams in Japan ergeben deutlich erhöhte Strahlenwerte in Gemüse, das in den Randbezirken, der außerhalb der Fukushima-Evakuierungszone gelegenen Stadt Minamisoma geerntet wurde. Die Gesundheitsrisiken, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist und die äußerst mangelhafte Informationspolitik der japanischen Regierung sind bedenklich.
Mit Anfang der Woche hat ein zweites, internationales Greenpeace-Expertenteam seine Arbeit in Japan aufgenommen, um unabhängige Strahlenmessungen außerhalb der 20 Kilometer breiten Evakuierungszone rund um den beschädigten Fukushima/Daiichi-Reaktor durchzuführen. Dabei ergab die Überprüfung von Spinat und anderen Gemüsesorten eine deutlich erhöhte Strahlenbelastung, die weit über den von der japanischen Regierung festgelegten Grenzwerten für Lebensmittel liegt. Bei einer Spinat-Stichprobe wurde etwa ein Gesamtstrahlenwert in der Höhe von 70.000 bis 80.000 der radioaktiven Einheit Becquerel pro Kilogramm festgestellt. Laut Studien des japanischen Wissenschaftsministeriums sind 20 bis 30 Prozent dieses Gesamtstrahlenwertes auf Cäsium-137 zurückzuführen. Demnach liegen die Werte deutlich über den Cäsium-137-Grenzwerten der japanischen Regierung, die für Gemüse bei 500 Becquerel pro Kilogramm liegen.
"Das meiste Gemüse, das in den Gärten von Minamisoma wächst, ist hochgradig verstrahlt und nicht mehr für den Verzehr geeignet", so Greenpeace-Strahlenexpertin Rianne Teule. Sie leitet das Greenpeace-Team, das die Nahrungsmitteltests außerhalb der Evakuierungszone durchführt und weist auf die schlechte Information der Bevölkerung hin: "Die Besitzerin eines Gartens in dem wir verstrahlten Spinat gefunden haben, erzählte uns, sie hätte keinerlei Informationen darüber erhalten, dass ihre Gemüseernte gesundheitsgefährdend verstrahlt sein könnte und welchen Risiken sie und ihre Familie ausgesetzt sind. Dabei führt die Regierung laut offiziellen Berichten zufolge bereits seit 18. März Strahlentest bei Nutzpflanzen durch."
Weitere Strahlenmessungen des Greenpeace-Teams in verschiedenen Stadtteilen Minamisomas weisen eine radioaktive Strahlung von bis zu 4,5 Mikrosievert pro Stunde auf. Diese liegen deutlich über den Ergebnissen der einzigen offiziellen Messstation in Minamisoma, die bei 0,7 Mikrosievert pro Stunde liegen. "Unsere Messungen ergaben deutlich erhöhte Strahlenwerte außerhalb der 20 Kilometer-Evakuierungszone. Diese Strahlenbelastung stellt ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Doch derzeit wird den Menschen in Minamisoma außerhalb der vorgeschriebenen Evakuierungszone lediglich geraten in ihren Häusern zu bleiben. Das ist vollkommen inakzeptabel", so Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte.
Außerhalb der Stadt Minamisoma, wurden sogar noch höhere Strahlenwerte gemessen. So etwa in der Nähe des 30 Kilometer vom Unglücksreaktor Fukushima/Daiichi entfernten Dorfes Tsushim. Im Vergleich der dort von den zuständigen Behörden bekannt gegebenen Strahlenmesswerte von 32,7 Mikrosievert pro Stunde, ergab die unabhängige Messung der Greenpeace-Experten 47 Mikrosievert pro Stunde. Setzt man sich einem Strahlenwert in dieser Höhe aus, hat man die maximal verträgliche Jahresdosis an radioaktiver Strahlung innerhalb von 24 Stunden erreicht. "Die Evakuierungszone rund um den Unglücksreaktor Fukushima Daiichi muss angesichts dieser Strahlenwerte von der Regierung dringend neu eingeschätzt werden", so Jan van de Putte abschließend.
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