Hallo Dundee, möglicherweise habe ich deine Anmerkung über Müller Mohnssen falsch verstanden, aber ich verstehe es so, das du ihn für einen gegner und runterspieler in Sachen MCS hälst.
Ich jedoch kenne Artikel von Müller Mohnssen, die genau das Gegenteil sagen. Müller Mohnssen streitet in keinsterweise die existenz von MCS ab bzw psychiatriert sie. Ganz im Gegenteil, er wehrt sich und erklärt in extrem klarer Ausdruckweise die dahinterstehenden Gründe dahin wohin sie gehören: Schutz der chemischen Industrie, Schutz der sozialkassen.
Ein kleines Beispiel: nachfolgender link mit ein Protestbrief von Müller Mohnssen, in dem er sich scharf davon distanziert wie er in einem Spiegel Artikel über Haarausfall bei Handys zitiert wird:
http://64.233.183.104/search?q=cache:qUiF3hEAJl8J:http://www.hennek-homepage.de/selbsthilfeinitiative/newsep.htm+m%C3%BCller+mohnssen&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de&lr=lang_de
September 1999:
Prof. H. Müller-Mohnssen distanziert sich ebenfalls vom Spiegel
Nachfolgende Kopie des Briefes an den Spiegel von Prof. Müller-Mohnssen haben wir erhalten:
Prof. Dr. med. H. Müller-Mohnsen
Wasserturmstr. 39
D-85737 Ismaning/München
Tel. 089-969 444
Ismaning 28.9.1999
An
Herrn Stephan Aust
Chefredakteur "Der Spiegel"
20457 Hamburg
per FAX 040-3007 2247
Leserbrief zum Artikel "Haarausfall durch Handy" vom 20.09.1999
Sehr geehrter Herr Aust,
in diesem Artikel werde ich von Ihrer Mitarbeiterin Christina Berndt wörtlich zitiert: "früher nannte die Medizin Patienten, mit denen sie nicht zurechtkam, Simulanten", stichelte der Neuherberger Toxikologe Helmuth Müller-Mohnssen, "heute sagt man, sie hätten MCS.". In dem speziellen Zusammenhang des Artikels wird der -an sich richtig zitierte- Wortlaut so versatnden, als hielte ich MCS- und CFS- Patienten für Simulanten. Tatsächlich warne ich Patienten und Ärzte vor dem unbekümmertenGebrauch des Ettikets "MCS", da es nach der Sprachregelung des Bundes-Gesundheitsministeriums und der von der Finanzierung durch die Chemie-Pharma-Hersteller abhängigen Universitätsmedizin "Hysterie" (Ökohysterie) bedeutet und den Patienten in die Nähe der Psychiatrie bringt. Im Übrigen bin ich kein Toxikologe, meinen Namen hat Frau Berndt beim Werkschutz unseres Großforschungszentrums GSF erfragt und ich erinnere mich an kein Interview mit Ihr. Da ich somit keine Gelegenheit hatte, die Termini MCS und CFS aus meiner Sicht zu erläutern, bitte ich Sie, meine folgende Richtigstellung abzudrucken.
Das Interesse der deutschen Medien an der MCS (multiple chemical sensitivity) wurde im Januar 1995 durch die Pressemitteilung der BGA, heute BgVV, über das Ergebnis der "Berliner Pyrethroid-Studie" geweckt. Nach dieser Verlautbarung litt ein Drittel der 21 Probanten an MCS, die als rein funktionelle Störung ohne klinisch nachweisbare organische Veränderung hingestellt wurde. Etwa die Hälfte der Patienten hatte ich selbst für die Studie vorgeschlagen. Auch an einigen meiner Patienten wurde die Diagnose MCS exemplifiziert. Daher konnte ich direkt nachweisen, daß das BgVV und der Studienleiter Prof. Altenkirch die gut dokumentierten organischen Störungen wider besseren Wissens unterschlagen hatte. Damit ist der Tatbestand der Fälschung erfüllt.
Noch im Jahr 1995 berief das BgVV eine fachtagung über MCS ein. Obwohl die WHO festgestellt hat, daß die Ergebnisse dieser Tagung nicht Meinung der WHO wiedergeben, wird sie heute noch fälschlich als WHO-Tagung ausgegeben. Unter den Teilnehmern bestand Einvernehmen über die Bedeutung des Terminus "MCS", nämlich, daß er für eine idiopathische, also ohne erkennbarer Ursache entstandene Krankheit steht (MCs = "idiopathie environmental intolerances" IEI). Diuese Definition lehnt sich an die schon bestehenden Definition der CFS an (chronic fatique syndrom, K.FUKADA et al., 1994). Durch den Schlüsselbegriff "idiopathisch" werden MCS und CFS zu Buchstabencodes für Krankheiten, für die keine Rechtsperson als Verursacher verantwortlich zu machen ist und die deshalb auch nicht entschädigungspflichtig sind.
Ich habe mich in einer 735 Erwachsene umfassende Studie eingehend mit Patienten befasst, bei denen eine hohe Belastung durch Pyrethroid-Insektizide und klinischen Zeichen einer Vergiftung am Anfang der Erkrankung standen. Bei der Mehrzahl dieser Patienten entwickelte sich eine "MCS" und "CFS"-Symptomatik mit zeitlicher Verzögerung unter meinen Augen aus der Anfangssymptomatik heraus. Die gleiche Symptomatik habe ich bei etwa 300 Patienten registriert, die an einer Intoxikation durch andere Insektizide litten. Da aber die MCS- und CFS-ähnliche Symptomatik nachweislich Spätfolge einer Intoxikation, also nicht idiopatisch ist, trifft der Terminus MCS oder CFS nicht zu. Zur Abgrenzung verwende ich daher den Terminus "erworbene Chemikalienintoleranz" ("acquired intolerance against chemicals", AIC, Toxicological letters 1999).
Diese Bemühung um begriffliche Klarheit hat nicht nur theoretisch-wissenschaftliche, sondern vor allem praktisch-medizinische und juristische Gründe. Die Diagnose MCS, CFS ist eine Ausschluß-Diagnose, d.h. sie trifft zu, wenn andere Erkrankungen oder bekannte Ursachen, z.B. eine Vergiftung, ausgeschlossen wurden. Stösst man im Verlauf dieser differentialdiagnostischen Abklärung auf eine Intoxikation, so ist die "MCS"- und "CFS"-ähnliche Symptomatik nur Begleiterscheinung einer anderen Hauptkrankheit, ähnlich wie Schmerzen beim Knochenbruch, oder Kopfschmerzen beim Hirntumor. Bei einem frischen Knochenbruch stehen Schmerzen aus Sicht des Patienten ganz im Vordergrund. Der Arzt, der die Schmerzen als Hauptkrankheit ansehen und nur Schmerztherapie betreiben würde, statt die Krankheit an der Wurzel anzugehen, macht sich des Kusntfehlers schuldig.
Der Vorwurf des Kunstfehlers trifft auch die staatlichen Gesundheitsbehörden und die von Dtrittmitteln abhängige Medizin der Universitäten, wenn sie, um den Hersteller und potentiellen Geldgebern vor dem Vorwurf des Verursachers zu schützen, die Insektizid-Exposition als mögliche Krankheitsursache ex cathedra, nicht aber durch chemische Analytik ausschliessen. Da viele Patienten den toxischen Stoffen weiterhin ausgesetzt bleiben und sich die nicht aufgedeckten organischen Schäden verschlimmern, ist dies Vorgehen als kollektiv begangener Kunstfehler zu bezeichnen.
In der Sprachregelung der Hersteller, des Gesundheitsministeriums und Behörden sind MCS- und CFS- rein funktionelle Störungen, sodaß man sie auch als psychogen abtun kann, ohne ernsthaften Widerspruch in der Ärzteschaft befürchten zu müssen. Das wird zusätzlich begünstigt dadurch, daß die Bezeichnung "chemical sensitivity" dem Ausdruck "sensitiver Beziehungswahn", d.h. dem Psychiatrischen Fachausdruck für Hysterie ähnelt und deshalb als wahnhafte Beziehung zu Chemikalien verstanden werden kann (Toxikophobie). Nach meinen Unterlagen wurden die Sozialversicherungen und Berufsgenossenschaften schon 1995 dahingehend instruiert, daß MCS, CFS Ökohysterie bedeuten und die Betroffenen entsprechend zu behandeln, d.h. Entschädigungsansprüche abzulehnen sind. Ich bekomme heute noch Briefe von Betroffenen mit der Diagnose MCS, die mich um Hilfe bitten, weil sie als Simulanten diskriminiert und ihre Gesuche um adaequete Heilbehandlung, Entschädigung, notorisch abgelehnt werden. Der Arzt, der die Diagnose MCS oder CFS stellt, muß sich fragen, ob er so stark ist, daß er seinen Patienten vor den Angriffen und Beleidigungen schützen kann, die er diesem mit der Diagnose unausweichlich beschert.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr H. Müller-Mohnssen