Ich möchte einen Kommentar von Darkat hier kopieren, weil er mir besonders gut gefällt und die Problematik der Umweltkrankheiten in Deutschland sehr gut beschreibt:
Zitat
"Schon seit über 15 Jahren laufen Bemühungen immer wieder ins Leere, die wachsende Anzahl von CFS-Kranken und MCS-Kranken ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, eine medizinisch adäquate Versorgung zu gewährleisten.
Bemüht man das Internet als Auskunftsquelle, so findet man den Grund für dieses Dilemma:
Obwohl CFS unter G 93.3 gelistet ist, also nicht im Kapitel „Psychische und Verhaltensstörungen“, obwohl die WHO MCS in der Internationalen Klassifikation von Diagnosen ( ICD ) unter T78.4 im Kapitel „Vergiftungen, Verletzungen, andere äußere Ursachen" listet, gibt es in Deutschland etliche Mediziner, die Duftstoff- bzw. Chemikalienunverträglichkeiten sowie auch CFS in Zusammenhang mit einer psychischen Disposition sehen und die Kranken daher vorwiegend psychotherapeutisch versorgt sehen wollen.
Diese bestimmte Gruppe von (Arbeits-)Medizinern lanciert seit Jahren gezielt die „psychogene Ursache“ derartiger Krankheiten, unterstützt durch eine Anzahl namhafter Psychologen einer ganz bestimmten Schule. Dabei zitiert man sich in immer neuen Veröffentlichungen gegenseitig, bei konsequenter Umgehung relevanter Forschungsergebnisse aus dem Ausland und versucht den Eindruck zu erwecken, diese Meinung sei Konsens in der Ärzteschaft. Diesbezüglich kritische Leserbriefe beispielsweise von Ärzten des dbu an aerztezeitung.de werden nicht einmal veröffentlicht.
Zu erkennen sind Schriften dieser speziellen Richtung einerseits an der Verwendung von phantasievollen Krankheitsbezeichnungen, die laut Diagnosenthesaurus nicht einmal existieren (wie IEI, Ökochonder, Umweltsyndrom u.ä.), andererseits an der Verwendung eines speziellen Vokabulars, dessen Ungeheuerlichkeit jedem, benutzt in Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung, sofort auffallen würde. Ich jedenfalls habe noch nie gehört, dass Migränekranke subjektiv empfundene Schmerzen haben, Krebs eine Gesundheitsstörung ist und ein Tumor unbedingt mit Psychotherapie zu behandeln sei, weil man seine Ursache nicht kenne.
Diese Tatsache an sich wäre schon schlimm genug.
Tragisch dagegen ist, dass sich in Institutionen, Ämtern und Gremien, die die entsprechend zuständigen Ministerien beraten, inzwischen ausnahmslos entweder Personen befinden, die mit MCS- und CFS-Kranken bislang keine Berührung hatten (die daher auch keinen ausgleichenden Gegenpol bilden können), oder Personen, die Anhänger dieser sog. Psychothese sind. Mit anderen Worten: mittlerweile ist weder im SRU noch im UBA, noch in der Bundesärztekammer , im G-BA, im RKI oder in der Umweltkommission des RKI auch nur ein einziger Mediziner zu finden, der die international anerkannten offiziellen (rechtsverbindlichen !) Positionen vertritt.
Das gilt ausdrücklich auch für sämtliche Umweltambulanzen Deutschlands. Egal welchen Namen, der in den Umweltambulanzen beschäftigten Mediziner, man in Zusammenhang mit MCS als Suchbegriff im Internet eingibt, man findet ausschließlich Veröffentlichungen, in denen MCS als eigenständiges Krankheitsbild nicht anerkannt wird, in der Regel so formuliert, als sei diese Meinung Konsens in der Ärzteschaft. Dabei wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, Ergebnisse beispielsweise der Multicenter-Studie verfälscht wiederzugeben (selbst der Leiter dieser Studie geht in Fortbildungen so vor). Die Fortbildungsteilnehmer werden, sozusagen aus erster Hand informiert, sich natürlich nicht die Mühe machen, sich die Studie im Original anzusehen.
Hausärzte, Juristen, Studenten werden in Deutschland von Medizinern ausgebildet, die in rechtswidriger Weise behaupten oder suggerieren, dass MCS und CFS psychische, somatoforme Krankheiten sind, ohne Sanktionen deswegen befürchten zu müssen. Solcherart „ausgebildet“ sind Mediziner meist nicht in der Lage, diese Krankheiten zu erkennen. Weiterhin werden schädliche Therapien verordnet, wichtige Zeit wird vergeudet, was die Heilungschancen verschlechtert, immense Kosten im Gesundheitssystem verursacht und vor allem großes Leid bei den Kranken. Perfiderweise können diese, selbst wenn sie denn noch Kraft genug haben, sich nicht einmal vor Gericht wehren oder eine adäquate Behandlung erstreiten, denn Juristen wurden ja ebenfalls fehlinformiert. Dies betrifft auch die einschlägigen Sozialgerichtsverfahren.
Im ICD gelistete Krankheiten gelten völkerrechtlich als anerkannt. Da eine doppelte Kodierung, z. B. einmal als organische Krankheit, einmal als psychisch verursachte Krankheit verboten ist, ist schon allein die Behauptung, diese Krankheiten seien psychisch bedingt, rechtlich nicht zulässig. Ebenfalls nicht zulässig ist die Behauptung, derartige Krankheitsbilder existieren nicht.
Daher sind folgende Forderungen zu stellen:
Entfernung derartiger Mediziner aus dem Lehrbetrieb
Entfernung derartiger Mediziner aus allen Ämtern (einschließlich UBA)
Entfernung derartiger Mediziner aus allen beratenden Gremien
keine Forschungsgelder (wie bisher ausschließlich geschehen) an Mediziner, die bekanntermaßen eine psycho-soziale Ursache dieser Krankheiten behaupten
adäquate medizinische Versorgung durch Mediziner, die sich an die ICD-Kodierung halten einschließlich der entsprechenden Medikation (welche übrigens viel preiswerter ist als sinnlose Psychotherapie)."
https://sonstige.zukunftsdialog.spdfraktion.de/proposal/351-Rechtsanspruch_auf_angemessene_medizinis#