Aus der Geschichte bundesrepublikanischer Netzwerke
Experten berichten selbst:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=43259
Dtsch Arztebl 2004; 101(36): [14]
Otto, Matthias; Mühlendahl, Karl Ernst von
UmInfo (Umweltmedizinisches Informationsforum): Praxisnahe ärztliche Kommunikationsplattform
Supplement: Praxis Computer
Seit zehn Jahren nutzen vor allem Umweltmediziner, der öffentliche Gesundheitsdienst und Pädiater, aber auch andere Fachgruppen das Forum zum Erfahrungs- und Informationsaustausch.
Lange vor dem Internet-Boom, im Frühjahr 1994, startete das fachöffentliche Online-System, das heute als Umweltmedizinisches Informationsforum (UmInfo) bekannt ist. Die Anregung hierzu stammte aus den Reihen der umweltmedizinischen Beratungsstellen und Ambulanzen. Diese suchten nach einer geeigneten Kommunikationsplattform für den ärztlichen Erfahrungsaustausch zu interdisziplinären Themen, wie zum Beispiel Amalgam, Holzschutzmittel, Pyrethroide, Dioxine und elektromagnetische Felder. Zurzeit stehen Fragen zu Allergien, Mobilfunkfeldern, biologischen Agenzien, aber auch mediengetriggerte Themen wie Asbestfasern im Speckstein im Vordergrund.
Die technische Realisierung übernahm die damalige „Dokumentations- und Informationsstelle für Umweltfragen der Kinderärzte (DISU)“ in Osnabrück. In konzeptioneller Hinsicht entwickelte sich UmInfo zu einem Gemeinschaftsprojekt der DISU und des Robert Koch-Instituts in Berlin. Eine Anschubfinanzierung kam von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt; weitere Mittel stammten aus dem Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Gesundheit. Inzwischen wurde aus der DISU die „gemeinnützige Kinderumwelt GmbH“ und aus dem UmInfo-System ein gemeinsames Dach für verschiedene zugangskontrollierte Netze für die Fachöffentlichkeit (Abbildung 1).
Abbildung 1: UmInfo ermöglicht den Zugang zu verschiedenen fachspezifischen Netzen.
UmInfo umfasst auch allergologische, pädiatrische, dermatologische und mikrobiologische Fachbereiche. Hier ist insbesondere das ALLINFO (Allergie-Informationsforum) zu nennen, das konzeptionell analog zur umweltmedizinischen Plattform aufgebaut ist. Im Informationsteil jedes Fachbereichs werden relevante qualitätsgesicherte Informationen vorgehalten, wohingegen die Nutzer im Diskussionsteil fachliche Fragen stellen und Probleme diskutieren können. Neben dieser fachöffentlichen Ebene bestehen geschützte Bereiche (Intranets) für den Öffentlichen Gesundheitsdienst auf Bundes- und Länderebene, für zahlreiche Fachkommissionen und für Facharztgruppen. Mit seinen vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten leistet UmInfo einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung zwischen Ärzten, ärztlichen Fachgruppen, Bundesinstituten, Behörden und der Forschung.
Zurzeit nehmen knapp 4 000 Fachteilnehmer am Informations- und Kommunikationsforum teil. Die beiden größten Nutzergruppen kommen aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und aus der Pädiatrie.
Öffentlicher Gesundheitsdienst
Das Intranet des ÖGD deckt zusätzlich zur Umweltmedizin viele weitere Kommunikationsbedürfnisse des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ab, wie zum Beispiel den Infektionsschutz und das Meldewesen, Bioterrorismus, Trinkwasserüberwachung, Hygiene in öffentlichen Einrichtungen und das Gutachtenwesen. Neben der ÖGD-Bundesebene gibt es zahlreiche Unterebenen für verschiedene Bundesländer und auch eigene Bereiche für Gesundheitsingenieure und Hygieneinspektoren. Bedarfsgerecht können jederzeit weitere selektive Bereiche eingerichtet werden, beispielsweise zur lokalen
Gesundheitsberichterstattung und zu Schuleingangsuntersuchungen. Das ÖGD-Intranet vernetzt mehr als 60 Prozent aller Gesundheitsämter bundesweit.
Kinder- und Jugendärzte
Abbildung 2: Beispiel für eine Telekonsultation über PädInform: Viele Fragen lassen sich im kollegialen Diskurs zeitnah klären.
Die andere große fachärztliche Nutzergruppe sind Kinderärzte in eigener Praxis, im Krankenhaus und auch im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Ihr Intranet „PädInform“ ist 1996 in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. entstanden. Es hat sich im Verlauf von acht Jahren zu einem lebendigen Informations- und Kommunikationsmedium für den kinderärztlichen Alltag in Praxis, Klinik und ÖGD entwickelt. In circa 40 Foren wird tagesaktuell darüber diskutiert, was den Kinder- und Jugendarzt bewegt: fachliche Fragen, honorar- und berufspolitische Themen, Verlautbarungen und Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und anderes. Auch praktische Fragen, wie zum Beispiel die Auswahl einer geeigneten Praxissoftware, berufsrechtliche Themen und Wartezimmerbroschüren, werden berücksichtigt. Die Multimediafähigkeit des Online-Systems lässt bereits seit langem pädiatrische telemedizinische Konsultationen zu (Abbildung 2). Ein Modul zur pädiatrischen Fortbildung ist in Planung.
Weitere Intranet-Bereiche bestehen für Dermatologen (DermInform) und für fachärztliche Arbeitsgruppen, etwa zu neuropädiatrischen, pulmologischen und allergologischen Themen.
Technik
Technisch basiert UmInfo auf einem über das Internet zugänglichen Gruppenkommunikationssystem (FirstClass), das sämtliche modernen Kommunikationswege (E-Mail, Gruppenarbeit an Dokumenten, Integration bildlicher und akustischer Information, Chat-Bereiche, Web Publishing und anderes) bietet. Einzelne Teilnehmer und Gruppen können zeitnah per Mobilfunk über wichtige Nachrichten informiert werden. Innerhalb des Online-Systems erfolgt die Kommunikation transparent, beweisbar und nicht fälschbar – entsprechend den Anforderungen, die an ein medizinisches Online-System gestellt werden.
Darüber hinaus bestehen Schnittstellen zu Softwaremodulen, die bedarfsabhängig eingebaut werden können. Ein anschauliches Beispiel hierfür stellt das pädiatrische Archiv dar, das die Kinderumwelt gGmbH in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eingerichtet hat. Diese digitale Bibliothek (basierend auf dem FC MEMEX-Modul) indiziert automatisiert in Echtzeit viele Tausend Dokumente im Doc-, PDF-, ppt-, xls-, HTML- und XML-Format und unterstützt auch die Suche in verschiedenen Bildformaten (zum Beispiel per EXIF-Metainformationen). So wird der angesammelte „kollektive ärztliche Sachverstand“ in einer leicht recherchierbaren Wissensbasis gespeichert.
UmInfo hat sich zu einer modernen und sicheren Kommunikationsplattform entwickelt, deren Informations- und Kommunikationsbereiche von den Nutzern mit gestaltet werden. Der Zugang zur Plattform erfolgt passwortgeschützt über die neu gestaltete Homepage
http://www.uminfo.de sowie über die internetfähige Client-Software „FirstClass“, die kostenfrei bereitgestellt wird. Informationen zur Plattform, zur Anmeldung und Nutzung sowie zur Einrichtung neuer Intranet-Bereiche sind bei der gemeinnützigen Kinderumwelt gGmbH in Osnabrück erhältlich. Matthias Otto,
Karl Ernst von Mühlendahl
Kontaktadresse: Dr. rer. nat. Matthias Otto, Kinderumwelt gGmbH, Westerbreite 7, 49084 Osnabrück, Internet:
http://www.uminfo.de,
http://www.allum.de, E-Mail: info@uminfo.de