ZEIT online:
"Doch bei der Suche nach der Quelle des Ausbruchs wurde im Chaos der zuständigen und nicht-zuständigen Behörden und Institute wertvolle Zeit verplempert. Kaum begreiflich, dass das RKI nur beratend tätig werden darf, da Gesundheit hierzulande Sache der Bundesländer ist.
Nicht mal selbst entscheiden dürfen die Seuchenexperten, ob sie nun vor Tomaten, Gurken und Blattsalaten warnen. Denn für die Lebensmittelsicherheit ist das Bundesinstitut für Risikobewertung zuständig. Das untersteht nicht wie das RKI dem Gesundheits- sondern dem Verbraucherschutzministerium
Bakterien scheren sich wenig darum, wer für sie zuständig ist. Wissenschaftler und Gesundheitsexperten fordern seit Jahren eine Instanz, die im Seuchenfall handlungsfähig und zentral agieren kann – über Bundesländergrenzen hinweg. Denn im Kampf gegen eine Epidemie müssen die Verantwortlichen rasch handeln. Auch hier gerieten die deutschen Seuchenschützer an systematische Grenzen. Zwar sind Ehec-Infektionen meldepflichtig, aber bis das RKI davon etwas mitbekommt, können mitunter Tage vergehen. Der Begriff Schnelligkeit findet sich nicht in den Paragrafen des Infektionsschutzgesetzes. Gesundheitsämter müssen Verdachtsfälle nur wöchentlich und zunächst an die zuständige Landesbehörde übermitteln. Die hat wiederum eine weitere Woche Zeit, die Zahlen ans RKI zu melden. Ein direktes, elektronisches Meldewesen gibt es nicht.
Ganz anders in den USA. Hier können Krankheitsfälle und Infektionen sofort in eine Datenbank eingetragen werden, die Seuchenexperten im Hauptquartier der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) täglich analysieren. Häufen sich Infektionen, auch an unterschiedlichen Orten, wird dies rasch entdeckt. Zusätzlich gibt es in allen 50 Bundesstaaten seit 2001 Labors, die Stuhlproben von Erkrankten umgehend auf Krankheitserreger prüfen können, um die Keime anschließend auch genetisch zu untersuchen. Im Spiegel rät Robert Tauxe vom CDC: "Ein ähnliches System sollte nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa eingeführt werden.
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2011-06/krisenmanagement-ehec-kommentar