Frankfurts Geldbürger in Zeiten des Fluglärms

Frankfurts Geldbürger in Zeiten des Fluglärms

Beitragvon Juliane » Donnerstag 1. Dezember 2011, 20:16

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"Ob reich oder arm – Krach trifft alle: Auf dem Frankfurter Lerchesberg wächst die Wut. Über den Villen von Chefärzten, Bankiers und Notaren steuern im Minutentakt Flugzeuge die neue Nordwestlandebahn an


Doktor Krstic sitzt an seinem Esstisch, massives Holz, sehr edel, der Doktor lehnt sich zurück im Lederstuhl, er trinkt Cappuccino. Vor den bodentiefen Fenstern liegt ein gepflegter Rasen, daneben steht eine Trauerweide, dahinter die halbfertige Villa von Ioannis Amanatidis. Natürlich habe er keine Kontakte zu Al-Kaida, sagt Krstic, 48, aber wenn er sie hätte: Es gebe oben das Zimmer mit den Dachfenstern. Er würde es vermieten. Da könnten die mit ihren Gewehren dann machen. Flugzeuge kämen ja genug.

„Wenn der Euro zusammenbricht, dann ist ja eh alles vorbei. Dann hänge ich mir einen Pflug ans Auto und reiße diese Landebahn auf“, sagt Milivoj Krstic. „Dann gibt es soziale Unruhen.“

Es kann also gut sein, dass sie hier oben beginnen, Nobelring, Lerchesberg, Frankfurts feinste Adresse – noch. Seit dem 21. Oktober fliegen über dem Lerchesberg im Minutentakt die Flugzeuge zur neuen Nordwestlandebahn. Seitdem sprechen sie hier oben weniger über die schönen Dinge des guten Lebens, über Porsche und Sterne-Küche. Seitdem geht es um Grundrechte, um Demokratie. Um den kommenden Aufstand.

„Was wir hier erleben, ist eine kalte Enteignung“

Auf dem Lerchesberg leben Frankfurts oberste Zehntausend, in den Villen am Briandring und Nobelring haben sich Chefärzte eingerichtet und erfolgreiche Geschäftsleute, Konsuln, Notare, Bankiers. Die CDU kann hier auf eine treue Wählerschaft zurückgreifen, vor allem aber auf Menschen, die einer Stadt viel Stabilität geben, weil sie Unternehmen leiten, die Arbeitsplätze schaffen. Wer hier wohnt, geht abends auch mal dorthin, wo man Oberbürgermeisterin Petra Roth trifft oder Innenminister Boris Rhein (CDU), man kennt sich aus dem Wirtschaftsclub, sofern man nicht gerade ausgetreten ist, wie Doktor Krstic.

Auf Roth und Rhein ist er nicht mehr gut zu sprechen. Und schon gar nicht auf den ehemaligen Ministerpräsidenten Roland Koch. „Was wir hier erleben, ist eine kalte Enteignung“, sagt Krstic’ Frau Julia Mierke, 30, sie könnten ihre Häuser ja nicht mehr verkaufen, und Fraport nehme sie nicht, jedenfalls nicht zu dem Preis, den sie wert sind. Und drin zu wohnen sei unmöglich. „Es ist ja nicht nur der Lärm, es sind auch die Emissionen. Keiner spricht darüber, wie schädlich das ist, was da runterkommt“, sagt Mierke. Ihre Kinder lasse sie nicht mehr draußen spielen. Und nachts wachten sie auf: „Mama, mir ist laut.“......


Krstic und Mierke haben schon ihre Grundsteuer zurückgebucht, jetzt bereiten sie Klagen vor, vernetzen sich mit den anderen Villenbesitzern, mit Offenbachern und Flörsheimern......

Doktor Krstic sagt, er sei kein Linker, nie gewesen, er habe noch nie in seinem Leben gegen irgendetwas demonstriert. Aber das ändere sich gerade, auch wenn sein Anti-Fraport-Aufkleber am Schild seiner Praxis in der Goethestraße ständig abgerissen werde. „Wir werden uns nicht gefallen lassen, dass der Profit eines einzelnen Unternehmens über das Wohl der Menschen gestellt wird.“ Julia Mierke sagt, die Gewaltbereitschaft steige. „Die Leute haben nichts mehr zu verlieren.“



http://www.fr-online.de/flughafen-frankfurt/flughafen-aufstand-der-millionaere-gegen-den-fluglaerm,2641734,11244730.html
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Frankfurts Geldbürger in Zeiten des Fluglärms

Beitragvon Juliane » Donnerstag 1. Dezember 2011, 20:24

Werden die Reichen jetzt ein Fall für Prof. Eickmann?


Prof. Eikmann plant größte Fluglärmstudie

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