- ausführlicher Text siehe - http://www.aerzteblatt.de/archiv/32993/ ... cher-Sicht...Resümee
Patienten mit Gesundheitsstörungen im Sinne eines MCS, die auf die Umwelt bezogen werden, leiden unter einem Beschwerdebild, über dessen Ursachen und Entstehungsweise bisher keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen. Die in der Begriffsbildung vorgenommene Festlegung, nicht nur auf Auslöser der Beschwerden, sondern auch auf die Ursache der Krankheit, ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht angemessen. Sie wirkt sich darüber hinaus hinderlich auf die Durchführung weiterer unvoreingenommener Forschung aus.
Die betroffenen Patienten leiden erheblich. Sie sind nach den Regeln der ärztlichen Kunst unter Berücksichtigung des vorliegenden Symptomprofils zum Ausschluss einer bekannten und gegebenenfalls behandelbaren Erkrankung differenzialdiagnostisch zu untersuchen. Die primäre Vermutung einer psychiatrischen Genese ohne Bestehen entsprechender Positivkriterien ist nicht gerechtfertigt. Ebenso wenig hilfreich ist allerdings die unkritische Zuweisung einer „Umweltdiagnose“ mit dadurch bedingter iatrogener Fixierung. Ist eine bekannte Ursache nicht auffindbar, kann nach derzeitigem Kenntnisstand eine supportive Behandlung zur Vermittlung geeigneter Bewältigungsstrategien wissenschaftlich begründet werden.
Zurzeit liegen keine gesicherten Erkenntnisse über die Wirkung andersartiger Therapiemaßnahmen vor.
Die gesetzlichen Voraussetzungen, MCS unfallversicherungsrechtlich als Berufskrankheit anzuerkennen, sind derzeit nicht gegeben. Dessen ungeachtet kann das Vorliegen einer MCS-Symptomatik in den übrigen Sozialversicherungsbereichen berücksichtigt werden.
Dieses Papier wurde als Positionspapier vom Arbeitskreis „Klinische Umweltmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin erarbeitet. Im Arbeitskreis wirkten mit: Dr. med. Karl-Heinz Antonin, Dr. rer. nat. Michael Bader, Prof. Dr. med. Axel Buchter, Dr. med. Michael C. Dietz, Prof. Dr. med. Hans Drexler, Prof. Dr. med. Thomas Eikmann, Dr. med. Dieter Eis, Dr. med. Annegret Jaekel-Reinhard, Prof. Dr. med. Thomas Kraus, Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel, Dr. med. Dipl.-Chem. Herbert Lichtnecker, Dr. med. Michael Nasterlack, Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Dr. med. Andrea Otto, Dr. med. Alexander Petrovitch, Prof. Dr. med. Rainer Schiele, Dr. med. Markus Weihrauch, Prof. Dr. med. Renate Wrbitzky.
Manuskript eingereicht: 20.9.2001; revidierte Fassung angenommen: 21.5.2002
zZitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2474–2483 [Heft 38]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Renate Wrbitzky
Abteilung Arbeitsmedizin
der Medizinischen Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
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