Dr. med. Kurt E. Müller:
"Die Problematik der immer häufiger werdenden chronischen
Erschöpfung in der Bevölkerung hat gerade in
jüngster Zeit, insbesondere unter dem Schlagwort
Burnout, breites Interesse in der Gesellschaft und in
den Medien gefunden. Einige Autoren halten Burnout
für eine reversibel und das Chronische Erschöpfungs -
syndrom (CFS) für eine dauerhafte Form der
Depression. Die psychosoziale Bedeutung dieser in
der Bevölkerung zunehmenden Problematik ist unbestritten.
Sind deshalb aber auch die Ursachen auf dem
psychosozialen Feld zu finden? Die fehlende Spezifität
des Symptoms Erschöpfung lässt erwarten, dass
diese aus unterschiedlichen Gründen entstehen kann.
Aktuelle Forschungsergebnisse weisen zunehmend
darauf hin, dass chronische Entzündungen, die
klinisch oft unauffällig ablaufen (silent inflammation),
zu einer dauerhaften Immunaktivierung und einem
deutlichen Energieverlust führen können. Hierfür in
Betracht zu ziehen sind chronisch verlaufende Infekte,
autoimmune oder inflammatorische Prozesse durch
Umweltchemikalien des beruflichen und/oder
privaten Umfelds ausgelöst sowie inkorporierte
Materialien. Die dadurch ausgelösten immunologischen
Effekte können Wechselwirkungen mit der
neuroendokrinen Stressachse bedingen und auch die
Produktion von Neurotransmittern beeinflussen.
Unter ihnen ist Serotonin besonders hervorzuheben.
Auch die Minderung der Energiebereitstellung durch
Mitochondrien ist als wichtiger Pathomechanismus
erkannt. Wie für die Unterhaltung der chronischen
Inflammation spielt auch hierbei das Ausmaß der
Stickoxidbildung und die daraus resultierende
erhöhte Bildung von Peroxinitrit eine zentrale Rolle.
Der eingeschränkten Funktion der Superoxiddismutase
(SOD2) kommt bei der sekundären Mitochondropathie
eine wesentliche begünstigende Bedeutung zu.
Die individuelle Kompensationsfähigkeit von Stress -
reaktionen unterliegt genetischer Regulation. Die
Verlangsamung der Katabolisierung der Katecholamine
stellt einen individuellen Faktor der Suszeptibilität
dar. Die bereits vor der Geburt epigenetisch und dann
lebenslang und Generationen übergreifend modulierend
einwirkenden Einflüsse von Umweltfaktoren auf
die Funktion des Neuroendo krinoimmunsystems
(NEIS) werden bisher zu wenig beachtet.
Auf diesem Kongress wird die ganze Vielfalt der
Möglichkeiten interdisziplinär behandelt und diskutiert.
Ziel ist es, neben den sozialen Einflüssen auf
die psychische Gesundheit, die facettenreiche
Pathophysiologie der Erschöpfung klar darzustellen.
Notwendige diagnostische und therapeutische
Strategien werden erörtert. Der aktuelle Stand zu
dieser Thematik soll direkt in den praktischen Alltag
einfließen können."
Flyer
AUSGEBRANNT
WIRKLICH NUR PSYCHE?
PATHOPHYSIOLOGIE DER ERSCHÖPFUNG
INTERNATIONALER KONGRESS
15. – 17 . Juni 2012 in Würzburg
http://www.dbu-online.de/fileadmin/grafiken/Flyer/Kongress-Flyer15_17_06_2012.pdf