Antwort von Dipl.-Psych. Matthias Lukasczik
Sehr geehrte Frau Nussio,
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail zur Psychologie Heute-Meldung
"Gereizte Psyche", erschienen in der Januar-Ausgabe. Ich bedaure, dass
Sie mit dem Inhalt des Beitrags nicht einverstanden sind. Zu Ihren
Anmerkungen würde ich gern kurz Stellung nehmen und zunächst Ihre Frage
nach Autorenschaft und Finanzierung der Studie beantworten.
Die in der Meldung enthaltenen Informationen stammen sämtlich aus einem
Fachartikel von Anne Dietel und Mitarbeitern des Robert Koch-Instituts
in Berlin (RKI) und anderen Forschungsinstituten (Unis Aachen, Berlin,
Gießen, München) sowie Krankenhäusern, der 2006 in der Fachzeitschrift
"Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie" (Ausgabe 56)
erschienen ist. Die Studie wurde vom Umweltbundesamt im Rahmen des
Umweltforschungsplanes des Bundesumweltministeriums finanziell gefördert.
Bei der o. g. Zeitschrift handelt es sich um eine
psychologisch-medizinische Fachzeitschrift, deren eingereichte Beiträge
durch qualifizierte Wissenschaftler im Sinne eines "Peer Review"
begutachtet werden. Die im Artikel aufgeführten Informationen und
Darstellungen zum Thema MCS haben dementsprechend den
Begutachtungsprozess positiv durchlaufen. Anders gesagt: ich habe keinen
Grund gesehen anzunehmen, dass die im Fachartikel enthaltenen Angaben
und Informationen falsch sind. Gleichwohl gebe ich gerne zu, dass das
Krankheitsbild und die Aspekte, die mit ihm zusammenhängen, in der
Fachwelt und von den Betroffenen selbst durchaus kontrovers diskutiert
werden. In einer Meldung kann naturgemäß immer nur ein Ausschnitt aus
dem Ganzen dargestellt werden (in diesem Fall die Befunde der Studie des
RKI und anderer Institute), auch wenn das gerade bei einem "schwierigen"
Thema nicht alle an dieser Diskussion Beteiligten ganz befriedigen kann.
Falls durch meinen Artikel der Eindruck entstanden ist, bestimmte
Erklärungsversuche für die Entstehung einer Störung wie MCS seien
ausgeschlossen oder abgewertet worden, bedauere ich dies. Meldungen wie
die von Ihnen angesprochene sind indes in der Regel leserfreundlich
"aufbereitete" Zusammenfassungen bzw. Kurzdarstellungen aktueller
Studien - sie basieren damit auf nur einer veröffentlichten Arbeit. Für
eine umfassendere Berücksichtigung der vielen Facetten des Themas
Umweltkrankheiten und MCS würde sich ein größerer Artikel anbieten, in
dem eben auch die unterschiedlichen Positionen zum Thema ausführlicher
Raum finden können; das ist aber in dem Format einer Meldung nicht zu
leisten.
Ich hoffe, Ihnen trotz Ihrer berechtigten Kritik eine nachvollziehbare
Antwort gegeben zu haben; nochmals danke für Ihre umfassende Rückmeldung.
Eine schöne Weihnachtszeit und freundliche Grüße aus Würzburg
Matthias Lukasczik
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Dipl.-Psych. Matthias Lukasczik
Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
-Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften-
Klinikstraße 3
97070 Würzburg
Tel: 0931 - 31-2073
Fax: 0931 - 31-6091
Mail: matthias.lukasczik@uni-wuerzburg.de
http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de