Diagnose ist diskriminierend - was tun?

Diagnose ist diskriminierend - was tun?

Beitragvon Marlene » Sonntag 5. Februar 2006, 15:29

Im letzten Jahr war ich wegen depressiver Erschöpfung freiwillig einige Wochen auf der offenen Station einer Psychiatrie. Ausschlaggebend für diesen Schritt war u.a. auch ein dreimal gebrochener Fuß, der meine Beweglichkeit einschränkte. Dazu kam eine schwierige Wohnsituation aufgrund umfangreicher Bauarbeiten an meinen beiden Wohnorten. Dass ich überhaupt dort bleiben konnte, verdanke ich zwei Krankenschwestern, die mir ein provisorisches Einzelzimmer besorgten, nachdem ich im üblichen Zweibettzimmer nachts unter Atemnot usw. litt, wenn die Mitbewohnerin
von ihren nächtlichen Rauchpausen zurückkehrte. Auch durfte ich nach und nach mein eigenes Bettzeug und meine duftfreie Bettwäsche benutzen. Auf diese Weise und mit viel Aufenthalt im Freien konnte ich es dort 5 Wochen aushalten. Medikamente wurden mir nicht verordnet und hätte ich auch nicht genommen. Es war schwer, der Küche meinen kargen Speiseplan zu erklären, trotz Allergiepaß. Meine Ernährung passte in keines ihrer Kategorien und das war schon schlecht. So konnte es sein, dass ich 4-5 mal zu Mittag das gleiche Essen bekam usw. Als Privatpatient bekomme ich die Rechnung selber zugeschickt und damit auch die Diagnose des Chefarztes. Ich bin empört, dass mir meine Ernährung, die ich nach zahlreichen allergischen und pseudoallergischen Erfahrungen mit schwersten Symptomen letzlich als für mich verträglich herausgefunden habe, als "ängstlich vermeidendes und anakastischen Verhalten " ausgelegt wird, ebenso wahrscheinlich meine Duftempfindlichkeit, die auf dieser Station einer harten Probe ausgesetzt war. Und das, obwohl ich selbst in diesem Krankenhaus 2 mal nachts mit heftigsten Atemnot- und Durchfallbeschwerden aufgewacht bin und mir mein Antihistaminikum, im Beisein der Nachtschwester, dann geholfen hat. Was macht man bei solchen Diagnosen, die sowohl Allergien als auch MCS einfach ignorieren? Bringt es etwas, eine Beschwerde gegen die Diagnose
einzureichen? Muß man sich das einfach gefallen lassen? Brauche ich einen juristischen Rat; wenn ja, von welchem Fachanwalt?
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße, Marlene
Marlene
 

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Beitragvon Lady_Clarissa » Sonntag 5. Februar 2006, 21:51

hallo marlene da solltest du nach einem patientenanwalt schaun. ich habe es auch nur mit sehr grossen geschützen geschafft sachen aus meiner krankenakte gelöscht zu bekommen.
Lady_Clarissa
 

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Beitragvon Anne-1 » Montag 6. Februar 2006, 16:10

Hallo Marlene,

was du erlebt hast, ist üblich für MCS-Patienten. Es ist eigentlich nichts anderes als die Standard-Diagnose, so wie sie nach schulmedizinischer Weisung bei Patienten, die deine angegebenen Beschwerden äußern, vorgeschrieben ist. Warum du diese Diagnose bekommen hast und was und wer dahinter steckt, haben wir ja schon so manches Mal hier im Forum besprochen.
Das Tragische an der ganzen Sache ist nur, dass wegen solcher Fehldiagnosen die MCS-Kranken nicht nur nicht die richtige Hilfe bekommen können, sondern sogar noch kränker gemacht werden, als sie es ohnehin schon sind. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Menschen in den Psychiatrien sind, die vorher auf schleichende Weise durch Umweltchemikalien vergiftet wurden und nun dort durch weitere Chemikalien in Form von Medikamenten in einen Kreislauf gebracht werden, aus dem sie nie wieder herauskommen.
Auch zu meinem Bekanntenkreis gehört ein Arzt, der mit ca. 50 Jahren in die Psychiatrie eingewiesen wurde und der heute nach ca. 15 Jahren nicht wieder auf die Beine gekommen ist und ein seelisches Wrack ist. Bei ihm wurde nie eine Untersuchung auf Giftstoffe vorgenommen, obwohl er zahlreichen ausgesetzt war. Warum daran kein Interesse besteht, evtl. schleichende Vergiftungen nachzuweisen, dass wissen wir mittlerweile.
Wenn du etwas für Dich tun willst, würde ich Dir ebenso wie Lady_Clarissa raten, Dir einen guten Anwalt zu suchen, der Dir hilft, Dein Recht auf Menschenwürde durchzusetzen und dich gegen eine Fehldiagnose zu schützen, die deinen Krankheitsverlauf erheblich verschlechtern kann, weil eine angemessene Behandlung dadurch nicht möglich ist. Leider ist nicht jeder finanziell dazu in der Lage, die Möglichkeit des Rechtsbeistandes zu nutzen, wer es aber kann, sollte es möglichst tun.

Liebe Grüße
Anne
Anne-1
 

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Beitragvon Gast Alice » Montag 6. Februar 2006, 22:14

Hallo Marlene,

vielleicht kannst du dich erstmal bei der bürgerberatung der ärztekammer in deinem bundesland schlau machen. dann gibt es noch die internet site http://www.medizinauskunft.de mit vielen tipps zu patientenrechten.

Gruß Alice
Gast Alice
 


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