NDR Barschel (Schwarzkopf,Chemie,Affairen u. mehr)

NDR Barschel (Schwarzkopf,Chemie,Affairen u. mehr)

Beitragvon Katharina » Sonntag 26. März 2006, 03:48

Sehr interessanter Dokumentationsfilm auf NDR. "Die Nacht der norddeutschen Affären. Die Staatskanzlei - Barschels Fall / Deutschland 1989 / von Heinrich Breloer"
http://www..ndr.de/ndrtv_pages_special/0,,SPM2376,00.html?SID=54573288



Barschel war jüngstes Mitglied der CDU-Fraktion. Mit 29 heiratete er die Aristokratin Freya von Bismarck. Früh knüpft Barschel Kontakte zu der Industrie. 1977 gründet er zusammen mit einigen Industrieellen die "Stiftung Kreisherzogtum Lauenburg“. Barschel wird Präsident dieser Stiftung, die ihren Sitz im Herrenhaus Steinhorst hat. Das Herrenhaus gehört der Firma Schwarzkopf. Als Barschel 38 Jahre alt ist, wird er der jüngste Ministerpräsident Schleswig-Holsteins.

Barschel intrigiert während des Landtagswahlkampfes 1987 gegen seinen politischen Gegner Björn Engholm. Diese Rechtswidrigkeiten werden durch den Medienreferenten Reiner Pfeiffer später publik gemacht. Am 18.09.1987 versichert Barschel zwar in einer Pressekonferenz seine Unschuld, doch diese Versicherung stellt sich als falsch heraus und so ist Barschel gezwungen von seinen Ämtern zurückzutreten.

Am 10.01.1987 beauftragt Uwe Barschel seinen Medienreferenten Pfeiffer die Steuererklärungen Engholms überprüfen zu lassen. Er hofft einige Ungereimtheiten finden zu können, um ihn dann bei dem Finanzamt anschwärzen zu können. Wider Erwarten entdeckt Pfeiffer bei seinen Recherchen nichts, was man dem Finanzamt vorlegen könnte. Doch das hält Pfeiffer nicht davon ab, sich auf die Suche nach einer geeigneten Person zu machen , die bereit wäre, Engholm den Behörden zu melden. Nachdem er nicht fündig wird, erstattet er selbst anonym Anzeige.

Da die Steuerdenunziation nicht das gewünschte Ergebnis erzielt, wendet sich Pfeiffer am 13.01.1987 an einen ihm bekannten Kriminalpolizisten in Bremen, um eine Detektei ausfindig zu machen, die geeignet ist Engholm zu beschatten. Pfeiffer berichtet später, Barschel habe gesagt, die Kosten „kann ich natürlich nicht aus meinem Bürgerfonds oder einer anderen Etatstelle des Haushaltes abzweigen. Das wäre auch zu gefährlich. Ich habe eine viel bessere Idee“20. Seine „Idee“ ist es, den befreundeten Schwarzkopf-Geschäftsführer Karl Josef Ballhaus zu bitten für die Kosten aufzukommen. Dieser ist einverstanden, äußert nur den Wunsch, zudem noch den Moderator des Magazines „Monitor“ Klaus Bednarz beschatten zu lassen. Bednarz hatte über den krebserregenden Schadstoff Dioxan in Schwarzkopf-Haarwaschmitteln berichtet und dadurch den Zorn des Chemie-Konzerns auf sich gezogen.

Noch während die Beschattung Engholms läuft, ruft Pfeiffer am 5.02.1987 nach Weisung Barschels unter dem Namen „Dr. Wagner“ bei dem SPD-Abgeordneten Engholm an. Er berichtet ihm, eine Aids-kranke Person habe ihm gebeichtet, neben anderen Personen auch mit ihm intim gewesen zu sein. Die Absicht hinter diesem
Anruf ist es, „ Engholm zu schockieren, außerdem habe die Behauptung auch in der SPD und in der Öffentlichkeit verbreitet werden sollen“.

Am 18. Februar 87 beginnt Pfeiffer damit, bei der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWSH) und der Grünen böses Blut zu verbreiten. Sein Vorgesetzter Barschel befürchtet nämlich, diese Parteien könne dazu beitragen, dass die CDU aus der Landtagswahl als Verliererin hervor gehen könnte.

Im März bekommt dann auch UWSH-Presseprecher Stolzenburg einen plötzlichen Anruf von einem Herrn Pfeiffer von der Bild-Zeitung. Dieser droht ihm sowie einem weiteren Parteimitglied, deren ehemalige NPD-Mitgliedschaft öffentlich zu machen und „manch anderes Histörchen aus dem Vorleben von UWSH-Vorständlern“27 auszuplaudern. Auch die GRÜNEN versucht der Medienreferent (Pfeiffer) zu schädigen. Der Landesgeschäftsführer der GRÜNEN, Heino Schomaker, fällt ihm dabei zum Opfer. In seinem Namen schreibt Pfeiffer, beauftragt von Barschel, eine Stellungnahme zum Thema Engholm. Die Fälschung ist sehr professionell gemacht, der Brief ist versehen mit dem originalen Briefkopf der GRÜNEN und Pfeiffer hat sogar Schomakers „Sprachmusik aufgenommen.“28 Die fingierte GRÜNEN-Stellungnahme wird an alle wichtigen Zeitungen des Landes verschickt. Pfeiffer hat hierfür einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, er lässt die Stellungnahmen von seiner Sekretärin kurz vor Redaktionsschluss losschicken. So ist den meisten „Provinzblättern“29 keine Überprüfung mehr möglich und die Fälschung wird gedruckt.

Nicht nur Reiner Pfeiffer versucht alles, um die gegnerischen Parteien in ein schlechtes Licht zu rücken. Auf welchem Niveau der Wahlkampf von Seiten der CDU geführt wurde, zeigt die Verbreitung einer Falschmeldung in der CDU-Wahlzeitung „Schleswig-Holstein am Wochenende“, 1987

Am 31.05.1987 stürzt Uwe Barschel mit einem gecharterten Düsenflugzeug 150 m vor Beginn der Landebahn des Flugplatzes Lübeck-Blankensee ab. Der Flugzeugführer und die Kopilotin sind sofort tot, Barschels Leibwächter erliegt kurze Zeit später seinen Verletzungen. Barschel überlebt als Einziger den Flugzeugabsturz.

Am 9.09.1987, so Pfeiffer, bittet der Ministerpräsident (Barschel, CDU) ihn, zunächst ohne Begründung, ihm eine Wanze oder ein anderes Abhörgerät zu beschaffen. Später erklärt er seinem Medienreferenten dann, wozu er die Wanze benötigt. „Am nächsten Tag, morgens um neun, finde eine von ihm veranlasste Überprüfung seiner Telefonanlagestatt. Wenn die Sicherheitsbeamten dann eine Wanze fänden, dann sähe Herr Engholm (SPD) ja wohl schlecht aus“.33

(Pfeiffer legte Zeitschrift "DER SPIEGEL" Anschuldigungen gegenüber Barschel offen) Am 18.09.1987 findet die dramatische „Ehrenwort-Pressekonferenz“ statt. In dieser Konferenz gibt Barschel sein Ehrenwort, er habe mit keinem von Pfeiffers Vorwürfen etwas zu tun. Er lässt dieses Ehrenwort auch noch von acht Personen aus seinem Umfeld bestätigen. Barschel wörtlich: „Meine Damen und Herren, über diese eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holstein und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort, ich wiederhole, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind“.34 Zu Reportern sagt er später „die Vorwürfe gegen mich sind erstunken und erlogen“.35

Nach der Pressekonferenz verstrickt sich Barschel immer mehr in Widersprüche und obwohl seine Frau Freya immer loyal für ihn aussagt, kommen auch den Medien, in denen Barschel immer bedingungslos für seine Ziele kämpfen konnte, bald Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Ministerpräsidenten. Trotzdem heißt es nach dem Rücktritt Barschels in der Bildzeitung, er sei aus „ politischer Verantwortung zurückgetreten“. Oder aber der SPIEGEL und der STERN hätten gegen Barschel gearbeitet und ihn soweit gebracht. Auch die Aussagen von Barschels Freund Ballhaus werden durch andere Zeugenaussagen in Frage gestellt. Um den ehemaligen Ministerpräsidenten noch zu retten, versuchen einige Parteimitglieder die Schuld auf den SPIEGEL-Chefredakteur Erich Böhme zu schieben, der angeblich Pfeiffer seit Monaten gesteuert hätte.

(Barschel macht Urlaub um Abstand zu gewinnen) Am Morgen des 10. Oktobers fährt Uwe Barschel gegen acht Uhr morgens zum Flughafen von Gran Canaria, um von dort alleine über Zürich oder Genf nach Deutschland zu fliegen. Am Samstag, dem 11.10.1987 wird der ehemalige Ministerpräsident Barschel um 12.30 Uhr von dem „Stern“-Reporter Sebastian Knauer in dem Genfer Hotel „Beau Rivage“ tot aufgefunden.


Alles ausführlicher auf z.B.: http://www.re-hash.de/christian/facharbeiten/homepage/Facharbeiten/mareke.htm
Katharina
 

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